Schlagwort: Microblogging

Gedanken zu Bluesky, Teil 2

Der Hype um Bluesky reißt noch immer nicht ab. Auch ich habe, nach meinem ersten Blogeintrag zu dem sozialen Netzwerk, einen Einladungscode zu dem Dienst erhalten und schaue mich seitdem regelmäßig auf Bluesky um. Es ist beeindruckend, wie viele Accounts es dort mittlerweile gibt, auch von bekannten Persönlichkeiten. Das, was sich Mastodon und das Fediverse scheinbar über lange Zeit aufbauen mussten, hat Bluesky gefühlt mit einer Twitter-ähnlichen Oberfläche und der einladungsbasierten Zugänglichkeit geschafft.

Bluesky Sunrays“ von Andrew Ruiz/ CC0 1.0

Eindrucksvoll ist das insbesondere auch, weil es Bluesky derzeit noch an sehr vielen Funktionen mangelt, die bei einem Microbloggingdienst eigentlich zum Standard gehören. Hashtags? Fehlanzeige. Trends? Gibt es nicht. Auch Direktnachrichten hat man noch nicht implementiert. Bluesky wirkt für mich wie ein sehr gehyptes und doch unfertiges soziales Netzwerk. Das ist technisch bedingt. Natürlich ist davon auszugehen, dass derartige Funktionen noch nachgereicht werden. Doch hier möchte ich auf den aktuellen Stand der Dinge eingehen – und der sieht eben keine Hashtags, Trends oder ähnliches vor.

Daraus ergibt sich eine merkwürdige Situation: Bluesky wirkt wie ein Netzwerk für Menschen, die sich bereits außerhalb dieser Plattform einen Namen gemacht haben. Ohne diesen wird man auf Bluesky zumindest gefühlt kaum oder gar nicht gehört. Denn es ist meiner Einschätzung nach nur sehr begrenzt möglich, eigene Inhalte einer breiteren, unbekannten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wie gesagt: Einfach mal unter einen Hashtag kommentieren, ist nicht. Die einzige Möglichkeit, außerhalb der eigenen Followerschaft gesehen zu werden bleibt, in einem der bestehenden Feeds aufzutauchen. Diese sind oftmals allerdings algorithmisch gehalten und lassen es nicht notwendigerweise zu, als Neuling einen Platz zu finden.

Ich nehme die Situation auf Bluesky derzeit so wahr: Die meinungsstarken Accounts hat die Plattform bereits für sich gewonnen, aber deren Follower kommen zu großen Teilen nicht in den Dienst hinein. Wird das Bluesky schaden? Vermutlich nicht. Denn langfristig ist klar, dass die Plattform ihre Pforten früher oder später auch für die breite Masse öffnen wird. Da durch die meinungsstarken, politischen Accounts der Dialog auf Bluesky bestehen bleibt, ist auch davon auszugehen, dass dieser Dienst seine Attraktivität auch bis zu einer Öffnung nicht verlieren wird. Denn genau davon lebt ein soziales Netzwerk – aktiven Nutzern.

Bluesky ist zwar spannend und gerade durch die dort vertretenen Inhalte und Menschen interessant. Komfortabel nutzbar finde ich den Dienst indes nicht wirklich. Denn viele der bekannten Microblogging-Funktionen fehlen für mich schmerzlich. Auch die tendenziell mehr auf algorithmische Sortierung ausgelegten Feeds sind für mich nicht das eine große Argument. Ich bin zwar interessiert daran, Bluesky auch weiterhin im Auge zu behalten. Aber auf Mastodon und im Fediverse allgemein halte ich mich lieber auf. Nicht nur, dass Mastodon einen deutlichen technischen Fortschritt zeigt. Nein, durch die chronologische Timeline und meine bestehende Vernetzung im Fediverse ist dieses tatsächlich dezentrale Netzwerk für mich ansprechender.

