Schlagwort: Social Media

Bewusste Mediennutzung im Alltag

Hin und wieder habe ich das Gefühl, meine Zeit würde mir in bestimmten Situationen durch die Finger rinnen. Wenn ich etwa ein Video auf YouTube anschaue – und dann noch eins, und noch eins, und noch eins. Obwohl ich die Videos vielleicht gar nicht sonderlich gut finde. Ganz nebenbei finde ich es auch nicht so schön, mich auf einer Plattform wie YouTube aufzuhalten; Google und so. Mir geht das manchmal so, und ich finde das schade. Dann kommt bei mir schnell der Gedanke auf: Das müsste ich doch eigentlich mal selbst in die Hand nehmen, und mich nicht dieser Berieselung hingeben, die mich am Ende eigentlich nur nervt.

Tv Television“ von Pawel Kadysz/ CC0 1.0

Den eigenen Alltag bewusster zu gestalten, das hat für mich ganz verschiedene Vorteile: Einerseits ist da diese Kontrolle über die eigene Zeit, dank der man nicht in Situationen kommt, in denen man sich denkt: Das hatte ich eigentlich anders geplant. Und dann ist da ein weiterer Aspekt, der wohl vor allem meine Neugier anspricht: Anstatt mich einem algorithmisch generiertem Strudel an mäßig interessanten Inhalten hinzugeben, kann ich eben auch ganz bestimmt festlegen, welche ich konsumieren möchte.

Anstatt Webvideos in Dauerschleife zu schauen, lese ich lieber einen aufwändigeren Beitrag mehr, oder auch ein Buch. Dann sehe ich mir lieber aufwändiger Produziertes an oder höre Musik, Radio oder Podcasts. Der Grundgedanke, den ich für mich gern verinnerlichen möchte ist: Ich möchte mir dessen bewusst sein, was ich mir ansehe oder anhöre oder was ich durchlese.

Vielleicht ist das die Krux der Content-Algorithmen, wie sie es auf YouTube, Twitter/X oder Instagram gibt: Für mich fühlt sich das manchmal wie ein gewisser Kontrollverlust an. Ob das nur ein Eindruck ist, oder dieser auf einer sachlichen Grundlage beruht, ist schwer zu beurteilen. Im Grunde sind diese dazu ausgelegt, die Nutzer einer Plattform dazu zu animieren, auf das nächste Video zu klicken oder weiter zu scrollen. Um Qualität muss es dabei nicht wirklich gehen, sondern vor allem um eines: Aufmerksamkeit.

Gedanken zu Bluesky, Teil 2

Der Hype um Bluesky reißt noch immer nicht ab. Auch ich habe, nach meinem ersten Blogeintrag zu dem sozialen Netzwerk, einen Einladungscode zu dem Dienst erhalten und schaue mich seitdem regelmäßig auf Bluesky um. Es ist beeindruckend, wie viele Accounts es dort mittlerweile gibt, auch von bekannten Persönlichkeiten. Das, was sich Mastodon und das Fediverse scheinbar über lange Zeit aufbauen mussten, hat Bluesky gefühlt mit einer Twitter-ähnlichen Oberfläche und der einladungsbasierten Zugänglichkeit geschafft.

Bluesky Sunrays“ von Andrew Ruiz/ CC0 1.0

Eindrucksvoll ist das insbesondere auch, weil es Bluesky derzeit noch an sehr vielen Funktionen mangelt, die bei einem Microbloggingdienst eigentlich zum Standard gehören. Hashtags? Fehlanzeige. Trends? Gibt es nicht. Auch Direktnachrichten hat man noch nicht implementiert. Bluesky wirkt für mich wie ein sehr gehyptes und doch unfertiges soziales Netzwerk. Das ist technisch bedingt. Natürlich ist davon auszugehen, dass derartige Funktionen noch nachgereicht werden. Doch hier möchte ich auf den aktuellen Stand der Dinge eingehen – und der sieht eben keine Hashtags, Trends oder ähnliches vor.

Daraus ergibt sich eine merkwürdige Situation: Bluesky wirkt wie ein Netzwerk für Menschen, die sich bereits außerhalb dieser Plattform einen Namen gemacht haben. Ohne diesen wird man auf Bluesky zumindest gefühlt kaum oder gar nicht gehört. Denn es ist meiner Einschätzung nach nur sehr begrenzt möglich, eigene Inhalte einer breiteren, unbekannten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wie gesagt: Einfach mal unter einen Hashtag kommentieren, ist nicht. Die einzige Möglichkeit, außerhalb der eigenen Followerschaft gesehen zu werden bleibt, in einem der bestehenden Feeds aufzutauchen. Diese sind oftmals allerdings algorithmisch gehalten und lassen es nicht notwendigerweise zu, als Neuling einen Platz zu finden.

Ich nehme die Situation auf Bluesky derzeit so wahr: Die meinungsstarken Accounts hat die Plattform bereits für sich gewonnen, aber deren Follower kommen zu großen Teilen nicht in den Dienst hinein. Wird das Bluesky schaden? Vermutlich nicht. Denn langfristig ist klar, dass die Plattform ihre Pforten früher oder später auch für die breite Masse öffnen wird. Da durch die meinungsstarken, politischen Accounts der Dialog auf Bluesky bestehen bleibt, ist auch davon auszugehen, dass dieser Dienst seine Attraktivität auch bis zu einer Öffnung nicht verlieren wird. Denn genau davon lebt ein soziales Netzwerk – aktiven Nutzern.

