Schlagwort: Software

Distrohopping – Fluch oder Segen?

Hinweis: Den folgenden Text habe ich heute auf GNU/Linux.ch veröffentlicht.

Als ich mich zuerst mit GNU/Linux beschäftigt habe, fiel die Wahl meiner ersten Distribution auf Linux Mint. Ich hatte damit einen wirklich tollen Einstieg in die Welt des freien Betriebssystems – und auch in die FOSS-Gemeinschaft. Mir hat das Konzept dahinter sogar so gut gefallen, dass ich mich immer mehr mit den verschiedenen Aspekten der Software und der zugehörigen Community befasst habe. Ich habe versucht, mir möglichst viel Wissen dazu anzulesen, weil mich die Ideen hinter freier Software begeistert haben. Irgendwann bin ich dann auf die vielen weiteren Distributionen neben Linux Mint gestoßen, und es war um mich geschehen.

Mit der Zeit habe ich immer mehr Distros ausprobiert: Von Debian bis Slackware, von Manjaro und openSUSE bis zu Fedora, selbst Arch habe ich mir irgendwann angeschaut, um hier mal ein paar Beispiele zu nennen. Über die Monate und Jahre hinweg, in denen ich bisher Linux-Betriebssysteme verwendet habe, hatte ich Gelegenheit, so einige Projekte kennenzulernen. Und diese Gelegenheit habe ich auch genutzt. Mit dieser Verhaltensweise bin ich sicherlich nicht der einzige in der Community: Gerade Einsteiger werden oft zu „Distrohoppern“, die ihr Betriebssystem ständig wechseln. Zumindest kann dieser Eindruck aufkommen, wenn man sich die Diskussionen in den einschlägen Linux-Foren, zum Beispiel in den GNU/Linux.ch-Matrix-Kanälen anschaut.

Bei mir war das im Grunde nicht anders, das habe ich ja bereits beschrieben: Mein Interesse an freier Software hat mich dazu veranlasst, immer mehr davon zu testen. Dadurch konnte ich einiges hinzulernen, und die Stärken und Schwächen verschiedener Projekte herausfinden. Ich habe feststellen können, welche Software mir besonders gut gefällt, und welche eher nichts für mich ist. Eigentlich klingt das doch ziemlich positiv, oder? Denn nur wer sich wirklich mit einem Projekt, einer Anwendung oder eben einer Distribution auseinandersetzt, kann auch tatsächlich darüber urteilen. Vielleicht lassen sich so sogar Vorurteile ausschließen, was die Diskussionskultur in der FOSS-Gemeinschaft wiederum verbessern könnte. Aber ist das Distrohopping als ständiger Distributionswechsel wirklich so positiv?

Ja, ich sehe durchaus positive Seiten. Wenn man so über das Thema nachdenkt, kommen einem diese vermutlich auch am ehesten in den Sinn. Freie Software ist für viele ein Hobby, in das sie sich wunderbar vertiefen können. Das möchte ich auch niemandem absprechen – aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass es nicht wirklich sinnvoll ist, das Distrohopping so einseitig zu betrachten.

Für mich spielt hier zunächst ein ganz grundlegender Faktor eine Rolle: Distrohopping kostet Zeit. In einer euphorischen Begeisterung über die Ideen freier Software fällt das vielleicht gar nicht so sehr auf. Doch genau hier liegt die Krux, ein Problem, dass sich für mich schleichend immer größer angefühlt hat. Es lohnt sich, das Ganze einfach mal durchzurechnen: Mal angenommen, ein Installationsabbild für eine Distribution ist zwei Gigabyte groß. Je nach Downloadgeschwindigkeit kann es mit einer Wlan-Verbindung durchaus eine Viertelstunde dauern, bis das Installationsabbild überhaupt heruntergeladen ist. Danach muss diese ISO-Datei noch auf ein Installationsmedium, also zum Beispiel einen USB-Stick geschrieben werden – das dauert überschlagen auch eine Viertelstunde. Wenn die eigentliche Installation dann wieder eine halbe Stunde beansprucht, liegt ein Anwender bereits bei einer Stunde „investierter“ Zeit.

Aber hier hört es noch lange nicht auf: Denn wenn ein System einmal installiert ist, möchte es auch eingerichtet werden. Wieder vergeht eine Stunde, oder auch zwei. Auch Dateien und Webbrowser-Lesezeichen möchten importiert werden, das frisst auch wieder Zeit. Und was ist eigentlich, wenn auf dem neuen System auf einmal unerwartete Probleme auftreten, die gelöst werden wollen? Ich weiß nicht, ob ich meine Schätzungen hier zu hoch ansetze – aber im Grunde können Anwender bei einem Distributionswechsel mit mindestens zwei, vielleicht sogar drei oder mehr Stunden Arbeit rechnen. Wenn nun ein Distrohopper monatlich, vielleicht sogar alle zwei Wochen oder noch regelmäßiger das eigene System austauscht, kommen da wohl einige Augenblicke zusammen.

Natürlich macht man das als Linux-Anwender gerne, natürlich lernt man die neue Distribution dadurch besser kennen und sammelt Erfahrungen zu freier Software im Allgemeinen. Aber eine Frage muss doch erlaubt sein: Lohnt sich das wirklich? Ich kann hier nicht für alle sprechen, nur für mich selbst. Und für mich selbst muss ich leider feststellen, dass sich meine Eskapaden durch den den Linux-Dschungel nicht immer gelohnt haben, und das ich mir manchmal zu große Hoffnungen von einer Distribution gemacht habe.

Wenn auf dem eigenen Rechner eine Distribution die nächste überschreibt, oder die fünfte virtuelle Maschine der Woche angelegt wird, frage ich mich schon, ob das Distrohopping hier so wirklich positive Auswirkungen hat. Klar, man lernt dazu – aber muss man dazu wirklich immer ein neues Betriebssystem installieren? Im Grunde lässt sich mit den meisten Distributionen ohnehin ein Großteil jeglicher Arbeit erledigen, die man je von einem System abverlangen könnte. Trotzdem habe zumindest ich viele Distros ausprobiert. Manchmal habe ich mich sogar dabei erwischt, bei Distributionen explizit nach Gründen zu suchen, etwas anderes auszuprobieren. So kann Distrohopping doch auch keinen Spaß mehr machen, oder?

Im Grunde läuft die Diskussion, die ich hier anstoßen möchte, auf eine Frage hinaus: Wann wollen wir uns mit einer Distribution zufrieden geben? Denn es sind immer unsere eigenen Ansprüche, die hier im Vordergrund stehen, und erfüllt werden wollen. Ich würde aus heutiger Sicht nicht sagen, dass ich meine Distrohopping-Abenteuer bereue – aber manche waren vielleicht doch zu viel des Guten. Ja, ich weiß heute, welche Distributionen ich mehr oder weniger gern mag. Aber hätte ich das nicht auch anders herausfinden können?

