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Gedanken zu Bluesky, Teil 2

Der Hype um Bluesky reißt noch immer nicht ab. Auch ich habe, nach meinem ersten Blogeintrag zu dem sozialen Netzwerk, einen Einladungscode zu dem Dienst erhalten und schaue mich seitdem regelmäßig auf Bluesky um. Es ist beeindruckend, wie viele Accounts es dort mittlerweile gibt, auch von bekannten Persönlichkeiten. Das, was sich Mastodon und das Fediverse scheinbar über lange Zeit aufbauen mussten, hat Bluesky gefühlt mit einer Twitter-ähnlichen Oberfläche und der einladungsbasierten Zugänglichkeit geschafft.

Bluesky Sunrays“ von Andrew Ruiz/ CC0 1.0

Eindrucksvoll ist das insbesondere auch, weil es Bluesky derzeit noch an sehr vielen Funktionen mangelt, die bei einem Microbloggingdienst eigentlich zum Standard gehören. Hashtags? Fehlanzeige. Trends? Gibt es nicht. Auch Direktnachrichten hat man noch nicht implementiert. Bluesky wirkt für mich wie ein sehr gehyptes und doch unfertiges soziales Netzwerk. Das ist technisch bedingt. Natürlich ist davon auszugehen, dass derartige Funktionen noch nachgereicht werden. Doch hier möchte ich auf den aktuellen Stand der Dinge eingehen – und der sieht eben keine Hashtags, Trends oder ähnliches vor.

Daraus ergibt sich eine merkwürdige Situation: Bluesky wirkt wie ein Netzwerk für Menschen, die sich bereits außerhalb dieser Plattform einen Namen gemacht haben. Ohne diesen wird man auf Bluesky zumindest gefühlt kaum oder gar nicht gehört. Denn es ist meiner Einschätzung nach nur sehr begrenzt möglich, eigene Inhalte einer breiteren, unbekannten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wie gesagt: Einfach mal unter einen Hashtag kommentieren, ist nicht. Die einzige Möglichkeit, außerhalb der eigenen Followerschaft gesehen zu werden bleibt, in einem der bestehenden Feeds aufzutauchen. Diese sind oftmals allerdings algorithmisch gehalten und lassen es nicht notwendigerweise zu, als Neuling einen Platz zu finden.

Ich nehme die Situation auf Bluesky derzeit so wahr: Die meinungsstarken Accounts hat die Plattform bereits für sich gewonnen, aber deren Follower kommen zu großen Teilen nicht in den Dienst hinein. Wird das Bluesky schaden? Vermutlich nicht. Denn langfristig ist klar, dass die Plattform ihre Pforten früher oder später auch für die breite Masse öffnen wird. Da durch die meinungsstarken, politischen Accounts der Dialog auf Bluesky bestehen bleibt, ist auch davon auszugehen, dass dieser Dienst seine Attraktivität auch bis zu einer Öffnung nicht verlieren wird. Denn genau davon lebt ein soziales Netzwerk – aktiven Nutzern.

Bluesky ist zwar spannend und gerade durch die dort vertretenen Inhalte und Menschen interessant. Komfortabel nutzbar finde ich den Dienst indes nicht wirklich. Denn viele der bekannten Microblogging-Funktionen fehlen für mich schmerzlich. Auch die tendenziell mehr auf algorithmische Sortierung ausgelegten Feeds sind für mich nicht das eine große Argument. Ich bin zwar interessiert daran, Bluesky auch weiterhin im Auge zu behalten. Aber auf Mastodon und im Fediverse allgemein halte ich mich lieber auf. Nicht nur, dass Mastodon einen deutlichen technischen Fortschritt zeigt. Nein, durch die chronologische Timeline und meine bestehende Vernetzung im Fediverse ist dieses tatsächlich dezentrale Netzwerk für mich ansprechender.

Gedanken zu Bluesky

Der Twitter-Exodus geht weiter: Nachdem er im letzten Jahr insbesondere Mastodon viel Aufmerksamkeit eingebracht hat, ist Bluesky nun in aller Munde. Das ist ein soziales Netzwerk, welches ursprünglich von Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey ins Leben gerufen wurde, mittlerweile aber eigenständig geworden ist. Auch Bluesky plant – wie das Fediverse – zumindest zukünftig einen dezentralen Ansatz zu verfolgen. Anders als Mastodon, Peertube oder writefreely zum Beispiel setzen die Bluesky-Entwickler allerdings nicht auf den Protokollstandard ActivityPub sondern formen ihr eigenes „AT-Protokoll“. Die Dezentralität ist momentan allerdings nur ein Plan und noch nicht in die Realität umgesetzt worden. Auch an anderer Stelle ist Bluesky noch nicht besonders ausgereift. So fehlen laut meinem Wissensstand bisher etwa die Unterstützung für Hashtags oder auch Direktnachrichten.

Bluesky befindet sich in einer öffentlichen Betaphase und ist wohl noch nicht für die breite Annahme in der Öffentlichkeit gedacht – vielleicht weil derartig essentielle Funktionen fehlen. Trotzdem ist der Dienst bereits jetzt in aller Munde. Wer Bluesky ausprobieren möchte, kommt derzeit nicht unbedingt „rein“, denn dafür muss man sich entweder auf eine Warteliste setzen lassen oder einen Einladungscode vorweisen. Auch ich selbst habe bisher noch keinen Zugang zu dem Netzwerk, dazu später mehr. Mich interessiert es aber allein schon deswegen, weil es momentan in aller Munde ist. Da stellt sich für mich ganz unweigerlich die Frage: Warum eigentlich?

Ein soziales Netzwerk in seiner frühen Anfangsphase, und dennoch sprechen alle darüber: Das ist wohl eine Situation, die nur Elon Musk hat bewirken können. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Bluesky unter normalen Bedingungen ebenso bekannt geworden wäre. Noch ist der Dienst übrigens auch noch nicht der Twitter-Nachfolger, zu dem ihn manche bereits erklären. Ursprünglich ist er sogar nur als ein Nebenprojekt des Netzwerks gestartet, dass heute X heißt.

Bluesky betrachte ich momentan nur von außen, und natürlich aus der Sicht des Fediverse. Auf Mastodon zum Beispiel hat eine ganz besondere Entwicklung eingesetzt: Immer mehr Menschen findet man auch auf Bluesky, oder aber sie fragen nach einem Zugangscode. Woran mag das wohl liegen? Mehrmals habe ich jetzt bereits mitbekommen, dass manchen ihre Aufnahme im Fediverse nicht gefallen hat. Zu viele Erklärung, nach denen eigentlich nicht gefragt wurde, so klingt für mich der Tenor. Zu kompliziert, gerade für ehemalige Twitter-Nutzer, nehmen manche Mastodon wahr.