Bluesky ist zwar spannend und gerade durch die dort vertretenen Inhalte und Menschen interessant. Komfortabel nutzbar finde ich den Dienst indes nicht wirklich. Denn viele der bekannten Microblogging-Funktionen fehlen für mich schmerzlich. Auch die tendenziell mehr auf algorithmische Sortierung ausgelegten Feeds sind für mich nicht das eine große Argument. Ich bin zwar interessiert daran, Bluesky auch weiterhin im Auge zu behalten. Aber auf Mastodon und im Fediverse allgemein halte ich mich lieber auf. Nicht nur, dass Mastodon einen deutlichen technischen Fortschritt zeigt. Nein, durch die chronologische Timeline und meine bestehende Vernetzung im Fediverse ist dieses tatsächlich dezentrale Netzwerk für mich ansprechender.

Die Mastodon-Roadmap

Mastodon ist momentan wohl die Social-Media-Plattform, die ich am meisten und ehrlicherweise auch liebsten nutze. Mir macht es in letzter Zeit sehr viel Spaß, Inhalte auf Mastodon zu lesen, zu diskutieren – und natürlich auch (mit-) zu teilen. Daher verfolge ich auch die Entwicklung des wohl bekanntesten Fediverse-Diensts sehr interessiert. Heute möchte ich deswegen auf eine besonders interessante Seite auf der Mastodon-Homepage hinweisen: Die öffentliche Roadmap. Darin beschreiben die Entwickler, an welchen Aspekten des Webdiensts, dessen API oder den offiziellen Apps für Android und iOS sie gerade arbeiten.

Ich selbst habe die Roadmap erst vor kurzem entdeckt, weil sie mir im Fediverse – auf Mastodon, wie könnte es anders sein – offenbart wurde. In einem Post habe ich nämlich festgestellt, wie sehr ich mich freuen würde, wenn Mastodon in Zukunft das Zitieren von Posts unterstützen würde. Und genau unter diesem Tröt wurde ich auf die Roadmap hingewiesen: Tatsächlich steht die Unterstützung für solche Zitate schon längst auf der Liste der geplanten Funktionen.

Es ist wirklich interessant zu wissen, was die Mastodon-Entwickler für die Zukunft planen. Das sorgt bei mir sehr für Vorfreude und verdeutlich auch, dass Mastodon eine lebendige und auch in Zukunft spannende Plattform sein dürfte. Ich jedenfalls finde es toll zu wissen, in welche Richtung es mit dem Dienst gehen soll. Das schafft auch eine gewisse Transparenz, die gerade in der momentan aufgeregten Social-Media-Landschaft rund um X/Twitter, wichtig ist. Mastodon ist eine Plattform, die mir schon als solche sympathisch ist. Angefangen eben auch auf dieser technischen Ebene. Ich bewege mich einfach gern dort, das merkt man mir vermutlich an.

Neben dem bereits angesprochenen Zitieren findet sich auf der Liste auch die Unterstützung für Gruppen. Diese ist sogar schon als in Arbeit markiert. Auch für die mobilen Anwendungen für die beiden verbreiteten Smartphone-Betriebssysteme stehen bereits interessante Entwicklungen auf der Liste. Vermutlich ist es an dieser Stelle bereits deutlich geworden: Wenn ihr an Mastodon interessiert seid, kann ich euch einen Blick auf die verlinkte Roadmap nur ans Herz legen.


Beitragsbild: Screenshot der verlinkten Roadmap (Copyright © 2023 Mastodon gGmbH)

Blog in Häppchen

Ja, ich schreibe hier schon wieder über das Thema Microblogging. Mich lässt das nicht los. Aber nachdem ich wirklich lange über diese Form zu schreiben nachgedacht habe, kam mir heute ein Gedanke: Der, des Blogs in Häppchen. Eigentlich klingt diese Idee ganz schön langweilig. Fast schon nach einer schnöden Definition für das Microblogging, das intuitiv ohnehin die meisten direkt verstehen. Aber mir geht es hier nicht direkt um einen möglichen Erklärungsansatz, sondern eher um ein Konzept zum Verbinden eines klassischen Blogs und eines Microblogs. Bevor ich aber darauf eingehen kann, wie dieses genau aussehen und wie ich es für mich umsetzen könnte, möchte ich zunächst auf meine Stellung zu beiden Veröffentlichungsformen eingehen.

Blog Text“ von Words as Pictures/ CC0 1.0

Das klassische Bloggen soll hier den Anfang machen, immerhin nimmt es in meinem Alltag eine ziemlich große Rolle ein. Das liegt, wen wundert es schon, an der Webseite, die ihr gerade lest. Für mich gehört mein Blog einfach zu meinem Tag dazu, spätestens seit den letzten Monaten. Seinen Reiz, Gedanken zu Ende gedacht, unverkürzt und uneingeschränkt auf einer unabhängigen Plattform veröffentlichen zu können – den hat der klassische Blog bis heute nicht verloren. Natürlich nimmt es Zeit in Anspruch, lange Blogeinträge zu verfassen. Aber das nehme ich nicht nur willentlich in Kauf, ich möchte es genau so. Denn in meinen Artikeln für die Kaffeediffusion habe ich die Möglichkeit, Themen zu verarbeiten, die mich gerade beschäftigen. Das ist mir sehr viel wert. Und meiner Erfahrung nach habe ich im klassischen Bloggen einen ziemlich guten Weg gefunden, diesem Bedürfnis nachzugehen. Gerade der Punkt, dass Blogs nicht verkürzt daher kommen müssen, spricht meiner Meinung nach für sich und für das Konzept.

