Monat: Juni 2023

Tägliches Bloggen: Zwei Monate

Wieder ist ein Monat vergangen – wieder habe ich jeden Tag geschrieben. Das, was Ende Mai dieses Jahres als eine Herausforderung gestartet ist, ist mittlerweile Alltag geworden. Ich bin froh, mich an mein ursprüngliches Ziel gehalten zu haben. Diese Feststellung habe ich auch schon sehr oft auf diesem Blog beschrieben. Heute möchte ich mich deswegen auf einen anderen Aspekt konzentrieren: Nach zwei Monaten des täglichen Schreibens fällt es mir wesentlich leichter, neue Texte zu beginnen. Zuvor hatte ich dabei oft eine gewisse Hürde, die ich überwinden musste: Mir kam es dann so vor, als könnte der Text, an dem ich mich versuchen wollte, ohnehin nicht das werden, was ich in ihm sehen wollte. Nachdem ich mir die Herausforderung gestellt habe, doch täglich zu schreiben, konnte ich vieles über meine Herangehensweise an das Schreiben lernen. Nach zwei Monaten habe ich bemerkt, dass ich oft einfach nur an einem Text dranbleiben muss, um mich mit ihm anzufreunden. Wie bei einer Malerei, die am Anfang unfassbar scheußlich wirkt, füllt sich auch auf meinem Blog die digitale Leinwand.

Ist das ein Zwang? Ist das ein Muss? Vermutlich nicht. Und vermutlich wird es mir auch nicht auf Dauer möglich sein, so viel zu schreiben, wie ich das gerne möchte. Denn ich möchte so oft wie möglich schreiben, weil ich das gern habe. Ich habe das Gefühl, dass mir das Schreiben insgesamt weiterhelfen kann – und liebgewonnen habe ich es ja so oder so schon. Ich freue mich immer, wenn ich einen Text fertigstellen kann, der nicht nur aus losen Worten und leeren Phrasen besteht. Natürlich kann es auch motivieren, anderen mit Texten weiterhelfen zu können, zu informieren oder zu diskutieren. Auch wenn ich einmal beschrieben habe, dass ich „zum Selbstzweck“ blogge, muss das das Schreiben für andere nicht ausschließen. Statt Zwang und Muss würde ich also eher von einer gewissen Motivation ausgehen, die bei mir schon länger besteht. Schon bevor ich mehr und mehr geschrieben habe, über die letzten zwei Monate, habe ich mich darüber freuen können. Aber es war wohl eine sehr richtige Entscheidung, sich doch öfter daran zu setzen.

Zwischenzeitlich hatte ich sogar schon vor, noch einen Schritt weiter zu gehen und meine eigenen Texte zu analysieren. Ich möchte auch herausfinden wo und wie ich meinen Schreibstil verbessern kann. Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, diese Idee in die Tat umzusetzen. Ich bin mir einfach nicht ganz sicher, wie ich eine solche Analyse angehen soll. Fremde Texte unter die Lupe zu nehmen ist das eine, über die eigenen zu urteilen schon etwas anderes. Aber rückblickend ging es mir auch mit der Regelmäßigkeit so, bevor ich angefangen habe, täglich zu schreiben: Ich habe einfach diese eigene Zielsetzung gebraucht, um den Weg dahin langfristig verfolgen zu können. Vielleicht gilt das auch für die Untersuchung der Texte selbst. Bisher habe ich mir zum Beispiel eher selten Blogartikel der Kaffeediffusion vorgenommen, um sie zu redigieren. In einem etwas professionellerem Kontext sah das zwar schon etwas anders aus – aber der Punkt wird sicherlich klar. Anfangen und dranbleiben, so könnte man die Idee wohl zusammenfassen.

Ich freue mich, dass ich mein Ziel, einen Monat lang täglich zu schreiben, bereits übertreffen konnte. Leider bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich zwischen dem 2. und 7. Juli eine stabile Internetverbindung haben werde. Daher kann ich auch nicht garantieren, dass ich in dieser Zeit Texte auf diesem Blog hochladen werde – weil es schlicht nicht möglich sein könnte. Allerdings möchte ich mich dadurch nicht von meinem Ziel abringen lassen. Stattdessen denke ich, dass diese Woche eine gute Gelegenheit wäre, dass Vorschreiben von Blogartikel per Hand wieder einmal auszuprobieren. Sobald ich wieder Texte hochladen kann, möchte ich diese Entwürfe in den Blog einpflegen, vermutlich auch mit dem passenden Datum. Meine Motivation, täglich zu schreiben, bleibt also auch nach zwei Monaten ungebrochen. Schade ist zwar, dass ich an manchen Tagen erst spät dazu komme, für diesen Blog zu schreiben. Allerdings verfasse ich ja auch weitere Texte, zum Beispiel für GNU/Linux.ch.

Bis dahin und auf die nächsten Monate: Happy Bloggin’!

Soziale Medien

Ich schreibe sehr gern über freie soziale Netzwerke, die zum dezentralen Fediverse gehören. Heute möchte ich aber etwas allgemeiner werden. Bei all den Fragen und Texten zu Fediverse-Diensten ist es für mich auch interessant, zu beobachten, wie ich soziale Medien eigentlich genau nutze. Bei mir schwankt mein Verhalten in diese Richtung relativ oft. Mal geht meine Nutzungstendenz eher zu einem bestimmten Dienst, mal schreibe ich mehr in die sozialen Netzwerke – und manchmal verzichte ich auch ganz darauf. Mein Verhältnis zu Social Media wechselt sich also häufiger, aber interessant finde ich diese Netzwerke immer. Meiner Ansicht nach spiegelt sich in den Diensten die viele Menschen Tag für Tag nutzen immer auch die Position der vielen zum Internet und dem Web wider.