Mir selbst ging das eigentlich immer anders. Ich habe mich in der Vergangenheit gern mit den sozialen und technischen Zusammenhängen hinter dem Fediverse beschäftigt. Mich fasziniert dieses einzigartige föderierte und gleichzeitig nicht-kommerzielle soziale Netzwerk auch heute noch. Ich habe auf diesem Blog auch schon ein FAQ geschrieben, um Einsteigern eine weitere Ressource bieten zu können, die den Einstieg in Mastodon und Konsorten vielleicht vereinfachen könnte. Für mich wirkte das Fediverse wohl schon deswegen nicht kompliziert, weil ich in dessen Struktur schon seit Monaten großes Potential sehe.

Dennoch ist meine Neugier für Bluesky geweckt. Zunächst schlussfolgere ich aus den vielen Anfragen nach Bluesky-Invitations auf Mastodon, dass dieser Dienst etwas falsch gemacht haben muss, wenn es um die Aufnahme von ehemaligen Twitter-Nutzern geht. Oder aber zumindest zu anders gewesen sein muss, als dass diese sich sofort hätten wohl gefühlt. Auch heute scheint da etwas im argen zu liegen, was Mastodon für manche unattraktiv macht. Vielleicht liegt das auch daran, dass Mastodon sich immer wieder erklären musste – selbst wenn das eigentlich einfach möglich war.

Wer das Fediverse kennt, kennt auch Mastodon. Wer aber Mastodon kennt, kennt noch nicht zwangsläufig das Fediverse. Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten über Mastodon berichtet, insbesondere in sehr großen Leitmedien. Immer wieder wurde das Thema der Dezentralität angesprochen, aber nur mehr oder weniger gut aufgearbeitet. Aber das Fediverse als größeres Ganzes blieb oftmals eben doch unerwähnt. Das Potential, dass Mastodon für mich entfaltet, kommt besonders durch seine Anbindung an ebenjenes Fediverse. Vielen ist diese aber vielleicht einfach noch nicht bewusst geworden.

Woran auch immer es gelegen haben mag: Mastodon hat zumindest für mich nicht seinen Charme, aber ganz deutlich seinen Hype verloren. Diesen hat man wohl an Bluesky abgetreten, selbst auf der eigenen Plattform. Sicherlich wird über dieses Thema noch viel geschrieben werden, vor allem aus dem Fediverse heraus. Ich stelle mir hier auch noch ganz viele Fragen, vielleicht kann ich diese in Zukunft für mich selbst beantworten. Fast kommt derzeit das Gefühl auf, dass der Aufschwung, den ich einst vermutet habe, doch kleiner als angenommen gewesen sein könnte. Klar ist: Wenn neue Nutzer sich nicht auf einer Plattform wohl fühlen, sind sie auch nicht für diese gewonnen worden.

Ich weiß momentan aber auch noch nicht, was ich von Bluesky halten soll. Für mich wirkt die Plattform wie ein großes Versprechen, dass einige sicherlich als eine Chance begreifen. Wenn manchen Mastodon nicht gefällt, setzen sie wohl Hoffnungen in Bluesky. Denn gerade jetzt, das Elon Musk sogar Wahlaufrufe für die rechtsextreme AfD teilt, wird deutlich: Die Bewegung weg von Twitter ist noch lange nicht vorbei.

Twitter hatte für mich ein großes Potential, nämlich die Möglichkeit netzbasierte Diskussionen in einem großen Stil Realität werden zu lassen. Jetzt, da Elon Musk Herrscher über X ist, fällt seine Plattform für viele als Diskussionsportal einfach weg. Mir geht es da ja nicht anders. Man muss auch zugeben: Dem Fediverse ist es bisher nicht gelungen, die Funktion die Twitter früher hatte zu erfüllen. Womöglich ist das gar nicht der Anspruch, den Mastodon und Konsorten verfolgen sollten oder wollen. Denn Twitter ist nicht erst seit Elon Musk eine schwierige, anstrengende und nervenaufreibende Plattform gewesen. Aber das Potential, dass ich in Twitter gesehen habe, kannten andere wohl auch.

Ich kann die Suchbewegung zu anderen Netzwerken deswegen sehr gut nachvollziehen. Auch wenn ich nicht erst seit Musk im Fediverse unterwegs bin, seit ihm habe ich mich von Twitter verabschiedet. Mir war schon seit der Verkündigung der Übernahme klar, dass Twitter nicht mehr die selbe Plattform sein wird – und von dieser Annahme bin ich noch immer überzeugt. Aber interessant ist vor allem, dass es keinem anderen Netzwerk gelungen ist, Twitter obsolet zu machen in seiner historischen Rolle.

Das Fediverse wurde bisher nicht von ausreichend Menschen aktiv angenommen. Instagram ist zu Bild-basiert und Facebook gilt gerade unter jüngeren als ein Netzwerk für ältere. Tumblr ist in Vergessenheit geraten. Reddit ist ganz anders strukturiert als Twitter es war – und hat überdies auch eigene Probleme. Meiner Meinung nach wäre gerade Mastodon ein guter Ersatz für Twitter gewesen. Diese Rolle würde ich der Software auch heute noch zutrauen, aber mit dieser Position fühle ich mich schon fast wie in einer Minderheit.

Fakt ist: Wenn ein soziales Netzwerk populär werden möchte, braucht es immer ausreichend Teilnehmer. Um diesen Netzwerkeffekt und das Problem, dass Nutzer wegen ihrem Freundeskreis womöglich auf einer unliebsamen Plattform verweilen, kommt wohl kein Wettbewerber herum. Was auch immer die Intention Elon Musks beim Twitter-Kauf gewesen sein mag: Die Folgen davon waren und sich dramatisch.

Das Fediverse ist für mich eine der besten Antworten auf die Frage der sozialen Netzwerke: Eine dezentrale Ausrichtung und Unabhängigkeit von Kapitalgebern oder Aktionären – das sind für mich die Stärken, das Potential und die Chancen, die das Fediverse bietet. Ob es diese bisher ausspielen konnte – oder jemals in einem großen Umfang wird, steht auf einem anderen Blatt. Wie stehe ich nun aber konkret zu Bluesky?