Menschen für das Lesen eines solchen Blogs zu gewinnen, ist aber nicht unbedingt einfach. Eine „eingebaute“ Community, also eine Leserschaft, gibt es hier nicht von vornherein. So wie ich das mitbekommen habe, muss man sich eine solche als Blogger sehr langfristig erarbeiten. Oder sagen wir eher „erschreiben“. Klar, hier stellt sich wieder die Frage, ob man wirklich nach einer großen Öffentlichkeit für die eigenen Inhalte aus ist. Aber zumindest bei mir ist es so: Manche Themen und Gedanken gehören für mich an die Öffentlichkeit; ich möchte diese dann auch diskutieren. Bei anderen ist das vielleicht nicht der Fall. Wenn ich allerdings einen Blogartikel öffentlich ins Internet lade, kann ich auch nicht vor mir selbst behaupten, nicht zu wollen, dass dieser gelesen wird. Das ist ja auch nichts schlimmes, so lange man die Kontrolle darüber behält, wie diese Inhalte konkret ausgestaltet sind.

Gerade wenn es um den Punkt der Öffentlichkeit und den Aspekt der Diskussion geht, kommt mir das Konzept des Microblogs in den Sinn. Auf Plattformen wie Mastodon oder Bluesky tummeln sich Menschen, die etwas loswerden wollen. Aber eben auch Menschen, die kurzen Mitteilungen der anderen lesen möchten. Genau dieser Grundgedanke des Austauschs ist für mich interessant. Denn dieser ist es, der bei einem klassischen Blog wohl nur recht langfristig realisiert werden kann. Ich sehe hier also eine Chance, nämlich Öffentlichkeit für Inhalte zu schaffen, die sonst womöglich niemand sehen würde. Das ist wiederum die Chance, Diskussionen anzustoßen, die ansonsten ausbleiben könnten.

In der Vergangenheit habe ich die Eigenheit der Microblogs, nur wenige Zeichen pro Beitrag zu umfassen, mal negativ und mal hoffnungsvoll betrachtet. Einerseits ist für mich klar, dass es nur schwierig möglich ist, insbesondere politische Themen auf 240 oder 500 Zeichen herunter zu brechen. Für mich sind an dieser Stelle Missverständnisse vorprogrammiert, denn manche Fragen lassen sich nur komplex beantworten. Das ist auch einer der Gründe, weswegen ich bisher wesentlich weniger auf Microblogs im Vergleich zu meinem Hauptblog in Langform war. Andererseits wäre es natürlich schön, auch die Perspektiven der Menschen zu hören, die vielleicht keine Motivation oder Zeit haben, sich mit einem Blogartikel in langer Form auseinander zu setzen. Das ist für mich ein Teilpotential des Konzepts Microblogging. Aus dieser Motivation heraus denke ich, dass es sich durchaus lohnen könnte, die Stärken beider Blog-Formen zu verbinden. Und genau das ist das Ziel hinter meiner Idee des Blogs in Häppchen.

Natürlich ist es ganz einfach möglich, einen Link zu einem Blogartikel auf Mastodon oder ähnlichen Plattformen zu teilen. Damit lässt sich vielleicht auch eine Diskussion anstoßen; in der Vergangenheit habe auch ich interessante Kommentare unter derartigen Posts erhalten. Allerdings kann ich doch nicht wirklich erwarten, dass Menschen einen verlinkten Blogartikel dann auch immer lesen, um sich an einer Diskussion zu beteiligen. Wie oben erwähnt kann das ganz unterschiedliche Gründe haben, die ich auch respektieren möchte. Ein weiteres Problem ist, dass ein Blogartikel oft ganz unterschiedliche Aspekte eines Themas im Zusammenhang beleuchtet. Diese dann wiederum einzeln zu debattieren, würde eine ständige Spezifizierung erfordern. Das ist auf Mastodon und Konsorten wohl relativ anstrengend, und dem ein oder anderen raubt es wohl auch seine verbleibenden Zeichen.

Um ein Thema auf einer Microblogging-Plattform also sinnvoll diskutieren zu können, braucht es meiner Meinung nach eine gewissen Differenzierung des Inhalts. Ein übergeordneter Link allein reicht nicht aus, wenn man das Potential eines solchen Diensts wirklich nutzen möchte. Stattdessen möchte ich einen anderen Vorschlag machen: Zusätzlich zu einem einleitenden übergeordneten Beitrag wäre es doch sinnvoll, das Thema in Häppchen aufzuteilen. Also in einzelne Beiträge in einem Thread, der auf den ursprünglichen Beitrag folgt. Bei jedem einzelnen Beitrag bietet sich dann nämlich ein Ansatzpunkt für eine Debatte, wobei der Inhalt noch immer im Gesamtzusammenhang dargestellt wird.

Für manche ist vielleicht ihr Microblog sehr wichtig, für mich ist es mein klassischer Blog. Letzteren werde ich auch zukünftig wie bisher pflegen, weil er sich für mich so gut eignet, eigene Gedanken festzuhalten und Inhalte auszuformulieren. Allerdings denke ich, dass mein klassischer Blog und mein Microblog an vielerlei Stelle Hand in Hand gehen sollten. Der klassische Blog ermöglicht es, Inhalte darzustellen und weiterzudenken. Und zwar ohne, dass ein einzelner Teil dabei aus dem Kontext gerissen wird. Microblogs ermöglichen eine gewisse Dynamik und einen regen Austausch und sind damit wohl etwas weniger träge als klassische Blogs. Einen Blogartikel, den es sich zu diskutieren lohnt also zunächst zu veröffentlichen und dann gegebenenfalls wie oben beschrieben zusätzlich auf einem Microblog aufzuarbeiten – das birgt meiner Meinung nach großes Potential. Ich möchte dieser Idee nachgehen.

