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Zotero: Freie Software für den Uni-Alltag

Seit Anfang Oktober studiere ich Politikwissenschaft in Leipzig. Für mich war das eine ziemliche Umstellung, aber eine schöne: mit viel mehr Flexibilität und Eigenständigkeit, im Vergleich zu dem, was ich aus der Schule kannte. Aber: Meinen neuen Alltag musste ich auch erst einmal organisieren. Ein frei lizenziertes Programm hat mir dabei besonders geholfen: Zotero. Und ich habe es lieben gelernt.

Was ist Zotero überhaupt?

Zotero verwaltet Literatur. In dem Programm lassen sich Texte abspeichern und organisieren, Meta-Daten kann man direkt dazu schreiben. Das ist besonders für wissenschaftliche Quellen wichtig. Denn so macht es Zotero leicht, richtig zu zitieren. Das Schöne ist: Zotero ist freie Software, die Entwickler:innen veröffentlichen ihr Programm unter der Affero General Public License.

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Wer selbst schon einmal wissenschaftlich gearbeitet hat, dem ist Zotero sicherlich ein Begriff. Auch in den Seminaren die ich besucht habe, wurde mir immer wieder empfohlen, eine Literaturverwaltung zu nutzen. Gegenüber dem großen Konkurrenten Citavi hat Zotero meiner Meinung nach eindeutig die Nase vorn: Wegen dem offenen Quellcode – und weil es plattformübergreifend verfügbar ist. Wir Linux-Nutzenden schauen nämlich in die Röhre, wenn wir uns für Citavi interessieren.

Learning by doing

Als ich mir Zotero also vor ein paar Monaten installiert habe, dachte ich erst: Oh Gott, wie soll ich mich hier nur einarbeiten. Von wissenschaftlichen Arbeitstechniken hatte ich bisher nur sporadisch etwas gehört – und eine Literaturverwaltung habe ich vorher natürlich auch noch nie benutzt. Ich dachte: Dass meine Uni Kurse für Zotero anbietet – das wird wohl seinen Grund haben.

Nach ein paar Stunden Ausprobieren habe ich dann aber festgestellt: Zotero zu nutzen, das ist keine Raketenwissenschaft. Auch wenn Raketenwissenschaftler vielleicht auch Zotero auf ihren Rechnern haben.

Eigentlich ist das Programm sehr ähnlich aufgebaut wie ein klassischer Webbrowser: Einzelne Dateien können nämlich in Tabs geöffnet und gelesen werden. Einen Überblick über seine Texte bekommt man in einer Liste, die immer geöffnet ist. Mit ein paar Klicks lässt die sich in einer Ordnerstruktur sortieren, einzelne Dateien können nach Publikationsform abgespeichert werden. Das ist auch wichtig, denn dann kann man ganz einfach Informationen zu den jeweiligen Dateien eintragen. Wer den Text verfasst hat zum Beispiel, und wann, und in welchem Verlag er veröffentlicht wurde.

Ich muss zugeben: Wie Zotero funktioniert, habe ich mir hauptsächlich durch „Learning by doing“ angeeignet. Das spricht aber für das Programm, finde ich.

Ob LibreOffice oder Word: Zotero ist gut integriert

Die meisten verwenden Zotero vermutlich, um richtig zu zitieren. Das lohnt natürlich nur, wenn man Zotero auch in das eigene Schreibprogramm einbindet. Ich nutze im Alltag LibreOffice Writer, um Texte zu verfassen. Bei der Einrichtung hat Zotero auch gleich eine Erweiterung für LibreOffice installiert, jetzt kann ich direkt von LibreOffice aus eine Fußnote einfügen – oder aber einen Eintrag im Literaturverzeichnis.

Open book drawing, vintage literature“/ CC0 1.0

Bei der Installation der Erweiterung hat sich LibreOffice kurz über einen Fehler beschwert – aber anscheinend hat alles geklappt, Zotero und seine Erweiterung laufen reibungslos. Alternativ kann man den Literaturverweis auch einfach in Zotero kopieren und dann im Writer-Dokument einfügen.

Natürlich gibt es auch eine entsprechende Zotero-Erweiterung für Word. Sogar im Markdown-Editor Zettlr kann man Zotero einbinden. In Google Docs fügt sich die Literaturverwaltung auch problemlos ein.

Möchte man neue Quellen speichern, hilft eine Zotero-Erweiterung für den Webbrowser. Bei mir läuft sie in Firefox – und zwar ohne Probleme. Öffnet man eine Datei im Browser, wird sie meistens direkt von Zotero erkannt, als Buch zum Beispiel, oder als Zeitschriftenartikel. Dann kann man sie mit einem Klick auf die Erweiterung in der eigenen Bibliothek speichern. Selbst Webseiten lassen sich so einsammeln. Wenn Zotero aus einer Quelle keine Meta-Daten auslesen kann, lässt sich die Datei trotzdem als PDF abspeichern.

Ein täglicher Begleiter

Besonders lange studiere ich jetzt noch nicht – und doch ist Zotero für mich schon zu einem guten Begleiter geworden. Ich nutze das Programm nicht nur, um Hausarbeiten oder Essays zu schreiben. Bei mir landen eigentlich alle PDF-Dateien in Zotero, wenn sie mir im Studium über den Weg laufen. Das gilt sogar für Vorlesungsfolien oder Handreichungen.

