Schlagwort: Stress

10.11.2023/1

Es gibt Leute, die organisieren sich, um produktiver zu werden. Mehr zu „schaffen“, ihren Anforderungen gerechter werden zu können. Aber daneben gibt es gefühlt auch Menschen, die, indem sie sich organisieren versuchen, vor ihren eigentlichen Aufgaben zu flüchten. Im Internet sind Inhalte zu Notizprogrammen für den Rechner, zu Produktivitäts-Anwendungen oder anderen Methoden zur Strukturierung des Alltags populär. Gefühlt gibt es Menschen, die so lange organisieren, bis sie gar keine Zeit mehr für die tatsächliche Aufgabe haben.

Ich habe nun schon zweifach „gefühlt“ geschrieben, um derartiges zu beschreiben, denn: Es ist eben doch nur ein Eindruck von anderen Menschen, der sich nicht sonderlich gut belegen lässt. Zugegeben habe ich das auch noch nicht versucht. Von irgendwo wird dieses Gefühl, diese Wahrnehmung aber herrühren; vermutlich, wahrscheinlich.

Es ist ja irgendwie auch nachvollziehbar, oder? An der eigenen Organisation zu arbeiten, an dem eigenen Plan für den Alltag – das vermittelt zumindest ein gewisses Gefühl von Produktivität. Und das, obwohl man von den eigentlichen Aufgaben noch nichts erreicht hat. Vielleicht ist es auch leichter, sich der Planung zu widmen, als sich einer Aufgabe tatsächlich anzunehmen. Ja, dann zieht man sie eben vor, diese Planung; diesen Eindruck von Produktivität, der eigentlich gar nicht stimmen kann, wenn man eine Aufgabe ständig vor sich herschiebt.

Das Selbstversprechen, Aufgaben mit einer guten Planung schneller bewältigen zu können, während diese in den Vordergrund rückt, ist dann auch fraglich. Andererseits kann ich solche Produktivitäts-Versuche auch nachvollziehen. Wenn mir die Zeit knapp erscheint, durch die Finger rinnt, zum Beispiel. Dann fragt man sich schnell: Muss ich mich doch besser organisieren?

Keine Zeit?

Ich habe keine Zeit. Wie oft sagt man sich diesen Satz im Alltag eigentlich? Egal ob bewusst, oder nur im Hinterkopf. Ich habe keine Zeit. Dieser Satz ist vollkommene Ablehnung in vier Worten. Keine Zeit zu haben heißt auch, etwas anderes, wichtigeres tun zu wollen oder zu müssen. Und dann ist dieser Satz auch noch so absolut. Wer keine Zeit hat, der braucht eigentlich nicht weiter begründen. Denn die Begründung steht dann ja schon fest: Etwas anderes ist wichtiger, dringlicher oder auch erlebenswerter.

Keine Zeit zu haben – vielleicht ist das eine Entschuldigung, vielleicht eine Ausrede. Vielleicht ist es nur eine Schlussfolgerung aus einem stressigen Alltag, der nicht zulässt, etwas anders zu machen. Wer keine Zeit hat, der kann einfach nicht. Schluss, Basta, Ende und aus. Da bietet sich eigentlich nur wenig Raum für Diskussion, und wenig Platz für Zweifel noch dazu. Wer sagt, dass er keine Zeit hat, weiß zumindest gefühlt ganz genau, warum. Und wer diesen Satz zu hören bekommt weiß, dass er im Grunde nicht weiter nachfragen muss.

Aber wäre es nicht ziemlich langweilig, diesen Blogartikel mit einer so absoluten Aussage zu beenden? Was, wenn der Zeitmangel vielleicht doch nicht so eindeutig ist, wie man sich diesen vorstellt, wünscht oder einredet? Vielleicht lohnt es sich doch zu hinterfragen, ob die eigene Begründung für eine solche Aussage wirklich Stand hält. Kann man sich Zeit vielleicht nicht einfach nehmen? Gut, einfach ist hier vielleicht leichter geschrieben als die Realität das verlangt. Aber trotzdem: Ich habe mir jedenfalls auch Zeit genommen, diesen Blogartikel zu schreiben.

