Schlagwort: Soziale Netzwerke

Gedanken zu Bluesky, Teil 2

Der Hype um Bluesky reißt noch immer nicht ab. Auch ich habe, nach meinem ersten Blogeintrag zu dem sozialen Netzwerk, einen Einladungscode zu dem Dienst erhalten und schaue mich seitdem regelmäßig auf Bluesky um. Es ist beeindruckend, wie viele Accounts es dort mittlerweile gibt, auch von bekannten Persönlichkeiten. Das, was sich Mastodon und das Fediverse scheinbar über lange Zeit aufbauen mussten, hat Bluesky gefühlt mit einer Twitter-ähnlichen Oberfläche und der einladungsbasierten Zugänglichkeit geschafft.

Bluesky Sunrays“ von Andrew Ruiz/ CC0 1.0

Eindrucksvoll ist das insbesondere auch, weil es Bluesky derzeit noch an sehr vielen Funktionen mangelt, die bei einem Microbloggingdienst eigentlich zum Standard gehören. Hashtags? Fehlanzeige. Trends? Gibt es nicht. Auch Direktnachrichten hat man noch nicht implementiert. Bluesky wirkt für mich wie ein sehr gehyptes und doch unfertiges soziales Netzwerk. Das ist technisch bedingt. Natürlich ist davon auszugehen, dass derartige Funktionen noch nachgereicht werden. Doch hier möchte ich auf den aktuellen Stand der Dinge eingehen – und der sieht eben keine Hashtags, Trends oder ähnliches vor.

Daraus ergibt sich eine merkwürdige Situation: Bluesky wirkt wie ein Netzwerk für Menschen, die sich bereits außerhalb dieser Plattform einen Namen gemacht haben. Ohne diesen wird man auf Bluesky zumindest gefühlt kaum oder gar nicht gehört. Denn es ist meiner Einschätzung nach nur sehr begrenzt möglich, eigene Inhalte einer breiteren, unbekannten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wie gesagt: Einfach mal unter einen Hashtag kommentieren, ist nicht. Die einzige Möglichkeit, außerhalb der eigenen Followerschaft gesehen zu werden bleibt, in einem der bestehenden Feeds aufzutauchen. Diese sind oftmals allerdings algorithmisch gehalten und lassen es nicht notwendigerweise zu, als Neuling einen Platz zu finden.

Ich nehme die Situation auf Bluesky derzeit so wahr: Die meinungsstarken Accounts hat die Plattform bereits für sich gewonnen, aber deren Follower kommen zu großen Teilen nicht in den Dienst hinein. Wird das Bluesky schaden? Vermutlich nicht. Denn langfristig ist klar, dass die Plattform ihre Pforten früher oder später auch für die breite Masse öffnen wird. Da durch die meinungsstarken, politischen Accounts der Dialog auf Bluesky bestehen bleibt, ist auch davon auszugehen, dass dieser Dienst seine Attraktivität auch bis zu einer Öffnung nicht verlieren wird. Denn genau davon lebt ein soziales Netzwerk – aktiven Nutzern.

Bluesky ist zwar spannend und gerade durch die dort vertretenen Inhalte und Menschen interessant. Komfortabel nutzbar finde ich den Dienst indes nicht wirklich. Denn viele der bekannten Microblogging-Funktionen fehlen für mich schmerzlich. Auch die tendenziell mehr auf algorithmische Sortierung ausgelegten Feeds sind für mich nicht das eine große Argument. Ich bin zwar interessiert daran, Bluesky auch weiterhin im Auge zu behalten. Aber auf Mastodon und im Fediverse allgemein halte ich mich lieber auf. Nicht nur, dass Mastodon einen deutlichen technischen Fortschritt zeigt. Nein, durch die chronologische Timeline und meine bestehende Vernetzung im Fediverse ist dieses tatsächlich dezentrale Netzwerk für mich ansprechender.

Gedanken zu Bluesky

Der Twitter-Exodus geht weiter: Nachdem er im letzten Jahr insbesondere Mastodon viel Aufmerksamkeit eingebracht hat, ist Bluesky nun in aller Munde. Das ist ein soziales Netzwerk, welches ursprünglich von Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey ins Leben gerufen wurde, mittlerweile aber eigenständig geworden ist. Auch Bluesky plant – wie das Fediverse – zumindest zukünftig einen dezentralen Ansatz zu verfolgen. Anders als Mastodon, Peertube oder writefreely zum Beispiel setzen die Bluesky-Entwickler allerdings nicht auf den Protokollstandard ActivityPub sondern formen ihr eigenes „AT-Protokoll“. Die Dezentralität ist momentan allerdings nur ein Plan und noch nicht in die Realität umgesetzt worden. Auch an anderer Stelle ist Bluesky noch nicht besonders ausgereift. So fehlen laut meinem Wissensstand bisher etwa die Unterstützung für Hashtags oder auch Direktnachrichten.

Bluesky befindet sich in einer öffentlichen Betaphase und ist wohl noch nicht für die breite Annahme in der Öffentlichkeit gedacht – vielleicht weil derartig essentielle Funktionen fehlen. Trotzdem ist der Dienst bereits jetzt in aller Munde. Wer Bluesky ausprobieren möchte, kommt derzeit nicht unbedingt „rein“, denn dafür muss man sich entweder auf eine Warteliste setzen lassen oder einen Einladungscode vorweisen. Auch ich selbst habe bisher noch keinen Zugang zu dem Netzwerk, dazu später mehr. Mich interessiert es aber allein schon deswegen, weil es momentan in aller Munde ist. Da stellt sich für mich ganz unweigerlich die Frage: Warum eigentlich?

Ein soziales Netzwerk in seiner frühen Anfangsphase, und dennoch sprechen alle darüber: Das ist wohl eine Situation, die nur Elon Musk hat bewirken können. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Bluesky unter normalen Bedingungen ebenso bekannt geworden wäre. Noch ist der Dienst übrigens auch noch nicht der Twitter-Nachfolger, zu dem ihn manche bereits erklären. Ursprünglich ist er sogar nur als ein Nebenprojekt des Netzwerks gestartet, dass heute X heißt.