Selbst meine Uni-Mitschriften habe ich mittlerweile in Zotero verlagert. Denn das Programm hat eine eingebaute Notizfunktion, auf Markdown-Basis. Und weil man in Zotero auch Anmerkungen an Texte und andere Dokumente schreiben kann, lese ich mittlerweile den Großteil meiner PDF-Dateien direkt in dem Programm.

Zotero ist also mehr als eine bloße Literaturverwaltung. Ein Blick lohnt sich, wenn man viel mit Texten zu tun hat. Was spricht denn dagegen? Zotero ist freie Software – und kostet auch nichts.

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Meine liebsten RSS-Reader unter GNU/Linux und Android

Wer viele Blogs verfolgen möchte, kommt um RSS-Reader nicht wirklich herum. Damit lassen sich RSS-Feeds sammeln, also sozusagen die Beitragsströme, die auf einer Webseite veröffentlicht werden. In dem Reader werden dann alle Beiträge in einer Liste dargestellt. Immer auf den einzelnen Webseiten nach Aktualisierungen zu suchen – das ist dann nicht mehr nötig.

Je nach Feed können die neuen Beiträge auch direkt in der Anwendung gelesen werden.

In diesem Beitrag möchte ich drei Feedreader vorstellen, die ich aktuell unter GNU/Linux und Android verwende.

Der Klassiker: Liferea

Liferea ist ein absolutes Urgestein unter den Feedreadern und wird schon seit 2003 entwickelt. Das Programm kann bei den meisten Linux-Distributionen einfach aus den Paketquellen installiert werden.

Neue Blog-Abos lassen sich direkt über die spezifische Feed-URL hinzufügen. Alternativ kann auch einfach die Adresse des Blogs angegeben werden, dann sucht sich Liferea selbst die konkrete Feed-Adresse. In den aller meisten Fällen läuft das reibungslos. Liferea bietet viele Einstellungen, zum Beispiel, wie oft nach neuen Beiträgen gesucht werden soll.

Auch das Lesen von Artikeln ist in Liferea sehr komfortabel: So bietet das Programm einen Lesemodus mit wenigen Ablenkungen. Ansonsten ist aber auch ein kleiner Browser auf Webkit-Basis integriert; damit lassen sich die Blogs auch direkt in Liferea aufrufen. Ein gesondertes Browser-Fenster muss man dann nicht mehr öffnen. Ich finde das wirklich praktisch, weil man nicht ständig zwischen Reader und Browser hin und her springen muss.

Der Flexible: Feedbro

Der Webbrowser ist das wichtigste Programm auf dem eigenen Rechner – zumindest für viele. Manche Menschen erledigen alles in Firefox, Chrome und Co. Auch Feeds lassen sich direkt im Browser lesen, dazu braucht es nicht einmal einen teuren Webdienst. Denn auch mit der Browser-Erweiterung Feedbro können Blogs und Nachrichtenseiten abonniert werden.

Feedbro bietet viele Optionen, die sich auch in klassischen Reader-Apps wiederfinden: eine Liste mit Abos, eine Liste mit neuen Beiträgen, einen Lese-Bereich. Wie bei Liferea können auch bei Feedbro neue Abos einfach hinzugefügt werden, indem man die Blog-Adresse angibt.

Praktisch sind auch die verschiedenen Anzeige-Modi, vor allem für den Lesebereich. Feedbro kann zum Beispiel Text und Bilder extrahieren, oder auch nur die Schlagzeilen anzeigen. Ich selbst nutze einen Modus, in dem die Blog-Seiten selbst als iframe eingebunden werden.

Feedbro lässt sich unter Firefox installieren und auch für Chromium-basierte Browser ist die Erweiterung verfügbar. Leider ist Feedbro aber nicht frei lizenziert, den Quellcode kann man also leider nicht einsehen.

Der Mobile: Feeder

Auf dem Android-Handy verwende ich den Reader „Feeder„. Die App ist quelloffen und kann über den freien F-Droid-Store installiert werden.

Auch Feeder verfügt über die grundlegenden Funktionen, die bei einem RSS-Reader dazugehören: Abos lassen sich angenehm verwalten und können in Ordnern organisiert werden. Die Einstellungen sind für den mobilen Einsatz optimiert, zum Beispiel kann man einstellen, ob Feeds auch unterwegs mit mobilen Daten aktualisiert werden dürfen.

Auch das Design der App ist zeitgemäß. Die App-Farben können angepasst werden: Feeder verfügt über einen hellen, einen grau-gedimmten Farbmodus, und einen tiefschwarzen Darkmode. Ein nettes Detail ist, dass sich die Akzentfarbe der App auf Wunsch am eigenen Hintergrundbild orientiert. Das ist bei vielen modernen Android-Apps möglich und wirkt sehr konstitent.

Leider lassen sich Abos nur über die direkte Feed-Adresse hinzufügen, zumindest so weit ich weiß. Allerdings kann man die eigene Feed-Sammlung leicht importieren, wenn man sie vorher als OPML-Datei abgespeichert hat. Eine Funktion zur Synchronisierung von Feeds zwischen Geräten ist aktuell nur als Beta verfügbar. Ich habe sie selbst noch nicht ausprobiert.