Die Mastodon-Roadmap

Mastodon ist momentan wohl die Social-Media-Plattform, die ich am meisten und ehrlicherweise auch liebsten nutze. Mir macht es in letzter Zeit sehr viel Spaß, Inhalte auf Mastodon zu lesen, zu diskutieren – und natürlich auch (mit-) zu teilen. Daher verfolge ich auch die Entwicklung des wohl bekanntesten Fediverse-Diensts sehr interessiert. Heute möchte ich deswegen auf eine besonders interessante Seite auf der Mastodon-Homepage hinweisen: Die öffentliche Roadmap. Darin beschreiben die Entwickler, an welchen Aspekten des Webdiensts, dessen API oder den offiziellen Apps für Android und iOS sie gerade arbeiten.

Ich selbst habe die Roadmap erst vor kurzem entdeckt, weil sie mir im Fediverse – auf Mastodon, wie könnte es anders sein – offenbart wurde. In einem Post habe ich nämlich festgestellt, wie sehr ich mich freuen würde, wenn Mastodon in Zukunft das Zitieren von Posts unterstützen würde. Und genau unter diesem Tröt wurde ich auf die Roadmap hingewiesen: Tatsächlich steht die Unterstützung für solche Zitate schon längst auf der Liste der geplanten Funktionen.

Es ist wirklich interessant zu wissen, was die Mastodon-Entwickler für die Zukunft planen. Das sorgt bei mir sehr für Vorfreude und verdeutlich auch, dass Mastodon eine lebendige und auch in Zukunft spannende Plattform sein dürfte. Ich jedenfalls finde es toll zu wissen, in welche Richtung es mit dem Dienst gehen soll. Das schafft auch eine gewisse Transparenz, die gerade in der momentan aufgeregten Social-Media-Landschaft rund um X/Twitter, wichtig ist. Mastodon ist eine Plattform, die mir schon als solche sympathisch ist. Angefangen eben auch auf dieser technischen Ebene. Ich bewege mich einfach gern dort, das merkt man mir vermutlich an.

Neben dem bereits angesprochenen Zitieren findet sich auf der Liste auch die Unterstützung für Gruppen. Diese ist sogar schon als in Arbeit markiert. Auch für die mobilen Anwendungen für die beiden verbreiteten Smartphone-Betriebssysteme stehen bereits interessante Entwicklungen auf der Liste. Vermutlich ist es an dieser Stelle bereits deutlich geworden: Wenn ihr an Mastodon interessiert seid, kann ich euch einen Blick auf die verlinkte Roadmap nur ans Herz legen.


Beitragsbild: Screenshot der verlinkten Roadmap (Copyright © 2023 Mastodon gGmbH)

Gedanken zu Bluesky

Der Twitter-Exodus geht weiter: Nachdem er im letzten Jahr insbesondere Mastodon viel Aufmerksamkeit eingebracht hat, ist Bluesky nun in aller Munde. Das ist ein soziales Netzwerk, welches ursprünglich von Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey ins Leben gerufen wurde, mittlerweile aber eigenständig geworden ist. Auch Bluesky plant – wie das Fediverse – zumindest zukünftig einen dezentralen Ansatz zu verfolgen. Anders als Mastodon, Peertube oder writefreely zum Beispiel setzen die Bluesky-Entwickler allerdings nicht auf den Protokollstandard ActivityPub sondern formen ihr eigenes „AT-Protokoll“. Die Dezentralität ist momentan allerdings nur ein Plan und noch nicht in die Realität umgesetzt worden. Auch an anderer Stelle ist Bluesky noch nicht besonders ausgereift. So fehlen laut meinem Wissensstand bisher etwa die Unterstützung für Hashtags oder auch Direktnachrichten.

Bluesky befindet sich in einer öffentlichen Betaphase und ist wohl noch nicht für die breite Annahme in der Öffentlichkeit gedacht – vielleicht weil derartig essentielle Funktionen fehlen. Trotzdem ist der Dienst bereits jetzt in aller Munde. Wer Bluesky ausprobieren möchte, kommt derzeit nicht unbedingt „rein“, denn dafür muss man sich entweder auf eine Warteliste setzen lassen oder einen Einladungscode vorweisen. Auch ich selbst habe bisher noch keinen Zugang zu dem Netzwerk, dazu später mehr. Mich interessiert es aber allein schon deswegen, weil es momentan in aller Munde ist. Da stellt sich für mich ganz unweigerlich die Frage: Warum eigentlich?