Bluesky betrachte ich momentan nur von außen, und natürlich aus der Sicht des Fediverse. Auf Mastodon zum Beispiel hat eine ganz besondere Entwicklung eingesetzt: Immer mehr Menschen findet man auch auf Bluesky, oder aber sie fragen nach einem Zugangscode. Woran mag das wohl liegen? Mehrmals habe ich jetzt bereits mitbekommen, dass manchen ihre Aufnahme im Fediverse nicht gefallen hat. Zu viele Erklärung, nach denen eigentlich nicht gefragt wurde, so klingt für mich der Tenor. Zu kompliziert, gerade für ehemalige Twitter-Nutzer, nehmen manche Mastodon wahr.

Mir selbst ging das eigentlich immer anders. Ich habe mich in der Vergangenheit gern mit den sozialen und technischen Zusammenhängen hinter dem Fediverse beschäftigt. Mich fasziniert dieses einzigartige föderierte und gleichzeitig nicht-kommerzielle soziale Netzwerk auch heute noch. Ich habe auf diesem Blog auch schon ein FAQ geschrieben, um Einsteigern eine weitere Ressource bieten zu können, die den Einstieg in Mastodon und Konsorten vielleicht vereinfachen könnte. Für mich wirkte das Fediverse wohl schon deswegen nicht kompliziert, weil ich in dessen Struktur schon seit Monaten großes Potential sehe.

Dennoch ist meine Neugier für Bluesky geweckt. Zunächst schlussfolgere ich aus den vielen Anfragen nach Bluesky-Invitations auf Mastodon, dass dieser Dienst etwas falsch gemacht haben muss, wenn es um die Aufnahme von ehemaligen Twitter-Nutzern geht. Oder aber zumindest zu anders gewesen sein muss, als dass diese sich sofort hätten wohl gefühlt. Auch heute scheint da etwas im argen zu liegen, was Mastodon für manche unattraktiv macht. Vielleicht liegt das auch daran, dass Mastodon sich immer wieder erklären musste – selbst wenn das eigentlich einfach möglich war.

Wer das Fediverse kennt, kennt auch Mastodon. Wer aber Mastodon kennt, kennt noch nicht zwangsläufig das Fediverse. Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten über Mastodon berichtet, insbesondere in sehr großen Leitmedien. Immer wieder wurde das Thema der Dezentralität angesprochen, aber nur mehr oder weniger gut aufgearbeitet. Aber das Fediverse als größeres Ganzes blieb oftmals eben doch unerwähnt. Das Potential, dass Mastodon für mich entfaltet, kommt besonders durch seine Anbindung an ebenjenes Fediverse. Vielen ist diese aber vielleicht einfach noch nicht bewusst geworden.

Woran auch immer es gelegen haben mag: Mastodon hat zumindest für mich nicht seinen Charme, aber ganz deutlich seinen Hype verloren. Diesen hat man wohl an Bluesky abgetreten, selbst auf der eigenen Plattform. Sicherlich wird über dieses Thema noch viel geschrieben werden, vor allem aus dem Fediverse heraus. Ich stelle mir hier auch noch ganz viele Fragen, vielleicht kann ich diese in Zukunft für mich selbst beantworten. Fast kommt derzeit das Gefühl auf, dass der Aufschwung, den ich einst vermutet habe, doch kleiner als angenommen gewesen sein könnte. Klar ist: Wenn neue Nutzer sich nicht auf einer Plattform wohl fühlen, sind sie auch nicht für diese gewonnen worden.

Ich weiß momentan aber auch noch nicht, was ich von Bluesky halten soll. Für mich wirkt die Plattform wie ein großes Versprechen, dass einige sicherlich als eine Chance begreifen. Wenn manchen Mastodon nicht gefällt, setzen sie wohl Hoffnungen in Bluesky. Denn gerade jetzt, das Elon Musk sogar Wahlaufrufe für die rechtsextreme AfD teilt, wird deutlich: Die Bewegung weg von Twitter ist noch lange nicht vorbei.

Twitter hatte für mich ein großes Potential, nämlich die Möglichkeit netzbasierte Diskussionen in einem großen Stil Realität werden zu lassen. Jetzt, da Elon Musk Herrscher über X ist, fällt seine Plattform für viele als Diskussionsportal einfach weg. Mir geht es da ja nicht anders. Man muss auch zugeben: Dem Fediverse ist es bisher nicht gelungen, die Funktion die Twitter früher hatte zu erfüllen. Womöglich ist das gar nicht der Anspruch, den Mastodon und Konsorten verfolgen sollten oder wollen. Denn Twitter ist nicht erst seit Elon Musk eine schwierige, anstrengende und nervenaufreibende Plattform gewesen. Aber das Potential, dass ich in Twitter gesehen habe, kannten andere wohl auch.

Ich kann die Suchbewegung zu anderen Netzwerken deswegen sehr gut nachvollziehen. Auch wenn ich nicht erst seit Musk im Fediverse unterwegs bin, seit ihm habe ich mich von Twitter verabschiedet. Mir war schon seit der Verkündigung der Übernahme klar, dass Twitter nicht mehr die selbe Plattform sein wird – und von dieser Annahme bin ich noch immer überzeugt. Aber interessant ist vor allem, dass es keinem anderen Netzwerk gelungen ist, Twitter obsolet zu machen in seiner historischen Rolle.

Das Fediverse wurde bisher nicht von ausreichend Menschen aktiv angenommen. Instagram ist zu Bild-basiert und Facebook gilt gerade unter jüngeren als ein Netzwerk für ältere. Tumblr ist in Vergessenheit geraten. Reddit ist ganz anders strukturiert als Twitter es war – und hat überdies auch eigene Probleme. Meiner Meinung nach wäre gerade Mastodon ein guter Ersatz für Twitter gewesen. Diese Rolle würde ich der Software auch heute noch zutrauen, aber mit dieser Position fühle ich mich schon fast wie in einer Minderheit.