Wie genau sich ein solcher Vorschlag umsetzen lässt, und in welchem Rahmen, das wird sich sicherlich zeigen. Aber mir gefällt der Ansatz eigentlich schon jetzt. Endlich bietet sich für mich ein Weg, die Möglichkeiten des klassischen Blogs mit den Chancen des Microblogs zu verbinden. In einer zumindest konzeptionell halbwegs stimmigen Art und Weise. Ich mag auch, wie offen der Grundgedanke für ein weiteres Fortentwickeln ist. Denn wenn man einmal einen Thread mit eigenen Beiträgen verfasst, kann man darin natürlich auch dedizierte Hashtags setzen – nur mal so als Beispiel.

Was haltet ihr von dieser Idee?

Gedanken zu Bluesky

Der Twitter-Exodus geht weiter: Nachdem er im letzten Jahr insbesondere Mastodon viel Aufmerksamkeit eingebracht hat, ist Bluesky nun in aller Munde. Das ist ein soziales Netzwerk, welches ursprünglich von Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey ins Leben gerufen wurde, mittlerweile aber eigenständig geworden ist. Auch Bluesky plant – wie das Fediverse – zumindest zukünftig einen dezentralen Ansatz zu verfolgen. Anders als Mastodon, Peertube oder writefreely zum Beispiel setzen die Bluesky-Entwickler allerdings nicht auf den Protokollstandard ActivityPub sondern formen ihr eigenes „AT-Protokoll“. Die Dezentralität ist momentan allerdings nur ein Plan und noch nicht in die Realität umgesetzt worden. Auch an anderer Stelle ist Bluesky noch nicht besonders ausgereift. So fehlen laut meinem Wissensstand bisher etwa die Unterstützung für Hashtags oder auch Direktnachrichten.

Bluesky befindet sich in einer öffentlichen Betaphase und ist wohl noch nicht für die breite Annahme in der Öffentlichkeit gedacht – vielleicht weil derartig essentielle Funktionen fehlen. Trotzdem ist der Dienst bereits jetzt in aller Munde. Wer Bluesky ausprobieren möchte, kommt derzeit nicht unbedingt „rein“, denn dafür muss man sich entweder auf eine Warteliste setzen lassen oder einen Einladungscode vorweisen. Auch ich selbst habe bisher noch keinen Zugang zu dem Netzwerk, dazu später mehr. Mich interessiert es aber allein schon deswegen, weil es momentan in aller Munde ist. Da stellt sich für mich ganz unweigerlich die Frage: Warum eigentlich?

Ein soziales Netzwerk in seiner frühen Anfangsphase, und dennoch sprechen alle darüber: Das ist wohl eine Situation, die nur Elon Musk hat bewirken können. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Bluesky unter normalen Bedingungen ebenso bekannt geworden wäre. Noch ist der Dienst übrigens auch noch nicht der Twitter-Nachfolger, zu dem ihn manche bereits erklären. Ursprünglich ist er sogar nur als ein Nebenprojekt des Netzwerks gestartet, dass heute X heißt.

Bluesky betrachte ich momentan nur von außen, und natürlich aus der Sicht des Fediverse. Auf Mastodon zum Beispiel hat eine ganz besondere Entwicklung eingesetzt: Immer mehr Menschen findet man auch auf Bluesky, oder aber sie fragen nach einem Zugangscode. Woran mag das wohl liegen? Mehrmals habe ich jetzt bereits mitbekommen, dass manchen ihre Aufnahme im Fediverse nicht gefallen hat. Zu viele Erklärung, nach denen eigentlich nicht gefragt wurde, so klingt für mich der Tenor. Zu kompliziert, gerade für ehemalige Twitter-Nutzer, nehmen manche Mastodon wahr.

Mir selbst ging das eigentlich immer anders. Ich habe mich in der Vergangenheit gern mit den sozialen und technischen Zusammenhängen hinter dem Fediverse beschäftigt. Mich fasziniert dieses einzigartige föderierte und gleichzeitig nicht-kommerzielle soziale Netzwerk auch heute noch. Ich habe auf diesem Blog auch schon ein FAQ geschrieben, um Einsteigern eine weitere Ressource bieten zu können, die den Einstieg in Mastodon und Konsorten vielleicht vereinfachen könnte. Für mich wirkte das Fediverse wohl schon deswegen nicht kompliziert, weil ich in dessen Struktur schon seit Monaten großes Potential sehe.

Dennoch ist meine Neugier für Bluesky geweckt. Zunächst schlussfolgere ich aus den vielen Anfragen nach Bluesky-Invitations auf Mastodon, dass dieser Dienst etwas falsch gemacht haben muss, wenn es um die Aufnahme von ehemaligen Twitter-Nutzern geht. Oder aber zumindest zu anders gewesen sein muss, als dass diese sich sofort hätten wohl gefühlt. Auch heute scheint da etwas im argen zu liegen, was Mastodon für manche unattraktiv macht. Vielleicht liegt das auch daran, dass Mastodon sich immer wieder erklären musste – selbst wenn das eigentlich einfach möglich war.