Fazit

Liferea, Feedbro und Feeder: Diese drei Apps haben es mir angetan. Natürlich gibt es für GNU/Linux noch eine Vielzahl anderer Anwendungen, zum Beispiel den Akregator von KDE. Auch für Smartphones gibt es noch andere Apps. Mir gefallen die drei Anwendungen aber zum Beispiel deutlich besser als teure Online-Dienste.

Mich würde interessieren: Nutzt ihr auch Feedreader? Und wenn ja: welche? Schreibt es gerne in die Kommentare. 🙂

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Distrohopping – Fluch oder Segen?

Hinweis: Den folgenden Text habe ich heute auf GNU/Linux.ch veröffentlicht.

Als ich mich zuerst mit GNU/Linux beschäftigt habe, fiel die Wahl meiner ersten Distribution auf Linux Mint. Ich hatte damit einen wirklich tollen Einstieg in die Welt des freien Betriebssystems – und auch in die FOSS-Gemeinschaft. Mir hat das Konzept dahinter sogar so gut gefallen, dass ich mich immer mehr mit den verschiedenen Aspekten der Software und der zugehörigen Community befasst habe. Ich habe versucht, mir möglichst viel Wissen dazu anzulesen, weil mich die Ideen hinter freier Software begeistert haben. Irgendwann bin ich dann auf die vielen weiteren Distributionen neben Linux Mint gestoßen, und es war um mich geschehen.

Mit der Zeit habe ich immer mehr Distros ausprobiert: Von Debian bis Slackware, von Manjaro und openSUSE bis zu Fedora, selbst Arch habe ich mir irgendwann angeschaut, um hier mal ein paar Beispiele zu nennen. Über die Monate und Jahre hinweg, in denen ich bisher Linux-Betriebssysteme verwendet habe, hatte ich Gelegenheit, so einige Projekte kennenzulernen. Und diese Gelegenheit habe ich auch genutzt. Mit dieser Verhaltensweise bin ich sicherlich nicht der einzige in der Community: Gerade Einsteiger werden oft zu „Distrohoppern“, die ihr Betriebssystem ständig wechseln. Zumindest kann dieser Eindruck aufkommen, wenn man sich die Diskussionen in den einschlägen Linux-Foren, zum Beispiel in den GNU/Linux.ch-Matrix-Kanälen anschaut.

Bei mir war das im Grunde nicht anders, das habe ich ja bereits beschrieben: Mein Interesse an freier Software hat mich dazu veranlasst, immer mehr davon zu testen. Dadurch konnte ich einiges hinzulernen, und die Stärken und Schwächen verschiedener Projekte herausfinden. Ich habe feststellen können, welche Software mir besonders gut gefällt, und welche eher nichts für mich ist. Eigentlich klingt das doch ziemlich positiv, oder? Denn nur wer sich wirklich mit einem Projekt, einer Anwendung oder eben einer Distribution auseinandersetzt, kann auch tatsächlich darüber urteilen. Vielleicht lassen sich so sogar Vorurteile ausschließen, was die Diskussionskultur in der FOSS-Gemeinschaft wiederum verbessern könnte. Aber ist das Distrohopping als ständiger Distributionswechsel wirklich so positiv?

Ja, ich sehe durchaus positive Seiten. Wenn man so über das Thema nachdenkt, kommen einem diese vermutlich auch am ehesten in den Sinn. Freie Software ist für viele ein Hobby, in das sie sich wunderbar vertiefen können. Das möchte ich auch niemandem absprechen – aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass es nicht wirklich sinnvoll ist, das Distrohopping so einseitig zu betrachten.

Für mich spielt hier zunächst ein ganz grundlegender Faktor eine Rolle: Distrohopping kostet Zeit. In einer euphorischen Begeisterung über die Ideen freier Software fällt das vielleicht gar nicht so sehr auf. Doch genau hier liegt die Krux, ein Problem, dass sich für mich schleichend immer größer angefühlt hat. Es lohnt sich, das Ganze einfach mal durchzurechnen: Mal angenommen, ein Installationsabbild für eine Distribution ist zwei Gigabyte groß. Je nach Downloadgeschwindigkeit kann es mit einer Wlan-Verbindung durchaus eine Viertelstunde dauern, bis das Installationsabbild überhaupt heruntergeladen ist. Danach muss diese ISO-Datei noch auf ein Installationsmedium, also zum Beispiel einen USB-Stick geschrieben werden – das dauert überschlagen auch eine Viertelstunde. Wenn die eigentliche Installation dann wieder eine halbe Stunde beansprucht, liegt ein Anwender bereits bei einer Stunde „investierter“ Zeit.

Aber hier hört es noch lange nicht auf: Denn wenn ein System einmal installiert ist, möchte es auch eingerichtet werden. Wieder vergeht eine Stunde, oder auch zwei. Auch Dateien und Webbrowser-Lesezeichen möchten importiert werden, das frisst auch wieder Zeit. Und was ist eigentlich, wenn auf dem neuen System auf einmal unerwartete Probleme auftreten, die gelöst werden wollen? Ich weiß nicht, ob ich meine Schätzungen hier zu hoch ansetze – aber im Grunde können Anwender bei einem Distributionswechsel mit mindestens zwei, vielleicht sogar drei oder mehr Stunden Arbeit rechnen. Wenn nun ein Distrohopper monatlich, vielleicht sogar alle zwei Wochen oder noch regelmäßiger das eigene System austauscht, kommen da wohl einige Augenblicke zusammen.