Eindeutig ist wohl, dass das Fediverse meine erste Wahl ist, wenn es um soziale Medien geht. Das liegt einerseits daran, dass mir das Konzept der Dezentralität gefällt. Andererseits habe ich auch festgestellt, dass ich dort thematisch am ehesten zu hause bin. Auf Twitter haben sich meine Erwartungen von der Plattform seinerzeit nur selten erfüllt. Im Fediverse ist das anders, und zwar sowohl auf Mastodon als auch auf Friendica. Das sind die Fedi-Dienste, die ich wohl am meisten nutze. Momentan veröffentliche ich in den sozialen Netzwerken hauptsächlich das, über was ich sonst im Netz schreibe. Das sind derzeit insbesondere die Artikel auf diesem Blog. Ich freue mich immer wie ein Schneekönig, wenn ich einen Kommentar zu einem Text bekomme, da ist Social Media schon eine feine Sache.

Allerdings muss ich auch sagen, dass soziale Netzwerke noch immer recht schnelllebig sind. Das habe ich schon einmal beobachtet, geändert hat sich in dieser Wahrnehmung also nichts. Ich habe manchmal das Gefühl, dass der stets aktuelle Tröt-Strom auf Mastodon auch eine gewisse Hektik mit sich bringt. Genau so etwas lässt sich zum Beispiel mit einem Blog wie diesem hier vermeiden. Hier kann ich mir selbst Ziele stecken, wann ich veröffentlichen möchte – hier sehe ich eben nicht die schnellen Statusupdates von anderen. Versteht mich nicht falsch: Ich finde das ja interessant. Sonst würde ich die sozialen Netzwerke ja auch nicht nutzen. Allerdings kommt manchmal das Gefühl auf, mithalten zu müssen. Wenn man sich davon nicht lossagen kann, mag dieser Eindruck sich nicht wirklich positiv auswirken.

Abschließend lässt sich also sagen: Mein Verhältnis zu den sozialen Netzwerken wird sich auch in Zukunft wandeln und wechseln. Ich habe aber auch Spaß daran gefunden, etwas mehr mit dem Mastodon-Account von GNU/Linux.ch zu arbeiten. Soziale Netzwerke, also auch das Fediverse, bleiben wohl doch irgendwie vom eigenen Blickwinkel abhängig. Wie seht ihr das?

Die Zukunft des Fediverse: Großkonzerne

In den vergangenen Wochen haben viele der großen Social-Media-Unternehmen angekündigt, in Zukunft am Fediverse teilnehmen zu wollen. Angefangen mit Tumblr gehen diese Bestrebungen heute schon bis zum Facebook-Konzern „Meta“. Wie genau diese Entwicklungen für das Fediverse selbst einzuschätzen sind, bleibt eine diskussionswürdige Frage. Dazu ist gestern ein sehr lesenswerter Artikel auf Netzpolitik.org erschienen, der das strittige Thema sehr verständlich zusammenfasst. Ich kann euch nur empfehlen, diesen Text zu lesen, sonst könnten auch meine hier geäußerten Gedanken etwas zusammenhanglos wirken. Denn das Fediverse zu beurteilen ist wirklich nicht immer einfach. Wer sich schoneinmal mit dem dezentralen sozialen Netzwerk beschäftigt hat, wird sicher vieles festgestellt haben. Zum Beispiel scheinen unfassbar viele Nutzer am Konzept des Fediverse zu hängen, so positiv wie das nur geht. Mir geht es ja ähnlich: Das Fediverse ist für viele wohl das Licht am Ende des Tunnels „Social Media“. Deswegen kann ich es nachvollziehen, wenn Menschen hoffen, dass das Fediverse bestehen bleibt, so wie sie es kennengelernt haben.

Interessanterweise wird dieser Aspekt auch im Netzpolitik.org-Artikel angesprochen. Dabei wird vor allem auf die unterschiedlichen Positionen von Fediverse-Neulingen und den alt Eingesessenen hingewiesen. Ob man diese Generalisierung so einfach treffen kann, kann ich nicht beurteilen. Statistische Daten fehlen hier sicherlich, aber trotzdem lässt sich wohl schon aus einem allgemeinen Eindruck eine Tendenz ablesen. Wie auch immer: Die unterschiedlichen Positionen zur Diskussionsfrage werden mit Sicherheit vertreten, egal von wem und warum. Grundlegend beschreibt Markus Reuter in seinem Artikel, dass sich zwei Lager zu bilden scheinen: Eines, das die Großkonzerne und vor allem Meta ablehnt, und ein zweites, das mit diesen teils sogar zusammenarbeiten könnte. Außerdem wird richtig erwähnt, dass das Fediverse schon viele Jahre besteht. In welcher Form, das mag dabei erst einmal nebensächlich sein: Die unterschiedlichen Positionen sind vorhanden, und sie alle stammen aus einer ähnlichen Motivation. Das Fediverse soll florieren und funktionieren. Doch wo die einen den Beitritt großer sozialer Medien gutheißen, weil dieser ein Wachstum der Plattform bedeuten könnte, gibt es eben auch die berechtigt gegenteiligen Meinungen. Unter dem Einfluss der großen Unternehmen könnte sich das Fediverse auch mehr in die Richtung der kommerziellen Netzwerke entwickeln. Genau vor diesen Strukturen sind viele Fediverse-Nutzerinnen und -nutzer aber geflohen.