Wer das Fediverse kennt, kennt auch Mastodon. Wer aber Mastodon kennt, kennt noch nicht zwangsläufig das Fediverse. Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten über Mastodon berichtet, insbesondere in sehr großen Leitmedien. Immer wieder wurde das Thema der Dezentralität angesprochen, aber nur mehr oder weniger gut aufgearbeitet. Aber das Fediverse als größeres Ganzes blieb oftmals eben doch unerwähnt. Das Potential, dass Mastodon für mich entfaltet, kommt besonders durch seine Anbindung an ebenjenes Fediverse. Vielen ist diese aber vielleicht einfach noch nicht bewusst geworden.

Woran auch immer es gelegen haben mag: Mastodon hat zumindest für mich nicht seinen Charme, aber ganz deutlich seinen Hype verloren. Diesen hat man wohl an Bluesky abgetreten, selbst auf der eigenen Plattform. Sicherlich wird über dieses Thema noch viel geschrieben werden, vor allem aus dem Fediverse heraus. Ich stelle mir hier auch noch ganz viele Fragen, vielleicht kann ich diese in Zukunft für mich selbst beantworten. Fast kommt derzeit das Gefühl auf, dass der Aufschwung, den ich einst vermutet habe, doch kleiner als angenommen gewesen sein könnte. Klar ist: Wenn neue Nutzer sich nicht auf einer Plattform wohl fühlen, sind sie auch nicht für diese gewonnen worden.

Ich weiß momentan aber auch noch nicht, was ich von Bluesky halten soll. Für mich wirkt die Plattform wie ein großes Versprechen, dass einige sicherlich als eine Chance begreifen. Wenn manchen Mastodon nicht gefällt, setzen sie wohl Hoffnungen in Bluesky. Denn gerade jetzt, das Elon Musk sogar Wahlaufrufe für die rechtsextreme AfD teilt, wird deutlich: Die Bewegung weg von Twitter ist noch lange nicht vorbei.

Twitter hatte für mich ein großes Potential, nämlich die Möglichkeit netzbasierte Diskussionen in einem großen Stil Realität werden zu lassen. Jetzt, da Elon Musk Herrscher über X ist, fällt seine Plattform für viele als Diskussionsportal einfach weg. Mir geht es da ja nicht anders. Man muss auch zugeben: Dem Fediverse ist es bisher nicht gelungen, die Funktion die Twitter früher hatte zu erfüllen. Womöglich ist das gar nicht der Anspruch, den Mastodon und Konsorten verfolgen sollten oder wollen. Denn Twitter ist nicht erst seit Elon Musk eine schwierige, anstrengende und nervenaufreibende Plattform gewesen. Aber das Potential, dass ich in Twitter gesehen habe, kannten andere wohl auch.

Ich kann die Suchbewegung zu anderen Netzwerken deswegen sehr gut nachvollziehen. Auch wenn ich nicht erst seit Musk im Fediverse unterwegs bin, seit ihm habe ich mich von Twitter verabschiedet. Mir war schon seit der Verkündigung der Übernahme klar, dass Twitter nicht mehr die selbe Plattform sein wird – und von dieser Annahme bin ich noch immer überzeugt. Aber interessant ist vor allem, dass es keinem anderen Netzwerk gelungen ist, Twitter obsolet zu machen in seiner historischen Rolle.

Das Fediverse wurde bisher nicht von ausreichend Menschen aktiv angenommen. Instagram ist zu Bild-basiert und Facebook gilt gerade unter jüngeren als ein Netzwerk für ältere. Tumblr ist in Vergessenheit geraten. Reddit ist ganz anders strukturiert als Twitter es war – und hat überdies auch eigene Probleme. Meiner Meinung nach wäre gerade Mastodon ein guter Ersatz für Twitter gewesen. Diese Rolle würde ich der Software auch heute noch zutrauen, aber mit dieser Position fühle ich mich schon fast wie in einer Minderheit.

Fakt ist: Wenn ein soziales Netzwerk populär werden möchte, braucht es immer ausreichend Teilnehmer. Um diesen Netzwerkeffekt und das Problem, dass Nutzer wegen ihrem Freundeskreis womöglich auf einer unliebsamen Plattform verweilen, kommt wohl kein Wettbewerber herum. Was auch immer die Intention Elon Musks beim Twitter-Kauf gewesen sein mag: Die Folgen davon waren und sich dramatisch.

Das Fediverse ist für mich eine der besten Antworten auf die Frage der sozialen Netzwerke: Eine dezentrale Ausrichtung und Unabhängigkeit von Kapitalgebern oder Aktionären – das sind für mich die Stärken, das Potential und die Chancen, die das Fediverse bietet. Ob es diese bisher ausspielen konnte – oder jemals in einem großen Umfang wird, steht auf einem anderen Blatt. Wie stehe ich nun aber konkret zu Bluesky?

Auch Bluesky ist mir um einiges lieber als Twitter oder Instagram. Die Software wird zumindest offen fortentwickelt und das Versprechen der Dezentralität lässt mich hoffen, dass es wirklich umgesetzt wird. Noch ist Bluesky für mich aber Schall und Rauch. Ich möchte meine Hoffnungen nicht so stark wie andere in die Plattform stecken, weil ich sie noch nicht kenne. Ich möchte sie nicht ablehnen, weil ich damit noch keine Erfahrungen habe. Und ganz nebenbei gibt es bei den Möglichkeiten, die Bluesky vermeintlich mit sich bringt auch einen ganz persönlichen Wermutstropfen: Ich trauere um das Fediverse, dass dadurch an Beachtung verliert.