Die meisten grafischen Oberflächen können unter den meisten bekannten Distributionen problemlos nachinstalliert und individuell konfiguriert werden. Trotzdem haben Distros, die diese Aufgaben übernehmen, einen Reiz. Kleine Distro-spezifische Hilfsprogramme klingen toll, wenn man in einem Artikel darüber ließt. Aber im Alltag braucht man sie vielleicht doch nur einmal im Monat. Jede Distribution findet mindestens eine Anhängerin, nämlich diejenige, die sie erstellt. Aber ob sie auch für die große Masse der Linux-Anwender eine Installation wert ist, bleibt eine ganz andere Frage. Und bei manchen Distributionen würde ich diese heute wohl ein bisschen anders beantworten, als noch vor ein paar Wochen oder Monaten.

Momentan läuft bei mir ein Debian GNU/Linux-System auf dem Hauptrechner – und ich bin sehr zufrieden damit. Ich habe mir diese Installation genau so konfiguriert, wie ich sie gerne hätte, und habe eigentlich keinen Grund, noch über andere Distributionen nachzudenken. Trotzdem weiß ich, dass mich die neue Ubuntu-Version interessieren wird, und dass ich beim nächsten Fedora-Release die Augen offen halten werde. Ob ich das wirklich sollte, oder müsste – da bin ich mir selbst nicht ganz so sicher.

Distrohopping kann Spaß machen, es kann ein interessanter Zeitvertreib sein. Freie Software ist ein Hobby, und es ist auch mein Hobby. Aber ständig das eigene System zu tauschen, keiner Distribution treu zu bleiben – das kann auch auf die Nerven gehen. Zumindest ging es mir so. Momentan habe ich eher Lust, mich tiefgehender mit einer Distribution zu befassen. Meine Wahl fällt dabei auf Debian – wenn das bei euch anders ist, ist das auch vollkommen in Ordnung. Den schleichenden Verdacht, mit dem Distrohopping eigentlich stets an der Oberfläche der Software zu kratzen, mit der man sich eigentlich auskennen möchte, den konnte ich mit der Zeit einfach nicht mehr ausblenden. Und das wollte ich irgendwann auch nicht mehr. Wie seht ihr das?

Zur Zukunft des GNU/Linux.ch-Wochenrückblicks

GNU/Linux.ch befindet sich momentan in der Sommerpause. Auch wenn in den letzten Wochen täglich Texte erschienen sind, hat die Plattform theoretisch noch bis zum 17. September Urlaub. Ich selbst habe mich, seitdem die Pause Ende Juli angefangen hat, ein bisschen zurückgenommen. Aber im Herbst möchte ich wieder so aktiv wie vor der Sommerpause mitschreiben. Das bedeutet für mich auch, zwei langfristige Formate auf GNU/Linux.ch weiterzuführen: Zum einen die Umfragen auf Mastodon und zum anderen den Wochenrückblick.

Letzteres Format habe ich mir in seiner momentanen Form mehr oder minder selbst einfallen lassen – und seitdem bin ich auch dafür verantwortlich. Ursprünglich hatte ich eigentlich die Idee, dass sich die Community ebenfalls am Wochenrückblick beteiligt und Ideen, Artikel und Vorschläge für die einzelnen wöchentlichen Artikel beisteuert. Leider ist dieser Plan bisher noch nicht wirklich aufgegangen – und ich stelle mir oft die Frage, ob sich der Wochenrückblick nicht doch noch ein bisschen verändern sollte, um der Community gerechter zu werden.

Bisher war das Format sehr simpel gehalten: Am Sonntag einer Woche habe ich in den letzten Wochen vor der Sommerpause einen Rückblick veröffentlicht. In diesem waren dann stets alle Artikel, die in einer Woche veröffentlicht wurde, verlinkt – und zwar in einem Fließtext. Sofern sich eine Verlinkung in einem Absatz nicht angeboten hat, habe ich teils auch eine Liste mit weiteren Artikeln angelegt. Insgesamt waren in den einzelnen Wochenrückblicken also immer alle Texte einer Kalenderwoche vertreten, und mehr oder weniger eingeordnet. Zusätzlich zu den Texten von GNU/Linux.ch habe ich außerdem ein paar weitere Blogs und Plattformen aus dem FOSS-Umfeld durchforstet und auf besonders interessante Meldungen verlinkt.

Dieses Format gab es in dieser Ausprägung vorher nicht auf GNU/Linux.ch. Die ursprüngliche Intention dahinter war es, die vielen Artikel einer Woche übersichtlich in einem Artikel zu bündeln und damit zugänglicher zu machen. Indem auch andere Plattformen einbezogen wurden, sollte die Anbindung von GNU/Linux.ch in der FOSS-Gemeinschaft gestärkt werden. Obwohl ich mir selbst nicht besonders sicher war, inwiefern der Wochenrückblick die Leser begeistern könnte, gab es in einer Mastodon-Umfrage zum Thema sehr gute Zustimmungswerte. Deswegen habe ich den Rückblick bis zur Sommerpause entsprechend der ursprünglichen Idee fortgeführt. So sind bisher acht Artikel im Format erschienen.

Ich freue mich, dass zumindest manchen der Rückblick zusagt. Aber manches gibt mir dann doch zu denken: Warum meldet sich die Community zum Beispiel trotz dem allwöchentlichen Aufruf zur Mitarbeit nicht mit Artikeln und Ideen? Und warum gibt es meistens überhaupt keine Kommentare unter den Artikeln? Warum werden die Wochenrückblicke in unseren Matrix-Kanälen nicht diskutiert und warum gibt es auch auf Mastodon so wenige Kommentare? Eigentlich war der Wochenrückblick für eine grobe Übersicht und auch als ein Anreiz zur Diskussion gedacht – aber letzteres scheint er bisher nicht erreicht zu haben.

Die Probleme, die ich hier angesprochen habe, sind natürlich sehr subjektiv. Aber sie geben mir eben zu denken. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas anders machen sollte in den kommenden Wochenrückblicken. Übersichtlichkeit schön und gut – aber wenn sich niemand dafür interessiert, ist auch wenig geholfen. Hinzu kommt noch, dass es teils ziemlich akribische Arbeit ist, den Wochenrückblick zu verfassen. Das eigentliche Texten ist nicht zeitintensiver als bei anderen Artikeln, aber die vielen Verlinkungen dauern eben. Außerdem folgt der Wochenrückblick einer recht strengen Struktur, von der ich bisher auch nicht abgerückt bin. Gerade wenn keine Anregungen aus der Leserschaft kommen, ist es zudem gar nicht so einfach, einen Überblick über die restliche FOSS-Blogosphäre zu behalten.