Ich selbst sitze wieder einmal zwischen den Stühlen: Ich bin bereits vor den großen Fluchtbewegungen weg von Twitter und Konsorten auf das Fediverse gestoßen. Ich bin aber auch nicht seit dem Beginn des Fediverse dabei. Konkret habe ich mir im April 2021 einen ersten Account auf Mastodon angelegt, nachdem ich zuvor ein wenig mit Diaspora herumgespielt habe. Das war mein Einstieg ins Fediverse, das ich seitdem lieben gelernt habe. Wie so viele andere auch. Damit bin ich wohl kein „alter Hase“ aber eben auch nicht ganz neu mit dabei. Meine Position kann also zwischen den Extremen angesehen werden, die sich aus der eigenen Perspektive zum Fediverse gebildet haben. Denn darum geht es doch insgesamt: Wenn Nutzer schöne Erfahrungen mit dem Fediverse gesammelt haben, ist es doch nur nachvollziehbar, diese auch anderen zu wünschen. Dass das Fediverse damit an Verbreitung gewinnen müsste, wirft eben diese unsäglich kontroverse Frage auf, die nur streitbar sein konnte. Im Prinzip stehen sich hier zwei Extreme gegenüber, die einen sehr ähnlichen Ausgangspunkt haben. Und vielleicht auch ein ähnliches Ziel. Trotzdem möchte ich mir ein Urteil erlauben: Wer das Fediverse aus eigener Motivation entdeckt hat, weiß es vielleicht auf eine ganz eigene Weise zu schätzen. Wer das Fediverse aus einer Unzufriedenheit mit bekannten Plattformen heraus entdeckt hat, der sucht vielleicht eher nach einem Ersatz. Oder eben nach dem, was er in den großen, kommerziellen sozialen Medien nicht gefunden haben mag. Diese Position habe ich auch schon in anderen Texten zum Fediverse vertreten. Aber ich denke, dass sie angesichts der aktuellen Debatte wieder relevant geworden sein könnte.

Wenn wir darüber reden, wie sich der Anschluss der Großkonzerne an das Fediverse auswirken könnte, sollten wir auch einen Blick auf die Motivation dieser Unternehmen werfen. Im Netzpolitik-Artikel wird bereits angesprochen, dass die kommerziell betriebenen Plattformen gegebenenfalls eine „Extend, Embrace, Extinguish“-Strategie (EEE) fahren könnten. Also den Plan, das Fediverse erst zu „umarmen“ um es am Ende aus dem Weg zu räumen. Ich denke, dass es hier erforderlich ist, zwischen den Zeilen zu lesen: Warum sollte ein kommerzielles Unternehmen die eigene, und in aller Regel nicht kommerzielle Konkurrenz befödern. Ganz ohne sich selbst einen Vorteil auszumalen? Meta ist kein Wohlfahrtsverein, das sollte heute doch klar sein. Ich denke, dass wir mit dem heutigen Wissen über die großen Social-Media-Firmen nicht mehr davon ausgehen sollten, dass diese wirklich etwas gutes leisten wollen. Das klingt jetzt wie eine Beleidigung, und so kann der Satz auch gesehen werden. Aber im Grunde bleibt es eine Feststellung: Dieses Verhalten würde nicht zu den kapitalistischen Wirtschaftsstrukturen passen, in denen sich die hier gemeinten Großkonzerne bewegen.

Natürlich bleibt es aber auch abzuwarten, wie sich die Situation wirklich entwickelt. Natürlich kommt es jetzt darauf an, wie sich die einzelnen Instanzen verhalten. Und die Frage, wie Nutzer eigentlich in die Entscheidungsfindung eingebunden werden sollten, bleibt wohl auch zukünftig offen. Fakt ist: Die Fediverse-Protokolle sind offene Standards, und auf dieser Offenheit basiert das gesamte Fediverse. Wo die Reise damit hingeht, liegt also nicht an den vermeintlichen Urvätern des Fediverse, sondern vielmehr an denjenigen, die Instanzen moderieren oder anderweitig Einfluss auf das Fediverse haben. Und ehrlich gesagt ist auch eine Abstimmung mit den Füßen, gut heute vielmehr mit den Accounts, denkbar. Welche Instanz ein Nutzer verwendet, das liegt an ihm. Und spätestens da kommen auch uns „einfachen“ Nutzern gewisse Verantwortungen zu.

Wohin sich das Fediverse entwickelt, bleibt auch für mich eine spannende Frage. Immerhin hänge ich nicht weniger als manch anderer an dem dezentralen sozialen Netzwerk, weil ich gewisse Hoffnungen darauf setze. Ausgeschlossen ist bisher wohl nur, dass die großen Unternehmen überhaupt keine Rolle im Fediverse spielen – selbst wenn sie von allen Seiten blockiert werden sollten. Ja, auch die rechtsextremen Netzwerke Gab und TruthSocial setzen auf dezentrale Architektur, die wir eigentlich aus dem so freundlichen Fediverse kennen. Und ja, auch hier hat sich das Fediverse wie wir es kennen gegen die rechtsextremen Gefahren behaupten können. Nichtsdestotrotz sind Netzwerke in der Größe von Instagram und Facebook noch eine ganz andere Hausnummer, mit der wohl auch anders umgegangen werden wird. Wie genau, das ist eine gute Frage.