Angenommen ich bekäme einen Bluesky-Einladungscode. Was würde ich wohl damit machen? Ihn aus pseudo-ideologischen Gründen nicht zu nutzen, grenzt für mich ehrlich gesagt an Sturheit. Natürlich finde ich das Fediverse sympathischer als ein Netzwerk, dass wiedereinmal mit Venture-Kapital finanziert wird. Aber ich kann doch nicht darüber urteilen, ohne mir je ein genaues Bild davon gemacht zu haben. Anders als bei Threads zum Beispiel, ist für mich auch wesentlich unklarer, in welche Richtung sich das Netzwerk entwickeln könnte.

Threads ist ein Projekt des Meta-Konzerns und den kenne ich meiner Meinung nach gut genug, um ihn unsympathisch zu finden. Wie Datenschutz, Werbung und Moderation aber auf Bluesky umgesetzt werden, das steht noch in den Sternen des blauen Nachthimmels. Ich möchte Bluesky nicht von vornherein ablehnen, weil das zumindest gefühlt ein wenig unfair wäre. Natürlich mache ich mir Gedanken, weil auch Bluesky seinen Aktionären verhaftet sein könnte. Aber wohin die Reise wirklich geht, das ist für mich noch nicht klar. Bei Meta ist diese Endstation abzusehen, bei X wird sie Tag für Tag deutlicher erkennbar.

Ich würde mir Bluesky gerne einmal ansehen. Ich würde mich auch darüber freuen, wenn mir ein Einladungscode zugespielt würde. Ob das nun geschieht oder nicht, das ist eine andere Sache. Ich werde diesen Text auch im Fediverse teilen und danach fragen. Meine Motivation ist eigentlich ganz einfach: Derzeit ist mir Bluesky noch ziemlich suspekt. Ich finde es schade, dass Mastodon hier scheinbar das Wasser abgegraben wird, ich finde es schade, dass ActivityPub eine Implementation weniger vorweisen kann. Aber dass Bluesky zumindest quelloffen ist und Dezentralität angestrebt wird, sehe ich doch als einen deutlichen Fortschritt im Vergleich zu Facebook, Instagram oder Twitter.

Mir war es übrigens auch wichtig, diesen Text zu verfassen, bevor ich mich nach einem Code erkundige. Das Fediverse liegt mir am Herzen – und das möchte ich hier auch ganz deutlich ausdrücken. Bevor so viele Nutzer von Twitter zu Mastodon gewechselt sind, gab es im dezentralen sozialen Netzwerk bereits eine ausgeprägt Nutzerkultur. Und diese wird sicherlich auch in Zukunft weiterbestehen. Selbst wenn die große öffentliche Aufmerksamkeit zu Bluesky wandert, verbleibt mit Sicherheit eine engagierte Community um das und in dem Fediverse. Ich freue mich immer wieder, ein Teil dieser Gemeinschaft sein zu dürfen und zu können. Mastodon, Friendica und den anderen Fediverse-Dienste nun also zugunsten Blueskys vollständig den Rücken zu kehren, halte ich für grundfalsch. Ich hoffe, dass diesen Diensten auch in Zukunft noch Öffentlichkeit zuteil wird – momentan scheint diese aber abgenommen zu haben. Als Twitter noch Twitter war und hieß, habe ich diesen Dienst allerdings auch benutzt. Vielleicht können Bluesky, Mastodon und das Fediverse als ganzes auch nebeneinander existieren? Vielleicht sogar miteinander.

Warum faszinieren mich soziale Netzwerke?

Ich kann mich stundelang damit beschäftigen, über soziale Netzwerke nachzudenken. Manchmal frage ich mich, woran das liegt. Doch auch wenn ich den Grund nicht genau kenne: Dass ich mich für das Thema interessiere, kann ich nicht von der Hand weisen. Ob es nun um das Fediverse oder die großen, etablierten Webdienste in diesem Bereich geht: Mehr oder minder soziale Strukturen in der digitalen Welt üben auf mich einen gewissen Reiz aus.

Mir geht es dabei weniger um die technischen Einzelheiten, auch wenn diese natürlich ebenso spannend sein können. Vielmehr fasziniert mich die soziale Komponente, der soziale Aspekt, den solche Netzwerke mitbringen: In sozialen Netzwerken treffen sich ganz unterschiedliche Gemeinschaften im Netz. Und das unabhängig davon, ob sie in der realen Welt viel oder extrem wenig mit einander zu tun haben. Soziale Netzwerke haben in gewisser Weise das Potential, zusammenzubringen, was sich sonst vielleicht nie finden würde. Das ist meiner Meinung nach eine ganz grundlege Chance des Internets.

Spannend wird es für mich aber auch an einem ganz anderen Punkt, einem entgegengesetzen sozusagen. Denn anders als in der „realen Welt“ finden die sozialen Netzwerke bekanntlich oft in einem festgelegten Rahmen fest, dessen Pfeiler große Firmen und manchmal auch die Community stecken. Soziale Netzwerke bieten die Chance, Gemeinschaften zu bilden oder auch gemeinschaftlich etwas aufzubauen. Aber manchmal sind sie eben auch das genaue Gegenteil davon, wenn man etwa auf Hass und Hetze im Netz blickt.