Ein soziales Netzwerk in seiner frühen Anfangsphase, und dennoch sprechen alle darüber: Das ist wohl eine Situation, die nur Elon Musk hat bewirken können. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Bluesky unter normalen Bedingungen ebenso bekannt geworden wäre. Noch ist der Dienst übrigens auch noch nicht der Twitter-Nachfolger, zu dem ihn manche bereits erklären. Ursprünglich ist er sogar nur als ein Nebenprojekt des Netzwerks gestartet, dass heute X heißt.

Bluesky betrachte ich momentan nur von außen, und natürlich aus der Sicht des Fediverse. Auf Mastodon zum Beispiel hat eine ganz besondere Entwicklung eingesetzt: Immer mehr Menschen findet man auch auf Bluesky, oder aber sie fragen nach einem Zugangscode. Woran mag das wohl liegen? Mehrmals habe ich jetzt bereits mitbekommen, dass manchen ihre Aufnahme im Fediverse nicht gefallen hat. Zu viele Erklärung, nach denen eigentlich nicht gefragt wurde, so klingt für mich der Tenor. Zu kompliziert, gerade für ehemalige Twitter-Nutzer, nehmen manche Mastodon wahr.

Mir selbst ging das eigentlich immer anders. Ich habe mich in der Vergangenheit gern mit den sozialen und technischen Zusammenhängen hinter dem Fediverse beschäftigt. Mich fasziniert dieses einzigartige föderierte und gleichzeitig nicht-kommerzielle soziale Netzwerk auch heute noch. Ich habe auf diesem Blog auch schon ein FAQ geschrieben, um Einsteigern eine weitere Ressource bieten zu können, die den Einstieg in Mastodon und Konsorten vielleicht vereinfachen könnte. Für mich wirkte das Fediverse wohl schon deswegen nicht kompliziert, weil ich in dessen Struktur schon seit Monaten großes Potential sehe.

Dennoch ist meine Neugier für Bluesky geweckt. Zunächst schlussfolgere ich aus den vielen Anfragen nach Bluesky-Invitations auf Mastodon, dass dieser Dienst etwas falsch gemacht haben muss, wenn es um die Aufnahme von ehemaligen Twitter-Nutzern geht. Oder aber zumindest zu anders gewesen sein muss, als dass diese sich sofort hätten wohl gefühlt. Auch heute scheint da etwas im argen zu liegen, was Mastodon für manche unattraktiv macht. Vielleicht liegt das auch daran, dass Mastodon sich immer wieder erklären musste – selbst wenn das eigentlich einfach möglich war.

Wer das Fediverse kennt, kennt auch Mastodon. Wer aber Mastodon kennt, kennt noch nicht zwangsläufig das Fediverse. Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten über Mastodon berichtet, insbesondere in sehr großen Leitmedien. Immer wieder wurde das Thema der Dezentralität angesprochen, aber nur mehr oder weniger gut aufgearbeitet. Aber das Fediverse als größeres Ganzes blieb oftmals eben doch unerwähnt. Das Potential, dass Mastodon für mich entfaltet, kommt besonders durch seine Anbindung an ebenjenes Fediverse. Vielen ist diese aber vielleicht einfach noch nicht bewusst geworden.

Woran auch immer es gelegen haben mag: Mastodon hat zumindest für mich nicht seinen Charme, aber ganz deutlich seinen Hype verloren. Diesen hat man wohl an Bluesky abgetreten, selbst auf der eigenen Plattform. Sicherlich wird über dieses Thema noch viel geschrieben werden, vor allem aus dem Fediverse heraus. Ich stelle mir hier auch noch ganz viele Fragen, vielleicht kann ich diese in Zukunft für mich selbst beantworten. Fast kommt derzeit das Gefühl auf, dass der Aufschwung, den ich einst vermutet habe, doch kleiner als angenommen gewesen sein könnte. Klar ist: Wenn neue Nutzer sich nicht auf einer Plattform wohl fühlen, sind sie auch nicht für diese gewonnen worden.