Spaß mit Artikelserien

Habe ich mich auf diesem Blog eigentlich schoneinmal über das Konzept von Artikelserien gefreut? Noch nicht wirklich, oder? Ich finde aber, dass es heute an der Zeit dazu ist. Doch so sehr mir dieses Thema auch gefällt, irgendwie ist es ein bisschen schwierig, diesen Artikel zu beginnen. Vielleicht wäre es ersteinmal interessant, was ich hier überhaupt meine: Unter einer Artikelserie verstehe ich eine relativ lose Sammlung von Texten, die ein Thema behandeln. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist meine Definition. Diese wirkt eventuell etwas zu lose, zu undefiniert, aber genau das macht sie für mich auch ein Stück weit aus. Für mich stellen die Artikelserien einen tollen Weg dar, ein Thema zu erkunden. So fällt es mir innerhalb einer Artikelserie leichter, komplexe Ideen aufzuarbeiten oder halbwegs sinnvoll darzulegen: In einer Artikelserie kann jeder Text auch im Zusammenhang mit den anderen aus eben jener Reihe gesehen werden. Damit ergibt sich für mich zumindest gefühlt seltener das Dilemma, ob und wie viel Vorwissen ich bei einem Leser voraussetzen kann, oder nicht. Manchmal bieten sich die Artikelserien regelrecht an, um Zusammenhänge darzustellen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für mich auch meine eigene Herangehensweise an ein Thema: Wenn ich eine Textidee finde, konzentriere ich mich meist auf diese eine Frage, die mir dabei im Kopf herumschwirrt. Das hilft vermutlich auch dabei, den Artikel in einem verständlichen Rahmen zu halten. Und genau hier offenbart sich vielleicht auch schon das Potential, welches Artikelreihen bergen können: Bei diesen Serien kann der Rahmen anders, und viel themenspezifischer gesteckt werden – das funktioniert mit meiner offenen Definition natürlich noch besser. Wie genau eine Serie auszusehen hat, braucht man daher gar nicht so strikt festzulegen, finde ich. Ich denke, dass sich das auch über die Zeit entwickeln kann. Und was die Entwicklung einer Artikelserie angeht, gibt es wohl auch einen weiteren strukturellen Vorteil: Wenn ich eine Serie starte, oder mich an einer beteiligen möchte, habe ich vielleicht eine ungefähre Idee, wo die Reise hingehen soll. Aber um zu einer Textreihe beitragen zu können, ist es oft auch nötig, ein Thema von verschiedenen Seiten aus zu sehen. Die nötigen Zusammenhänge ergeben sich dann manchmal schon aus dem Gesamtkontext – und womöglich auch aus dem Willen heraus, die Serie weiterzuführen.

Auf GNU/Linux.ch starten wir zum Beispiel regelmäßig Artikelserien. Auch auf der Kaffeediffusion habe ich schon in diese Richtung experimentiert, auch wenn die gewollten Limitationen meiner damaligen Blogplattform writefreely mich da etwas ausgebremst haben. Ich möchte für diesen Text am Beispiel GNU/Linux.ch bleiben: Dort zum Beispiel gleicht nicht wirklich einer Serie der anderen. Und das ist meiner Meinung nach auch wirklich gut so. Stattdessen habe ich manchmal sogar das Gefühl, dass sich Artikelserien dort ein wenig verselbstständigen können. Das klingt vielleicht negativ, aber das ist es überhaupt nicht. GNU/Linux.ch ist ein Gemeinschaftsprojekt. Wenn sich also eine Serie selbstständig macht, geht das eben auch mit weiteren Autorinnen und Autoren, und neuen Ideen einher. Genau dann kann eine Artikelserie auch ein größeres Ziel erreichen. Zum Beispiel, was die Vollständigkeit oder die Ausgewogenheit der Darstellung angeht.

Für mich sind Artikelserien zu einem sehr interessanten und kreativ herausfordernden Weg geworden, mich mit einem Thema auseinanderzusetzen, zu dem ich sonst vielleicht weniger recherchiert hätte. So wie sich in einem Text hin und wieder zwischen den Zeilen lesen lässt, kann man vielleicht auch zwischen den Beiträgen einer Serie die Zusammenhänge besser erkennen.

Gedanken zu LibreOffice

Heute ist auf GNU/Linux.ch ein erster Eintrag in unserer neuen Artikelserie zu LibreOffice erschienen. Ich freue mich sehr, dass diese Idee scheinbar gut von der Community angenommen wird, zumindest wenn man den Statistiken auf Mastodon Glauben schenken darf. Auf der Kaffeediffusion habe ich schon einmal Gedankengänge zu LibreOffice aufgeschrieben. Damals habe ich vor allem versucht, auszudrücken, dass ich LibreOffice immer mehr schätzen gelernt habe, über die Zeit. Das hat sich auch heute nicht geändert. Noch immer arbeite ich sehr gern und auch sehr oft im Alltag mit der freien Bürosuite.

Wo ich früher auf Microsoft-Produkte genutzt habe, bin ich heute froh, alle meine Office-Dokumente mit LibreOffice zu bearbeiten. Natürlich hat es seine Zeit gedauert, bis ich einmal so wirklich mit der Software warm geworden bin. Ich kann mich auch noch gut an die Dokumente erinnern, die ich zumindest teilweise neu formatieren musste – weil LibreOffice und Word seinerzeit nicht gut miteinander konnten. Heute verwende ich in den allermeisten Fällen ohnehin LibreOffice und muss mich damit auch nicht mehr mit nervtötenden Kompatibilitätsfragen herumschlagen. Übrigens: Auch was die Handhabung angeht, würde ich LibreOffice heute stets der Microsoft-Konkurrenz vorziehen. Ich kannte es aber vor ein paar Jahren einfach noch anders.

Langfristig ist LibreOffice übrigens auch eine wesentlich sicherere Bank, da das verwendete „Open Document“-Format offen liegt. Damit bin ich bei LibreOffice auch nicht von einer ganz bestimmten Version der Bürosoftware abhängig. So ist das aber leider relativ oft bei den diversen proprietären Dateiformaten, die sich im schlimmsten Fall einfach nicht mehr entschlüsseln lassen, falls das Format aus der Mode kommt.

