Prokrastinieren – also etwas eigentlich wichtiges immer weiter vor sich herschieben, das macht doch jeder mal, oder? Manchmal scheint die Menge der Arbeit, die es zu erledigen gilt, einfach überwältigend groß. Da fällt es leicht, sich selbst irgendwo anders hin zu flüchten. Nur irgendetwas anderes zu machen, um abgelenkt zu sein, um sich in gewisser Weise verstecken zu können. Verstecken zu können vor den Dingen, denen man eigentlich nicht aus dem Weg gehen kann oder sollte. Ich prokrastiniere auch manchmal, und danach habe ich ein schlechtes Gewissen. Denn ich weiß: Eigentlich hätte ich die Zeit sinnvoller nutzen können. Und womit ich mich abgelenkt habe, war vermutlich auch nicht das, was ich eigentlich wollte.

Das ist für mich die klassische Form des Aufschiebens – die Art des Prokrasitinierens, für die man sich nachher womöglich gar vor sich selbst schämt. Aber als ich neulich so durch das Internet gegeistert bin, und einige Videos angesehen habe, ist mir noch eine andere Form davon bewusst geworden: Das effektive Prokrasitieren. Gut, eigentlich klingt das nach einem Widerspruch in sich. Ist es ja auch. Wie oben beschrieben, ist das Aufschieben von Aufgaben genau das Gegenteil von effektivem Arbeiten, es verhindert genau das. Aber für eine ganz bestimmte Situation macht dieser Begriff doch Sinn: In Hinblick auf das Prokrastinieren mit dem Hintergedanken, ja langfristig die eigene Effektivität zu steigern.

Es ist wirklich verblüffend, wie viele Inhalte es im Netz zu verschiedenen Notizprogrammen, Aufgabenplanern und Kalenderanwendungen gibt. Ob in Text-, Audio- oder Videoform: Ich finde derartige Beiträge ziemlich interessant. Weil es für mich interessant ist, wie andere ihren Alltag sortieren. Weil ich mir davon vielleicht etwas abschauen könnte. Weil ich die Programme mag, und gerne mehr über diese herausfinden möchte. Aber jetzt mal ganz unter uns: Wenn ich mir stundenlang den Kopf darüber zerbreche, wie ich meine persönlichen Informationen und Notizen sortiere – komme ich dann wirklich mit meinen tatsächlichen Aufgaben voran? Nein, natürlich nicht. Aber man kann sich ja so schön einbilden, dass das Programm X viel effizienter für den eigenen Alltag wäre, und das man ja am eigenen Notizablauf doch noch etwas werkeln könnte.

Ja klar, das kann man sich leicht einreden. Es ist einfach, so etwas zu glauben, wenn man es sich selbst oft genug vorhält. Aber die Produktivität steigert das natürlich nicht. Besonders spannend finde ich übrigens Inhalte, die genau auf diesen Zusammenhang hinweisen – und sich trotzdem tiefgehend mit dem Thema beschäftigen. Das ist dann ja sozusagen schon eine doppelte Form des Aufschiebens, oder? Ach warte: Dieser Blogbeiträg ist in dieser Hinsicht ja kein bisschen anders. Das Problem anzuerkennen, heißt vielleicht einfach noch nicht, das Problem auch abzulehnen. So, und jetzt habe ich zu tun. 😉


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