Fakt ist: Wenn ein soziales Netzwerk populär werden möchte, braucht es immer ausreichend Teilnehmer. Um diesen Netzwerkeffekt und das Problem, dass Nutzer wegen ihrem Freundeskreis womöglich auf einer unliebsamen Plattform verweilen, kommt wohl kein Wettbewerber herum. Was auch immer die Intention Elon Musks beim Twitter-Kauf gewesen sein mag: Die Folgen davon waren und sich dramatisch.

Das Fediverse ist für mich eine der besten Antworten auf die Frage der sozialen Netzwerke: Eine dezentrale Ausrichtung und Unabhängigkeit von Kapitalgebern oder Aktionären – das sind für mich die Stärken, das Potential und die Chancen, die das Fediverse bietet. Ob es diese bisher ausspielen konnte – oder jemals in einem großen Umfang wird, steht auf einem anderen Blatt. Wie stehe ich nun aber konkret zu Bluesky?

Auch Bluesky ist mir um einiges lieber als Twitter oder Instagram. Die Software wird zumindest offen fortentwickelt und das Versprechen der Dezentralität lässt mich hoffen, dass es wirklich umgesetzt wird. Noch ist Bluesky für mich aber Schall und Rauch. Ich möchte meine Hoffnungen nicht so stark wie andere in die Plattform stecken, weil ich sie noch nicht kenne. Ich möchte sie nicht ablehnen, weil ich damit noch keine Erfahrungen habe. Und ganz nebenbei gibt es bei den Möglichkeiten, die Bluesky vermeintlich mit sich bringt auch einen ganz persönlichen Wermutstropfen: Ich trauere um das Fediverse, dass dadurch an Beachtung verliert.

Angenommen ich bekäme einen Bluesky-Einladungscode. Was würde ich wohl damit machen? Ihn aus pseudo-ideologischen Gründen nicht zu nutzen, grenzt für mich ehrlich gesagt an Sturheit. Natürlich finde ich das Fediverse sympathischer als ein Netzwerk, dass wiedereinmal mit Venture-Kapital finanziert wird. Aber ich kann doch nicht darüber urteilen, ohne mir je ein genaues Bild davon gemacht zu haben. Anders als bei Threads zum Beispiel, ist für mich auch wesentlich unklarer, in welche Richtung sich das Netzwerk entwickeln könnte.

Threads ist ein Projekt des Meta-Konzerns und den kenne ich meiner Meinung nach gut genug, um ihn unsympathisch zu finden. Wie Datenschutz, Werbung und Moderation aber auf Bluesky umgesetzt werden, das steht noch in den Sternen des blauen Nachthimmels. Ich möchte Bluesky nicht von vornherein ablehnen, weil das zumindest gefühlt ein wenig unfair wäre. Natürlich mache ich mir Gedanken, weil auch Bluesky seinen Aktionären verhaftet sein könnte. Aber wohin die Reise wirklich geht, das ist für mich noch nicht klar. Bei Meta ist diese Endstation abzusehen, bei X wird sie Tag für Tag deutlicher erkennbar.

Ich würde mir Bluesky gerne einmal ansehen. Ich würde mich auch darüber freuen, wenn mir ein Einladungscode zugespielt würde. Ob das nun geschieht oder nicht, das ist eine andere Sache. Ich werde diesen Text auch im Fediverse teilen und danach fragen. Meine Motivation ist eigentlich ganz einfach: Derzeit ist mir Bluesky noch ziemlich suspekt. Ich finde es schade, dass Mastodon hier scheinbar das Wasser abgegraben wird, ich finde es schade, dass ActivityPub eine Implementation weniger vorweisen kann. Aber dass Bluesky zumindest quelloffen ist und Dezentralität angestrebt wird, sehe ich doch als einen deutlichen Fortschritt im Vergleich zu Facebook, Instagram oder Twitter.

Mir war es übrigens auch wichtig, diesen Text zu verfassen, bevor ich mich nach einem Code erkundige. Das Fediverse liegt mir am Herzen – und das möchte ich hier auch ganz deutlich ausdrücken. Bevor so viele Nutzer von Twitter zu Mastodon gewechselt sind, gab es im dezentralen sozialen Netzwerk bereits eine ausgeprägt Nutzerkultur. Und diese wird sicherlich auch in Zukunft weiterbestehen. Selbst wenn die große öffentliche Aufmerksamkeit zu Bluesky wandert, verbleibt mit Sicherheit eine engagierte Community um das und in dem Fediverse. Ich freue mich immer wieder, ein Teil dieser Gemeinschaft sein zu dürfen und zu können. Mastodon, Friendica und den anderen Fediverse-Dienste nun also zugunsten Blueskys vollständig den Rücken zu kehren, halte ich für grundfalsch. Ich hoffe, dass diesen Diensten auch in Zukunft noch Öffentlichkeit zuteil wird – momentan scheint diese aber abgenommen zu haben. Als Twitter noch Twitter war und hieß, habe ich diesen Dienst allerdings auch benutzt. Vielleicht können Bluesky, Mastodon und das Fediverse als ganzes auch nebeneinander existieren? Vielleicht sogar miteinander.

Warum faszinieren mich soziale Netzwerke?

Ich kann mich stundelang damit beschäftigen, über soziale Netzwerke nachzudenken. Manchmal frage ich mich, woran das liegt. Doch auch wenn ich den Grund nicht genau kenne: Dass ich mich für das Thema interessiere, kann ich nicht von der Hand weisen. Ob es nun um das Fediverse oder die großen, etablierten Webdienste in diesem Bereich geht: Mehr oder minder soziale Strukturen in der digitalen Welt üben auf mich einen gewissen Reiz aus.