Die Idee zur LibreOffice-Serie stammt nicht von mir, auch wenn ich den heute veröffentlichten Artikel zur Serienidee ausformuliert habe. Ich bin allenfalls sehr froh darüber, die Serie nicht direkt unter den Tisch fallen gelassen zu haben. Denn während ich die ersten Artikel für die Reihe geschrieben habe, konnte ich schon viel über LibreOffice lernen. Wenn ich für GNU/Linux.ch schreibe, freue ich mich auch immer über Themen schreiben zu können, die mir besonders am Herzen liegen. Oder über Themen die mir wichtig sind. Oder über Inhalte, die ich teilen, beurteilen oder einschätzen möchte. Bei LibreOffice kommen einige dieser Aspekte zusammen: Ich mag LibreOffice und setze die Software selbst gern ein. Ich möchte anderen die Software näher bringen und teilen, was sie für mich so besonders macht. Wenn ich dabei noch etwas Neues lernen kann, ist das doch umso besser. Ist das hier jetzt ein weiterer, nur verkappt formulierter Beitrag für unsere Artikelserie? Nicht wirklich. Ich möchte aber trotzdem noch einmal darauf hinweisen, dass wir uns bei GNU/Linux.ch über jede Artikeleinreichung freuen. 🙂

LibreOffice jedenfalls ist über die Zeit zu einem festen Begleiter in meinem digitalen Alltag geworden. Und auch wenn ich mich manchmal frage, warum diese Einstellung so gehandhabt, oder jene Option so versteckt ist, möchte ich LibreOffice auf keinen Fall mehr missen. Schon unter Windows wollte ich einmal LibreOffice verwenden. Durch eine Verwechslung landete dann aber OpenOffice auf der Platte. Die beiden Bürosuites teilen zwar einen gleichen Ursprung, haben sich aber in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt. Heute jedenfalls würde ich LibreOffice mit Sicherheit nicht mehr mit OpenOffice durcheinanderbringen. Ich habe LibreOffice spätestens seitdem ich GNU/Linux nutze absolut für mich entdeckt, und darüber bin ich ziemlich glücklich.

25. Juni 2023

Ich gehöre zu den Menschen, die kein Problem damit haben, lange vor einem Rechner zu sitzen. Im Gegenteil: An so einem Rechner kann ich mich unterhalten, kreativ werden, soziale Kontakte pflegen, eigenen Interessen nachgehen und mich weiterbilden. Nein, ich habe kein Problem damit, lange vor einem PC zu sitzen. Wenn anderen das nicht so geht, ist das für mich trotzdem irgendwie nachvollziehbar. Ich gehöre ja immerhin auch einer Generation an, die mit dem Internet, dem Web und mitten in der Digitalisierung groß geworden ist. Anderen geht das nicht so – da unterscheiden sich dann die Perspektiven. Manchmal scheinen Menschen digitale Entwicklungen aber auch als eine Art Bedrohung zu deuten. Vielleicht weil diese für sie unbekannt erscheinen, unergründet eben. Und eine gewisse Vorsicht ist natürlich in den meisten Lebenslagen nicht grundlegend fehl am Platz, zumindest meistens. Doch grundlegende Ablehnung, das ist doch noch einmal etwas anderes, finde ich.

Vielleicht müssen wir manchmal das, was uns neu oder auch zu neu erscheint, erst in den Kontext setzen, bevor wir uns wirklich damit auseinandersetzen können. Grundlegende Ablehnung könnte doch auch dazu führen, dass sich das, was wir da ablehnen, niemals ändert, oder? Wie soll sich etwas ändern, wenn es nie die Chance hatte, anzukommen? Das ist eine optimistische Einstellung, und ich kann verstehen, wenn diese nicht jeder teilen kann. Ja, mir fällt es selbst oft schwer, so optimistisch zu bleiben. Wenn mich zum Beispiel ein Blick in die Geschichte anders stimmt. Oder ein Gespräch mit Leuten, die einen anderen Blick auf einen Sachverhalt haben. Dann optimistisch – oder überhaupt meinungsstark – zu bleiben, ist nicht wirklich leicht. Für mich jedenfalls. Klare Meinungen verblassen oft, wenn man sich die Vielfalt der Betrachtungsmöglichkeiten vor Augen führt. Im Alltag, bei grundlegenderen Fragen oder diesem großen Dazwischen, das ich hier nur schwer in Worte fassen kann.

Jetzt habe ich wieder über diese Uneindeutigkeit geschrieben, die mir schon öfter aufgefallen ist. Wiederhole ich mich hier? Ich weiß es nicht, weil ich es nicht wirklich einschätzen kann. Nur habe ich das Gefühl, dass ich den Aspekt der unterschiedlichen Betrachtungsweisen bisher zu oft außer Acht gelassen habe. Weil ich ihn gerne ausgeblendet habe? Weil es so einfacher ist? Das sind gute, und doch auch berechtigte Fragen, finde ich. Aber leicht zu beantworten sind sie ja nicht wirklich. Vielleicht ist das auch die Gelegenheit, in der der Leser die Worte, die ich ihm hier vorsetze reflektieren könnte. Um sich selbst diese Fragen zu stellen. Aber das ist kein muss, und das ist wohl auch nicht falsch. Ich habe mich in diesem Blogeintrag einmal mehr dazu ausgelassen, wie uneindeutig Fragen sein können, die man manchmal ganz eindeutig beantworten möchte – aber das dann vielleicht doch nicht kann. Habe ich dazu jetzt einen Lösungsvorschlag? Soll ich mich dazu positionieren? Oder soll ich nur noch einmal darauf eingehen, dass keine direkte Position auch eine Position sein kann? Auf die Antwort warte ich gerade selbst noch. Irgendwie. Eigentlich wollte ich heute über ein technischeres Thema schreiben. Aber als ich dann angefangen habe zu tippen, unter einer nicht wirklich strikten Überschrift, konnte wohl nur etwas wenig striktes herauskommen. Schlimm? Wer weiß. 🙂