Ich möchte den Wochenrückblick gerne fortführen. Aber ich bin mir unsicher, ob es sinnvoll wäre, genau so weiterzumachen, wie bisher. Wie genau sich das Format weiterentwickeln sollte oder zumindest könnte – da grübele ich selbst noch darüber nach. Mir wäre es lieb, den formalen Aufwand hinter dem Rückblick zu reduzieren, den Wert für die Plattform aber gleichzeitig noch zu erhöhen. GNU/Linux.ch ist ein Community-Projekt, deswegen möchte ich diese Überlegungen auch öffentlich teilen. Auch wenn es unter den Wochenrückblicken selbst nicht viele Kommentare gab, freue ich mich über eure Meinungen zum Thema. Falls ihr auch über das Format nachdenken möchtet, fasse ich hier noch einmal die wichtigsten Eckpunkte und Ziele zusammen:

Der Wochenrückblick ist…

  • …bisher laut einer Umfrage gut aufgenommen worden.
  • …anscheinend trotzdem nicht seinem Ziel gerecht geworden, Diskussion und Austausch zu wichtigen Themen der FOSS-Blase anzuregen.
  • …aufgrund der vielen Links teils mit einigem formalen Aufwand verbunden.

Der Wochenrückblick soll…

  • …die Artikel einer Woche übersichtlich darstellen und damit zugänglicher machen.
  • …wichtige thematische Entwicklungen der FOSS-Gemeinschaft langfristig verfolgen können.
  • …die Stellung von GNU/Linux.ch in der FOSS-Gemeinschaft stärken.
  • …die Gemeinschaft zur Diskussion, zum Austausch anregen und eine Community-Plattform für neue Ideen bieten.

27. August 2023

Mein Schlafrhythmus

Hat irgendjemand schon meinen Blogartikel von Gesternabend gelesen? Ich hatte ziemliche Kopfscherzen, als ich den Beitrag verfasst habe und wollte eigentlich nur noch schlafen. Dass sich das nicht gut auf den Text ausgewirkt hat, ist vermutlich ziemlich selbsterklärend. Ich habe gestern ja schon von meinem kaputten Schlafrhythmus geschrieben – und heute muss ich das Thema einfach nocheinmal aufgreifen. Denn heute habe ich den freien Sonntag genutzt. Oder auch nicht. Irgendwie war das heute sehr komisch.

Kurz bevor ich gestern müde eingeschlafen bin, habe ich mir noch schnell einen Wecker auf acht Uhr gestellt. Ich dachte, dass das eine ganz vernünftige Zeit wäre. Neun Stunden schlaf klangen für mich auch nicht so schlecht. Aber aus irgendeinem Grund bin ich dann schon wieder etwa fünf Uhr munter geworden – und konnte einfach nicht wieder einschlafen. Gut, sechs Stunden. Das hatte ich mir so eigentlich auch nicht vorgestellt. Noch verblüffter war ich, als ich etwa zehn Stunden später wieder eingeschlafen bin, um zu den sechs doch noch drei Stunden hinzuzufügen. Meine Güte, das war heute mal was anderes.

Insgesamt habe ich heute gefühlt besser geschlafen, als in den Tagen oder Nächten zuvor. Aber mir kam es doch etwas befremdlich vor, mitten am Tag eingeschlafen zu sein, als ich dann wieder aufgewacht bin. Das mache ich eigentlich nie, außer wenn ich wirklich krank bin. Naja, vielleicht sollte ich daran ja auch mal ablesen, wie ungünstig mein Schlafrhythmus eigentlich wirklich ist. Mal schauen, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt.

Distrohopping

Fast so unbeständig wie mein Schlafrhythmus war in den letzten Tagen auch meine GNU/Linux-Installation auf dem Rechner. Denn eigentlich wollte ich ja zu Fedora wechseln, bin dann doch bei openSUSE gelandet und habe diese Distribution jetzt aber auch schon wieder verlassen. Ja, das klang in meinen Blogartikeln dazu vielleicht noch ein wenig anders. Aber als GNU/Linux-Interessierter ist es für mich eben doch ziemlich spannend, immer wieder neue Systeme auszuprobieren.

Die Desktop-Distributionen, die ich auf meinem Laptop laufen lasse, überzeugen eigentlich in der Regel. Wenn ich die Distribution dann doch wechsele, liegt das meist daran, dass mich ein anderes System noch ein bisschen mehr interessiert. Manchmal habe ich auch einfach mal wieder Lust, ein bestimmtes System zu verwenden.

So interessant die vielen verschiedenen Distributionen auch sein mögen, perspektivisch möchte ich mich schon gerne auf ein System festlegen. Zumindest für eine gewisse Zeit. Es ist dann doch noch etwas anderes, wöchentlich, gar täglich die Distribution zu tauschen oder alle paar Monate. Vielleicht finde ich ja irgendwann auch dieses perfekte System, bei dem ich dauerhaft bleiben möchte. Klar, beim Gedanken daran muss ich eigentlich ziemlich schnell an Debian denken. Aber momentan möchte ich irgendwie auch etwas neues ausprobieren – dann wiederum ist meine Debian- oder Ubuntu-Komfortzone doch recht angenehm.

Euch ist bestimmt aufgefallen, dass ich noch nicht beschrieben habe, welche Distribution momentan auf dem Rechner läuft. Natürlich kann ich über jede Distribution, die ich installiere noch einen gesonderten Blogartikel schreiben – aber in den letzten Monaten habe ich das eben schon für einige Systeme getan. Ich frage mich daher manchmal, ob es euch wirklich so viel Mehrwert bringen würde, wenn ich nocheinmal allgemein auf eine Distro einginge, die ich auf diesem Blog schon beschrieben habe.

In Zukunft möchte ich daher weniger darüber schreiben, wenn ich die Distribution wechsele, sondern lieber neue Gedanken, Erfahrungen oder auch Tipps und Tricks teilen. Dann könnt ihr indirekt ohnehin mitbekommen, welches System ich gerade verwende, wenn ich nicht gerade eine virtuelle Maschine nutze. Das ist bei mir aber verhältnismäßig selten der Fall, weil ich finde das gerade Gnome und KDE nur recht dürftig auf einem virtuellen Rechner laufen.

