Matomo – MatoNo?

Bloggen zum Selbstzweck – so könnte man die Kaffeediffusion wohl zusammenfassen. Ich schreibe hier nicht, um Geld zu verdienen. Ich schreibe hier nicht, um berühmt oder in den Himmel gelobt zu werden. Nein, mir geht es vor allem um das Bloggen selbst: Ich möchte Texte und Recherchen teilen, Ideen und Gedanken festhalten, nicht zuletzt aber auch meinen Schreibstil verbessern. Daher schreibe ich täglich – und je länger ich das „durchhalte“, desto lieber schreibe ich, desto mehr wird das Schreiben ein Teil meines Alltags. Ich habe hier schon oft von diesem Experiment berichtet und schon oft darüber getextet, dass ich regelmäßig schreibe. Mit dieser Grundhaltung gehen aber auch andere Aspekte und Meinungen einher: Zum Beispiel kümmere ich mich nicht wirklich um die Suchmaschinen-Optimierung dieses Blogs, bei den Kategorien und Schlagworten auf dieser Seite hört es dann nämlich schon ganz schnell auf. Wenn jemand meine Texte lesen möchte, dann ist das eine schöne Sache, keine Frage. Wenn mir jemand einen Kommentar schreibt, dann freue ich mich darüber und antworte. Doch dafür muss ich nicht der erste in der Liste bei Google sein.

Diese Grundhaltung macht das Bloggen für mich auch zu einer viel angenehmeren Möglichkeit, das Internet zu nutzen. Weil es mir weniger um Aufmerksamkeit geht, muss dieser Blog nicht viel Aufmerksamkeit bekommen. Ich kann zum Selbstzweck bloggen, weil ich mich dafür entschieden habe. Und diese Freiheit, eine eigene Idee ohne Einschränkungen umsetzen zu können, kommt mir wie etwas sehr besonderes vor. Heute habe ich oft das Gefühl, dass es viel zu oft um die Effekte der eigenen Präsenz geht, als um die Präsenz selbst. Heute hinterlassen so viele ihre Spuren im Internet. Doch der digitale Fußabdruck vieler scheint sich nicht durch Inhalte zu definieren – stattdessen geht es oft um die Person selbst. Vielleicht ist „Person“ schon zu viel gesagt. Vielleicht sollte ich hier gar nicht von einer Person ausgehen, sondern vielmehr von einem Charakter. Einem Avatar des eigenen Selbst.

Ich habe mich schon in meinem Artikel zur Suchmaschinenoptimierung gefragt, ob ich eben diese wirklich brauche. Heute geht es mir ähnlich, und zwar mit dem Statistik-Werkzeug Matomo. Als WordPress-Plugin ist Matomo auf dieser Seite dafür verantwortlich, fleißig mitzuzählen, wenn Besucher auf diesen Blog stoßen, Artikel lesen, Links teilen und wieder wegsurfen. Matomo ist für mich das, was für andere Google Analytics ist – ein Statistik-Zähler. Der Clou bei Matomo ist indes, dass die Software frei lizenziert und wesentlich Datenschutz-freundlicher ist, als das Konkurrenzprodukt von Google. Genau deswegen habe ich mich auch für Matomo entschieden, als ich diesen Blog aufgesetzt habe. Matomo schreibt sich selbst auf die Fahnen, „ethische Statistiken“ liefern zu können. Im Vergleich zu Google Analytics ist das sicherlich gelungen: Ist es nicht schade, dass ein Produkt ethische Aspekte als Werbemittel verwenden kann? Nicht schade, weil es das falsche wäre – sondern schade, weil es so nötig erscheint. Da Matomo quelloffen ist, ist es von Grund auf schon viel transparenter als die proprietären Wettbewerber. Doch das Prinzip bleibt: Brauche ich wirklich ein Werkzeug, dass die Benutzerzahlen zählt? Egal, wie ethisch die Umsetzung sein mag – die grundlegende Frage bleibt die selbe.

Vor kurzem hatte ich einmal mehr ein Problem mit der Seitenerreichbarkeit dieses Blogs. Ich habe dann auf Mastodon darüber informiert; so hat auch mein lieber Webhoster davon mitbekommen. Nach Angaben des Hosters sei Matomo sehr ressourcenhungrig, daran könnte es also liegen. Dieser Zwischenfall, der übrigens nicht der erste seiner Art war, hat mich zum Nachdenken gebracht. Brauche ist Matomo wirklich so dringend, dass es die zugeteilten Ressourcen meines Webhostings übersteigt? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Antwort „Nein!“ lauten sollte. Die Statistiken, die Matomo liefert sind sehr interessant. Manchmal sind sie vielleicht auch ganz hilfreich. Aber ich traue mich nicht, hier von einer Notwendigkeit zu sprechen. Ich erwäge ernsthaft, das Matomo-Plugin zu deaktivieren und darauf auch zu deinstallieren. Nicht nur, dass ich es nicht zwingend brauche: Klar ist auch, dass eine Seite ohne einen Besucherzähler datenschutzfreundlicher ist. Ich glaube, daran lässt sich nicht viel rütteln. Die Kaffeediffusion ist für mich ein digitaler Zufluchtspunkt geworden, an dem ich mich bewusst von den Schwierigkeiten und vom moralischen „Geschmäckle“ lossagen kann, die so viele moderne Webseiten plagen. Ein Statistik-Zähler ist hier nicht unbedingt nötig. Und ich habe das Gefühl, dass es ohne auch für Leserinnen und Leser irgendwie angenehmer werden könnte.

Momentan läuft das Matomo-Plugin noch und zählt fleißig. Sollte ich mich dazu entscheiden, dass Plugin zu deaktivieren, werde ich darüber schreiben. Das gilt auch für weitere Datenschutz-Fragen zu diesem Blog. Hierbei übrigens noch ein kleiner Hinweis: Dieser Artikel richtet sich nicht gegen Matomo. Im Gegenteil würde ich es meilenweit bevorzugen, eine Seite mit Matomo anstelle von Google Analytics nutzen zu können. Ich denke aber, dass ich sowohl auf die unethische Google-Software als auch auf das ethischere Matomo verzichten kann. Wie gesagt, ich werde über Änderungen in diese Richtung informieren.

1 Kommentar

  1. Nach fast 16 Jahren Bloggen sind für mich Kommentare wichtiger als die Anzahl der Besucherinnen und Besucher. Kommentare sind Rückmeldungen auf meine Gedanken. Besucherzähler sind Zahlenangaben im luftleeren Raum.

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