Auch Bluesky ist mir um einiges lieber als Twitter oder Instagram. Die Software wird zumindest offen fortentwickelt und das Versprechen der Dezentralität lässt mich hoffen, dass es wirklich umgesetzt wird. Noch ist Bluesky für mich aber Schall und Rauch. Ich möchte meine Hoffnungen nicht so stark wie andere in die Plattform stecken, weil ich sie noch nicht kenne. Ich möchte sie nicht ablehnen, weil ich damit noch keine Erfahrungen habe. Und ganz nebenbei gibt es bei den Möglichkeiten, die Bluesky vermeintlich mit sich bringt auch einen ganz persönlichen Wermutstropfen: Ich trauere um das Fediverse, dass dadurch an Beachtung verliert.

Angenommen ich bekäme einen Bluesky-Einladungscode. Was würde ich wohl damit machen? Ihn aus pseudo-ideologischen Gründen nicht zu nutzen, grenzt für mich ehrlich gesagt an Sturheit. Natürlich finde ich das Fediverse sympathischer als ein Netzwerk, dass wiedereinmal mit Venture-Kapital finanziert wird. Aber ich kann doch nicht darüber urteilen, ohne mir je ein genaues Bild davon gemacht zu haben. Anders als bei Threads zum Beispiel, ist für mich auch wesentlich unklarer, in welche Richtung sich das Netzwerk entwickeln könnte.

Threads ist ein Projekt des Meta-Konzerns und den kenne ich meiner Meinung nach gut genug, um ihn unsympathisch zu finden. Wie Datenschutz, Werbung und Moderation aber auf Bluesky umgesetzt werden, das steht noch in den Sternen des blauen Nachthimmels. Ich möchte Bluesky nicht von vornherein ablehnen, weil das zumindest gefühlt ein wenig unfair wäre. Natürlich mache ich mir Gedanken, weil auch Bluesky seinen Aktionären verhaftet sein könnte. Aber wohin die Reise wirklich geht, das ist für mich noch nicht klar. Bei Meta ist diese Endstation abzusehen, bei X wird sie Tag für Tag deutlicher erkennbar.

Ich würde mir Bluesky gerne einmal ansehen. Ich würde mich auch darüber freuen, wenn mir ein Einladungscode zugespielt würde. Ob das nun geschieht oder nicht, das ist eine andere Sache. Ich werde diesen Text auch im Fediverse teilen und danach fragen. Meine Motivation ist eigentlich ganz einfach: Derzeit ist mir Bluesky noch ziemlich suspekt. Ich finde es schade, dass Mastodon hier scheinbar das Wasser abgegraben wird, ich finde es schade, dass ActivityPub eine Implementation weniger vorweisen kann. Aber dass Bluesky zumindest quelloffen ist und Dezentralität angestrebt wird, sehe ich doch als einen deutlichen Fortschritt im Vergleich zu Facebook, Instagram oder Twitter.

Mir war es übrigens auch wichtig, diesen Text zu verfassen, bevor ich mich nach einem Code erkundige. Das Fediverse liegt mir am Herzen – und das möchte ich hier auch ganz deutlich ausdrücken. Bevor so viele Nutzer von Twitter zu Mastodon gewechselt sind, gab es im dezentralen sozialen Netzwerk bereits eine ausgeprägt Nutzerkultur. Und diese wird sicherlich auch in Zukunft weiterbestehen. Selbst wenn die große öffentliche Aufmerksamkeit zu Bluesky wandert, verbleibt mit Sicherheit eine engagierte Community um das und in dem Fediverse. Ich freue mich immer wieder, ein Teil dieser Gemeinschaft sein zu dürfen und zu können. Mastodon, Friendica und den anderen Fediverse-Dienste nun also zugunsten Blueskys vollständig den Rücken zu kehren, halte ich für grundfalsch. Ich hoffe, dass diesen Diensten auch in Zukunft noch Öffentlichkeit zuteil wird – momentan scheint diese aber abgenommen zu haben. Als Twitter noch Twitter war und hieß, habe ich diesen Dienst allerdings auch benutzt. Vielleicht können Bluesky, Mastodon und das Fediverse als ganzes auch nebeneinander existieren? Vielleicht sogar miteinander.

Ausgetwittert: X hinter einer Paywall?

Manchmal brauche ich mir gar keine tiefsinnigen Gedanken dazu machen, über was ich in diesem Blog schreiben könnte. Denn X, vormals Twitter, sorgt immer wieder dafür, dass ich Themen für die Kaffeediffusion finde. Hier habe ich schon zu verschiedenen Gelegenheiten dabei zugesehen, wie sich der Kurznachrichtendienst seit der Übernahme durch Elon Musk entwickelt hat. Und das von einer außenstehenden Perspektive.

Heute Morgen wurde in den Medien berichtet, dass der Tech-Milliardär das soziale Netzwerk für alle Nutzer kostenpflichtig machen möchte. Mit dieser Paywall möchte man gegen Bots, also automatisiert betriebene, falsche X-Accounts vorgehen. Nachdem Musk bereits vor einiger Zeit Twitter Blue, was heute wohl X Premium heißt, eingeführt hat, ist das also der nächste Schritt. Bisher konnten Nutzer für einen blauen Haken sowie eine erweiterte Sichtbarkeit auf der Plattform bezahlen – jetzt geht es ans Eingemachte.

Soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Instagram haben historisch betrachtet stets Wert darauf gelegt, ohne zusätzliche Kosten nutzbar zu sein. Das Geschäftsmodell der Unternehmen hinter derartigen Plattformen ist es, Nutzern personalisierte Werbung auszuspielen. Und auch nachdem Musk Twitter übernommen hat, war das auf X eigentlich nicht anders. Ob sich mit der Einführung einer Bezahlschranke nun aber das Geschäftsmodell des Dienstes ändert, lässt sich bezweifeln, immerhin wird das ja als eine Maßnahme gegen Bots vermarktet.

Ich vermute, dass X hinter einer Paywall einige Nutzer loswerden dürfte. Viele sind es wohl nicht gewohnt, für ein soziales Netzwerk direkt zu bezahlen – sondern tun das eher mit ihren persönlichen Daten. Von der ursprünglich eherenwerten Idee, die Barrieren der Internetteilnahme zu senken, bleibt in Zukunft vielleicht auch weniger übrig. Noch ist ja nicht klar, wie teuer X werden könnte. Der Premium-Dienst wirkt mit acht Dollar pro Monat schon sehr teuer auf mich. Und selbst wenn X regulär „nur“ wenige Dollar monatlich kosten wird, wie es Musk sinngemäß formuliert, könnte das schon für einige der Grund sein, dem Dienst den Rücken zu kehren.