Mir geht es dabei weniger um die technischen Einzelheiten, auch wenn diese natürlich ebenso spannend sein können. Vielmehr fasziniert mich die soziale Komponente, der soziale Aspekt, den solche Netzwerke mitbringen: In sozialen Netzwerken treffen sich ganz unterschiedliche Gemeinschaften im Netz. Und das unabhängig davon, ob sie in der realen Welt viel oder extrem wenig mit einander zu tun haben. Soziale Netzwerke haben in gewisser Weise das Potential, zusammenzubringen, was sich sonst vielleicht nie finden würde. Das ist meiner Meinung nach eine ganz grundlege Chance des Internets.

Spannend wird es für mich aber auch an einem ganz anderen Punkt, einem entgegengesetzen sozusagen. Denn anders als in der „realen Welt“ finden die sozialen Netzwerke bekanntlich oft in einem festgelegten Rahmen fest, dessen Pfeiler große Firmen und manchmal auch die Community stecken. Soziale Netzwerke bieten die Chance, Gemeinschaften zu bilden oder auch gemeinschaftlich etwas aufzubauen. Aber manchmal sind sie eben auch das genaue Gegenteil davon, wenn man etwa auf Hass und Hetze im Netz blickt.

Social Media ist für mich spannend, weil es gesellschaftliche Strukturen abbilden oder schärfen kann, diese anderswo aber auch verschwimmen lässt. Social Media ist für mich interessant, weil es einen ganz anderen Blick auf ein menschliches Zusammenleben erlaubt, was sonst vielleicht nicht beachtet werden würde. Oder könnte. Social Media bietet Chancen und Risiken, Potenzial und vielleicht auch Gefahren für unser Zusammenleben. Ich finde es interessant, genau darüber nachzudenken – und vielleicht den ein oder anderen Schluss daraus zu ziehen.

Social Media: Zwang zum Posten?

In den letzten Wochen habe ich meine Aktivität auf sozialen Netzwerken um einiges zurückgefahren. Viele der großen kommerziellen Plattformen verwende ich ohnehin nicht, und auch im Fediverse war ich in letzter Zeit nicht sonderlich aktiv. Dazu habe ich mich im Grunde nicht bewusst entschieden, ich bin einfach nicht dazu gekommen. Irgendwie fehlte mir die Motivation, etwas hochzuladen, mich aktiv zu beteiligen. Auch wenn ich hin und wieder meine Mastodon-Timeline durchgescrollt habe, selbst habe ich keine Inhalte erstellt. Ähnlich ging es mir mit Tumblr und Reddit, also den großen Netzwerken, bei denen ich einen Account habe.

Inhalte zu lesen und Inhalte zu erstellen – das ist eben ein großer Unterschied. Ich bin in den letzten Tagen und Wochen fast schon in einen Zustand gekommen, in dem ich mich hauptsächlich von fremden Inhalten habe berieseln lassen. Klar, manches finde ich interessant, anderes nicht. So wirklich relevante neue Erkenntnisse habe ich in den sozialen Netzwerken in letzter Zeit allerdings nicht gefunden. Was ich aber viel erschreckender finde ist, wie viel ich mir bereits darüber Gedanken gemacht habe, ob ich nicht doch etwas hochladen sollte. Fast habe ich das Gefühl, von einem gewissen Posting-Zwang auszugehen. Den hat natürlich niemand formuliert, aber trotzdem ist er da – zumindest gefühlt.

Man muss auf den sozialen Netzwerken nichts hochladen. Aber wenn man das nicht tut, kann schnell ein gewisses Gefühl von Teilnahmslosigkeit aufkommen. Eine Teilnahmslosigkeit, die einen hinterfragen lässt, ob man diese Netzwerke wirklich im Alltag braucht. Zumindest geht es mir so. Ich frage mich dann, ob Social Media wirklich so wichtig ist, wie ich es mir manchmal vorstelle. Hier muss man sicherlich auch die unterschiedlichen relevanten Perspektiven im Hinterkopf behalten: Wenn ich zum Beispiel Nachrichten vermitteln möchte, halte ich soziale Netzwerke für sehr wichtig. Wenn ich Menschen schnell und direkt erreichen möchte, kann ich die Funktion dahinter nachvollziehen. Aber ob ich persönliche Erlebnisse auf solchen Plattformen teilen möchte, das ist eben eine andere Frage.

Ob man nun journalistische Inhalte teilt oder eigene Erlebnisse, das ist für mich der vielleicht entscheidende Unterschied. Ich mag es, auf sozialen Netzwerken mit anderen zu bestimmten Inhalten ins Gespräch zu kommen, aber weniger, über mein eigenes Leben oder das von anderen zu reden. Manche Dinge gehören einfach nicht ins Internet, andere umso mehr. Momentan befinde ich mich anscheinend wieder in einer Phase, in der ich meinen Zugang zu den sozialen Netzwerken neu finden muss. Denn Vorteile bringen sie bestimmt – nur nicht für jeden einzelnen Lebensaspekt.

Ich finde, dass ich mir selbst keinen Zwang einreden sollte, auf Social Media zu posten. Denn aus einer persönlichen Perspektive sollten soziale Netzwerke für mich kein Muss sein. Aus einer inhaltlichen oder journalistischen Sicht halte ich es für sinnvoll, die Chancen derartiger Plattformen zu nutzen. Die Frage bleibt nur, wie das am sinnvollsten möglich ist.

Ausgetwittert: X hinter einer Paywall?

Manchmal brauche ich mir gar keine tiefsinnigen Gedanken dazu machen, über was ich in diesem Blog schreiben könnte. Denn X, vormals Twitter, sorgt immer wieder dafür, dass ich Themen für die Kaffeediffusion finde. Hier habe ich schon zu verschiedenen Gelegenheiten dabei zugesehen, wie sich der Kurznachrichtendienst seit der Übernahme durch Elon Musk entwickelt hat. Und das von einer außenstehenden Perspektive.