Natürlich macht man das als Linux-Anwender gerne, natürlich lernt man die neue Distribution dadurch besser kennen und sammelt Erfahrungen zu freier Software im Allgemeinen. Aber eine Frage muss doch erlaubt sein: Lohnt sich das wirklich? Ich kann hier nicht für alle sprechen, nur für mich selbst. Und für mich selbst muss ich leider feststellen, dass sich meine Eskapaden durch den den Linux-Dschungel nicht immer gelohnt haben, und das ich mir manchmal zu große Hoffnungen von einer Distribution gemacht habe.

Wenn auf dem eigenen Rechner eine Distribution die nächste überschreibt, oder die fünfte virtuelle Maschine der Woche angelegt wird, frage ich mich schon, ob das Distrohopping hier so wirklich positive Auswirkungen hat. Klar, man lernt dazu – aber muss man dazu wirklich immer ein neues Betriebssystem installieren? Im Grunde lässt sich mit den meisten Distributionen ohnehin ein Großteil jeglicher Arbeit erledigen, die man je von einem System abverlangen könnte. Trotzdem habe zumindest ich viele Distros ausprobiert. Manchmal habe ich mich sogar dabei erwischt, bei Distributionen explizit nach Gründen zu suchen, etwas anderes auszuprobieren. So kann Distrohopping doch auch keinen Spaß mehr machen, oder?

Im Grunde läuft die Diskussion, die ich hier anstoßen möchte, auf eine Frage hinaus: Wann wollen wir uns mit einer Distribution zufrieden geben? Denn es sind immer unsere eigenen Ansprüche, die hier im Vordergrund stehen, und erfüllt werden wollen. Ich würde aus heutiger Sicht nicht sagen, dass ich meine Distrohopping-Abenteuer bereue – aber manche waren vielleicht doch zu viel des Guten. Ja, ich weiß heute, welche Distributionen ich mehr oder weniger gern mag. Aber hätte ich das nicht auch anders herausfinden können?

Die meisten grafischen Oberflächen können unter den meisten bekannten Distributionen problemlos nachinstalliert und individuell konfiguriert werden. Trotzdem haben Distros, die diese Aufgaben übernehmen, einen Reiz. Kleine Distro-spezifische Hilfsprogramme klingen toll, wenn man in einem Artikel darüber ließt. Aber im Alltag braucht man sie vielleicht doch nur einmal im Monat. Jede Distribution findet mindestens eine Anhängerin, nämlich diejenige, die sie erstellt. Aber ob sie auch für die große Masse der Linux-Anwender eine Installation wert ist, bleibt eine ganz andere Frage. Und bei manchen Distributionen würde ich diese heute wohl ein bisschen anders beantworten, als noch vor ein paar Wochen oder Monaten.

Momentan läuft bei mir ein Debian GNU/Linux-System auf dem Hauptrechner – und ich bin sehr zufrieden damit. Ich habe mir diese Installation genau so konfiguriert, wie ich sie gerne hätte, und habe eigentlich keinen Grund, noch über andere Distributionen nachzudenken. Trotzdem weiß ich, dass mich die neue Ubuntu-Version interessieren wird, und dass ich beim nächsten Fedora-Release die Augen offen halten werde. Ob ich das wirklich sollte, oder müsste – da bin ich mir selbst nicht ganz so sicher.

Distrohopping kann Spaß machen, es kann ein interessanter Zeitvertreib sein. Freie Software ist ein Hobby, und es ist auch mein Hobby. Aber ständig das eigene System zu tauschen, keiner Distribution treu zu bleiben – das kann auch auf die Nerven gehen. Zumindest ging es mir so. Momentan habe ich eher Lust, mich tiefgehender mit einer Distribution zu befassen. Meine Wahl fällt dabei auf Debian – wenn das bei euch anders ist, ist das auch vollkommen in Ordnung. Den schleichenden Verdacht, mit dem Distrohopping eigentlich stets an der Oberfläche der Software zu kratzen, mit der man sich eigentlich auskennen möchte, den konnte ich mit der Zeit einfach nicht mehr ausblenden. Und das wollte ich irgendwann auch nicht mehr. Wie seht ihr das?

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FLOSS Netzkultur Schreiben

10. September 2023

Ich freue mich, denn ich habe es heute tatsächlich geschafft, noch einen Artikel für die Xfce-Serie zu schreiben, die am Montag auf GNU/Linux.ch starten wird. Hier ein kleiner Spoiler: Es ist ein kleines Tutorial geworden, wie man ein nerviges Piepgeräusch abstellen kann, das manchmal bei Xfce auftritt. Der Artikel dazu wird am Dienstag erscheinen. Ich bin wirklich gespannt, wie die Serie ankommen wird. Vielleicht finden sich bei dem Thema ja doch noch ein paar Gastautoren, die mitschreiben möchten. Mal sehen – abwarten, hoffen und Tee Kaffee trinken.

Element-Chat im Browser

Früher habe ich mich immer ein bisschen geärgert, dass der Matrix-Client „Element“, oder auch der Fork „SchildiChat“, nicht in den Debian-Paketquellen verfügbar ist. Heute habe ich mich aber auf eine Möglichkeit zurückbesonnen, die ich lange nicht mehr verwendet habe: Die Element-Entwickler bieten ihr Chatprogramm nämlich auch als Webapp an, die sich über jeden kompatiblen Browser aufrufen lässt. In Firefox hat diese zum Beispiel ganz und gar anstandslos funktioniert – was ich von der Desktop-Version unter anderen Distributionen nicht behaupten kann.