Zum Vergleich: Für das Hosting und die Domain dieses Blogs, sowie einige Zusatzdienste wie etwa eine zugehörige Mailadresse zahle ich monatlich weniger als drei Euro. Mal angenommen, X wird halb so teuer wie X Premium, dann liegen wir mit vier Dollar noch immer über dieser Preismarke. Und da lohnt sich doch eigentlich schon die Überlegung, ob Ex-Twitter einem das wirklich wert sein sollte, oder?

Sinkende Nutzerzahlen lassen sich natürlich leicht mit dem Argument, dass das ja vermutlich ohnehin alles Bots waren, überspielen. Aber X hinter einer Paywall wirft doch noch ganz andere Fragen auf: Was wird zum Beispiel aus den vielen Behördenaccounts, die immer noch bei X gepflegt werden? Werden dann Steuergelder zum Kauf eines Social-Media-Profils verwendet, welches vielen Bürgern womöglich gar nicht mehr zugänglich ist? Was wird aus Journalisten, die Twitter zur Recherche nutzen? Sollen die Medienhäuser dann für X bezahlen? Das sind nur zwei Fragen, die mir auf die Schnelle eingefallen sind. Aber die einzigen, die noch auf eine Antwort warten, dürften sie wohl nicht sein. Manchmal habe ich schlicht das Gefühl, Twitter und nun X schafft sich selbst ab. Ob das wirklich so ist, und wann dieser vermeintliche Prozess abgeschlossen ist, das zeigt wohl die Zukunft.

Verdrängen soziale Netzwerke die klassischen Blogs?

Ich interessiere mich sehr für die Kultur in und um die Blogosphäre, also die Gesamtheit der verschiedenen Blogs im Netz. Für mich selbst ist das Bloggen eine tolle Art, mich selbst auszudrücken, so wie ich das möchte. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Herangehensweise verglichen mit einem Großteil der Internetnutzer eher eine Ausnahme darstellen könnte. Manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass das klassische Bloggen nur noch eine Nische des Webs darstellt, in der man zwar gut und gerne Zeit verbringen kann – aber trotzdem nicht den vermeintlichen Mainstream erreicht.

Zwar kenne ich viele Blogs, und schätze deren Autoren, aber ich weiß auch: Wenn ich mich in meinem Umfeld umhöre, wäre ich wohl zu ziemlich der einzige aktive Blogger. Zumindest wenn man das klassische Bloggen zum Vergleich heranzieht, kann ich mir da wohl ziemlich sicher sein. In meinem Umfeld, also insbesondere unter jungen Menschen, ist diese Form der Veröffentlichung einfach nicht so verbreitet. Zumindest habe ich dieses Gefühl. Dabei ist es eigentlich nicht schwer, einen eigenen Blog aufzusetzen. Über Plattformen wie Blogger.com, Tumblr oder auch writefreely geht das heute vollkommen kostenlos – und zwar in wenigen Minuten.

Ganz anders verschiebt sich das Bild, wenn es um soziale Netzwerke geht: Hier kenne ich kaum junge Leute, die nicht auf Social Media unterwegs sind. Ob es nun Instagram, TikTok oder BeReal sein mögen: Solche Plattformen sind in meiner Generation sehr weit verbreitet. Und auch dort teilen Menschen ihre Erfahrungen, Erlebnisse aus dem Alltag, geben ihr Wissen weiter oder halten bestimmte Momente fest. Stellt sich da nicht die Frage, ob soziale Netzwerke das Konzept eines Blogs ein Stück weit ersetzt haben? Mir kommt es manchmal jedenfalls so vor. Ich bezweifle nämlich, dass die vielen Menschen die keine Blogger sind, nie ein Bedürfnis haben, anderen etwas mitzuteilen – oder einen Gedanken für sich selbst zu sichern. Nachvollziehbarer erscheint mir da schon eher, dass sich derartige Aktivitäten einfach in andere Bereiche des Webs verlagert haben.

Momentan grübele ich selbst noch darüber, ob an dieser Vermutung etwas dran sein könnte – oder ob das nur meine verzerrte Wahrnehmung einer anderen Realtität ist. Und dann kommt natürlich auch die Frage auf, woran das eigentlich liegen könnte. Natürlich gibt es noch die klassische oder weniger klassische Blogosphäre. Auch ich bin ja ein Teil davon. Aber die Fragestellung, wie diese im Gesamtkontext des Internets zu sehen ist, bleibt für mich ziemlich spannend. Wie steht ihr dazu?

Studie: Viele Umweltbewegte kehren Twitter den Rücken

Es ist wieder Zeit für einen Artikel im inoffiziellen Twitter-Watchblog! Spaß beiseite, manchmal kann ich einfach nicht widerstehen und muss mich mit dem Dienst, der mittlerweile „X“ heißt, beschäftigen. Auf der Kaffeediffusion gehört dieses Thema schon irgendwie dazu. Denn seitdem Elon Musk den Mikroblogging-Service im Oktober 2022 übernommen hat, habe ich regelmäßig dazu geschrieben. Heute ist mir wieder eine interessante Schlagzeile aufgefallen, die damit im Zusammenhang steht: Spektrum.de berichtet, dass seit der Musk-Übernahme etwa die Hälfte der Klima- und Umweltaktivisten Twitter den Rücken gekehrt habe.

In dem Artikel, der schon am 16. August 2023 veröffentlicht wurde, bezieht sich die Journalistin Karin Schlott dabei auf einer Forschergruppe des Pomena College um Charlotte Chang. Die Studie als solches ist ziemlich interessant und basiert auf einer Datengrundlage aus 2019 bis 2023. Ich empfehle euch, die genauen Daten auf Spektrum.de nachzulesen. Hier möchte ich mich stattdessen eher auf die prägnanteste Zahl beziehen: Die forschenden Wissenschaftler kommen in ihrer Untersuchung zu dem Schluss, dass seit der Übernahme 47,5 Prozent der Mikroblogger mit einem Fokus auf Umwelt, Natur und Klima inaktiv geworden wären.