Die Grauzone der künstlichen Intelligenz

Es gibt bestimmte Themen, die plötzlich in den Nachrichten auftauen und dann ziemlich lange immer wieder behandelt werden – natürlich von unterschiedlichen Seiten und Betrachtungswinkeln, versteht sich. Eines dieser Themen ist zumindest gefühlt auch das der „künstlichen Intelligenzen“. Dabei geht es zum Beispiel um Chatprogramme wie „ChatGPT“ oder auch Bildgeneratoren wie „Stable Diffusion“.

Derartige Softwareprojekte basieren im Grunde auf einem recht ähnlichen Prinzip: Im Zuge des sogenannten maschinelle Lernens werden solche künstlichen neuronalen Netzwerke mit einer Fülle an Daten gefüttert, die dann abgefragt und passend kombiniert werden können. Die Ergebnisse, die ChatGPT und Konsorten also liefern, hängen zwangsläufig davon ab, auf welche Daten diese Systeme zugreifen können.

Der Begriff der künstlichen Intelligenz klingt für mich recht futuristisch, ein bisschen nach Science Fiction und natürlich auch werbetauglich. In den letzten Monaten habe ich dazu viele Beiträge gelesen und auf unterschiedlichen Wegen davon gehört. Mein Eindruck bleibt: Manche der technischen und einige der gesellschaftlichen Auswirkungen und Ausprägungen der bejubelten und verschmähten KI bleiben schlicht noch ungeklärt. Oft eben auch eine gewisse Grauzone.

Eine besonders umstrittene Frage ist etwa, inwiefern künstliche Intelligenzen und die Entwickler und Firmen dahinter gegen das Urheberrecht verstoßen, wenn sie fremde Inhalte zum KI-Training nutzen. Dürfen die das eigentlich? Tja, gut das ich kein Jurist bin, der hier möglichst schnell eine Entscheidung fällen soll: Lernen die KI-Systeme wirklich oder saugen sie nur auf und geben wieder? Schaffen die künstlichen Intelligenzen nun neue Inhalte, wenn sie Bestehendes neu kombinieren? Ich denke, dass die Fragen berechtigt sind – aber einfach noch nicht geklärt.

Wie Golem.de berichtet, versucht zum Beispiel die amerikanische New York Times nun zu verhindern, dass diverse KI-Programme eine Bandbreite der angebotenen Inhalte zum Training verwenden. Dazu hat man Anfang August die eigenen Nutzungsbedingungen angepasst. Golem zitiert hier, dass so neben Text- und Bildinhalten auch „Illustrationen, Designs, Audioclips, Videoclips, ‚Look and Feel‘, Metadaten, Daten oder Zusammenstellungen“ geschützt werden sollen.

Ich finde diese Nachricht wirklich beachtlich. Nachdem nun schon lange darüber diskutiert wird, wie die künstlichen neuronalen Netzwerke und das Urheberrecht zusammenpassen, ist das eine verhältnismäßig klare Position. Laut Golem habe die NY-Times zwar auch einen Deal mit Google abgeschlossen, die ebenfalls an KI-Systemen arbeiten. Aber angesichts dem Dissens in der Diskussion und der scheinbaren politischen Starre in diese Richtung denke ich: Diese Meldung sollten wir mal im Hinterkopf behalten.

Bonus: Distrowechsel auf meinem Laptop

Da ich mir gerade nicht ganz sicher bin, ob ich noch einen eigenen Beitrag dazu schreiben möchte oder nicht, hier ein kleiner Bonus-Abschnitt: Ich habe wieder einmal die GNU/Linux-Distribution auf meinem Laptop gewechselt. Nachdem ich eine Zeit lang KDE neon verwendet habe, wollte ich jetzt mal wieder Gnome. Fedora ist eben eine klassische Gnome-Distribution. Gut, der Zwergendesktop ist oftmals der Standard in der Linux-Welt. So setzen Debian und Ubuntu auf Gnome als direkten Vorschlag bei einer Standardinstallation oder installieren die Umgebung eben direkt mit. Auch SUSE setzt für die eigene Enterprise-Distribution auf Gnome als Default.

Die Gnome-Integration ist bei Fedora definitiv sehr gut – aber die Distribution definiert sich natürlich nicht nur über den Desktop. Auch interessant ist der semi-rollende Veröffentlichungsansatz, bei dem einige Pakete auch unter den stabilen Versionen aktualisiert werden. Der Paketmanager DNF kommt für mich derzeit zwar nicht wirklich an apt von Debian heran. Aber die wichtigsten und zusätzliche interessante Funktionen bietet er allemal. Auch Fedoras innovative Vorstöße bei den immutablen Distributionen finde ich spannend. Mal schauen, wie sich Fedora auf dem Laptop so schlägt. Blogartikel kann man damit ja schonmal gut schreiben. 🙂

Zurück bei KDE neon

Habe ich auf diesem Blog eigentlich schon einmal über KDE neon geschrieben? Ich glaube ja, aber ich müsste jetzt selbst noch einmal nachsehen. So weit ist es schon gekommen: Ich weiß selbst nicht mehr ganz genau, welche Themen ich auf diesem Blog bereits behandelt habe. Nun ja, das liegt sicherlich an der Vielzahl an Texten, die ich bereits auf der Kaffeediffusion veröffentlicht habe. Wie dem auch sei: KDE neon ist mehr oder minder die Hausdistribution der KDE-Entwicklergemeinschaft, die auf einer stabilen Ubuntu-LTS-Basis immer die neuesten Pakete der Plasma-Arbeitsumgebung bereitstellt.

Neon wird maßgeblich vom ursprünglichen Kubuntu-Gründer Jonathan Riddel und anderen Mitgliedern der Kubuntu-Gemeinschaft entwickelt, steht aber dem KDE-Projekt noch ein wenig näher. Die Entwickler dieser Distro bringen das, was bei KDE entsteht oftmals am schnellsten unter die Nutzer. Ich selbst habe mir heute einmal mehr die User-Edition installiert, die momentan mit KDE Plasma 5.27 daherkommt.

Bei KDE-Plasma verläuft die Entwicklung in der Regel recht schnell. Lange Zeit haben sich die Entwickler an einem Veröffentlichungszyklus von drei Releases pro Jahr orientiert, wobei das für Plasma 6 schon zur Diskussion gestellt wurde. In der Vergangenheit musste man sich daher oft entscheiden: Entweder man nutzt die neueste Plasma-Version unter einer rollend veröffentlichen Distribution oder eine abgehangene Veröffentlichung bei einer stabilen Distro. So gesehen musste man auch wählen, ob man regelmäßig Aktualisierungen des eigenen Betriebssystems anstoßen wollte oder auf einige neue Funktionen verzichten konnte.