Ich weiß momentan aber auch noch nicht, was ich von Bluesky halten soll. Für mich wirkt die Plattform wie ein großes Versprechen, dass einige sicherlich als eine Chance begreifen. Wenn manchen Mastodon nicht gefällt, setzen sie wohl Hoffnungen in Bluesky. Denn gerade jetzt, das Elon Musk sogar Wahlaufrufe für die rechtsextreme AfD teilt, wird deutlich: Die Bewegung weg von Twitter ist noch lange nicht vorbei.

Twitter hatte für mich ein großes Potential, nämlich die Möglichkeit netzbasierte Diskussionen in einem großen Stil Realität werden zu lassen. Jetzt, da Elon Musk Herrscher über X ist, fällt seine Plattform für viele als Diskussionsportal einfach weg. Mir geht es da ja nicht anders. Man muss auch zugeben: Dem Fediverse ist es bisher nicht gelungen, die Funktion die Twitter früher hatte zu erfüllen. Womöglich ist das gar nicht der Anspruch, den Mastodon und Konsorten verfolgen sollten oder wollen. Denn Twitter ist nicht erst seit Elon Musk eine schwierige, anstrengende und nervenaufreibende Plattform gewesen. Aber das Potential, dass ich in Twitter gesehen habe, kannten andere wohl auch.

Ich kann die Suchbewegung zu anderen Netzwerken deswegen sehr gut nachvollziehen. Auch wenn ich nicht erst seit Musk im Fediverse unterwegs bin, seit ihm habe ich mich von Twitter verabschiedet. Mir war schon seit der Verkündigung der Übernahme klar, dass Twitter nicht mehr die selbe Plattform sein wird – und von dieser Annahme bin ich noch immer überzeugt. Aber interessant ist vor allem, dass es keinem anderen Netzwerk gelungen ist, Twitter obsolet zu machen in seiner historischen Rolle.

Das Fediverse wurde bisher nicht von ausreichend Menschen aktiv angenommen. Instagram ist zu Bild-basiert und Facebook gilt gerade unter jüngeren als ein Netzwerk für ältere. Tumblr ist in Vergessenheit geraten. Reddit ist ganz anders strukturiert als Twitter es war – und hat überdies auch eigene Probleme. Meiner Meinung nach wäre gerade Mastodon ein guter Ersatz für Twitter gewesen. Diese Rolle würde ich der Software auch heute noch zutrauen, aber mit dieser Position fühle ich mich schon fast wie in einer Minderheit.

Fakt ist: Wenn ein soziales Netzwerk populär werden möchte, braucht es immer ausreichend Teilnehmer. Um diesen Netzwerkeffekt und das Problem, dass Nutzer wegen ihrem Freundeskreis womöglich auf einer unliebsamen Plattform verweilen, kommt wohl kein Wettbewerber herum. Was auch immer die Intention Elon Musks beim Twitter-Kauf gewesen sein mag: Die Folgen davon waren und sich dramatisch.

Das Fediverse ist für mich eine der besten Antworten auf die Frage der sozialen Netzwerke: Eine dezentrale Ausrichtung und Unabhängigkeit von Kapitalgebern oder Aktionären – das sind für mich die Stärken, das Potential und die Chancen, die das Fediverse bietet. Ob es diese bisher ausspielen konnte – oder jemals in einem großen Umfang wird, steht auf einem anderen Blatt. Wie stehe ich nun aber konkret zu Bluesky?

Auch Bluesky ist mir um einiges lieber als Twitter oder Instagram. Die Software wird zumindest offen fortentwickelt und das Versprechen der Dezentralität lässt mich hoffen, dass es wirklich umgesetzt wird. Noch ist Bluesky für mich aber Schall und Rauch. Ich möchte meine Hoffnungen nicht so stark wie andere in die Plattform stecken, weil ich sie noch nicht kenne. Ich möchte sie nicht ablehnen, weil ich damit noch keine Erfahrungen habe. Und ganz nebenbei gibt es bei den Möglichkeiten, die Bluesky vermeintlich mit sich bringt auch einen ganz persönlichen Wermutstropfen: Ich trauere um das Fediverse, dass dadurch an Beachtung verliert.