Allerdings verwundert es wenig, dass sich Element im Webbrowser genauso gut nutzen lässt, wie über einen nativen Anwendungsstarter: Der Client basiert meines Wissens nach ohnehin auf Electron. Und dieses Framework ist im Grunde nur eine Form des Chromium-Browser bzw. seiner Blink-Engine. Ich hoffe, dass ich das richtig verstanden habe, aber so sollte es sich im Grunde zusammenfassen lassen. Jedenfalls nutze ich Element jetzt über den Firefox. Und das funktioniert auch. Eigentlich ganz logisch.

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FLOSS

4. September 2023

Heute war ein langer Tag. Eigentlich sollte ich um die Uhrzeit wohl lieber langsam schlafen gehen. Ich halte mich also ein bisschen kürzer. So wirklich weiß ich gerade auch gar nicht, worüber ich heute schreiben sollte. Deswegen tippe ich einfach mal wieder drauf los. Klar, an solchen Tagen müsste ich auch nicht schreiben. Aber das Gefühl, es doch getan und irgendein Ziel erreicht zu haben, ist eben doch ganz schön.

Tipps und Tricks für Xfce

Mir ist wieder einmal eine Idee für eine Artikelserie gekommen. Jetzt mag man denken: Ach, wird aus diesem Ansatz für die Kaffeediffusion doch noch etwas? Naja, eigentlich würde ich die besagte Idee lieber auf GNU/Linux.ch umsetzen, das würde thematisch gut passen: In den letzten Tagen habe ich mir wieder einmal Xfce installiert. Alles in allem bleibt das wohl die Arbeitsumgebung, mit der ich einfach am besten zurecht komme, in die ich mich mittlerweile am einfachsten hinein finde und die meinen Vorstellungen insgesamt am nächsten kommt.

Xfce ist flexibel, funktional und anpassbar, aber trotzdem nicht übermäßig ressourcenhungrig. All diese grundlegenden Eigenschaften machen den Desktop für mich interessant – und ich habe das Gefühl, dass andere dieses Konzept ebenso ansprechen könnte. Meine Serienidee war daher, Xfce ein bisschen näher vorzustellen und Tipps für diesen tollen Desktop auszutauschen. Ich denke, dass das Ende der GNU/Linux.ch-Sommerpause da eine gute Gelegenheit sein könnte, um diese Idee umzusetzen.

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FLOSS Sonstiges

27. August 2023

Mein Schlafrhythmus

Hat irgendjemand schon meinen Blogartikel von Gesternabend gelesen? Ich hatte ziemliche Kopfscherzen, als ich den Beitrag verfasst habe und wollte eigentlich nur noch schlafen. Dass sich das nicht gut auf den Text ausgewirkt hat, ist vermutlich ziemlich selbsterklärend. Ich habe gestern ja schon von meinem kaputten Schlafrhythmus geschrieben – und heute muss ich das Thema einfach nocheinmal aufgreifen. Denn heute habe ich den freien Sonntag genutzt. Oder auch nicht. Irgendwie war das heute sehr komisch.

Kurz bevor ich gestern müde eingeschlafen bin, habe ich mir noch schnell einen Wecker auf acht Uhr gestellt. Ich dachte, dass das eine ganz vernünftige Zeit wäre. Neun Stunden schlaf klangen für mich auch nicht so schlecht. Aber aus irgendeinem Grund bin ich dann schon wieder etwa fünf Uhr munter geworden – und konnte einfach nicht wieder einschlafen. Gut, sechs Stunden. Das hatte ich mir so eigentlich auch nicht vorgestellt. Noch verblüffter war ich, als ich etwa zehn Stunden später wieder eingeschlafen bin, um zu den sechs doch noch drei Stunden hinzuzufügen. Meine Güte, das war heute mal was anderes.

Insgesamt habe ich heute gefühlt besser geschlafen, als in den Tagen oder Nächten zuvor. Aber mir kam es doch etwas befremdlich vor, mitten am Tag eingeschlafen zu sein, als ich dann wieder aufgewacht bin. Das mache ich eigentlich nie, außer wenn ich wirklich krank bin. Naja, vielleicht sollte ich daran ja auch mal ablesen, wie ungünstig mein Schlafrhythmus eigentlich wirklich ist. Mal schauen, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt.

Distrohopping

Fast so unbeständig wie mein Schlafrhythmus war in den letzten Tagen auch meine GNU/Linux-Installation auf dem Rechner. Denn eigentlich wollte ich ja zu Fedora wechseln, bin dann doch bei openSUSE gelandet und habe diese Distribution jetzt aber auch schon wieder verlassen. Ja, das klang in meinen Blogartikeln dazu vielleicht noch ein wenig anders. Aber als GNU/Linux-Interessierter ist es für mich eben doch ziemlich spannend, immer wieder neue Systeme auszuprobieren.