Als ich diese Ergebnisse zuerst gelesen habe musste ich unweigerlich an diesen einen Verdacht denken. Den, dass die Musk-Übernahme eben doch auch inhaltliche Auswirkungen haben könnte. Seine eigene politische Meinung stellt Musk selbst ja hin und wieder ganz offen öffentlich dar – und so wie ich sie wahrnehme, tendiert der Millionär zu einer neoliberal-rechten Weltsicht. Ich habe das Gefühl, dass es vor allem eher progressive Nutzerkreise von Twitter aus in die Flucht geschlagen hat, als der Dienst verkauft wurde. Zumindest konnte ich zum Beispiel im Fediverse manche mehr oder minder bekannte Gesichter Accounts aus meiner ehemaligen, tendenziell eher linken Twitter-Timeline wiederentdecken.

Das alles waren aber bisher meist nur Vermutungen, genaue Daten konnte ich bisher nicht wirklich als Argument anführen. Denn aufgrund meiner persönlichen Einschätzungen kann ich schlicht keine statistische Richtigkeit annehmen. Jetzt, da die Ergebnisse der angesprochenen Studie vorliegen, wirkt das aber schon ein wenig anders. Denn Klima- und Umweltthemen sind meiner Einschätzung nach ein historisch eher links besetztes Themenfeld. Ich wage daher auch zu vermuten, dass sich die politische Diskussionskultur auf Twitter durchaus nach rechts verschieben könnte.

In dem Spektrum-Artikel, auf den ich mich hier beziehe, wird in einem Nebensatz aber auch ein ganz anderer Aspekt angesprochen. Ich möchte hierbei direkt zitieren: „Zurzeit gebe es für diese Themen kein vergleichbares soziales Medium wie Twitter, das seit Juli 2023 X heißt.“ Ist das nicht mal eine diskussionswürdige These? Als Fediverse-Nutzer fällt es mir schwer, dieser Aussage zuzustimmen. Mit Mastodon existiert faktisch ein frei verfügbarer Dienst, der über eigentliche alle wichtigen (Grund-)Funktionen verfügt, die Twitter auch hat. Aber eine Sache muss ich natürlich zugeben: Ein soziales Netzwerk kann zwar durch gewisse Funktionalitäten Rahmenbedingungen für Diskussionen schaffen – aber wenn die nötige Nutzerbasis fehlt, können natürlich auch keine Diskussionen stattfinden.

Twitter scheint sich aus meiner Perspektive in eine sehr merkwürdige und an unterschiedlichen Stellen irgendwie negative Richtung zu entwickeln. Aber hier liegt die Betonung eben auch auf „meiner Perspektive“. Denn wie genau Twitter sich demografisch entwickelt, lässt sich nicht aus einer persönlichen Wahrnehmung heraus ablesen – sondern anhand harter Fakten und Daten. Mein eigenes Urteil fällt daher immer so aus, wie es mein eigenes statistisches Sichtfeld zulässt – und das ist nun einmal begrenzt. Nichtsdestoweniger würde ich mich natürlich freuen, eure Meinung zu diesem Thema in den Kommentaren zu lesen.

Kein Blocken, kein kostenloses TweetDeck mehr: Wann versenkt Musk Twitter eigentlich endgültig?

Manchmal frage ich mich schon: Muss ich eigentlich Angst haben, dass sich die Kaffeediffusion zu einem Twitter-Watchblog wird? Unzählige Male habe ich nun schon über den doch recht bekannten Kurznachrichtendienst geschrieben, seitdem dieser vom Milliardär Elon Musk aufgekauft wurde. Wer auf die zurückliegenden Blogartikel schaut, wird schnell feststellen können: Da läuft seit Monaten so einiges schief. Aus der Perspektive eines ehemaligen Twitter-Nutzers ist es irgendwie traurig, eine Plattform, die ich einst sehr geschätzt habe nun gewissermaßen zu Grunde gehen zu sehen. Zumindest fühlt es sich für mich so an, wenn ich mir die vielen eigentlich unerklärlichen Entscheidungen des Konzernchefs Musk vor Augen halte.

Seien es die Verstümmelung des Verifizierungssystems und die fragliche Einführung von „Twitter Blue“, die vermutlichen Anwandlungen Musks mit rechten Kräften oder die Umbenennung der Plattform zu „X“ – all das kann ich einfach nicht nachvollziehen. Nachdem viele Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben und sich so man ein Nutzer ein neues digitales zu gesucht hat, sehe ich in den Schlagzeilen die Twitter macht eigentlich nur noch schlechte Nachrichten. Zumindest kann ich die einfach nicht positiv auslegen – wie gesagt, aus der Sicht eines ehemaligen Twitter-Nutzers. Natürlich freue ich mich als Verfechter des Fediverse und dezentraler sozialer Netzwerke als Konzept über den Aufschwung, den Mastodon und Konsorten durch den gefühlten Fall Twitters erhalten. Aber für Twitter als Internet-Ikone finde ich ein solches Ende doch ein bisschen schade.

Ich schreibe schon wieder um den heißen Brei. Weiter geht es mit meinem Tagebuch der Merkwürdigenkeiten über den Dienst, der zumindest früher einen Vogel hatte: Heute habe ich mitbekommen, das Musk schon wieder zwei Entscheidungen getroffen hat, über die ich eigentlich nur den Kopf schütteln möchte.

Zum einen hat Elon Musk angekündigt, dass das bekannte System des Blockierens in Zukunft auf Twitter abgeschafft werden soll. Tja, dann bleibt wohl nichts mehr als Wegschauen, wenn man etwas nicht sehen möchte – zumindest für den Moment. CEO Linda Yaccarino habe den Vorstoß Musks laut dem Guardian damit verteidigt, dass man gerade an einer besseren Lösung anstelle des klassischen Blockierens und Stummschaltens arbeite. Allerdings wage ich mal zu fragen: Warum wird nicht angekündigt, wie das Blockieren ersetzt werden soll – sondern ersteinmal, dass es weg muss?

Egal, wie Twitter in Zukunft weiterentwickelt wird: Mit einer solchen Aussage macht sich die Plattform meiner Meinung nach ziemlich lächerlich. Musk bezeichnet sich selbst als „Absolutisten der freien Rede“ (übersetzt aus „free speech absolutist“) – und in diesem Absolutismus ist es dem einfachen Fußvolk der Nutzer auf Twitter wohl auch nicht mehr gestattet, selbst über ihren Feed zu entscheiden. Oder besser gesagt über das, was in diesem eben nicht vorkommen soll.