Heute Morgen wurde in den Medien berichtet, dass der Tech-Milliardär das soziale Netzwerk für alle Nutzer kostenpflichtig machen möchte. Mit dieser Paywall möchte man gegen Bots, also automatisiert betriebene, falsche X-Accounts vorgehen. Nachdem Musk bereits vor einiger Zeit Twitter Blue, was heute wohl X Premium heißt, eingeführt hat, ist das also der nächste Schritt. Bisher konnten Nutzer für einen blauen Haken sowie eine erweiterte Sichtbarkeit auf der Plattform bezahlen – jetzt geht es ans Eingemachte.

Soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Instagram haben historisch betrachtet stets Wert darauf gelegt, ohne zusätzliche Kosten nutzbar zu sein. Das Geschäftsmodell der Unternehmen hinter derartigen Plattformen ist es, Nutzern personalisierte Werbung auszuspielen. Und auch nachdem Musk Twitter übernommen hat, war das auf X eigentlich nicht anders. Ob sich mit der Einführung einer Bezahlschranke nun aber das Geschäftsmodell des Dienstes ändert, lässt sich bezweifeln, immerhin wird das ja als eine Maßnahme gegen Bots vermarktet.

Ich vermute, dass X hinter einer Paywall einige Nutzer loswerden dürfte. Viele sind es wohl nicht gewohnt, für ein soziales Netzwerk direkt zu bezahlen – sondern tun das eher mit ihren persönlichen Daten. Von der ursprünglich eherenwerten Idee, die Barrieren der Internetteilnahme zu senken, bleibt in Zukunft vielleicht auch weniger übrig. Noch ist ja nicht klar, wie teuer X werden könnte. Der Premium-Dienst wirkt mit acht Dollar pro Monat schon sehr teuer auf mich. Und selbst wenn X regulär „nur“ wenige Dollar monatlich kosten wird, wie es Musk sinngemäß formuliert, könnte das schon für einige der Grund sein, dem Dienst den Rücken zu kehren.

Zum Vergleich: Für das Hosting und die Domain dieses Blogs, sowie einige Zusatzdienste wie etwa eine zugehörige Mailadresse zahle ich monatlich weniger als drei Euro. Mal angenommen, X wird halb so teuer wie X Premium, dann liegen wir mit vier Dollar noch immer über dieser Preismarke. Und da lohnt sich doch eigentlich schon die Überlegung, ob Ex-Twitter einem das wirklich wert sein sollte, oder?

Sinkende Nutzerzahlen lassen sich natürlich leicht mit dem Argument, dass das ja vermutlich ohnehin alles Bots waren, überspielen. Aber X hinter einer Paywall wirft doch noch ganz andere Fragen auf: Was wird zum Beispiel aus den vielen Behördenaccounts, die immer noch bei X gepflegt werden? Werden dann Steuergelder zum Kauf eines Social-Media-Profils verwendet, welches vielen Bürgern womöglich gar nicht mehr zugänglich ist? Was wird aus Journalisten, die Twitter zur Recherche nutzen? Sollen die Medienhäuser dann für X bezahlen? Das sind nur zwei Fragen, die mir auf die Schnelle eingefallen sind. Aber die einzigen, die noch auf eine Antwort warten, dürften sie wohl nicht sein. Manchmal habe ich schlicht das Gefühl, Twitter und nun X schafft sich selbst ab. Ob das wirklich so ist, und wann dieser vermeintliche Prozess abgeschlossen ist, das zeigt wohl die Zukunft.

Verdrängen soziale Netzwerke die klassischen Blogs?

Ich interessiere mich sehr für die Kultur in und um die Blogosphäre, also die Gesamtheit der verschiedenen Blogs im Netz. Für mich selbst ist das Bloggen eine tolle Art, mich selbst auszudrücken, so wie ich das möchte. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Herangehensweise verglichen mit einem Großteil der Internetnutzer eher eine Ausnahme darstellen könnte. Manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass das klassische Bloggen nur noch eine Nische des Webs darstellt, in der man zwar gut und gerne Zeit verbringen kann – aber trotzdem nicht den vermeintlichen Mainstream erreicht.

Zwar kenne ich viele Blogs, und schätze deren Autoren, aber ich weiß auch: Wenn ich mich in meinem Umfeld umhöre, wäre ich wohl zu ziemlich der einzige aktive Blogger. Zumindest wenn man das klassische Bloggen zum Vergleich heranzieht, kann ich mir da wohl ziemlich sicher sein. In meinem Umfeld, also insbesondere unter jungen Menschen, ist diese Form der Veröffentlichung einfach nicht so verbreitet. Zumindest habe ich dieses Gefühl. Dabei ist es eigentlich nicht schwer, einen eigenen Blog aufzusetzen. Über Plattformen wie Blogger.com, Tumblr oder auch writefreely geht das heute vollkommen kostenlos – und zwar in wenigen Minuten.

Ganz anders verschiebt sich das Bild, wenn es um soziale Netzwerke geht: Hier kenne ich kaum junge Leute, die nicht auf Social Media unterwegs sind. Ob es nun Instagram, TikTok oder BeReal sein mögen: Solche Plattformen sind in meiner Generation sehr weit verbreitet. Und auch dort teilen Menschen ihre Erfahrungen, Erlebnisse aus dem Alltag, geben ihr Wissen weiter oder halten bestimmte Momente fest. Stellt sich da nicht die Frage, ob soziale Netzwerke das Konzept eines Blogs ein Stück weit ersetzt haben? Mir kommt es manchmal jedenfalls so vor. Ich bezweifle nämlich, dass die vielen Menschen die keine Blogger sind, nie ein Bedürfnis haben, anderen etwas mitzuteilen – oder einen Gedanken für sich selbst zu sichern. Nachvollziehbarer erscheint mir da schon eher, dass sich derartige Aktivitäten einfach in andere Bereiche des Webs verlagert haben.