Angenommen ich bekäme einen Bluesky-Einladungscode. Was würde ich wohl damit machen? Ihn aus pseudo-ideologischen Gründen nicht zu nutzen, grenzt für mich ehrlich gesagt an Sturheit. Natürlich finde ich das Fediverse sympathischer als ein Netzwerk, dass wiedereinmal mit Venture-Kapital finanziert wird. Aber ich kann doch nicht darüber urteilen, ohne mir je ein genaues Bild davon gemacht zu haben. Anders als bei Threads zum Beispiel, ist für mich auch wesentlich unklarer, in welche Richtung sich das Netzwerk entwickeln könnte.

Threads ist ein Projekt des Meta-Konzerns und den kenne ich meiner Meinung nach gut genug, um ihn unsympathisch zu finden. Wie Datenschutz, Werbung und Moderation aber auf Bluesky umgesetzt werden, das steht noch in den Sternen des blauen Nachthimmels. Ich möchte Bluesky nicht von vornherein ablehnen, weil das zumindest gefühlt ein wenig unfair wäre. Natürlich mache ich mir Gedanken, weil auch Bluesky seinen Aktionären verhaftet sein könnte. Aber wohin die Reise wirklich geht, das ist für mich noch nicht klar. Bei Meta ist diese Endstation abzusehen, bei X wird sie Tag für Tag deutlicher erkennbar.

Ich würde mir Bluesky gerne einmal ansehen. Ich würde mich auch darüber freuen, wenn mir ein Einladungscode zugespielt würde. Ob das nun geschieht oder nicht, das ist eine andere Sache. Ich werde diesen Text auch im Fediverse teilen und danach fragen. Meine Motivation ist eigentlich ganz einfach: Derzeit ist mir Bluesky noch ziemlich suspekt. Ich finde es schade, dass Mastodon hier scheinbar das Wasser abgegraben wird, ich finde es schade, dass ActivityPub eine Implementation weniger vorweisen kann. Aber dass Bluesky zumindest quelloffen ist und Dezentralität angestrebt wird, sehe ich doch als einen deutlichen Fortschritt im Vergleich zu Facebook, Instagram oder Twitter.

Mir war es übrigens auch wichtig, diesen Text zu verfassen, bevor ich mich nach einem Code erkundige. Das Fediverse liegt mir am Herzen – und das möchte ich hier auch ganz deutlich ausdrücken. Bevor so viele Nutzer von Twitter zu Mastodon gewechselt sind, gab es im dezentralen sozialen Netzwerk bereits eine ausgeprägt Nutzerkultur. Und diese wird sicherlich auch in Zukunft weiterbestehen. Selbst wenn die große öffentliche Aufmerksamkeit zu Bluesky wandert, verbleibt mit Sicherheit eine engagierte Community um das und in dem Fediverse. Ich freue mich immer wieder, ein Teil dieser Gemeinschaft sein zu dürfen und zu können. Mastodon, Friendica und den anderen Fediverse-Dienste nun also zugunsten Blueskys vollständig den Rücken zu kehren, halte ich für grundfalsch. Ich hoffe, dass diesen Diensten auch in Zukunft noch Öffentlichkeit zuteil wird – momentan scheint diese aber abgenommen zu haben. Als Twitter noch Twitter war und hieß, habe ich diesen Dienst allerdings auch benutzt. Vielleicht können Bluesky, Mastodon und das Fediverse als ganzes auch nebeneinander existieren? Vielleicht sogar miteinander.

Gedankenspiele zu Microblogs

Als ich vor ein paar Tagen „einfach so“ nach dem Begriff Microblogging gesucht habe, wusste ich, dass ich mich wieder einmal auf ein Thema eingeschossen habe: Das Konzept eines Microblogs. Dieses Phänomen habe ich schon in einem zurückliegenden Blogartikel angesprochen. Heute möchte ich ein wenig darüber schreiben, was mir da eigentlich so durch den Kopf gegangen ist.

Was ist Microblogging für mich?