Eine weitere eher schlechte Nachricht zu Twitter habe ich heute auf Caschys Blog gelesen. Hierbei ging es darum, dass Twitter die ehemals kostenlos nutzbare Oberfläche „TweetDeck“, mittlerweile „XPro“ in Zukunft nur noch gegen Geld anbieten möchte. Auch wenn diese Änderung für mich als Außenstehender wesentlich weniger dramatisch – wenn auch nervig – erscheint, als die zum Blockieren, folgt sie doch einem traurigen Trend: Ich habe das Gefühl, dass Twitter in Zukunft nur noch für zahlende Abonnenten eines Blue-Abos interessant sein könnte. Dann hat es sich für manche vielleicht endgültig ausgezwitschert.

Wie soll ich das eigentlich zusammenfassen? Irgendwie ist es doch traurig, was eine Einzelperson mit zu viel Geld entscheiden kann, oder? Sollten wir jetzt Twitter bedauern? Wir können dazu ja mal auf Mastodon diskutieren. Und was X angeht, bleibt wohl nur noch, sich eine große Tüte Popcorn zu machen und zuzuschauen – oder aber abzuwarten und Tee zu trinken.

Twitter und die Trump-Daten

Wie heise online berichtet, haben die Betreiber des Kurznachrichtendiensts X, vormals Twitter, umfassende Daten des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, einschließlich gelöschter Direktnachrichten, Tweet-Entwürfen und IP-Adressen an einen „US-Sonderermittler“ herausgegeben. Dass Trump von vielen Seiten in der Kritik steht, geht ja immer wieder durch die Nachrichten, hier ging es wohl vor allem um seine mögliche Beteiligung am Sturm auf das Kapitol in Washington Anfang 2021. Schon als Trump noch US-Präsident war, habe ich meine Meinung zu ihm in einem kritischen Blogartikel auf „other society“ festgehalten. Hier möchte ich mich deswegen eher auf die Rolle konzentrieren, die Twitter hier spielt.

Denn auch wenn die Schlagzeile „Twitter gibt Trump-Daten heraus“ erst einmal so klingt, als würde der Musk-Konzern voll und ganz hinter den Ermittlungen gegen Trump stehen, kann man das nach dem heise-Artikel doch in Frage stellen: Denn anscheinend wollte Twitter die Daten nicht auf Anhieb (wiederherstellen und) herausgeben und habe wohl auch vorgeschlagen, Trump selbst darüber zu informieren. Bei heise ist zu lesen, dass das von Seiten der Ermittler als schädlich für ihre Untersuchungen erachtet wurde.

Ich möchte hier nicht nur den heise-Text wiedergeben, den könnt ihr ja selbst nachlesen. Mir geht es auch darum, wie sich das Verhalten Twitters in dieser Angelegenheit einordnen lässt. Auch der gute Fefe hat auf seinem Blog schon dazu kommentiert – und sich gefragt, warum nach der Herausgabe derartiger Daten nicht direkt viele Twitter den Rücken kehren. Erst hat mich diese Meinung ein wenig stutzig gemacht, aber im Grunde hat er wohl recht: Wer sich auf Twitter an einem vertrauenswürdigen Diskussionsort und bei den Direktnachrichten in einem privaten Raum wähnt, sollte hier dringend noch einmal über die eigene Nutzung nachdenken. Denn Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind diese Nachrichten anscheinend ja auch nicht.

Twitter ist ein öffentlicher Raum und sollte wohl auch als solcher verstanden werden. Dass die US-Ermittler nun gegen Trump Anfragen an den Dienst stellen, überrascht eigentlich auch wenig. Ich bezweifle aber, dass der vielleicht nötige Großteil der Twitter-Nutzerinnen und -nutzer die AGB oder auch die Datenschutzerklärung des Dienstes gelesen hat. Ich bezweifle, dass die meisten wissen, inwiefern etwa die Direktnachrichten auf Twitter privat sind. Und Twitter ist hier ja sicherlich keine Ausnahme – das Kleingedruckte setzt man ja nicht ohne Grund oft mit „überlesen“ gleich.

Eigentlich stellt sich hier ja die Frage, ob Twitter in seinem digitalen Raum ein Hausrecht ausüben darf. Zumindest wäre das meine Nutzerperspektive. Und auch wenn ich erwarte, dass man mich offen darüber aufklärt, wo meine Privatsphäre aufhört, kann ich hier einfach nicht auf derartig große Social-Media-Konzerne hoffen. Verdienen diese Angebote nicht eigentlich ihr Geld mit dem brechen gewisser privater Räume und dem Sammeln persönlicher Daten. Nunja, dieses Geschäftsmodell ist natürlich noch etwas anderes als die Herausgabe ähnlicher Informationen an Ermittler – aber wer keine Daten sammelt kommt eben auch nicht in die ethische Klemme, ob man diese nun herausgeben sollte.

Ich bin wirklich kein Trump-Fan, im Gegenteil. Ich finde den Anschein, dass Musk offenbar mit seinem Verhalten aktiv auf den ehemaligen US-Präsidenten zugehen wollte, gruselig. Hier zeigt sich eben auch, wie sehr Musk Twitter eigentlich (inhaltlich) kontrollieren, ja lenken kann. Doch auch aus der Sicht eines (ehemaligen) Twitter-Nutzers zeigt sich für mich einmal mehr: Auf Plattformen wie Twitter ist man eigentlich auf Gedeih und Verderb den Plattformen selbst ausgeliefert. Da ist das eigentliche Nutzerangebot das eine. Das andere ist ein möglicher Verlust von Kontrolle über die eigenen Daten, über das was man gern vergessen möchte, über ein Stückchen Privatsphäre.

Der Preis für Social Media

Wie habe ich eigentlich schon darüber geschrieben, dass ich die großen sozialen Netzwerke Twitter, Instagram (und Facebook) nicht besuche oder benutze? Ich habe jedenfalls nicht mitgezählt – aber falls ihr das gemacht haben solltet, könnt ihr den Stand jetzt um eins erhöhen. An manchen Tagen freue ich mich sehr, nicht auf den großen sozialen Netzwerken unterwegs zu sein – oder unterwegs sein zu müssen. Denn als ich Twitter und Instagram noch genutzt habe, war ich mit der Zeit immer weniger mit diesen Plattformen zufrieden: Instagram wurde immer nerviger und Twitter hat Elon Musk aus dem Rennen genommen. Einen Account bei Facebook hatte ich ohnehin nie. Ja, ich rede und schreibe gern über dieses Thema, weil es für mich wie kein zweites ein gewisses Spannungsfeld abbildet: Das, in dem wir uns im interaktiven „Web 2.0“ stets und ständig wiederfinden.