Effektiv prokrastinieren

Prokrastinieren – also etwas eigentlich wichtiges immer weiter vor sich herschieben, das macht doch jeder mal, oder? Manchmal scheint die Menge der Arbeit, die es zu erledigen gilt, einfach überwältigend groß. Da fällt es leicht, sich selbst irgendwo anders hin zu flüchten. Nur irgendetwas anderes zu machen, um abgelenkt zu sein, um sich in gewisser Weise verstecken zu können. Verstecken zu können vor den Dingen, denen man eigentlich nicht aus dem Weg gehen kann oder sollte. Ich prokrastiniere auch manchmal, und danach habe ich ein schlechtes Gewissen. Denn ich weiß: Eigentlich hätte ich die Zeit sinnvoller nutzen können. Und womit ich mich abgelenkt habe, war vermutlich auch nicht das, was ich eigentlich wollte.

Das ist für mich die klassische Form des Aufschiebens – die Art des Prokrasitinierens, für die man sich nachher womöglich gar vor sich selbst schämt. Aber als ich neulich so durch das Internet gegeistert bin, und einige Videos angesehen habe, ist mir noch eine andere Form davon bewusst geworden: Das effektive Prokrasitieren. Gut, eigentlich klingt das nach einem Widerspruch in sich. Ist es ja auch. Wie oben beschrieben, ist das Aufschieben von Aufgaben genau das Gegenteil von effektivem Arbeiten, es verhindert genau das. Aber für eine ganz bestimmte Situation macht dieser Begriff doch Sinn: In Hinblick auf das Prokrastinieren mit dem Hintergedanken, ja langfristig die eigene Effektivität zu steigern.

Es ist wirklich verblüffend, wie viele Inhalte es im Netz zu verschiedenen Notizprogrammen, Aufgabenplanern und Kalenderanwendungen gibt. Ob in Text-, Audio- oder Videoform: Ich finde derartige Beiträge ziemlich interessant. Weil es für mich interessant ist, wie andere ihren Alltag sortieren. Weil ich mir davon vielleicht etwas abschauen könnte. Weil ich die Programme mag, und gerne mehr über diese herausfinden möchte. Aber jetzt mal ganz unter uns: Wenn ich mir stundenlang den Kopf darüber zerbreche, wie ich meine persönlichen Informationen und Notizen sortiere – komme ich dann wirklich mit meinen tatsächlichen Aufgaben voran? Nein, natürlich nicht. Aber man kann sich ja so schön einbilden, dass das Programm X viel effizienter für den eigenen Alltag wäre, und das man ja am eigenen Notizablauf doch noch etwas werkeln könnte.

Ja klar, das kann man sich leicht einreden. Es ist einfach, so etwas zu glauben, wenn man es sich selbst oft genug vorhält. Aber die Produktivität steigert das natürlich nicht. Besonders spannend finde ich übrigens Inhalte, die genau auf diesen Zusammenhang hinweisen – und sich trotzdem tiefgehend mit dem Thema beschäftigen. Das ist dann ja sozusagen schon eine doppelte Form des Aufschiebens, oder? Ach warte: Dieser Blogbeiträg ist in dieser Hinsicht ja kein bisschen anders. Das Problem anzuerkennen, heißt vielleicht einfach noch nicht, das Problem auch abzulehnen. So, und jetzt habe ich zu tun. 😉

6. September 2023

Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir die Zeit ein wenig zwischen den Fingern zerrinnt und die Stunden nur so vorbeiziehen. Das fällt mir am deutlichsten auf, wenn ich das überhaupt nicht gebrauchen kann. Wenn ich zum Beispiel Stress habe und bemerke, dass mir die Zeit davon läuft – naja, das macht es nicht wirklich besser. Und dieser Eindruck, der verstärkt sich in solchen Situationen dann nur noch weiter.