Momentan grübele ich selbst noch darüber, ob an dieser Vermutung etwas dran sein könnte – oder ob das nur meine verzerrte Wahrnehmung einer anderen Realtität ist. Und dann kommt natürlich auch die Frage auf, woran das eigentlich liegen könnte. Natürlich gibt es noch die klassische oder weniger klassische Blogosphäre. Auch ich bin ja ein Teil davon. Aber die Fragestellung, wie diese im Gesamtkontext des Internets zu sehen ist, bleibt für mich ziemlich spannend. Wie steht ihr dazu?

Tumblr möchte sein Geschäftsmodell ändern

Der soziale Bloggingdienst Tumblr hat unlängst ein neues Abo-Modell für Unterstützer angekündigt, das dabei helfen soll, ein neues Geschäftsmodell auf der Plattform einzuführen. Monatlich oder jährlich können Nutzer einen Betrag von drei bzw. dreißig Euro an die Plattform überweisen, um dieser finanziell unter die Arme zu greifen. Tumblr war einst eines der größten Blog-Netzwerke überhaupt, über die letzten Jahre hinweg sind die monatlich aktiven Nutzerzahlen aber teils sehr drastisch zurückgegangen. Nachdem Tumblr als Unternehmen durch verschiedene Hände gereicht wurde – mal war es ein Yahoo-Tocherunternehmen, mal gehörte es zu Verizon – kaufte schließlich das Technikunternehmen Automattic das angeschlagene soziale Netzwerk auf. Das war im August 2019.

Seit dieser Übernahme kam zumindest unter Blogging-Fans teils Freude auf, denn Automattic hat in diesem Bereich eigentlich Expertise: So betreibt man etwa auch die Hosting-Plattform WordPress.com oder die ergänzenden Jetpack-Dienste für Blogger. Tumblr wirkt aber noch immer nicht wie ein riesiges soziales Netzwerk, von einer marktbeherrschenden Stellung in irgendeiner Form kann man wohl nicht sprechen. Aber das ist vielleicht auch gar nicht so schlimm: Tumblr ist Nische, und das macht die Plattform aus. Abgesehen vom amerikanischen Schriftsteller Neil Gaiman gibt es auf Tumblr eigentlich kaum Prominente. Politiker und Staatschefs finden sich da wohl auch nicht. Und so wirklich im dauerhaften medialen Rampenlicht steht Tumblr eigentlich auch nicht.

Aber Tumblr ist noch immer ein Hort für viele Internetgemeinschaften. Irgendwie nerdig, merkwürdig und eigen, aber irgendwie auch ein bisschen liebenswert. Tumblr ist Tumblr, auch wenn das soziale Netzwerk angeschlagen wirkt, vermutlich rote Zahlen schreibt und sich noch immer gegen starke Konkurrenten behaupten muss. Klar, Nutzerströme können auch in Hinblick auf Tumblr Hoffnung schaffen: Alte Hasen von Twitter suchen in Tumblr ihr nächstes persönliches soziales Netzwerk – und das kann ich nachvollziehen.

Ich mag Tumblr und beschäftige mich gerne mit der Plattform. Auch die Firmengeschichte von Automattic lässt die Zukunft von Tumblr etwas positiver wirken: Automattic hat schon einige proprietäre Dienste aufgekauft – und den Quellcode dann oftmals offen gelegt. Bei Tumblr ist wohl ähnliches geplant. Das klingt schon ziemlich vielversprechend. Auch der Aussicht, dass Tumblr eines Tages ActivityPub unterstützen könnte, schaue ich sehr positiv entgegen. Dass Tumblr nun ein weiteres Abomodell einführt, wirkt unter derartigen Gesichtspunkten eigentlich sehr logisch: Die Plattform scheint sich in eine offenere Richtung zu entwickeln, und vermutlich ohnehin nicht allzu viel Geld mit Werbung einzunehmen. Da könnte eine Community-basierte Unterstützung durchaus Sinn machen.

Zu hoffen bleibt aber auch, dass Tumblr weiterhin als kostenlos nutzbarer Dienst verfügbar bleibt. Momentan erhalten die Abonnenten nur eine digitale Plakette für ihren Blog und das Gefühl, die Plattform unterstützt zu haben, für ihr Geld. Momentan werden nicht zahlende Blogger also eigentlich nicht als Nutzer zweiter Klasse behandelt – und das ist wichtig. So lange das auch so bleibt, sehe ich die vorliegende Entwicklung im Grunde als ziemlich positiv: Weniger Abhängigkeit von Werbetreibenden, weniger Notwendigkeit, private Daten der Nutzer zu sammeln und zu verkaufen. Für mich klingt das ziemlich gut. Aber wie genau sich Tumblr zukünfig entwickelt, das bleibt wohl doch abzuwarten.

Steckt das klassische Bloggen in einer Nische fest?

Ich schreibe viel, ich blogge gerne: Die Kaffeediffusion gehört mittlerweile zu meinem Alltag. Warum ich so gerne texte, habe ich schon in meinem gestrigen Blogeintrag beschrieben. Doch während ich mich dabei vorwiegend auf meine eigene Perspektive und meine Motivationen gestützt habe, möchte ich das Thema bloggen heute noch etwas anders angehen. Ich stelle mir nämlich schon länger eine Frage: Warum hat sich das Konzept des persönlichen Blogs nicht weiter durchgesetzt im Internet, wie wir es heute kennen?

In meinem Umfeld nutzen viele ganz unterschiedliche soziale Netzwerke. Die meisten verwenden einen Instagram-Account, andere sind auch auf TikTok, vereinzelt findet man ein paar sporadische Twitter-Nutzer. YouTube kennt auch jeder. Ein paar wenige wissen auch vom dezentralen Fediverse – da habe ich vielleicht auch ein bisschen Mitschuld dran. 😉 Auf all diesen Plattformen gibt es die Möglichkeit, eigene Inhalte hochzuladen. Manche nutzen diese auch, vielleicht nicht gleich alle. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, wundert es mich schon, warum niemand einen eigenen Blog betreibt – außer mir.