Die Desktop-Distributionen, die ich auf meinem Laptop laufen lasse, überzeugen eigentlich in der Regel. Wenn ich die Distribution dann doch wechsele, liegt das meist daran, dass mich ein anderes System noch ein bisschen mehr interessiert. Manchmal habe ich auch einfach mal wieder Lust, ein bestimmtes System zu verwenden.

So interessant die vielen verschiedenen Distributionen auch sein mögen, perspektivisch möchte ich mich schon gerne auf ein System festlegen. Zumindest für eine gewisse Zeit. Es ist dann doch noch etwas anderes, wöchentlich, gar täglich die Distribution zu tauschen oder alle paar Monate. Vielleicht finde ich ja irgendwann auch dieses perfekte System, bei dem ich dauerhaft bleiben möchte. Klar, beim Gedanken daran muss ich eigentlich ziemlich schnell an Debian denken. Aber momentan möchte ich irgendwie auch etwas neues ausprobieren – dann wiederum ist meine Debian- oder Ubuntu-Komfortzone doch recht angenehm.

Euch ist bestimmt aufgefallen, dass ich noch nicht beschrieben habe, welche Distribution momentan auf dem Rechner läuft. Natürlich kann ich über jede Distribution, die ich installiere noch einen gesonderten Blogartikel schreiben – aber in den letzten Monaten habe ich das eben schon für einige Systeme getan. Ich frage mich daher manchmal, ob es euch wirklich so viel Mehrwert bringen würde, wenn ich nocheinmal allgemein auf eine Distro einginge, die ich auf diesem Blog schon beschrieben habe.

In Zukunft möchte ich daher weniger darüber schreiben, wenn ich die Distribution wechsele, sondern lieber neue Gedanken, Erfahrungen oder auch Tipps und Tricks teilen. Dann könnt ihr indirekt ohnehin mitbekommen, welches System ich gerade verwende, wenn ich nicht gerade eine virtuelle Maschine nutze. Das ist bei mir aber verhältnismäßig selten der Fall, weil ich finde das gerade Gnome und KDE nur recht dürftig auf einem virtuellen Rechner laufen.

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OpenSUSE Tumbleweed mit Gnome: Es muss nicht immer KDE sein

Erst vor kurzem habe ich in einem Blogartikel angeschnitten, dass ich meinen Laptop auf Fedora 38 umgestellt habe. Jetzt habe ich diese Entscheidung bereits wieder überworfen und bin zu openSUSE Tumbleweed gewechselt. Allerdings habe ich bei dieser Installation eine Sache anders entschieden – denn die Wahl des Desktops fiel dieses mal nicht auf KDE Plasma. Und das, obwohl openSUSE als eine der besten KDE-Distributionen überhaupt gilt. Tja, es muss eben nicht immer Plasma sein, um mit openSUSE glücklich zu werden. Auch mit dem Gnome-Desktop bietet die offene Suse so einige Vorteile, die sich wirklich sehen lassen können: Ein solides, rollendes und damit aktuelles System, das dank YaST einfach zu warten ist – das klingt doch ziemlich gut, oder? Kleiner Spoiler: Gnome selbst läuft auch super.

OpenSUSE selbst ist eine feste Größe in der Linux-Welt, auch wenn sie sich von Zeit zu Zeit neu erfindet. Momentan zum Beispiel spielen die Suse-Entwickler auch in der ersten Linux-Liga, wenn es um die Implementierung von „immutablen“, das heißt unveränderlichen, Distributions-Technologien geht. Doch auch wenn ich openSUSE MicroOS-Desktop mit Gnome, heute schlicht „openSUSE Aeon“, bereits ausprobiert habe, landete heute wieder einmal Tumbleweed auf der Platte. Im Alltag komme ich derzeit einfach besser mit dem klassischen Distributionsmodell zurecht, die Vorteile der immutablen Distros bringen manchmal auch eine gewisse Umstellung mit sich. Und auf genau diese kann ich mit Tumbleweed verzichten.

Die Installation des Systems verlief von vorn bis hinten vollkommen unproblematisch. Mittlerweile habe ich den YaST-Installer wohl bereits oft genug genutzt, um mit diesem vertraut zu sein. Insgesamt ist der so gebotene Installationsprozess vollkommen in Ordnung und im großen und ganzen auch recht einsteigerfreundlich. Schade ist nur, dass openSUSE im Vergleich zu anderen Distributionen gefühlt immer etwas länger braucht. Das fängt schon beim Herunterladen des riesigen Installationsabbilds an und setzt sich bis zur etwas behäbigen Systeminstallation fort. Die Schritte, in denen der Nutzer selbst Eingaben tätigt, sollten dabei in der Regel aber schnell von der Hand gehen. Wartezeit muss man also nur bei der eigentlichen Paketinstallation gegen Ende einplanen.

Sobald das neue System einmal durchgestartet hat, begrüßt den neuen Nutzer auch schon der openSUSE-Willkommensbildschirm. Die Tumbleweed-Distribution wird mit einer sehr passenden Menge an vorinstallierten Paketen ausgeliefert. Dazu gehören neben LibreOffice, Firefox und Evolution auch Gimp für die Bildbearbeitung und Polari als Chatprogramm sowie einige Werkzeuge aus dem Gnome-Umfeld. Ich kann mich hier wirklich nicht beschweren, auch wenn ich natürlich noch einiges nachinstalliert habe.