Ich glaube, dass es einen sehr feinen Unterschied gibt zwischen Stress haben und sich selbst in Stress versetzen. Klar, aus der eigenen Perspektive fühlt sich sicherlich beides nicht sonderlich angenehm an. Und einen Unterschied festzumachen, fällt zumindest mir ziemlich schwer. Manchmal ist es eben nicht so einfach, diesen nötigen Schritt zurück zu treten, um die Dinge im Zusammenhang betrachten zu können.

Als Außenstehender kann ich mich leicht über den selbst auferlegten Stress anderer wundern – aber dieses Hinterfragen ist bei mir selbst wesentlich weniger einfach. Gerade, wenn man sich selbst Stress macht, kommt noch hinzu, dass man bestimmte Dinge ja eigentlich erreichen möchte. Und dann von diesem Ziel abzurücken, macht den richtigen Umgang mit solchen Situationen noch schwieriger.

Eigentlich brauche ich es gar nicht so allgemein formulieren; denn ich selbst habe dieses Problem ja auch. Manchmal weiß ich nicht, wann ich wirklich Stress habe, wegen äußerer Faktoren – oder mich einfach nur selbst unter Druck setze. Aber vielleicht ist es schon ein Fortschritt anzuerkennen, dass beide Fälle durchaus eintreten können.

Positiver Stress?

Vorgestern habe ich einen Text zu Stress und Zeit veröffentlicht. Darin habe ich im Wesentlichen mein Verhältnis zu den Belastungen des Alltags beschrieben, die mir manchmal unausweichlich vorkommen. Im Fediverse habe ich dazu eine sehr interessante Antwort bekommen, über die ich mich sehr gefreut habe. In diesem Beitrag möchte ich auf die Gedanken von Heiko eingehen. Bitte lest den oben verlinkten Ursprungsbeitrag, ansonsten könnten die Inhalte dieses Beitrags etwas verwirren.

Für viele Menschen dürfte es schon einen großen Unterschied darstellen, ob man Dinge erledigen „muss“ oder will, die einem Spaß machen – oder einfach nur lästige „Pflichtübungen“ und/oder gar langweilige Routine sind.

Heiko via Friendica

Diesem Punkt möchte ich zustimmen. Auch in meinem Text habe ich mich sehr vage gehalten, zur ganzen Diskussion rund um den „positiven“ oder „negativen“ Stress. Insgesamt denke ich auch, dass sich eine derart genaue Definition nicht für diese Streitfrage eignet: Selbst wenn der Stress vermeintlich positiv anfängt, weil man etwas unbedingt erreichen möchte, ist nicht gesagt, dass das dauerhaft so bleibt. Positiver Stress ist nicht direkt ein dauerhaft positiver Stress, finde ich. Wenn das eigene Ziel am Anfang noch motivieren mag, am Ende aber eher zu einer Bürde wird, kann ich nur schwer von „positivem“ Stress ausgehen.

Ein anderer interessanter Aspekt ist meiner Meinung nach auch, dass man sich für die eigenen Ziele oft viel eher Zeit nehmen muss. Stress könnte also auch als das angesehen werden, was Menschen davon abhält, ihren eigenen Zielen und vielleicht auch wünschen nachzukommen. Wenn das eigene Ziel irgendwann unerreichbar scheint, steht für mich eher zur Diskussion, ob man dieses Ziel überhaupt haben sollte. Man scheint sich das ja anfangs anders vorgestellt zu haben.

Das Gefühl, Stress zu haben, ist wohl schon gerechtfertigt. Wenn man es zulässt, dass man von außen (zu)viel aufgeladen bekommt oder sich selbst zuviel zumutet. Oder wenn man meint, gestellten Ansprüchen fachlich oder zeitlich nicht entsprechen zu können. Man sollte sich fragen: „Muss man das überhaupt?“

Heiko via Friendica

Ich habe oft ein Problem, einfach einmal „nein“ zu sagen. Wenn man eine Frage bejaht, und dann versucht, irgendwie an eine Lösung heranzukommen, kann einem das manchmal ein bisschen einfacher vorkommen, als eine Person direkt sitzen zu lassen, oder? Dann aber zu merken, in welche Situation man sich da eigentlich hineingeredet hat – das fällt mir zumindest oft viel zu spät auf.