Social Media ist für mich spannend, weil es gesellschaftliche Strukturen abbilden oder schärfen kann, diese anderswo aber auch verschwimmen lässt. Social Media ist für mich interessant, weil es einen ganz anderen Blick auf ein menschliches Zusammenleben erlaubt, was sonst vielleicht nicht beachtet werden würde. Oder könnte. Social Media bietet Chancen und Risiken, Potenzial und vielleicht auch Gefahren für unser Zusammenleben. Ich finde es interessant, genau darüber nachzudenken – und vielleicht den ein oder anderen Schluss daraus zu ziehen.

Social Media: Zwang zum Posten?

In den letzten Wochen habe ich meine Aktivität auf sozialen Netzwerken um einiges zurückgefahren. Viele der großen kommerziellen Plattformen verwende ich ohnehin nicht, und auch im Fediverse war ich in letzter Zeit nicht sonderlich aktiv. Dazu habe ich mich im Grunde nicht bewusst entschieden, ich bin einfach nicht dazu gekommen. Irgendwie fehlte mir die Motivation, etwas hochzuladen, mich aktiv zu beteiligen. Auch wenn ich hin und wieder meine Mastodon-Timeline durchgescrollt habe, selbst habe ich keine Inhalte erstellt. Ähnlich ging es mir mit Tumblr und Reddit, also den großen Netzwerken, bei denen ich einen Account habe.

Inhalte zu lesen und Inhalte zu erstellen – das ist eben ein großer Unterschied. Ich bin in den letzten Tagen und Wochen fast schon in einen Zustand gekommen, in dem ich mich hauptsächlich von fremden Inhalten habe berieseln lassen. Klar, manches finde ich interessant, anderes nicht. So wirklich relevante neue Erkenntnisse habe ich in den sozialen Netzwerken in letzter Zeit allerdings nicht gefunden. Was ich aber viel erschreckender finde ist, wie viel ich mir bereits darüber Gedanken gemacht habe, ob ich nicht doch etwas hochladen sollte. Fast habe ich das Gefühl, von einem gewissen Posting-Zwang auszugehen. Den hat natürlich niemand formuliert, aber trotzdem ist er da – zumindest gefühlt.

Man muss auf den sozialen Netzwerken nichts hochladen. Aber wenn man das nicht tut, kann schnell ein gewisses Gefühl von Teilnahmslosigkeit aufkommen. Eine Teilnahmslosigkeit, die einen hinterfragen lässt, ob man diese Netzwerke wirklich im Alltag braucht. Zumindest geht es mir so. Ich frage mich dann, ob Social Media wirklich so wichtig ist, wie ich es mir manchmal vorstelle. Hier muss man sicherlich auch die unterschiedlichen relevanten Perspektiven im Hinterkopf behalten: Wenn ich zum Beispiel Nachrichten vermitteln möchte, halte ich soziale Netzwerke für sehr wichtig. Wenn ich Menschen schnell und direkt erreichen möchte, kann ich die Funktion dahinter nachvollziehen. Aber ob ich persönliche Erlebnisse auf solchen Plattformen teilen möchte, das ist eben eine andere Frage.

Ob man nun journalistische Inhalte teilt oder eigene Erlebnisse, das ist für mich der vielleicht entscheidende Unterschied. Ich mag es, auf sozialen Netzwerken mit anderen zu bestimmten Inhalten ins Gespräch zu kommen, aber weniger, über mein eigenes Leben oder das von anderen zu reden. Manche Dinge gehören einfach nicht ins Internet, andere umso mehr. Momentan befinde ich mich anscheinend wieder in einer Phase, in der ich meinen Zugang zu den sozialen Netzwerken neu finden muss. Denn Vorteile bringen sie bestimmt – nur nicht für jeden einzelnen Lebensaspekt.

Ich finde, dass ich mir selbst keinen Zwang einreden sollte, auf Social Media zu posten. Denn aus einer persönlichen Perspektive sollten soziale Netzwerke für mich kein Muss sein. Aus einer inhaltlichen oder journalistischen Sicht halte ich es für sinnvoll, die Chancen derartiger Plattformen zu nutzen. Die Frage bleibt nur, wie das am sinnvollsten möglich ist.

Ausgetwittert: X hinter einer Paywall?

Manchmal brauche ich mir gar keine tiefsinnigen Gedanken dazu machen, über was ich in diesem Blog schreiben könnte. Denn X, vormals Twitter, sorgt immer wieder dafür, dass ich Themen für die Kaffeediffusion finde. Hier habe ich schon zu verschiedenen Gelegenheiten dabei zugesehen, wie sich der Kurznachrichtendienst seit der Übernahme durch Elon Musk entwickelt hat. Und das von einer außenstehenden Perspektive.

Heute Morgen wurde in den Medien berichtet, dass der Tech-Milliardär das soziale Netzwerk für alle Nutzer kostenpflichtig machen möchte. Mit dieser Paywall möchte man gegen Bots, also automatisiert betriebene, falsche X-Accounts vorgehen. Nachdem Musk bereits vor einiger Zeit Twitter Blue, was heute wohl X Premium heißt, eingeführt hat, ist das also der nächste Schritt. Bisher konnten Nutzer für einen blauen Haken sowie eine erweiterte Sichtbarkeit auf der Plattform bezahlen – jetzt geht es ans Eingemachte.

Soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Instagram haben historisch betrachtet stets Wert darauf gelegt, ohne zusätzliche Kosten nutzbar zu sein. Das Geschäftsmodell der Unternehmen hinter derartigen Plattformen ist es, Nutzern personalisierte Werbung auszuspielen. Und auch nachdem Musk Twitter übernommen hat, war das auf X eigentlich nicht anders. Ob sich mit der Einführung einer Bezahlschranke nun aber das Geschäftsmodell des Dienstes ändert, lässt sich bezweifeln, immerhin wird das ja als eine Maßnahme gegen Bots vermarktet.