KDE neon vereint hier das beste aus beiden Welten: Das eigentliche Grundsystem basiert wie erwähnt auf Ubuntu-LTS, also derzeit der Version 22.04. Die Arbeitsumgebung aber reichen die neon-Devs über eine eigene Paketquelle nach. So erhalten Nutzer schnell das neueste vom neuesten. Für mich ist natürlich in erster Linie die Nutzer-Variante interessant, die ich ja mittlerweile auch wieder verwende. Damit erhalte ich Aktualisierungen für die aktuellste öffentliche Freigabe von KDE. Für Entwickler und Abenteuerlustige gibt es auch die Testing-Edition und eine instabile Ausgabe mit Entwicklungspaketen.

Im Grunde sind die verschiedenen neon-Editionen verschiedene Paketquellen, die auf das bestehende Grundsystem aufsetzen. Auf ihrer Webseite beschreiben die KDE neon-Entwickler ihr System auch so und nicht als komplette Distribution. Der Hauptfokus liegt eben auf KDE; aber beim restlichen System kann mit Ubuntu-LTS als Basis ja auch wenig schief gehen. Manchmal gehen die neon-Entwickler aber auch eigene Wege. So ist der Firefox-Webbrowser Standard, obwohl er nicht zum KDE-Projekt gehört. Besonders ist auch, dass der Fuchs als deb-Paket installiert ist, nicht als Snap. Hinzu kommt noch eine integrierte Unterstützung für Flatpak: Das hat nicht unbedingt mit KDE zu tun, ist aber nutzerfreundlich.

Das KDE neon-Konzept finde ich ziemlich interessant. Ein bisschen erinnert das auch an Linux Mint. Diese Distro setzt bekanntlich ebenfalls auf Ubuntu-Versionen mit Langzeitpflege auf und reicht dazu eine aktuelle Arbeitsumgebung, gerade in der Cinnamon-Edition. Die KDE neon-Installation lief wirklich problemlos, die Nutzeredition läuft ziemlich gut und macht viel Spaß. Eigentlich hatte ich mir gestern ja MX Linux installiert. Allerdings verlief eine Paketinstallation über den MX-Paketinstaller etwas hakelig. Da ich so oder so wieder Lust auf KDE bekommen habe, bin ich nun also wieder gewechselt.

Meine bisherigen Gehversuche mit dem neuen System waren wie angedeutet sehr angenehm und machen Lust, das OS zu nutzen. Momentan schaue ich mich noch ein wenig um – gut, eigentlich ist das Grundsystem sehr minimal gehalten. Nachdem ich meine Dateien auf die Platte kopiert und meine Alltags-Anwendungen nachinstalliert habe, sitze ich nun vor einem ziemlich interessanten System, was förmlich „KDE!“ schreit – und das finde ich ziemlich toll. Ich freue mich auf die kommende Zeit mit KDE neon. 🙂

Werkzeuge der Digitalisierung

Gerade im digitalen Raum macht es mir Spaß, mich mit den Werkzeugen auseinanderzusetzen, die ich Tag für Tag nutze. Und das meine ich auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Obwohl man ja meinen könnte, dass man mit der Hardware und Software die man verwendet und den Webseiten die man ansteuert eigentlich in erster Linie einen bestimmten Zweck erfüllen und ein konkretes Ziel erreichen möchte. Und das ist natürlich auch ganz logisch und wohl bei jedem früher oder später so: Softwareprogramme, Webseiten und nicht zuletzt auch die Geräte auf denen das stattfindet, sind am Ende des Tages Werkzeuge. Werkzeuge im Zeitalter der Digitalisierung.

Ja, um ein Ziel zu erreichen kann man oft verschiedene von diesen Werkzeugen verwenden – und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erreicht man dann auch das, was man möchte. Doch es kommt eben auch ein bisschen darauf an, welche Werkzeuge man wählt. Was zum Beispiel die Hardware eines Computers angeht, ist klar, dass manche Teile leistungsfähiger als andere sind. Was die Software angeht, ist klar, dass manche Programme besser geeignet sind als andere, um einer Aufgabe gerecht zu werden. Die Software-Seite dieses Themas haben wir übrigens auch in den letzten Folgen des „Captain it’s Wednesday“-Podcasts auf GNU/Linux.ch behandelt.

Aber in diesem Beitrag möchte ich lieber auf etwas anderes Hinweisen: Darauf, wie wichtig es sein kann, bewusst über die eigenen Werkzeuge nachzudenken. Denn der Weg hin zum selbstgesetzten Ziel kann sich sehr unterscheiden. Wenn ein Programm viel zu komplex ist für eine Aufgabe, braucht man womöglich mehr Zeit als eigentlich notwendig. Wenn ein Programm zu wenige Funktionen hat, wird man vielleicht frustriert sein wegen diesem Rahmen. Und wenn einem Computer nicht genug Ressourcen zur Verfügung stehen, ist er schlicht nicht für bestimmte Probleme ausgelegt und scheitert vielleicht sogar an einem „Lösungsversuch“.

Diese Umstände sind wohl alle halbwegs offensichtlich. Sie gelten für den Hardware- und den Softwarebereich des Werkzeugkastens, auf den wir in Zeiten der Digitalisierung und Technisierung zurückgreifen. Aber hin und wieder ist es dann eben doch nicht so einfach. Hinter der Funktionalität von Software stehen zum Beispiel auch noch andere Faktoren: Wie schnell wird ein Programm weiterentwickelt? Wie ist es lizenziert und inwiefern gewährt es die vier wichtigsten Nutzerfreiheiten? Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Das sind Fragen, die vielleicht erst auf den zweiten Blick sichtbar werden.

Und bei Software, die wir über das Internet abrufen, wird es manchmal noch abstrakter. Denn eigentlich ist eine klassische Webseite nicht mehr als ein Dokument mit ein paar Festlegungen zur Darstellung, das von einem Webbrowser ausgelesen werden kann. Wie gesagt – im klassischen Sinne. Denn heute stecken hinter Webseiten oftmals hunderte Zeilen an Code, in PHP, JavaScript oder sonst welchen Sprachen. Das sind richtige Softwareprogramme, die wir manchmal vielleicht gar nicht so schnell als solche wahrnehmen. Wenn ich eine Webseite aufrufe, lasse ich sie also oftmals nicht mehr nur anzeigen sondern führe sie vielmehr aus – über meinen Browser.

Wir können uns lange unterhalten über die neuesten Innovationen bei der Hardware, über die tollsten und modernsten Erfindungen und Geräte. Wir können lange darüber reden, welches Grafikprogramm wohl besser für die Bildbearbeitung oder welche Software besonders sinnvoll und nützlich ist, um Texte zu schreiben, Audiodateien zu bearbeiten oder Büroarbeiten zu verrichten. Und ich finde diese Diskussionen und den Austausch über solche Themen auch wichtig. Aber vielleicht lohnt sich an dieser Stelle auch dieser Hinweis: Auch die Webseiten, die wir ansteuern, können schnell zu unseren Werkzeugen der Digitalisierung werden.