Ich kenne in meinem Bekannten- und Freundeskreis keinen aktiven Blogger. Natürlich sind Blogs im Netz nicht unüblich, aber zumindest in meinem Umfeld aus dem „realen Leben“ doch eine Seltenheit: Soziale Netzwerke zumindest zum Konsumieren anderer Inhalte zu verwenden, ist für die meisten selbstverständlich. Doch auch wenn es gewisse Parallelen gibt, zwischen einem klassischen Blog und bestimmten sozialen Netzwerken, ist die erstgenannte Möglichkeit für viele scheinbar einfach keine Option. Ich frage mich, woran das liegen könnte.

Versteht mich hier nicht falsch: Im Internet habe ich schon viele interessante Blogs gefunden, zu ganz unterschiedlichen Themen. Mir geht es hier eher um einen direkten Vergleich der Nutzerzahlen, auch wenn dieser bei mir natürlich subjektiv geprägt ist: In meinem Umfeld bin ich gefühlt der einzige aktive Blogger – und das wundert mich ein bisschen, weil ich das so gern mache. Ich könnte mir bei manchen Leuten aus meinem Freundeskreis gut vorstellen, dass sie auch selbst schreiben könnten. Vielleicht wollen sie es ja auch und trauen sich nicht? Aber woran könnte es liegen, dass das klassische Bloggen scheinbar im Schatten der großen sozialen Netzwerke steht – und sich immer ein klein wenig nach Nische anfühlt?

Diese Fragen und das Thema als solches lassen sich natürlich nicht mit einem einzigen Text ausführlich genug beleuchten. Zumindest denke ich das und habe da so ein Gefühl. Aber trotzdem würde ich meine Gedanken dazu gern auf drei Faktoren herunterbrechen:

  • Das Bloggen erfordert eine eigene Motivation.
  • Zu bloggen braucht Zeit und ein bisschen Hingabe.
  • Um in die Blogosphäre einzusteigen, muss man von ihr wissen.

Das sind die drei Aspekte, die mir beim erneuten Nachdenken in den Kopf gekommen sind. Natürlich sind diese drei Punkte nur Vermutungen – wir können darüber gern in den Kommentaren diskutieren. Zuvor möchte ich aber ein bisschen erklären, wie ich überhaupt zu diesem Schluss gekommen bin. Bitte bedenkt, dass ich das Bloggen hier mit den großen sozialen Netzwerken in Relation setzen möchte.

Der erste wichtige Faktor ist für mich die Frage nach der Motivation: Wo soziale Netzwerke die immer Möglichkeit bieten, fremde Inhalte zu sehen, lebt ein Blog von eigenen Inhalten. Hier auf der Kaffeediffusion kann es zwar auch soziale Interaktionen geben, zum Beispiel in der Kommentarsektion. Aber am Ende liefere ich mit meinen Texten ja die Diskussionsfragen, Themen oder Denkanstöße, die hier dann diskutiert werden können. Im Grunde liegt das Augenmerk beim Bloggen darauf, auch wirklich eigene Inhalte veröffentlichen, oder zumindest sichern zu wollen. Und damit Eigenes entsteht, braucht es eben eine gewisse Motivation – die soziale Netzwerke im Gegensatz einfach nicht immer voraussetzen.

Was die Hingabe und den Zeitfaktor angeht, können wir uns natürlich wieder streiten: Ich selbst habe mittlerweile ziemlich viele Stunden in diesen Blog gesteckt – und kümmere mich gerne weiterhin um ihn. Natürlich muss man nicht täglich bloggen, auch nicht wöchentlich. Man braucht gar keinen Rhythmus, man kann einfach schreiben, wann man möchte. Aber im Grunde lebt ein Blog in meinen Augen erst dann richtig, wenn er auch befüllt und gepflegt wird. Wenn nun manche diese Zeit und Widmung nicht aufbringen wollen, kann ich das irgendwie auch verstehen.

Auch der Einstieg in die Blogosphäre ist für mich ein wichtiger Punkt. Denn wo die großen sozialen Netzwerke schon bekannt sind, gibt es in der Blogosphäre einfach nicht diese eine zentrale Anlaufstelle. Ich selbst finde das nicht schlimm. Aber wenn andere nicht durch irgendeinen Blog auf das Konzept aufmerksam werden – wer soll es ihnen da verübeln, es für sich selbst nicht in Betracht zu ziehen. Klar, hin und wieder stößt man im Netz auf verschiedene Blogs. Aber wenn man wirklich welche finden möchte, die persönlich interessant sein könnten, muss man anfangs wohl etwas suchen. Nach diesem Einstieg wird es vielleicht leichter, durch Verweise und Nennungen neuen Lesestoff zu finden. Auch ein Austausch zwischen Bloggern ist dann hilfreich und für mich sehr interessant. Allerdings sind die ersten Schritte in der Blogosphäre vielleicht nicht so leicht getan, wie in den sozialen Medien.

Bevor ich nun die Kommentarsektion eröffne und mich auf eure Meinungen freue, hier noch ein paar abschließende Worte zum Thema: Ich würde mich freuen, wenn andere das Bloggen für sich entdecken würden. Denn mir selbst macht es wirklich viel Spaß. Zu sehen, wie mein Blog erreichbar ist und tatsächlich auch hin und wieder gelesen wird, freut mich. Der Gedanke daran, dass ich die Kaffeediffusion ja irgendwie selbst so gestaltet habe, wie sie ist, macht mich glücklich. Einen eigenen Blog zu betreiben, war schon lange Zeit mein Traum – und der ist mittlerweile in Erfüllung gegangen.

Muss das Fediverse konkurrenzfähig sein?

In den letzten Monaten konnte das Fediverse einen massiven Aufschwung verzeichenen, weil Nutzerinnen und Nutzer großer sozialer Netzwerke ihre ehemaligen Plattformen verlassen haben. Bestes Beispiel ist und bleibt hier Twitter, zeitweise gab es auch auf Reddit zumindest einige, die über Lemmy als föderierte Alternative nachgedacht haben. Infolge dieser Nutzerbewegungen bekam das Fediverse auch viel Aufmerksamkeit in den etablierten Medien. Das, was zuvor vor allem unter Nerds bekannt und beliebt war, rückte damit ein Stück weiter in die Öffentlichkeit.