Ich vermute, dass X hinter einer Paywall einige Nutzer loswerden dürfte. Viele sind es wohl nicht gewohnt, für ein soziales Netzwerk direkt zu bezahlen – sondern tun das eher mit ihren persönlichen Daten. Von der ursprünglich eherenwerten Idee, die Barrieren der Internetteilnahme zu senken, bleibt in Zukunft vielleicht auch weniger übrig. Noch ist ja nicht klar, wie teuer X werden könnte. Der Premium-Dienst wirkt mit acht Dollar pro Monat schon sehr teuer auf mich. Und selbst wenn X regulär „nur“ wenige Dollar monatlich kosten wird, wie es Musk sinngemäß formuliert, könnte das schon für einige der Grund sein, dem Dienst den Rücken zu kehren.

Zum Vergleich: Für das Hosting und die Domain dieses Blogs, sowie einige Zusatzdienste wie etwa eine zugehörige Mailadresse zahle ich monatlich weniger als drei Euro. Mal angenommen, X wird halb so teuer wie X Premium, dann liegen wir mit vier Dollar noch immer über dieser Preismarke. Und da lohnt sich doch eigentlich schon die Überlegung, ob Ex-Twitter einem das wirklich wert sein sollte, oder?

Sinkende Nutzerzahlen lassen sich natürlich leicht mit dem Argument, dass das ja vermutlich ohnehin alles Bots waren, überspielen. Aber X hinter einer Paywall wirft doch noch ganz andere Fragen auf: Was wird zum Beispiel aus den vielen Behördenaccounts, die immer noch bei X gepflegt werden? Werden dann Steuergelder zum Kauf eines Social-Media-Profils verwendet, welches vielen Bürgern womöglich gar nicht mehr zugänglich ist? Was wird aus Journalisten, die Twitter zur Recherche nutzen? Sollen die Medienhäuser dann für X bezahlen? Das sind nur zwei Fragen, die mir auf die Schnelle eingefallen sind. Aber die einzigen, die noch auf eine Antwort warten, dürften sie wohl nicht sein. Manchmal habe ich schlicht das Gefühl, Twitter und nun X schafft sich selbst ab. Ob das wirklich so ist, und wann dieser vermeintliche Prozess abgeschlossen ist, das zeigt wohl die Zukunft.

Verdrängen soziale Netzwerke die klassischen Blogs?

Ich interessiere mich sehr für die Kultur in und um die Blogosphäre, also die Gesamtheit der verschiedenen Blogs im Netz. Für mich selbst ist das Bloggen eine tolle Art, mich selbst auszudrücken, so wie ich das möchte. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Herangehensweise verglichen mit einem Großteil der Internetnutzer eher eine Ausnahme darstellen könnte. Manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass das klassische Bloggen nur noch eine Nische des Webs darstellt, in der man zwar gut und gerne Zeit verbringen kann – aber trotzdem nicht den vermeintlichen Mainstream erreicht.

Zwar kenne ich viele Blogs, und schätze deren Autoren, aber ich weiß auch: Wenn ich mich in meinem Umfeld umhöre, wäre ich wohl zu ziemlich der einzige aktive Blogger. Zumindest wenn man das klassische Bloggen zum Vergleich heranzieht, kann ich mir da wohl ziemlich sicher sein. In meinem Umfeld, also insbesondere unter jungen Menschen, ist diese Form der Veröffentlichung einfach nicht so verbreitet. Zumindest habe ich dieses Gefühl. Dabei ist es eigentlich nicht schwer, einen eigenen Blog aufzusetzen. Über Plattformen wie Blogger.com, Tumblr oder auch writefreely geht das heute vollkommen kostenlos – und zwar in wenigen Minuten.

Ganz anders verschiebt sich das Bild, wenn es um soziale Netzwerke geht: Hier kenne ich kaum junge Leute, die nicht auf Social Media unterwegs sind. Ob es nun Instagram, TikTok oder BeReal sein mögen: Solche Plattformen sind in meiner Generation sehr weit verbreitet. Und auch dort teilen Menschen ihre Erfahrungen, Erlebnisse aus dem Alltag, geben ihr Wissen weiter oder halten bestimmte Momente fest. Stellt sich da nicht die Frage, ob soziale Netzwerke das Konzept eines Blogs ein Stück weit ersetzt haben? Mir kommt es manchmal jedenfalls so vor. Ich bezweifle nämlich, dass die vielen Menschen die keine Blogger sind, nie ein Bedürfnis haben, anderen etwas mitzuteilen – oder einen Gedanken für sich selbst zu sichern. Nachvollziehbarer erscheint mir da schon eher, dass sich derartige Aktivitäten einfach in andere Bereiche des Webs verlagert haben.

Momentan grübele ich selbst noch darüber, ob an dieser Vermutung etwas dran sein könnte – oder ob das nur meine verzerrte Wahrnehmung einer anderen Realtität ist. Und dann kommt natürlich auch die Frage auf, woran das eigentlich liegen könnte. Natürlich gibt es noch die klassische oder weniger klassische Blogosphäre. Auch ich bin ja ein Teil davon. Aber die Fragestellung, wie diese im Gesamtkontext des Internets zu sehen ist, bleibt für mich ziemlich spannend. Wie steht ihr dazu?