Solus: Die totgeglaubte Distribution lebt

Solus ist eine rollende GNU/Linux-Distribution. Die Betonung liegt hier auf dem ist. Denn nachdem es in den letzten zwei Jahren recht still um dieses Rolling-Release-System aus Irland geworden ist, haben die Entwickler erst kürzlich neue Installationsabbilder veröffentlicht. Darüber freue ich mich natürlich sehr, immerhin bin ich gerade in Distrohopping-Laune. Ich habe mir heute Solus 4.4 mit dem Gnome-Desktop auf dem Laptop installiert. Das sind meine ersten Eindrücke zur Distribution.

Immer wenn ich beginne, eine solche Review zu schreiben, frage ich mich, was die Distribution für genau mich besonders macht. Die harten Fakten könnt ihr schließlich auch in den offiziellen Veröffentlichungshinweisen nachlesen; außerdem sind diese bei einem rollenden System ohnehin nur temporär aktuell. Das gilt natürlich auch für Solus.

Was macht die Distribution also genau für mich interessant? Nun, einerseits ist es spannend, eine Distro auszuprobieren – und zu nutzen – die einige schon abgeschrieben haben: Das ist natürlich auch nachvollziehbar, immerhin war es zeitweise sehr unklar, ob Solus überhaupt weiterbestehen könnte. Vor ein paar Monaten war zum Beispiel die Webseite des Projekts nicht zu erreichen und durch die GNU/Linux-Medien ging schon dieses gewisse Raunen, dass nun wohl das Ende von Solus zu erwarten sei. Tja, die Entwickler waren da wohl anderer Meinung. Unter der Leitung von Joshua Strobl ist Solus vielleicht eines der anfängerfreundlichsten Rolling-Releases geblieben.

Ja, Solus sind auch die Erfinder des Budgie-Desktops, der sich bisher stets im Gnome-Umfeld bewegt, aber eher traditionelle Bedienkonzepte umgesetzt hat. Da ich aber eher daran interessiert war, wieder einmal Gnome zu verwenden, habe ich direkt auf diesen Spin zurückgegriffen. Nutzer können aber auch eine Version mit KDE Plasma oder sogar mit dem Mate-Desktop installieren. Die Mate-Edition soll aber laut den Entwicklern in Zukunft einer Xfce-Ausgabe weichen. Als ich Solus vor einiger Zeit das erste mal ausprobiert habe, landete bei mir auch ein Gnome auf der Platte. Da ist es schon ein bisschen nostalgisch, Solus wieder mit dieser Arbeitsumgebung zu nutzen.

Die Installation der Distro lief (wie erwartet) problemlos. Nachdem das Live-Medium gestartet war, stellte der Installer die üblichen Fragen; nach einer relativ kurzen Zeit hatte Solus dann die ganze Platte für sich, so wie ich mir das vorgestellt hatte. In der Version 4.4 liefert Solus einen wenig angepassten Gnome-Desktop mit einigen zusätzlichen Anwendungen aus. Die Adwaita-Symbole aus dem Gnome-Projekt ersetzen die Entwickler mit den Papirus-Icons; man setzt außerdem auf den Breeze-Cursor und das Adwaita-GTK-Thema in dunklen Tönen. Insgesamt ergibt das ein stimmiges Gesamtbild, was nicht zu sehr vom puren Gnome abweicht.

Neben ein paar Gnome-Werkzeugen und anderen Tools werden auch Firefox, die wichtigsten LibreOffice-Programme, Thunderbird und Celluloid sowie Rhythmbox für multimediale Inhalte mitgeliefert. Die Softwareauswahl ist also nicht übermäßig, aber definitiv ausreichend für einen ersten Start. Ich würde sogar sagen, dass man hier einen sehr guten Mittelweg gefunden hat; das ist aber Geschmackssache. Mit dem eigenen Paketmanager „eopkg“, der auch über ein grafisches Desktopprogramm verfügt, lassen sich neue Anwendungen aus den Paketquellen hinzufügen, entfernen und natürlich auch aktualisieren. Neueinsteiger können also theoretisch auch auf die Kommandozeile verzichten und ohne auskommen.

Die Solus-Paketquellen, die hier „Depots“ heißen, gelten als eher begrenzt. Mir ist das bisher aber nicht aufgefallen. Entweder ich nutze einfach Software, die nicht sonderlich exotisch ist, oder die Repositorien reichen doch aus. Selbst Element und FocusWriter, zwei Anwendungen bei denen ich mir nicht sicher war, ob diese in den Quellen enthalten sind, finden sich und sind schnell installiert. Sogar die kleine und leider seltene Python-IDE Thonny habe ich gesehen. Schade ist lediglich, dass es Adwaita-Qt als Stil für Qt-Anwendungen scheinbar nicht in die Repos geschafft hat. Kurz nach der Installation standen noch keine Aktualisierungen zur Verfügung, weswegen ich dazu noch keine Aussagen machen kann.

Bei Solus laufen ganz nebenbei auch die Basics: Das WLAN funktioniert, der Klapprechner kann Krach machen über seinen Lautsprecher und auch der Drucker wird erkannt. Da kann ich mich eigentlich nicht beschweren, wenn da nicht diese eine Kleinigkeit wäre: Manchmal, nur ganz selten, flackert ein schmaler Streifen am unteren Bildrand, noch seltener auch ein anderer Teil des Bildes. Das ist komisch, aber tatsächlich gar nicht so neu für mich. Bei Siduction GNU/Linux hatte ich einmal ein sehr ähnliches Problem. Nachdem ich in der Siduction-Community nachgefragt habe, ließ sich dieses aber mit einem Kernelparameter („intel_iommu=intgpu_off“) lösen. Ich habe diesen Trick auch bei Solus versucht, und zum Setzen des Bootparameters die Dokumentation herangezogen. Diese gefällt mir ganz gut. Allerdings konnte ich nach dem Setzen des Parameters – so gut es ging nach Anleitung – noch immer das gelegentliche Flackern bemerken. Da werde ich wohl mal im Solus-Forum nachfragen müssen. Eigentlich freue ich mich da schon ein wenig drauf, immerhin kann ich so die Distribution etwas besser kennenlernen.

Solus wirkt für mich wie eine sehr behutsam zusammengestellte Distribution, die sich auf dem Desktop wirklich gut macht. Ich bin jetzt in vielerlei Hinsicht gespannt: Wird sich mein Flacker-Problem lösen lassen? Wie verhält sich Solus langfristig, gerade bei Aktualisierungen? Und wie sieht es mit verzögerten Updates aus? Das sind Fragen, die sich nur über die Zeit beantworten lassen. Meine ersten Eindrücke von Solus sind aber sehr positiv, und falls ihr euch darauf einlassen wollt, kann ich die neue Solus-Version nur weiterempfehlen.