Faszination Schriftart

Der Tag neigt sich wieder dem Ende zu. Ich finde, es wäre schade, diesen verstreichen zu lassen, ohne geschrieben zu haben. Ich schreibe bekanntlich sehr gerne – und weil ich gerne schreibe auch gerne viel. Auf diesem Blog könnt ihr in vielen Texten nachlesen, warum. Heute möchte ich mich einem Aspekt widmen, der mir lange Zeit nicht in seiner vollen Bedeutung bewusst war: Schriftarten! Wenn mich jemand vor ein paar Wochen nach Schriftarten gefragt hätte, hätte ich womöglich einfach abgewunken und auf die Voreinstellungen in den verschiedenen Textverarbeitungsprogrammen verwiesen. Eine Zeit lang habe ich das eigene Auswählen von Schriftarten fälschlicherweise nur für eine Ablenkung gehalten. Ich habe zwischenzeitlich gedacht, dass mich derartige Überlegungen nur vom eigentlichen Schreiben abhalten würden. Zum Glück hat sich meine Meinung diesbezüglich geändert. Zu faszinierend waren die verschiedenen Schriftarten für mich, als dass ich sie einfach weiterhin außen vor lassen könnte. Während ich mir zum Beispiel Gedanken um das visuelle Erscheinungsbild dieses Blogs gemacht habe, habe ich mehr und mehr auch über die einzelnen Buchstaben und deren Darstellung nachgedacht. Zum Glück! Während ich mich damit beschäftigt habe, konnte ich schnell feststellen, wie falsch ich mit meiner bisherigen Position zu den Schriftarten lag. Text lässt sich schlicht nicht ohne diese spezielle Färbung darstellen. Jeder Text erscheint in einer ganz bestimmten Form, der Schriftart. Und ablegen lässt sich diese ohnehin nicht: Ob Computerschrift oder Handgekrakel: Jedes Wort ist zwangsläufig dargestellt, wenn es nicht gesprochen wird. Doch selbst dann kommt es nicht wirklich um den Akzent herum, der sich vielleicht im eigenen Ausdruck niederschlägt.

Sich tiefgehender mit den Techniken, die ich täglich nutze, zu beschäftigen, macht mir in vielen Alltagssituationen großen Spaß. Sei es die Software, die meinen Computer antreibt. Sei es der Stift, mit dem ich handschriftliche Texte verfasse. Sei es eben die Schriftart, in der ich meine eigenen digitalen Texte setze. Spätestens in Hinblick auf meinen Blog bin ich mir bewusst geworden, wie wichtig Schriftart sein kann. „Art“ ist englisch für Kunst. Ist Schrift-Art also auch eine Kunst? Für mich klingt das schon plausibel. Und das hat ja auch einen Grund. Ich schaue täglich so oft auf Buchstaben, dass die Bedeutung von Schriftart für mich eigentlich unausweichlich ist. Das finde ich nicht schlimm. Die verschiedenen Seiten, die man bei diesem Thema betrachten kann, sind einfach so spannend. In den letzten Tagen habe ich mich oft zwischen Serifen und humanistischen Schriften, Antiquas und Grotesken verloren. Diese kleinen Exkurse in die weite Welt der Schriftarten waren oft wirklich interessant, lehrreich und auch ziemlich nerdig. Das hat sie für mich vielleicht auch so fesselnd gemacht. Mittlerweile weiß ich um die Bedeutung, die Typografie haben kann. Und das ist gut zu wissen. Ich bin froh, mich mit diesem Themengebiet auseinandergesetzt zu haben, und bin noch immer neugierig. Natürlich bin ich kein professioneller Typograf, aber auch als Amateur und Laie lasse ich mir mein Interesse nicht nehmen. Schriftarten sind allgegenwärtig, schon hunderte Male gesehen und von manchen doch zu selten wahrgenommen.

Zu meinem besonderen Steckenpferd sind die freien Schriftarten geworden. Also solche, die ähnlich wie „freie Software“ libertär lizenziert sind. Frei zugängliche Schriftarten dienen natürlich auch dem Gemeinwohl, und das macht sie noch spannender. Proprietäre Schriftfamilien sind manchen wohl noch bekannt, weil diese oft die Standardschriften in proprietärer Software stellen. Die „Arial“ zum Beispiel ist bekannt, aber nicht frei zugänglich. Die „Times New Roman“ ist elegant, unterliegt aber unfreien Lizenzbestimmungen. Versteht mich nicht falsch: Ich finde auch die ikonischen proprietären Schriftarten faszinierend, bin aber wie bei Software ebenso froh, wenn ich keine Nutzungsbedingungen abnicken oder halbe Verträge unterzeichnen muss, um eine Schrift frei nutzen zu können. Freie Schriftarten für alle – da bleibe ich manchmal einfach idealistisch. Kennt ihr die freien Alternativen zu den proprietären Wettbewerbern? Und kennt ihr die freien Schriften, zu denen sich proprietären Pendant findet? Schriften wie beispielsweise die der „Bitstream Vera“- oder der „Liberation“-Reihe und die vielen weiteren freien Schriftarten für den Druck und das Digitale sind allesamt sehenswert – und für mich auch eine Welt, die entdeckt werden will. Vielleicht geht es euch ja auch so. Der erste Schritt ist wohl allenfalls zu hinterfragen, wie der Text im Alltag eigentlich dargestellt wird.

Ist das menschlich?