Die offiziellen Paketquellen decken dabei meisten Wünsche in Sachen Softwarebedarf ab und bieten manchmal sogar eine kleine Überraschung. Zum Beispiel habe ich darin auch den Matrix-Client Element gefunden. Den hatte ich schon als Flatpak eingeplant – aber als natives Paket ist er mir sogar noch ein bisschen lieber. Mit dem YaST-Software-Installer landeten die Programme dann auch zuverlässig auf dem Rechner. Dass das wieder ein bisschen länger gedauert hat – sei’s drum. Der zypper-Paketmanager ist nicht unfassbar langsam, auch wenn er im Vergleich zu apt von Debian oder gar Pacman von Arch ein wenig mehr Zeit braucht. Ich kann eigentlich ganz gut mit diesem Paketmanager leben. Und das grafische YaST-Frontend ist natürlich auch noch einmal sehr nett.

Ich bin bis jetzt also ziemlich zufrieden mit dem neuen System. Gnome läuft sehr rund, und auch meine Lieblingsprogramme habe ich schon installiert. Das Backup ist bereits auf die Platte zurückgespielt, die Einrichtung des Systems aber noch nicht ganz abgeschlossen. Jetzt bin ich also gespannt, wie sich openSUSE so auf meinem Rechner schlägt. Wenn das System weiterhin so gut läuft wie jetzt, freue ich mich schon sehr auf die nächsten Wochen und Monate. So viel also zu meinen allerersten Eindrücken – mal schauen wie die nächsten Aktualisierungen dieser rollenden Distribution werden. Da bin ich gespannt wie ein Regenschirm. 🙂

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Die Grauzone der künstlichen Intelligenz

Es gibt bestimmte Themen, die plötzlich in den Nachrichten auftauen und dann ziemlich lange immer wieder behandelt werden – natürlich von unterschiedlichen Seiten und Betrachtungswinkeln, versteht sich. Eines dieser Themen ist zumindest gefühlt auch das der „künstlichen Intelligenzen“. Dabei geht es zum Beispiel um Chatprogramme wie „ChatGPT“ oder auch Bildgeneratoren wie „Stable Diffusion“.

Derartige Softwareprojekte basieren im Grunde auf einem recht ähnlichen Prinzip: Im Zuge des sogenannten maschinelle Lernens werden solche künstlichen neuronalen Netzwerke mit einer Fülle an Daten gefüttert, die dann abgefragt und passend kombiniert werden können. Die Ergebnisse, die ChatGPT und Konsorten also liefern, hängen zwangsläufig davon ab, auf welche Daten diese Systeme zugreifen können.

Der Begriff der künstlichen Intelligenz klingt für mich recht futuristisch, ein bisschen nach Science Fiction und natürlich auch werbetauglich. In den letzten Monaten habe ich dazu viele Beiträge gelesen und auf unterschiedlichen Wegen davon gehört. Mein Eindruck bleibt: Manche der technischen und einige der gesellschaftlichen Auswirkungen und Ausprägungen der bejubelten und verschmähten KI bleiben schlicht noch ungeklärt. Oft eben auch eine gewisse Grauzone.

Eine besonders umstrittene Frage ist etwa, inwiefern künstliche Intelligenzen und die Entwickler und Firmen dahinter gegen das Urheberrecht verstoßen, wenn sie fremde Inhalte zum KI-Training nutzen. Dürfen die das eigentlich? Tja, gut das ich kein Jurist bin, der hier möglichst schnell eine Entscheidung fällen soll: Lernen die KI-Systeme wirklich oder saugen sie nur auf und geben wieder? Schaffen die künstlichen Intelligenzen nun neue Inhalte, wenn sie Bestehendes neu kombinieren? Ich denke, dass die Fragen berechtigt sind – aber einfach noch nicht geklärt.

Wie Golem.de berichtet, versucht zum Beispiel die amerikanische New York Times nun zu verhindern, dass diverse KI-Programme eine Bandbreite der angebotenen Inhalte zum Training verwenden. Dazu hat man Anfang August die eigenen Nutzungsbedingungen angepasst. Golem zitiert hier, dass so neben Text- und Bildinhalten auch „Illustrationen, Designs, Audioclips, Videoclips, ‚Look and Feel‘, Metadaten, Daten oder Zusammenstellungen“ geschützt werden sollen.

Ich finde diese Nachricht wirklich beachtlich. Nachdem nun schon lange darüber diskutiert wird, wie die künstlichen neuronalen Netzwerke und das Urheberrecht zusammenpassen, ist das eine verhältnismäßig klare Position. Laut Golem habe die NY-Times zwar auch einen Deal mit Google abgeschlossen, die ebenfalls an KI-Systemen arbeiten. Aber angesichts dem Dissens in der Diskussion und der scheinbaren politischen Starre in diese Richtung denke ich: Diese Meldung sollten wir mal im Hinterkopf behalten.

Bonus: Distrowechsel auf meinem Laptop

Da ich mir gerade nicht ganz sicher bin, ob ich noch einen eigenen Beitrag dazu schreiben möchte oder nicht, hier ein kleiner Bonus-Abschnitt: Ich habe wieder einmal die GNU/Linux-Distribution auf meinem Laptop gewechselt. Nachdem ich eine Zeit lang KDE neon verwendet habe, wollte ich jetzt mal wieder Gnome. Fedora ist eben eine klassische Gnome-Distribution. Gut, der Zwergendesktop ist oftmals der Standard in der Linux-Welt. So setzen Debian und Ubuntu auf Gnome als direkten Vorschlag bei einer Standardinstallation oder installieren die Umgebung eben direkt mit. Auch SUSE setzt für die eigene Enterprise-Distribution auf Gnome als Default.