Meine Alltagshelfer

Hat nicht jeder dieses eine Programm, welches besonders am Herzen liegt? Kennt ihr nicht auch diese ein, zwei Anwendungen, ohne die es im Alltag einfach nicht geht? Ich habe das Gefühl, dass jeder Computernutzer über die Zeit seine Lieblinge findet und jede Nutzerin ihre Favoriten auf dem Desktop hat. Mir geht es jedenfalls genauso. Ich versuche im Alltag, wo es nur irgend möglich ist, freie Software zu verwenden. Und seitdem ich mich mit freier Software beschäftige, habe ich einige Programme besonders lieb gewonnen. Heute möchte ich ein wenig über meine Software-Wahlen reden, vielleicht schreibt ihr ja eure Lieblingsprogramme in die Kommentare?

Webbrowser

Ich habe schon so einige Browser ausprobiert, doch langfristig bin ich beim guten alten Mozilla Firefox geblieben. Meiner Ansicht nach ist Firefox einer der besten Browser überhaupt. Natürlich gibt es hier und da ein paar Kleinigkeiten, die mich stören. Doch im großen und ganzen ist Firefox ein verlässlicher Begleiter, der exzellent unter GNU/Linux läuft und anders als manche Konkurrenten quelloffen lizenziert ist. Mit Firefox bin ich auch noch nicht dem Chromium- und Blink-Monopol aufsässig geworden, welches das Web derzeit dominiert. Firefox kann als eine der letzten Bastionen gegen die Vormachtsstellung Googles gesehen werden, wenn es um die HTML-Renderer geht. Mehr dazu habe ich bereits in einem älteren Blogeintrag beschrieben. Auch funktional bin ich mit Firefox ziemlich zufrieden. Natürlich habe ich Firefox schon mit anderen Browsern verglichen. Und selbst wenn Firefox dabei nicht immer als Gewinner hervorgeht, so bleibe ich doch beim Fuchs der Flammen, auf Desktop und Smartphone. Firefox ist freie Software und damit ein Browser, dem ich noch halbwegs vertrauen kann.

E-Mail-Client

Ich bin ein großer Freund von E-Mail auf dem Desktop. Nein, ich habe keine Lust mich auf das Webmail-„Angebot“ meines E-Mail-Dienstes einzulassen, da nutze ich viel lieber eine dedizierte Anwendung dafür. Ich habe bereits Evolution unter Gnome, KMail unter KDE oder auch Claws-Mail und Sylpheed ausprobiert. All diese Programme sind toll, doch im Alltag setze ich meist auf Thunderbird. Der Donnervogel bietet mir alle Funktionen, die ich mir von einem E-Mail-Client nur wünschen könnte. Darüber hinaus kann Thunderbird sogar RSS-Feeds empfangen oder Chatgruppen lesen und bespielen. Ich habe diese Zusatzfunktionen zwar schon ausprobiert, aber in erster Linie bleibt Thunderbird mein E-Mail-Client. Diese Disziplin kann das Programm meiner Meinung nach auch am besten.

Nachrichten-Feeds

Wo ich Thunderbird als E-Mail-Client super finde, halte ich die Anwendung was RSS- und sonstige Nachrichten-Feeds angeht nur bedingt für kompetent. Leider konnte ich RSS-Feeds insgesamt noch nicht so sehr in meinen Alltag integrieren, wie ich mir das wünschen würde. Wenn ich aber RSS-Feeds lesen möchte, gefallen mir die Programme „Liferea“ als GTK-Anwendung sowie RSSGuard und Akregator, welche auf dem Qt-Toolkit basieren. Je nach dem integrieren sich die Programme auch besser in die entsprechenden Desktops, weswegen ich unter Gnome, Xfce und Mate eher auf Liferea setzen würde. Akregator wurde direkt für KDE entwickelt, RSSGuard würde ich vermutlich unter LXQt einsetzen.

Büroanwendungen

Egal ob Präsentationen, Fließtexte oder Anschreiben: Für Büro-Zwecke verwende ich seit langem LibreOffice. Nicht nur, dass diese Anwendungs-Suite eine beeindruckende Kompatibilität zu Microsoft Office aufweist. LibreOffice ist meiner Meinung nach auch sehr intuitiv nutzbar, spätestens, wenn man sich einmal damit eingearbeitet hat. Ich möchte LibreOffice wirklich nicht missen.

Schreibanwendungen und Notizen

Wenn ich meine Texte nicht gerade direkt hier in Gutenberg oder in LibreOffice verfassen, nutze ich zum Schreiben teils auch dedizierte Anwendungen. Besonders angetan haben es mir dabei Anwendungen, die ablenkungsfreie Modi für Autoren bereitstellen. Ich finde es einfach super, wenn ich als Autor und Blogger auf eine richtige Schreibumgebung zählen kann. Dazu eignen sich vor allem Programme wie der „FocusWriter“ über den ich hier auch schon einmal geschrieben habe. Auch die KDE-Anwendung „Ghostwriter“ hat es mir angetan. Das ist ein einfacher Markdown-Editor, der sich ebenfalls gut für das Schreiben längerer Texte eignet.

Besonders interessant finde ich auch einen Markdown-Editor namens „Zettlr“. Dieser kann sowohl als Schreibumgebung, Notiz-Anwendung aber auch als ein digitaler Zettelkasten verwendet werden. Die Entwickler weißen auch auf die gute Integration von Literaturverwaltungen für wissenschaftliches Schreiben mit Zettlr hin. Wer Markdown im Alltag nutzen möchte, oder vielleicht schon nutzt, sollte auf Zettlr in jedem Fall einen Blick werfen. Ich kann die Anwendung wirklich nur empfehlen. Allerdings ist Zettlr durch den hohen Funktionsumfang und das Electron-Backend ein ziemliches Schwergewicht auf dem Desktop. Wer stattdessen eine leichtgewichtigere Umgebung zum Schreiben sucht, kann natürlich auch einfach auf einen Texteditor zurückgreifen. Das ist übrigens auch vor dem Hintergrund des ablenkungsfreien Schreibens interessant.

Für schnelle Notizen verwende ich ferner auch das Programm „Simplenote“, welches vor allem durch die einfache Synchronisation zwischen der Desktop-Anwendung und der mobilen Fassung besticht. Ich muss aber gestehen, dass ich viele Notizen und vor allem Termine meist in einem gedruckten Planer festhalte. Gerade, wenn ich unterwegs bin, bin ich so schneller, als am Handy zu tippen – und den Laptop habe ich leider nicht immer mit dabei.

