Früher mochte ich KDE und den zugehörigen Plasma-Desktop wirklich nicht so sehr. Zumindest nicht so gern, wie heute. Damals habe ich mich oft darüber geärgert, wie kompliziert die Einstellungen bei KDE manchmal werden können – zumindest habe ich sie so wahrgenommen. Aber einen Aspekt finde ich da sehr interessant: Heute stehe ich ganz anders zu KDE – aber nachvollziehen kann ich meine damalige Frustration noch immer. Den Unterschied macht schlicht, dass ich mich mittlerweile eingearbeitet habe in die Desktop-Umgebung. Nur so konnte ich das volle Potential der Plasma-Arbeitsumgebung für mich entdecken.
Mein Verhältnis zu Plasma hat sich genau dann geändert, als ich mich wirklich darauf eingelassen habe. Denn schon davor habe ich den Desktop ausprobiert – aber eben nur halbherzig. In virtuellen Maschinen vielleicht, oder als eine parallele Installation neben Gnome zum Beispiel. Dass Plasma da nicht im besten Licht dagestanden hat, sollte nachvollziehbar sein. Gerade Gnome und KDE ergänzen sich nebeneinander auf der Platte jedenfalls nicht wirklich. Probleme machen dann zum Beispiel der Login-Manager oder auch die Standardanwendungen und -Themes der verschiedenen Arbeitsumgebungen.
Wenn ich mich nicht auf Plasma eingelassen hätte, würde ich den Desktop heute vielleicht gar nicht nutzen. Und wenn ich mich nicht in die Arbeitsumgebung eingearbeitet hätte, würde ich sie heute nicht so sehr schätzen. Die Plasma-Entwickler stellen ihre Arbeit oftmals unter das Motto „Simple by default – powerful when needed“, zu deutsch: Standardmäßig einfach, mächtig wenn man es braucht. Diesen Slogan habe ich anfangs nicht verstanden. Das lag wohl an meiner Herangehensweise an die Arbeitsumgebung. Tja, Plasma habe ich mir eben immer kompliziert vorgestellt – und mich vielleicht deswegen nicht wirklich in die Nutzerführung die die Plasma-Entwickler vorgesehen haben, hinein versetzen können.
Heute freue ich mich jedenfalls über die vielen Möglichkeiten, die Plasma auf dem Desktop bietet, und ich bin froh, dass ich den Desktop nicht von vornherein abgelehnt und ausgeblendet habe. Mittlerweile ist es mir sehr gut möglich, eine sehr angenehme und funktionale grafische Oberfläche zusammenzustellen, die genau zu meinem Nutzungsverhalten passt. Ich weiß nicht, ob ich das auf diesem Blog bereits angesprochen habe: KDE wirkt für mich immer sehr vollständig, sehr komplett und eben nicht irgendwie zusammengeschustert. Ihr merkt: Heute verwende ich Plasma sehr gerne.
Ein weiterer Punkt, warum ich mich einige Zeit von Plasma ferngehalten habe, war die irgendwie ziemlich komplizierte Lizenz-Situation rund um das Qt-Toolkit. Als KDE aufgekommen ist, war dieses noch keine freie Software. Auch wenn die KDE-Programme selbst schon damals frei lizenziert waren, hingen sie doch in den Anfangsjahren immer von den seinerzeit unfreien Qt-Bibliotheken ab. Heute wird Qt in den aktuellen Versionen dual lizenziert, also sowohl unter einer freien Lizenz für quelloffene Projekte und zugleich unter einer unfreien Lizenz für proprietäre Projekte. KDE selbst sorgt mit der „KDE Free Qt Foundation„, der sowohl KDE- als auch Qt-Vertreter angehören, selbst dafür, dass Qt langfristig frei nutzbar bleibt. Es tut ziemlich gut zu wissen, dass KDE heute selbst darauf bedacht ist, langfristig eine Zukunft als freies Projekt wahren zu können.
KDE macht mir momentan sehr viel Spaß, und ich bin immer wieder ziemlich begeistert von den Möglichkeiten, die die Software bietet. Eigentlich ergibt sich für diesen Blogartikel nur ein sinnvolles Fazit: Wenn ihr damit hadert, ob ihr KDE ausprobieren solltet, kann ich euch die Software wirklich nur empfehlen.
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