Microblogging heißt für mich, kurze Beiträge etwa in der Länge von üblichen Textnachrichten abzusetzen. Dabei können die Beiträge entweder in sich geschlossen oder in einem Thread miteinander verknüpft werden, um den Inhalt zu transportieren. Grundlegend ist Microblogging also irgendwie, als würde man einen klassischen Blogartikel nehmen und ihn zu einem Extrakt einkochen: Aus einem umfangreichen Text kann beim Microblogging die Essenz herausgefiltert werden.

Früher habe ich gedacht, dass Microblogs damit immer zu reduziert sein würden, und zwanghaft kreative Freiheit und den Raum zur Information einschränken würden. Ich finde diesen Gedankengang noch immer nachvollziehbar, allerdings möchte ich ihn ein wenig relativieren. Denn wo Plattformen wie Twitter oder Mastodon das Zeichenlimit krass einschränken, regen sie ja ein Stück weit auch dazu an, den verbliebenen „Platz“ bestmöglich zu nutzen. Sprachliche Kniffe zum Beispiel würde ich heute nicht mehr ganz ausschließen wollen. Stattdessen funktionieren derartige Gestaltungsmittel im Konzept Microblogging wohl einfach ein bisschen anders.

Für mich ist der Gedanke hinter einem Microblog wieder interessant geworden, als ich mir die Vorteile davon vor Augen geführt habe. Zum Beispiel, dass Kommunikation und Austausch sehr direkt ablaufen und soziale Netzwerkaspekte schneller und einfacher implementiert und genutzt werden können. Damit stellt sich natürlich auch die Frage, wofür sich ein Microblog eignet und wofür keineswegs – womöglich liegt es in der Natur der Sache, dass sich einige Inhalte besser für einen Microblog aufbereiten lassen. Wo ich deshalb vor einiger Zeit noch den Microblog als solches schuldig gesprochen habe, bin ich heute eher geneigt, diesen Umstand als Herausforderung zu sehen.

Wie ich micro-blogge

Ihr wisst ja, dass die Fediverse-Plattformen meine primär genutzten sozialen Netzwerke sind. Derzeit verwende ich dabei meistens Mastodon. Interessanterweise mag das auch mit diesem Blog zusammenhängen. Denn seitdem ich Gedankengänge hier in voller Länge ausführen kann, ist es für mich mittlerweile weniger entscheidend, wie viele Zeichen mir in einem sozialen Netzwerk zur Verfügung stehen. Das war vor ein paar Monaten noch anders. Ich kann mich so gesehen darauf einlassen, in einem sozialen Netzwerk nur kurze Beiträge abzusetzen.

Trotzdem muss ich mich damit ersteinmal einspielen. Denn auch wenn ich Vorteile und Potential hinter dem Konzept eines Microblogs sehe, kann eine derartige Veröffentlichungsform meiner Ansicht nach keineswegs lange Texte, also auch keinen klassischen Blog ersetzen. Dafür ist ein Microblog aber wohl auch nicht gedacht. Ich versuche daher eher, das ganze als eine Ergänzung und gleichzeitig auch als eine für sich eigenständige Lösung zu sehen. Für mich steht ein Microblog derzeit eher für einen zusätzlichen digitalen Raum. Nur bisher wusste ich manchmal nicht so ganz, wie ich diesen füllen möchte.

Vielleicht habe ich mir auch zu viele Gedanken gemacht, wie ich einen Microblog bespielen sollte. Vielleicht sollte ich mich einfach mal mehr darauf einlassen. Jetzt, da ich mich irgendwie dazu motivieren kann. Wenn ich Artikel für diesen Blog schreibe, freue ich mich oft, dass ich meiner Kreativität auch was die Zeichenanzahl angeht freien Lauf lassen kann. Das wird sich wohl auch nicht ändern.