Zu den Ansprüchen: Das ist wohl ein wichtiger Faktor, der jede Aufgabe zu einer unangenehmen Stresssituation machen kann. Zu wissen, dass man am eigenen Verhalten, dem eigenen Schaffen oder sonst was gemessen wird, macht dieses „sonst was“ oft nicht wirklich besser. Zu oft höre ich, dass Konkurrenz die Qualität steigern könnte. Ich kann das einfach nicht so schnell akzeptieren: Klar, wenn sich einzelne anstrengen, können sie vielleicht mehr erreichen. Aber trotzdem kann eine Konkurrenzsituation auch immer zu Belastungen führen. Und deren Ausmaß scheint vielen, die diese Position vertreten, nicht immer direkt klar zu sein.

Wenn man sich nun aber selbst Ansprüche stellt, ist das meiner Meinung nach etwas anderes. Immerhin muss man sich nicht immer vor anderen verantworten. Und so lange man mit sich selbst im Reinen bleiben kann, kann ich es nachvollziehen, Ansprüche an sich selbst zu stellen. Schwierig wird es an einem anderen Punkt: Genau dann, wenn man nicht mehr selbst merkt, was man eigentlich von sich abverlangt.

Stell Dir mal vor, Du wärst plötzlich tot (hat mir mal ein Arzt erzählt :D). Und stell Dir vor, Du würdest da stehen und zugucken, wo Du selbst gar nicht mehr da bist. Alles, was Dir wichtig wäre, was Du meinst, erledigen zu müssen, zu erschaffen (meinetwegen auch nur Texte oder Fotos), all das würde auch ohne Dich stattfinden. Es würde sich selbst erledigen oder von anderen erledigt werden. Und wenn nicht, es würde niemanden stören, vielleicht sogar nicht mal von irgendwem bemerkt werden – denn Dich hätte es vll. interessiert, doch bist Du ja gar nicht (mehr) da.

Heiko via Friendica

Das muss man erst einmal sacken lassen, finde ich. Vielleicht kann das helfen, sich seiner eigenen Rolle bewusst zu werden. Ich weiß nicht, ob ich auf dieses Gedankenspiel auf die schnelle Antworten kann. Vermutlich muss ich einfach noch ein bisschen länger darüber nachdenken. Ich möchte hier nichts schreiben, was ich einen Tag später bereue. Ich weiß nicht, wie ich mir mein Leben ohne mich vorstellen würde – denn genau das ist ja das Paradoxon, dass hier ein wenig mitschwingt.

Genauso ist es mit allem anderen: Muss unbedingt diese eine Aufgabe XY zusätzlich erledigt werden – jetzt und sofort? Muss man jede E-Mail gleich beantworten? Muss man auch abends noch ans Telefon gehen, noch ganz schnell eine Message schreiben? Muss man unbedingt den Bus nachhause um 16:00 Uhr kriegen, wo der nächste doch schon in 20 Minuten fährt und man solange auch einfach in den blauen Himmel gucken könnte?

Heiko via Friendica

Sich selbst nicht zu hetzen – das ist glaube ich nie eine schlechte Idee. Manchmal blende ich aber vor dem Hintergrund irgendeiner noch so nichtigen Sache aus, das es darauf eigentlich gar nicht ankommt. So, dass ich gar nicht mehr merke, was ich da eigentlich hinterherlaufe. Aber mal ehrlich: Wer weiß so etwas denn immer schon vorher? Fehler zu machen, Sinnlosigkeiten, Belanglosigkeiten und alles was dazu gehört, ist das nicht auch ein bisschen menschlich? Sich aber selbst daran zu erinnern, was man hier eigentlich versucht: Das kann sicherlich nicht schaden. Ich bezweifle bloß, dass ich das in Zukunft immer rechtzeitig tun werde. Aber nicht mit Absicht. 🙂

Überhaupt nichts wäre anders, er[f]üllte man sämtliche Ansprüche sofort und möglichst vollständig und fehlerfrei. Die Dinge würden von anderen erledigt. Es würde niemand bemerken, wärest Du nicht da. Wenn man ehrlich ist: Es gibt keinen Grund für Stress, nicht für den durch andere oder auch einfach „nur“ selbstgemachten.