Nachdem die klassischen Nutzungsformen des Web 1.0, insbesondere das Basteln eigener Homepages oder das Verfassen langer Blogartikel etwas aus der Mode gekommen ist, hat sich das Web 2.0 entwickelt. Damals, als die oben genannten großen sozialen Netzwerke gegründet und immer größer wurden, hat ein Trend eingesetzt hin zu dem Netzwerksystem, das das Web noch bis heute dominiert. Inhalte von Nutzern werden heute in großem Maßstab auf Plattformen veröffentlicht, bei denen sich prinzipiell jeder anmelden kann. In der Regel geht das kostenlos; aber wem erzähle ich hier etwas neues. Ich möchte ja nur einmal resümieren: Das Web 2.0 ist heute eine besonders bedeutsame Form, Inhalte ins Netz zu stellen und zu diesen Stellung zu beziehen. Ob Texte, Kurznachrichten, Videos oder Audios: Für die verschiedenen Medienformen existieren oftmals gleich mehrere Dienste.

In der Schule habe ich gelernt, dass man immer erst etwas positives zur Arbeit eines anderen sagen soll, wenn man diese einschätzt: Die verbreiteten Dienste des Web 2.0 lassen sich an vielen Stellen kritisieren. Aber bevor ich zu diesem Teil übergehe, möchte ich zunächst ein paar interessante Aspekte hervorheben, die wir hier vielleicht auch nicht vergessen sollten: Dienste wie Twitter zum Beispiel haben Kommunikation im Netz viel schneller und sicherlich auch einfacher gemacht. Es ist nachvollziehbar, wenn nicht jeder eine Webseite schreiben möchte, der etwas über das Web mitteilen mag. Die großen sozialen Netzwerke haben die Kommunikation über das Netz als ganzes mit Sicherheit verstärkt. Und ich wage auch zu behaupten, dass durch die großen sozialen Netzwerke mehr Menschen überhaupt mit dem Netz in Kontakt gekommen sind. Vermutlich sind so auch wesentlich mehr Perspektiven in das eingeflossen, was ich gerne als „Netzkultur“ zusammenfasse.

Als Teil des WWW können soziale Netzwerke Menschen einen Raum geben, um ihre Ansichten, Meinungen und auch ihr Wissen mit anderen zu teilen. Das finde ich schön und möchte es den großen Plattformen auch nicht absprechen, wenn meine Kritik an ihnen harsch ausfällt. Allerdings stellt sich doch immer die Frage, welchem Preis man dafür zahlen muss, um die Vorzüge sozialer Netzwerke ausschöpfen zu können. Facebook, Twitter, Instagram und Konsorten: Das sind alles kommerzielle Dienste, die nicht aus Luft und Liebe erstellt, erhalten und weiterentwickelt wurden und werden. Auf den großen Social-Media-Plattformen bezahlen Nutzer heute in der Regel mit ihren Daten und ihrer Zeit.

Ich bin froh, dass sich über das Fediverse viele Vorteile sozialer Medien nutzen lassen, ohne die kommerziellen Interessen eines Unternehmens im Hintergrund. Doch als politisch und kulturell interessierter Mensch frage ich mich manchmal eines: Was verpasse ich eigentlich, jetzt da ich zum Beispiel kein Instagram und Twitter mehr verwende. Instagram ist mir hier eigentlich recht egal – denn die dort geteilten Inhalte interessieren mich oft eher weniger. Bei Twitter sieht das schon etwas anders aus. Denn manchmal kann dieses Netzwerk auch einfach eine sehr schnelle Informations- und Nachrichtenquelle sein. So habe ich es zumindest in Erinnerung. Klar, ob sich dort sinnvoll streiten lässt, ist schon ein Streitpunkt für sich. Aber die ein oder andere Schlagzeile mitzubekommen, ein paar Meldungen abgreifen zu können – Twitter ist nicht ohne Grund zu einer großen Plattform geworden.

Ich finde es nachvollziehbar, wenn Leute Twitter aus derartigen Gründen verwenden. Aber dann holen mich schnell wieder die Bedenken ein, wegen der ich dieser Seite einst den Rücken gekehrt habe. Die Bedenken erinnern mich sozusagen daran, warum ich Twitter nicht mehr verwende. Und das ist auch gut so. Natürlich geht es bei den großen kommerziellen Anbietern von Social-Media-Diensten primär um die Werbeeinnahmen. Aber ohne Nutzer ist eine Plattform eben auch für Werbetreibende uninteressant. Wer eine solche kommerzielle Plattform verwendet, unterstützt diese auch, mit der eigenen Anwesenheit.

Das Fediverse übertrifft insbesondere Twitter schon an vielen Stellen, diese Vorteile überwiegen auch deutlich. Aber der altbekannte Netzwerkeffekt, dass eine Plattform immer auch an der schieren Menge ihrer Nutzer gemessen wird, lässt sich nicht ausblenden. Ich bin bereit, das Fediverse weiterhin zu unterstützen. Ich würde Mastodon, Friendica und die anderen Fedi-Dienste auch verwenden, wenn sie nicht einmal annähernd an die Funktionalität der großen sozialen Netzwerke anknüpften. Ganz einfach, weil das Fediverse so viele eigene Akzente setzt, dass es sich nicht immer mit anderen, kommerziellen Diensten vergleichen muss.

Ich komme aber auch nicht umhin, selbst derartige vergleiche anzustellen: Das Fediverse ist ein Netzwerk aus sozialen Netzwerken und deswegen messe ich es auch anhand meiner Verwendungszwecke für andere Dienste. Der entscheidende Unterschied ist aber: Im Fediverse habe ich meist nicht das Gefühl, einen Handel eingehen zu müssen. Ein Tauschgeschäft, zum Beispiel mit meinen Daten, was mir über die Zeit immer weniger fair vorgekommen ist. An diesem Eindruck hat sich bis heute eigentlich nichts geändert.

Vielleicht sollte ich mich also weniger fragen, was ich verpassen könnte. Stattdessen könnte ich mich ja auch einfach darauf konzentrieren, was mir am Fediverse gefällt. Und auf das, was ich ohne Twitter und Co. auch nicht mehr mit ansehen muss. Kommerzielle soziale Medien machen uns ein Angebot – aber das müssen wir nicht annehmen.