Chat-Räume

Im Internet nutze ich für Chats vor allem das Matrix-Protokoll. Das hängt insbesondere mit der Kommunikation für GNU/Linux.ch zusammen. Die öffentlichen Chaträume laufen da hauptsächlich über Matrix, und das finde ich eigentlich sehr gut. Matrix bietet eigentlich alle wichtigen Funktionen, die man zum Chatten gebrauchen kann. Im Gegensatz zum IRC, welchen ich im GNU/Linux-Zusammenhang hier und da verwende, kann das Matrix-Protokoll bekanntlich auch gut mit multimedialen Inhalten umgehen. Ich verstehe auch nicht ganz, warum Menschen im Angesicht von Matrix noch Telegram brauchen – aber das werden die schon wissen. Für Matrix verwende ich SchildiChat oder NeoChat als Clients.

Fediverse-Dienste

Für die Verwaltung meiner Fediverse-Accounts nutze ich am Laptop oft die dafür vorgesehenen Web-Anwendungen. Für Mastodon, Friendica und Co. finde ich diese auch sehr gut gelungen und kann mich eigentlich nicht beschweren. Zusätzlich habe ich noch den Mastodon-Client „Tokodon“ von KDE installiert. Dieser integriert Mastodon wirklich sehr gut in den Plasma-Desktop. Zu Tokodon habe übrigens schon einen Artikel auf GNU/Linux.ch geschrieben.

Auf dem Smartphone verwende ich außerdem den Client „Tusky“ und die offizielle Mastodon-Anwendung aus dem F-Droid-Store. Für Mastodon funktionieren beide sehr gut. Für Friendica muss ich die Webseite als Ersatz-Anwendung benutzen, da Friendica-Threads in Tusky nicht richtig dargestellt werden.

Weitere Anwendungen

Das sind wohl meine wichtigsten Anwendungen, die mich im Alltag begleiten. Hinzu kommen natürlich noch kleinere Programme wie die Konsolen-basierten Texteditoren oder Terminal-Emulatoren selbst. Die textbasierten Anwendungen habe ich hier ja noch gar nicht mit einbezogen. Auch Programme wie Tipp10 oder KTouch, die ich erst seit relativ kurzer Zeit verwende, möchte ich nicht mehr missen. Auch ohne tolle Dateimanager wie Dolphin oder Thunar würde ich im Alltag nicht weit kommen. Auch Gimp, Inkscape, Audacity und andere Multimedia-Anwendungen möchte ich nicht vergessen. Selbstverständlich fehlen selbst jetzt noch unzählige Programme und Helferlein. Meine vollständige Arbeitsumgebung ergeben sie erst alle zusammen, das ist natürlich klar. Mich würde abschließend sehr interessieren, welche Programme ihr als für euch besonders wichtig erachtet. Schreibt mir doch gern einen Kommentar. Oder wir Reden im Fediverse darüber. 🙂

OpenSUSE Tumbleweed nach einer Woche

Vor etwas mehr als einer Woche habe ich openSUSE Tumbleweed auf meinem „Laptop für alles“ installiert und möchte jetzt ein paar Eindrücke teilen. Für mich ist openSUSE keine unvertraute Distribution mehr. In der Vergangenheit habe ich hier und da, immer mal wieder Tumbleweed, Leap oder sogar MicroOS verwendet. Meine Erfahrungen waren dabei eigentlich stets sehr positiv. Insbesondere Leap habe ich als sehr stabil in Erinnerung. Im Gegensatz zu Tumbleweed und MicroOS, welches darauf aufsetzt, bietet Leap aber keine besonders frischen Pakete. Als FLOSS-Enthusiast ist es für mich doch hin und wieder interessant, mit den neuesten Versionen herumspielen zu können.

Tumbleweed ist für mich also stets eine interessante Distribution gewesen. Jetzt, da ich das System seit über einer Woche nutze, bin ich noch immer sehr angetan. Ich hatte ursprünglich einige Sorgen, ob ich ausreichend Zeit für ein rollendes System aufbringen kann. Immerhin sind Rolling Releases auch für ein gewisses Maß an zusätzlichem Arbeitsaufwand bekannt. Ich war mir unsicher, ob ich genug Zeit finden kann, mich im Alltag um ein rollendes System zu kümmern. Besonders die Vorsicht, dass ja doch irgendwann ein Ausnahmefall eintreten kann, in dem das System einfach nicht mehr funktioniert. Ja, in der Vergangenheit hatte ich noch keine riesigen Probleme mit Tumbleweed. Trotzdem hat mich diese gewisse Angst in den letzten Wochen eher an statisch veröffentlichte Distributionen gebunden.

Der nervigste Fehler, den ich bei Tumbleweed hatte war wohl der mit LibreOffice: Als ich Tumbleweed vor ein paar Monaten ausprobiert habe, hat LibreOffice dutzende Sekunden gebraucht, bis es gestartet ist. Auch eine Nachfrage im opensuse-forum.de hat mich nicht wirklich weitergebracht, ich war frustriert. Nachdem ich seinerzeit wieder von openSUSE weggewechselt bin, scheint mein momentaner Versuch gut zu laufen. Neben ein paar Problemen beim automatischen Installieren von Paketabhängigkeiten bei nachinstallierter Software hatte ich eigentlich noch keine größeren Probleme. Bisher konnte ich sehr gut mit dem System durch den Alltag kommen. Auch die Aktualisierungen, die etwa täglich bereitstehen sind bisher stets problemlos durchgelaufen. Bisher kann ich mich wirklich kaum beschweren – ich habe sogar das Gefühl, dass Tumbleweed zuverlässiger läuft als die Ubuntu 23.04.

Meine ursprüngliche Angst scheint unberechtigt gewesen zu sein. Darüber freue ich mich natürlich. Man muss natürlich auch die diversen Vorteile im Hinterkopf behalten, die openSUSE im Vergleich zu anderen rollenden Distributionen ganz klar bietet. Eine gewisse Sicherheit geben zum Beispiel die btrfs-Snapshots. Im Zweifelsfall kann ich das System ja einfach zurückrollen. Auf diese Sicherheit zählen zu können, tut einfach gut. Ganz nebenbei wirkt ein Rolling Release so auch weniger „gruselig“. Wenn man also ein rollendes System nutzen möchte, kann ich openSUSE Tumbleweed klar weiterempfehlen. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass ich einer Debian-12-Installation nicht widerstehen können werde, aber bis dahin hoffe ich, mit Tumbleweed weiterhin eine schöne Zeit haben zu dürfen.