Die „künstliche Intelligenz“ ist in aller Munde und aus den täglichen Diskussionen nicht mehr wegzudenken. So oft finden sich Meinungen zu ChatGPT, den Firmen, die das alles verzapft und den Investoren, die neuesten Entwicklungen mitzuverantworten haben. Zu behaupten, dass künstliche neuronale Netzwerke überall mit offenen Armen empfangen werden, ist ziemlich realitätsfern. Stattdessen scheinen sich momentan eher wieder die allzu typischen Lager der Befürworter und Gegnern „des Neuen“ herauszubilden. Das ist nicht das erste mal, dass die Gesellschaft mit einer vermeintlich extrem neuen, hochmodernen Technologie konfrontiert wird, und sich uneins ist. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass manchmal – nicht immer natürlich – aber doch hin und wieder anders über das Thema der künstlichen Intelligenzen diskutiert wird, als das bei anderen neuen, gesellschaftlichen Entwicklungen der Fall war.

Ich möchte hier nicht die technischen Aspekte hinter den künstlichen neuronalen Netzen diskutieren. Auch wenn ich dazu im Hinblick auf die Softwarefreiheit und die Macht der Tech-Firmen hinter den modernen KI-Systemen starke Meinungen habe – wirkliche Expertise möchte ich mir in diesem Bereich nicht anmaßen. Stattdessen stellen sich mir auch ganz andere Fragen. Die hängen natürlich auch mit der Technik zusammen – aber nicht nur. Um es herunterzubrechen: Ist das menschlich – und was ist menschlich? Diese Fragen kommen mir nur zu oft in den Sinn, wenn ich an künstliche Intelligenz denke.

Interessanterweise lässt sich diese Fragestellung auf unterschiedliche Weisen beantworten, die Antworten selbst lassen sich damit aber auch nicht schneller finden: Ist das menschlich? Diese Frage lässt sich natürlich auf die künstliche Intelligenz selbst anwenden: Ist ChatGPT menschlich? Wir können mit dieser KI interagieren – aber auf welcher Ebene? Auf welcher Gesprächsebene unterhalten wir uns mit einem Chatbot, der sich bisher eigentlich nur aus veralteten Quellen gespeist und diese bestenfalls zusammengemischt hat? Ich kann diese Frage nicht beantworten, möchte sie aber zumindest einmal im Raum stehen lassen. Denn damit umzugehen, ist sicherlich nicht nur für mich schwierig – aber für viele in der Zukunft womöglich nötiger denn je. Die Entwicklungen der KI-Industrie schienen in den letzten Jahren einen Rekord nach dem anderen zu brechen. Fragt sich nur warum, und wie. Und vielleicht auch warum genau jetzt.

Damit geht sicherlich auch die zweite wichtige Frage einher: Ist unser Verhalten als Menschheit gegenüber der KI menschlich? Und was genau meinen wir eigentlich damit? Das Wort „menschlich“ erfordert bei der Interpretation wieder ein gutes Stück Sprachakrobatik. Natürlich sind unsere Reaktionen auf die Chatbots menschlich, denn wir sind ja die Menschen. Das könnte man meinen, sich einer sehr plausiblen Argumentation bedienen und das ganze Thema für sich selbst ad acta legen. Könnte man. Muss man aber nicht. Wenn es doch nur so einfach wäre, denke ich manchmal. Mir geht es auch um die Reaktionen in sich und nicht nur um die Perspektive, aus der sie kommen: Ich habe das Gefühl, dass der kometenhafte Aufstieg der künstlichen Intelligenz auch Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung dieser Technologie gehabt hat. Und genau diese Auswirkungen sind es, die ich nicht wirklich einschätzen kann. Bin ich damit allein? Vermutlich nicht. Vielleicht ist es ja genau diese Unsicherheit, die uns einmal mehr von der künstlichen Intelligenz unterscheidet. Vielleicht.

Einen weiteren interessanten Text zu künstlichen neuronalen Netzwerken und dem Umgang damit findet ihr hier: https://gnulinux.ch/zum-wochenende-menschlichkeit-qualitaet-bestimmt

LibreOffice: Kompatible Absätze

Seit Wochen habe ich nach der einen Einstellungsmöglichkeit gesucht, mit der sich in LibreOffice Leerraum nach den Absätzen einfügen lässt. Gemeint ist hierbei die kleine Leerzeile, die zum Beispiel Microsoft Word standardmäßig unter jedem Absatz einfügt, ohne diese Leerzeile beschreibbar zu machen. Bei LibreOffice ist das normalerweise anders eingestellt: Eigentlich fügt LibreOffice einen neuen Absatz nur auf einer eigenen, folgenden Zeile ein. Wenn man die eigenen Absätze aber visuell trennen möchte, muss entsprechend eine weitere leere Zeile eingefügt werden – und das frisst im schlimmsten Falle den verfügbaren Platz auf der Seite auf. Außerdem ist das nicht wirklich mit den Programmen kompatibel, die auf den Leerraum unter den Absätzen setzen. Das Ziel lässt sich also so veranschaulichen:

Beim betätigen der Enter-Taste soll LibreOffice einen neuen Absatz anlegen, und gleichzeitig ein wenig Abstand unter den vorherigen anhängen. Wenn die Enter-Taste in Kombination mit der Umschalttaste gedrückt wird, soll LibreOffice die Zeile umbrechen, also keinen optisch getrennten Absatz erstellen: Das ist der Plan, und seit Wochen der Plan gewesen. Heute habe ich dank ein wenig weiterem Stöbern im Netz eine gute englischsprachige Anleitung im LibreOffice-Forum gefunden. Da ich mich so darüber gefreut habe, möchte ich diese hier auf deutsch neu verfassen. Ansonsten würde dieses Wissen womöglich nur auf englisch zugänglich bleiben, was schade wäre. Das hier ist auch keine Übersetzung, sondern meine eigene Erklärung zu den Schritten, die im Forum vorgeschlagen wurden.