Soziale Medien auf dem Smartphone

Immer wieder höre ich, dass die klassische Nutzung eines Computers über einen Desktop-PC oder Laptop immer mehr an Bedeutung verliert. Und ohne das jetzt statistisch nachgeprüft zu haben, könnte da schon etwas dran sein. Der „Smartphone-Markt“ ist in aller Munde, insbesondere auch wenn es um das Internet und das World Wide Web geht. Als ich mich zum Beispiel über Themes für diesen WordPress-Blog informiert habe, konnte ich quasi nicht darum herumkommen, auch über die mobile Darstellung dieser Seite nachzudenken.

Manchmal wünschte ich, ich könnte das. Denn ich persönlich fühle mich zum Beispiel wohler, wenn ich einen klassischen Computer für meine täglichen Aufgaben verwenden kann. Hier habe ich was das Betriebssystem, die Software-Ausstattung und in Teilen auch die Hardware angeht, wesentlich mehr Kontrolle als auf einem mobilen Endgerät.

Aber natürlich lässt sich anhand einer persönlichen Vorliebe nicht abstreiten, dass mobile Plattformen heute auch ziemlich wichtig geworden sind. Sowohl für viele Nutzerinnen und Nutzer der Geräte, als auch für die Firmen, die mit den oder gegen die Nutzer Geld verdienen möchten. Egal ob auf Android oder iOS: Soziale Medien sind auf den Smartphones für viele Menschen wohl nicht mehr wegzudenken.

Ich habe hier meine ganz eigene Perspektive: Als ich noch Instagram und Twitter verwendet habe, landeten auch die mobilen „Apps“ auf meinem Smartphone. Bei Instagram zum Beispiel waren damals auch viele Funktionen nur über die Smartphone-Anwendung verfügbar. Wie das heute ist, weiß ich nicht, aber vermutlich wird sich da nicht viel geändert haben. Twitter nutze ich heute ebenso wenig wie Instagram, aber das war seinerzeit auch voll und ganz über einen Laptop oder Desktop-PC nutzbar.

Heute verwende ich primär die sozialen Netzwerke aus dem Fediverse, ferner habe ich auch noch Zugänge zu Reddit und Tumblr, aber die verwende ich derzeit auch nicht so oft. Was das Fediverse angeht, nutze ich momentan vor allem Mastodon. Und wer einige der letzten oder noch ältere Beiträge in diesem Blog verfolgt hat weiß: Ich mache mir sehr gern Gedanken über die einzelnen Aspekte des Fediverse.

Aber heute möchte ich mich ein bisschen zusammenreißen; hier soll es ja schließlich um soziale Netzwerke auf mobilen Endgeräten gehen. Jetzt, da ihr wisst, in welchen sozialen Netzwerken ich zur Zeit aktiv bin, möchte ich eine erste wichtige Unterscheidung treffen: Die zwischen mobilen Clients und offiziellen „Apps“.

Netzwerke wie Instagram, Twitter oder Facebook werden oft mit der analogie des „Walled Gardens“ beschrieben. Dieser Vergleich meint im Wesentlichen nur, dass die Nutzer dieser Plattformen von denen anderer Netzwerke abgekapselt sind. Konzerne wie Meta oder X konkurrieren nun einmal miteinander, und Geld machen diese Firmen mit den Daten ihrer Nutzer, die sich dann Werbung ansehen sollen.

Die großen sozialen Netzwerke sind geschlossene Systeme – und genau zu diesem Prinzip passen auch die offiziellen Anwendungen, die diese Firmen für mobile Plattformen zur Verfügung stellen: Die Apps für Twitter oder Instagram zum Beispiel sind genauso geschlossen, wie man es von diesen Diensten erwarten würde. Sie laufen als ein einzelnes Programm, obwohl das Netzwerk selbst ja über eine Webseite aufgerufen werden könnte.

Anders sieht das bei den dezentralen Diensten aus dem Fediverse-Umfeld aus, die sich häufig entweder direkt über die Webseite oder auch über einen sogenannten Client auf mobilen Endgeräten nutzen lassen. Für Mastodon zum Beispiel exisiteren ganz verschiedene Programme, die sich in der Aufmachung und im Funktionsumfang unterscheiden können. Ein solches System ist offen, wie ich das vom Fediverse kenne und liebe.

Ein Streitthema bleiben die Netzwerke, die einst mit Clients genutzt werden konnten, aber sich seitdem dagegen wehren. Neben Twitter ist hier wohl auch Reddit ein sehr aktuelles Beispiel. Nach dem das Unternehmen hinter dieser Internetikone den Preis für die Datenschnittstelle der Seite (die API) angehoben hat, mussten viele Drittanbieter-Apps ihre Entwicklung einstellen oder Nutzungsgebühren einführen. Denn wo einst jeder Daten die Daten aus dem Netzwerk abrufen und in einer App darstellen konnte, hat das Unternehmen nun eine Paywall gebaut. Die Auswahlmöglichkeiten bei den Clients sind so natürlich kleiner oder weniger attraktiv geworden und Reddit ist jetzt vielleicht ein bisschen mehr wie ein eingezäunter Garten.

So sieht die Lage eben aus: Für große Unternehmen ist es anscheinend oft sehr vorteilhaft, eine eigene App anzubieten. Dadurch können sie mehr Kontrolle auf dem mobilen Markt erlangen, als wenn sie ein Client-System zulassen. Clients ohne Werbung lassen sich über einen API-Preis ganz einfach ausschalten. Und schon müssen sich Nutzer entweder mit einer womöglich schlecht mobil-optimierten Webseite abfinden oder Werbung in einer Herstellerapp sehen.

Am Computer habe ich solche Probleme nicht: Hier kann ich über meinen Browser und etwaige Adblocker als Add-Ons immer noch mehr Kontrolle ausüben über die Darstellung meiner angesteuerten Seiten. Natürlich können mobile Apps Vorteile bergen, beim Microblogging vielleicht, oder wenn es um spontane Fotos geht.

Die Apps der Unternehmen hinter den kommerziellen sozialen Netzwerken sind aber oft vor allem eines: Anstrengend. Hier muss ich also die Chance nutzen und eine weitere Lanze für das Fediverse und ferner auch seine mobilen Clients brechen. Naja, vom Computer kann man mich ja auch nicht fernhalten. 🙂