Heiko via Friendica

Allen Ansprüchen gerecht zu werden, ist vermutlich auch gar nicht so wirklich möglich. Und das ist ja auch nicht schlimm. Hier möchte ich es noch einmal klar sagen: Immer nach dem „Besten“ zu streben, lässt oft vergessen, ob man das denn auch wirklich möchte.

Ob es aber nie einen Grund gibt, wage ich nicht zu beurteilen. Mir jedenfalls kommt es so vor, als ob wir uns nur zu gern einen Grund einreden und dann vielmehr danach leben. Wie genau man das beurteilen sollte, das bleibt eine Aufgabe für jede und jeden einzelnen. Zumindest sehe ich das so.

So gesehen ist für mich auch angenehmer Stress eben nur das, was er ist: Stress. Ich kann 100mal Dinge gern tun, in gewissen Grenzen ist das sicher auch reizvoll. Spätestens aber wenn man sich zuviel auflädt, wenn man nicht so richtig zur Ruhe kommt (und das dann ob des eigentlichen gerne Tuns nicht mal bemerkt) stellt man vielleicht fest, dass es keinen „positiven“ Stress geben kann.

[…]

Wir nehmen uns alle zu wichtig. Und die Dinge, die uns von anderen gerne aufgebürdet, nochmal mehr.

Heiko via Friendica

Genau! Genau das meinte ich in einem der vorangegangenen Absätze. Und genau hier zeigt sich doch auch, wie vielschichtig das Thema eigentlich ist. Wenn manche ihren Stress von einer Seite angehen, und andere genau umgekehrt, versuche doch beide, irgendwie damit klar zu kommen. Wo die beiden Personen am Ende bleiben, habe sie ja irgendwie auch selbst zu verantworten. Irgendwie aber auch nicht, da es beinahe einen gesellschaftlichen Druck zu geben scheint, der sie dazu antreibt, mit „ihrem Leben klar zu kommen“.

Nichtsdestotrotz denke ich, dass das unsere Diskussionsfrage hier auch etwas mit einer Art Selbsterfüllung zu tun hat. Natürlich kann ich entspannt an eine Aufgabe herangehen – und ich denke auch, dass das oft wohl viel gesünder wäre. Doch manchmal fühle ich auch diese gewisse Leere, wenn ich mich selbst nicht einmal mehr daran erinnern kann, was ich an einem Tag gemacht habe. Weil ich mich nicht daran erinnern kann, oder will, oder nicht muss. Wo genau das herkommt? Gute Frage. Nächste Frage.

Das wir uns alle zu wichtig nehmen, steht denke ich außer Frage. Viel interessanter finde ich daher die Ursachen dafür – und vielleicht auch die Möglichkeiten aus diesem Verhaltensmuster auszubrechen. Vielleicht liegt es daran, dass wir alle immer mit anderen konkurrieren. Egal wo, irgendwo gibt es immer einen „Markt“, einen Pavianhügel oder andere Hierarchien. Diese umzuwerfen ist leichter gesagt, behauptet und geschrien – als getan.

Ich persönlich halte die Idee des positiven Stresses ja eher für eine Erfindung der FDP, um Leisstungssteigerung zu generieren – aber… das ist eine andere Geschichte. 😀

Heiko via Friendica

Dieser Gedanke liegt nahe, ja. Womöglich sollte man hier aber zwischen persönlichen und gesellschaftlichen Fragen unterscheiden. Aber natürlich ändert selbst diese Unterscheidung nichts an der Frage, inwiefern neoliberales Denken den Alltag vereinnahmt. Ja, das ist ein anderes Thema. Vielleicht sollte ich darüber auch noch einen dedizierten Text schreiben. Bis dahin verweise ich auf diesen Artikel aus meinem politischen Blog „other society“.