Schritt 1: Kompatibilität einschalten

Um das hier vorgestellte Ziel erreichen zu können, muss zunächst eine weitere Kompatibilitätsoption in LibreOffice eingeschalten werden, die „Word-kompatible nachgesetzte Leerzeichen“ heißt. Ich finde die Bezeichnung ein wenig ungünstig gewählt oder übersetzt, da es hier ja eher um eine Leerzeile als nur Leerzeichen geht. Die Einstellungsmöglichkeit findet ihr allenfalls im Optionen-Fenster. Dieses kann über den Menüpunkt „Extras“ geöffnet werden. Die Tastenkombination Alt+F12 ist vermutlich aber schneller.

Im Fenster angekommen, müsst ihr den die Liste mit den Konfigurationen für den LibreOffice Writer ausklappen. Dort findet sich auch der Punkt „Kompatibilität“, welcher wiederum eine Liste offenbart in der sich schlussendlich auch die benötigte Option für die angedachte Leerzeilenkompatibilität findet. Dort setzt ihr einen Haken und wendet die neue Konfiguration als Standard an. Am unteren Fensterrand solltet ihr dann auf „Anwenden“ und „OK“ klicken.

Mit dieser Vorgehensweise legt ihr die erste Grundlage für die nächsten Schritte. Der Klick auf „Als Standard verwenden“ ist sehr wichtig, da die Einstellung sonst nur für die aktuelle Sitzung gilt.

Schritt 2: Absatzvorlage bearbeiten

Sobald euer Writer kompatibel geworden ist, könnt ihr über einen Rechtsklick auf den Randbereich die Absatzeinstellungen ansteuern:

Hier sollte dann der Unterpunkt „Absatzvorlage bearbeiten…“ gewählt werden. Theoretisch ließen sich die folgenden Einstellungen auch über den Punkt „Absatz…“ vornehmen, aber dann gelten sie nur für den Absatz, an dem ihr in LibreOffice gerade werkelt.

Im Einstellungsfenster angekommen könnt ihr dann festlegen, wie viel Abstand unter den Absätzen hinzugefügt werden soll. Ich habe nicht nachgemessen oder recherchiert, wie viel Abstand Programme wie Word hier einfügen. Meine Writer-Einstellungen sehen derzeit 0,20 cm vor, das finde ich angemessen. Diese Konfiguration solltet ihr dann anwenden und mit „OK“ quittieren.

Schritt 3: Formatvorlage anlegen

Mittlerweile sollte eure Writer-Sitzung bereits nach dem vorgesehenen Bedienschema funktionieren. Um diese Änderungen aber permanent festzulegen, muss eine Seitenvorlage angelegt werden. Dazu schlägt die Anleitung aus dem Forum zunächst das Speichern der Formatvorlage vor, diese findet ihr in der Seitenleiste, welche über den grauen Kasten mit Pfeilspitze rechts im Writer-Fenster ein- und ausgeblendet werden kann. Dort findet ihr im Reiter mit dem Blatt-und-Pinsel-Symbol die beschriebenen Formatvorlagen. Hier sollte basierend auf der Standard-Vorlage eine neue angelegt werden. Das geht über einen Rechtsklick auf „Standard“, im Menü solltet ihr dann „Neu…“ auswählen:

Diese neue Formatvorlage trägt dann die aktuellen Konfigurationen der Writer-Sitzung, die Voreinstellungen sind sicher. Über das Fenster, was sich nun öffnen sollte, kann die neue Vorlage sehr intuitiv angelegt werden:

Nach einem Klick auf „Anwenden“ habt ihr euer Ziel schon beinahe erreicht, es fehlt nur noch der eine entscheide Schritt, mit dem ihr die bisherigen Änderungen dauerhaft anwenden könnt.

Schritt 4: Dokumentvorlage anlegen

Nach der Formatvorlage müsst ihr zu guter Letzt nur noch eine Seitenvorlage anlegen. Dazu öffnet ihr einfach das Aufklappmenü „Datei“ und sucht dort nach dem Abschnitt „Dokumentvorlagen“, wo sich wiederum die Möglichkeit zum Speichern eigener Dokumentvorlagen versteckt:

Beim Klick auf diesen Menüpunkt öffnet sich ein einfaches Fenster, mit dem ihr die Dokumentvorlage einrichtet. Beachtet dabei aber, dass alle Zeichen und Einstellungen, die ihr im entsprechenden Dokument eingegeben und getroffen habt, für die Vorlage übernommen werden. Besonders nützlich ist die Option, die Vorlage direkt als Standard zu setzen:

Es biete sich laut dem Forenpost daher auch an, das hier geöffnete Dokument zusätzlich zu speichern, um daraus gegebenenfalls neue und angepasste Vorlagen erstellen zu können. Dazu müssen dann nämlich nicht alle beschriebenen Schritte erneut ausgeführt werden. Das ist aber optional und kann somit weggelassen werden. Sobald die Vorlage für neue Dokumente angelegt ist, habt ihr euer Ziel erreicht.

Ob man die vorgestellte Konfiguration nun im Alltag braucht oder nicht, sei dahingestellt. Ich hoffe jedenfalls, dass ich den englischen Forenpost mit meinen ausführlicheren Erklärungen und Screenshots etwas zugänglicher machen konnte.

Forenbeitrag: https://ask.libreoffice.org/t/how-do-i-change-the-default-spacing-below-paragraphs/55511/3