Die Gnome-Integration ist bei Fedora definitiv sehr gut – aber die Distribution definiert sich natürlich nicht nur über den Desktop. Auch interessant ist der semi-rollende Veröffentlichungsansatz, bei dem einige Pakete auch unter den stabilen Versionen aktualisiert werden. Der Paketmanager DNF kommt für mich derzeit zwar nicht wirklich an apt von Debian heran. Aber die wichtigsten und zusätzliche interessante Funktionen bietet er allemal. Auch Fedoras innovative Vorstöße bei den immutablen Distributionen finde ich spannend. Mal schauen, wie sich Fedora auf dem Laptop so schlägt. Blogartikel kann man damit ja schonmal gut schreiben. 🙂

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Simple by default, powerful when understood.

Früher mochte ich KDE und den zugehörigen Plasma-Desktop wirklich nicht so sehr. Zumindest nicht so gern, wie heute. Damals habe ich mich oft darüber geärgert, wie kompliziert die Einstellungen bei KDE manchmal werden können – zumindest habe ich sie so wahrgenommen. Aber einen Aspekt finde ich da sehr interessant: Heute stehe ich ganz anders zu KDE – aber nachvollziehen kann ich meine damalige Frustration noch immer. Den Unterschied macht schlicht, dass ich mich mittlerweile eingearbeitet habe in die Desktop-Umgebung. Nur so konnte ich das volle Potential der Plasma-Arbeitsumgebung für mich entdecken.

Mein Verhältnis zu Plasma hat sich genau dann geändert, als ich mich wirklich darauf eingelassen habe. Denn schon davor habe ich den Desktop ausprobiert – aber eben nur halbherzig. In virtuellen Maschinen vielleicht, oder als eine parallele Installation neben Gnome zum Beispiel. Dass Plasma da nicht im besten Licht dagestanden hat, sollte nachvollziehbar sein. Gerade Gnome und KDE ergänzen sich nebeneinander auf der Platte jedenfalls nicht wirklich. Probleme machen dann zum Beispiel der Login-Manager oder auch die Standardanwendungen und -Themes der verschiedenen Arbeitsumgebungen.

Wenn ich mich nicht auf Plasma eingelassen hätte, würde ich den Desktop heute vielleicht gar nicht nutzen. Und wenn ich mich nicht in die Arbeitsumgebung eingearbeitet hätte, würde ich sie heute nicht so sehr schätzen. Die Plasma-Entwickler stellen ihre Arbeit oftmals unter das Motto „Simple by default – powerful when needed“, zu deutsch: Standardmäßig einfach, mächtig wenn man es braucht. Diesen Slogan habe ich anfangs nicht verstanden. Das lag wohl an meiner Herangehensweise an die Arbeitsumgebung. Tja, Plasma habe ich mir eben immer kompliziert vorgestellt – und mich vielleicht deswegen nicht wirklich in die Nutzerführung die die Plasma-Entwickler vorgesehen haben, hinein versetzen können.

Heute freue ich mich jedenfalls über die vielen Möglichkeiten, die Plasma auf dem Desktop bietet, und ich bin froh, dass ich den Desktop nicht von vornherein abgelehnt und ausgeblendet habe. Mittlerweile ist es mir sehr gut möglich, eine sehr angenehme und funktionale grafische Oberfläche zusammenzustellen, die genau zu meinem Nutzungsverhalten passt. Ich weiß nicht, ob ich das auf diesem Blog bereits angesprochen habe: KDE wirkt für mich immer sehr vollständig, sehr komplett und eben nicht irgendwie zusammengeschustert. Ihr merkt: Heute verwende ich Plasma sehr gerne.

Ein weiterer Punkt, warum ich mich einige Zeit von Plasma ferngehalten habe, war die irgendwie ziemlich komplizierte Lizenz-Situation rund um das Qt-Toolkit. Als KDE aufgekommen ist, war dieses noch keine freie Software. Auch wenn die KDE-Programme selbst schon damals frei lizenziert waren, hingen sie doch in den Anfangsjahren immer von den seinerzeit unfreien Qt-Bibliotheken ab. Heute wird Qt in den aktuellen Versionen dual lizenziert, also sowohl unter einer freien Lizenz für quelloffene Projekte und zugleich unter einer unfreien Lizenz für proprietäre Projekte. KDE selbst sorgt mit der „KDE Free Qt Foundation„, der sowohl KDE- als auch Qt-Vertreter angehören, selbst dafür, dass Qt langfristig frei nutzbar bleibt. Es tut ziemlich gut zu wissen, dass KDE heute selbst darauf bedacht ist, langfristig eine Zukunft als freies Projekt wahren zu können.

KDE macht mir momentan sehr viel Spaß, und ich bin immer wieder ziemlich begeistert von den Möglichkeiten, die die Software bietet. Eigentlich ergibt sich für diesen Blogartikel nur ein sinnvolles Fazit: Wenn ihr damit hadert, ob ihr KDE ausprobieren solltet, kann ich euch die Software wirklich nur empfehlen.