So… isch habe fertisch! 😀

Heiko via Friendica

Dann möchte ich dir für deine Anregungen danken. Das gilt übrigens auch für alle anderen Kommentare und Ideen zu meinen Texten und Blogeinträgen. 🙂

Weitere interessante Anregungen von Heiko zum Thema findet ihr übrigens im Fediverse. Das sind natürlich ganz subjektive Eindrücke, diese sind aber ziemlich lesenswert.

Stress und Zeit

In der nunmehr fast vergangenen Woche hatte ich wieder einiges zu tun. Solche Situationen regen mich in den freien Minuten, die mir in diesen Wochen bleiben, oft auch zum Nachdenken an: Was bedeutet es eigentlich für mich, Stress zu haben. Wie sehr besteht mein Alltag eigentlich aus Stress – und wo kommt dieser her. Immer wieder habe ich gehört und manchmal sogar behauptet, dass man sich selbst ebenso viel Stress machen kann. Und dieser Ansicht würde ich auch weiterhin zustimmen. Wer sich selbst anspornt, merkt manchmal vielleicht gar nicht, wie sehr der Bogen der eigenen Belastungsfähigkeit überspannt ist. Ich selbst habe auch hier und da das Gefühl, irgendetwas nicht zu schaffen, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Doch in solchen Situationen stehe zumindest ich auch ein bisschen, vielleicht nicht immer, aber hin und wieder ein wenig neben der Spur. Dann daran zu denken, dass man ja eigentlich nur darauf zu achten hätte, die eigene Zeit „besser“ einzuteilen, das macht die Lage dann auch nicht immer besser.

Vermutlich muss man mit Stress manchmal auch einfach klarkommen. Ich möchte hier keine psychologische Diskussion vom Zaun brechen; da könnte ich vermutlich gar nicht so viel beitragen. Trotzdem stellt sich oft die Frage, ob Stress in bestimmten Situationen wirklich „gerechtfertigt“ ist. Aber diese Frage ist ja nicht die einzige. Es geht doch auch darum, wo der Stress eigentlich herkommt. Natürlich kann man über positiven, irgendwie motivierenden und negativen, also belastenden Stress diskutieren. Ich denke aber, dass das im Grunde eine Frage der eigenen Einschätzung bleibt. Um das hier noch einmal deutlicher zu formulieren: Der Selbstreflexion.

Auf die Schnelle zumindest fällt mir so etwas nicht immer leicht. Und das ist vielleicht auch irgendwie nachvollziehbar, oder? Wenn man immer daran denkt, wie eine Situation aufgebaut und ein Problem gelöst werden kann, vergisst man vielleicht auch schnell, dass man selbst in diesen Lebenslagen steckt. Kommunikation, Austausch, Kontakte: Das ist ja keine Einbahnstraße. Aber in manchen Situationen wird das vielleicht nicht sofort deutlich. Dann einen Schritt zurück zu gehen, und von Ferne auf das eigene Handeln zu schauen, ist nicht so einfach. Zumindest empfinde ich das so. Nicht immer, aber manchmal. Und auch wenn man sich manchmal fragt, wie Leute ihr Handeln wohl vor sich selbst rechtfertigen können: Wann habe ich mich eigentlich zuletzt vor mir selbst gerechtfertigt?

Momentan habe ich das Gefühl, dass ich zumindest weiß, warum ich manchmal ein bisschen Stress habe. Und für mich ist genau das einer der wichtigsten Punkte, ohne den ich mit manchen Situationen viel schwerer umgehen könnte. Das ist wohl eine Frage der eigenen Ziele. Wenn man diese im Hinterkopf behält, weiß man vielleicht auch schneller wieder von dem großen „Warum?“. Momentan kann ich dank der Ziele, die ich mir selbst gesteckt habe, auch ein bisschen besser an etwas dran bleiben. Mich jetzt zu den Begriffen „Überforderung“ und „Herausforderung“ auszulassen, halte ich für übertrieben: Ich habe manchmal ein bisschen Stress, manchmal mehr und manchmal weniger Zeit. Aber irgendwie versuche ich damit umzugehen. Das mag nicht immer leicht sein. Aber vielleicht sollte ich mir dahingehend einfach keinen Stress machen.