Kreativ micro-bloggen

In den letzten Tagen habe ich ein bisschen darüber nachgedacht, wie man kreativer micro-bloggen könnte. Oder zumindest, wie man dieses Format auch unkonventionell nutzen könnte. Eine Idee, die mir dabei im Kopf herumschwirrt ist die des „Kuratierens“. Diesen Begriff habe ich in diesem Zusammenhang mal unter einem Beitrag zu Tumblr aufgeschnappt und fand ihn sehr faszinierend. Denn so eine Art Themenblog im Micro-Format würde ich schon sehr spannend finden. Und so etwas könnte ich mir dann auch als eine Art Ressource vorstellen, die sich thematisch abschließen ließe.

Das ist nur eine Idee, aber meine Gedanken schweifen bei soetwas schnell ein bisschen ab. Ich möchte nur sagen: Ich kann mich gerade dazu motivieren, die Vorteile im Microblogging zu sehen – vielleicht sollte ich dahingehend einfach nicht so stur sein.

Ein Satz mit X

Manchmal kann ich einfach nicht von einem bestimmten Thema ablassen. Dann muss ich mich die ganze Zeit damit beschäftigen oder kehre früher oder später dazu zurück, selbst wenn ich mich ablenke. Das hat manchmal schon ein bisschen was von einer gewissen Obsession. Ein Beispiel hierfür wäre mein Interesse am Konzept Microblogging.

Ich habe mich heute zum Beispiel schon wieder dabei ertappt, nur nach diesem Stichwort gesucht zu haben. Einfach um zu sehen, wie andere den Begriff für sich oder Mitmenschen definieren. Ich habe das öfter, dass ich mich aus welchen Gründen auch immer in ein Thema einschieße. Ein anderes Beispiel wäre mein plötzliches Interesse an Schriftarten, dass vor einiger Zeit noch stärker als zuvor erwacht ist. Ich kann mir das ja selbst nicht erklären. Aber irgendwie muss ich dann nach solchen Themen recherchieren.

Das kommt mir manchmal so richtig „abegenerdet“ vor, einfach weil ich das selbst nicht immer von mir erwarte. Aber naja, lehrreich ist das in jedem Fall. Denn nur bei genauerem Hinsehen ist es bei bestimmten Themen überhaupt möglich, dahinter zu steigen. Vermutlich hat das was mit „intrinsischer Motivation“ zu tun. Kennt ihr vergleichbare Themen, bei denen euch das ähnlich geht?

Heute habe ich jedenfalls wieder einmal nach dem Begriff „Microblogging“ gesucht. Weil Twitter mal wieder Schlagzeilen gemacht hat. Meine Güte, da kann man sich so einfach darüber auslassen, dass ist der Wahnsinn. Twitter wird jetzt anschweinend zu „X“ – Mann, ist das kreativ! Ich denke, man kann die Ironie zwischen den Zeilen herauslesen. Twitter wird zu „X“. Und in China ist erneut ein Sack Reis umgefallen. Langsam habe ich das Gefühl, dass Musk nur noch versucht, diese Plattform in die Bedeutungslosigkeit zu führen, nichts weiter.

Spaß beiseite: „Twitter“ ist vielen Internetnutzern wohl eher ein Begriff, als ein einzelner Buchstabe, der für sonstetwas stehen könnte. Twitter wurde schon vermarktet, beworben und ist zu einer gewissen Bekanntheit gelangt. Über Jahre, die sowohl die Plattform als das Unternehmen dahinter bestanden haben. „X“ – naja, wie man das vermarkten möchte… „X.com“ wäre vielleicht schon etwas anderes, aber trotzdem: Manchmal ich das Gefühl, dass Musk, der die Domain x.com gekauft hat, irgendeinen Verwendungszweck dafür sucht.

Klar: Die Gerüchte, dass Twitter und X irgendwie etwas miteinander zu tun haben sollen, in irgendeiner Zukunft, gibt es schon länger. Zumindest habe ich davon bereits etwas gehört, als die Domain x.com noch zu einem einsamen X geführt haben muss. Heute ist der blaue Vogel, dass Logo und Maskottchen von Twitter, von der Seite verschwunden. Und für mich scheinen auch die Tage für den Namen „Twitter“ gezählt zu sein. Auf Mastodon können wir dabei eigentlich nur lachen:

„Ein Satz mit X: Das war wohl nix.“

Irgendein Tröt heute, mit Sicherheit.