Monat: Februar 2023

Gedanken zu GNOME, Teil 2

Oh Mann, GNOME ist schon sehr kontrovers: Eine Arbeitsumgebung, die vorgibt, wo es auf dem eigenen Desktop langgehen soll, dass gefällt nicht jedem. GNOME hat sich, seit dem man den Weg des Minimalismus für sich entdeckt hat, nicht nur Freunde gemacht. Das steht fest. Das Konzept der GNOME-Erweiterungen wird von manchen daher als unerlässlich angesehen. Man kommt ja nicht drum herum, meinen einige. Doch ist das wirklich der richtige Weg?

Traditionell machen diese GNOME-Erweiterungen nur Probleme. Mal wird eine nicht aktualisiert, mal bricht eine das gesamte Desktop-Schema, oftmals erkennt man Vanilla-GNOME gar nicht mehr wieder. Ja, auch ich habe schon GNOME-Erweiterungen eingesetzt, doch mittlerweile frage ich mich, ob das wirklich sonderlich sinnvoll ist.

Es scheint Menschen, da möchte ich mich nicht ausnehmen, oft schwer, zu schwer zu fallen, sich selbst umzustellen. Der Gebrauch eines Desktop-Computers oder Laptops trieft nur von Gewohnheiten, die sich, einmal erlernt, nicht so schnell ablegen lassen. Und nein, man muss diese nicht ablegen. Doch GNOME lädt nun einmal dazu ein.

GNOME stellt eine Alternative zur Gewohnheit dar, die natürlich mit der Zeit zu einer neuen Gewohnheit werden kann. Auch wenn GNOME-Shell einen massiven Bruch mit GNOME v2 darstellte, muss ich gestehen, dass sich GNOME im wesentlichen sehr kontinuierlich weiterentwickelt.

GNOME v3 ist im Jahr 2011 erstmals veröffentlicht worden. Die damals etablierten Bedienkonzepte finden sich auch in den heutigen 4x-Shells wieder. Aktivitäten hier, eine Fensterübersicht da, die umfassende Desktop-Suche und das Dash mit Schnellstartern. Im Wesentlichen hat sich das seit der ersten 3er-Version nicht groß geändert.

GNOME v2 war wohl dafür bekannt, sehr kontinuierlich weiterentwickelt worden zu sein. Von dem ursprünglichen harten Schnitt der GNOME-Shell einmal abgesehen, gilt das, wenn man genauer darüber nachdenkt, auch heute noch.

GNOME ist heute zwar anders als KDE, Xfce oder frühere Versionen seiner selbst (v2). Aber: GNOME ist, wenn man sich einmal eingearbeitet hat, doch gut nutz- und auch erwartbar.

Die Änderungen, die hier und da vorgenommen werden, schrecken auch mich manchmal auf den ersten Blick ab. Aber immer, wenn ich mich dann doch einmal darauf einlasse, anstatt panisch zu KDE oder Xfce zu rennen, kann ich die Entwickler besser nachvollziehen. GNOME fordert förmlich dazu auf, sich selbst zu hinterfragen. Das ist eine Stärke, die nicht jeder Desktop für sich verbuchen kann.

Newsbots im Fediverse: Fluch oder Segen?

Im Fediverse findet man schnell ziemlich viele Newsbots, zum Beispiel von großen Tageszeitungen, Onlineportalen, Newsoutlets und vielen anderen. Fakt ist: Diese Newsbots liefern Unmengen Inhalte und füllen gerade bei Mastodon so eine lokale Timeline schon ziemlich schnell aus. Das könnte auch mit dem Aktualisierungsrhythmus dieser Bots zu tun haben, mir kommen deren automatisierte Posts immer sehr periodisch vor.

Ich frage mich daher, ob wir im Fediverse und in den sozialen Netzwerken wirklich gewinnen, wenn wir solche Newsbots auf der Plattform dulden. Damit meine ich nicht, dass große Nachrichtenportale nicht auf sozialen Medien vertreten sein sollten, ich muss es aber für mich selbst abwiegen.

Die lokalen und föderierten Zeitstrahle im Fediverse werden nuneinmal automatisch gefüllt. Das ist einerseits natürlich sehr praktisch, da es das “Entdecken” neuer Inhalte dann doch vereinfacht. Andererseits stellt sich die Frage, ob automatisierte Bots wirklich in soziale Netzwerke passen. Das wird beim Fediverse, das ja noch mehr auf Interaktion basiert als andere Netzwerke, vielleicht noch deutlicher spürbar.

Redaktionen haben keine Kontrolle und natürlich auch keinen gemeinschaftlichen Interaktionswillen, wenn sie auf einer Plattform nur als inoffizieller Bot vertreten sind. Während Tageszeitungen wie die taz mittlerweile offiziell im Fediverse sind, ist das bei weitem nicht die Regel. Sicherlich sind die zusätzlichen Inhalte für manche interessant, doch ist eine Plattform wirklich lebendig, wenn eine Timeline hauptsächlich von großen Internetportalen befüllt wird?

Die Frage bleibt, ob diese Bots die Diskussion anregen, oder allen einfach nur auf den Keks gehen: Ergänzen die Bots wirklich das Fediverse oder tragen sie nur dazu bei, die Plattform an die Mainstream-Medien anzugleichen?

In der Vergangenheit habe ich das Fediverse als ein sehr stark von Diskussionen und der Gemeinschaft an sich geprägtes Netzwerk empfunden. Das mag auch damit zu tun haben, dass wir in unserer kleinen Nische immer einen Grund gefunden haben, das Fediverse zu nutzen. Sei es, weil es eine Privatsphäre-freundliche Alternative ist zu den großen Plattformen, sei es, weil sich hier lange Zeit ungestört über noch so nerdige Themen diskutieren ließ.

Newsbots sind zwar nicht unbedingt neu, aber trotzdem stehen sie für mich zur Debatte, die sich nicht zuletzt um die Identität des Fediverse als ganzes dreht: Ein soziales Netzwerk hängt von seiner Nutzerschaft ab, darum wird auch das Fediverse nicht herumkommen. Das Interessante bleibt aber, dass sich das Fediverse ständig an vielen Ecken und Enden weiterentwickelt. Ob und wie das ganze später noch wiederzuerkennen ist, wird sich vermutlich früher oder später zeigen.

Wollen wir also wirklich Newsbots in unseren Timelines dulden? Eine Frage, die sich nicht für ein vermeintliches “Wir” beantworten lässt. Das Fediverse ist bunt genug, um nicht kollektiv auf eine Frage in Sachen Nutzbarkeit oder auch Einsatzzweck antworten zu können. Und das ist sicherlich gut so. Ich jedenfalls frage mich immer noch, ob ich die Bots nicht lieber doch stummschalten soll: Wird die Debatte dadurch erweitert oder doch abgedreht?