Welche Rolle viel beachtete Medien im Zeitgeschehen spielen, darüber lässt sich streiten. Die Aufmerksamkeit für das Fediverse wurde durch die mediale Aufmerksamkeit natürlich nicht kleiner. Aber im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit ergeben sich auch Fragen, über die man vielleicht in der eigenen Geek-Blase zuvor nicht nachgedacht hätte. Immerhin fand oftmals ein direkter Vergleich des Fediverse mit den etablierten sozialen Netzwerken statt; verstecken konnte sich das Fediverse davor einfach nicht. Mastodon ist wohl mit Abstand zum bekanntesten Dienst im Fediverse geworden, oder an dieser Position geblieben. Aber bestimmte Fragen gehen auch über die Grenzen eines einzelnen Dienstes hinaus und betreffen das gesamte föderierte Netzwerk.

Einer dieser Diskussionspunkte ist der um die Konkurrenzfähigkeit des Fediverse: Im Gegensatz zu den etablierten Social-Media-Webseiten und -Plattformen wird das Fediverse nicht von großen Unternehmen getragen. Hinter dem Fediverse steckt kein großer Berg an Investorengeld, dass diese früher oder später wieder oder vermehrt auf ihrem Konto wissen wollen. Das Fediverse ist de-facto nicht monetarisiert: Kein Nutzertracking, keine personalisierte Werbung, oftmals nicht einmal Nutzungsentgelte für die einzelnen Instanzen. So ist der Status-quo im Fediverse.

Gegenüber den kommerziellen Social-Media-Diensten ist das wirklich eine Besonderheit. Jetzt, da manche das Fediverse mit diesen Diensten konkurrieren sehen, stellt sich doch die Frage, welches Modell langfristig erfolgreicher sein kann. Und genau das ist wieder einmal der richtige Zeitpunkt, um einen Disclaimer dazulassen: Ich bin kein Statistik-Experte, kein Social-Media-Forscher und kein Netzwerkanalyst. Allerdings hält mich das nicht davon ab, mir meine eigenen Meinungen zu solchen Themen zu bilden – weil das Fediverse meiner Ansicht nach viel Potential bietet.

Natürlich bleiben offene Fragen, wie sich das Fediverse in Zukunft bewähren sollte. Das möchte ich gar nicht abstreiten. Aber bevor wir uns darüber Gedanken machen, lohnt sich wohl doch ein Blick in die Vergangenheit des dezentralen sozialen Netzwerks. Und vor allem auf die Gründe, die Plattformen wie Mastodon, Friendica und Konsorten zu ihrem bisherigen Erfolg verholfen haben. Für mich stellt sich deswegen eher die Frage: Baut der Erfolg des Fediverse‘ nicht eigentlich darauf, dass es nicht den negativen Folgen kommerzieller Interessen ausgesetzt ist? Mastodon zum Beispiel wirbt ganz prominent damit, dass es nicht von heute auf morgen aufgekauft werden kann – wie das bei Twitter der Fall war.

Social-Media-Unternehmen wollen aufgrund der Investitionsstrukturen hinter ihnen profitabel wirtschaften. Und Umsatz und Profit generieren sie eben hauptsächlich über ihr Angebot als Werbeplattform. Frei nach dem Motto: Hier könnte ihre Werbung stehen – und sogar gesehen werden. Damit sich das aber lohnt, sich kommerzielle soziale Netzwerke auch daran interessiert, ihre Nutzer möglichst lange auf ihren Seiten zu halten. Doom-Scrolling, Glücksgefühle durch Likes und Follower, ständige Vergleiche mit anderen und vielleicht auch ein gewisser sozialer Darstellungsdruck – kann sich das nicht negativ auf die eigene Psyche auswirken? Ist es das wirklich wert?

Historisch betrachtet hatten auch die großen sozialen Netzwerke oft Probleme damit, überhaupt profitabel zu sein. Das Fediverse hat deswegen einen massiven Vorteil: Wo ein Dienst nicht profitabel sein muss, und sich zum Beispiel durch Spendengelder trotzdem weiterfinanzieren und in sich tragen kann – wo muss er dann mit den großen Playern wetteifern? Ich bin froh, dass sich das Fediverse nicht irgendwelchen Investoren verantworten muss. Ja, das ist einer der Hauptgründe, weswegen ich so große Hoffnungen in das Fediverse als Plattform setze.

Facebook hat Millarden Nutzer, Twitter hatte einst hunderte Millionen, vielleicht ist das immer noch so. Im Vergleich dazu wirkt das Fediverse klein und beschaulich. Aber selbst die Zahl von 1,9 Millionen monatlich aktiven Nutzern, von denen die Mastodon-Entwickler gerade für ihren Dienst ausgehen, reicht aus: Langweilig wird es im Fediverse nicht, zumindest zeigen das meine Erfahrungen. Als ich neu im Fediverse war, musste ich auch erst einmal Leute finden, denen ich folgen konnte. Und Personen aus dem realen Leben im Fediverse wiederzutreffen, ist immer noch eine absolute Ausnahme. Wenn, dann ist es sogar meistens so, dass mein Umfeld erst durch mich auf das Fediverse aufmerksam wird.

Trotzdem finde ich, dass wir hier nicht verzagen sollten: Ich folge auf Mastodon derzeit in etwa 500 Profilen – und meine persönliche Timeline ist bunt, recht stark frequentiert und interessant. Das Fediverse muss nicht krampfhaft mit anderen Diensten konkurrieren, weil es schon in sich ein unglaubliches Potential bietet. Nicht zuletzt auch die Chance, Social Media endlich selbst in die Hand nehmen zu können. Darauf können wir im Fediverse meiner Meinung nach stolz sein – und vor großen, kommerziellen Diensten brauchen wir uns auch nicht zu verstecken.