Schlagwort: Gedanken


  • Überdenken

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    Überdenken

    Im Englischen gibt es den Begriff des „Overthinkings“; so populär wie dieser im Deutschen wird, man könnte ihn schon fast als neudeutsch bezeichnen. Sich zu sehr über etwas Gedanken machen – das kann man als eine Form der Paranoia interpretieren, der überhöhten Vor- oder vielleicht auch der übertriebenen Nachsicht ansehen. Doch so eine richtige Übersetzung habe ich für diesen Anglizismus bisher noch nicht gefunden. Ich weiß nicht so wirklich, wie ich das ganze im Deutschen nennen würde. Doch eigentlich tut das auch nicht so sehr zur Sache, immerhin geht es um das Prinzip. Dass ich mir selbst zu viel über Kleinigkeiten den Kopf zerbreche – das kenne ich auch ohne eine passende Vokabel nur zu gut. Auch ohne ein direktes deutsches Wort dafür komme ich mir selbst oft wie ein „Overthinker“ vor.

    Versteht mich nicht falsch. Ich habe schon oft genug Entscheidungen getroffen, die ich so ziemlich Sekunden später bereits bereut habe. Da hätte mir ein weiteres Überdenken – sozusagen das Overthinking im Wortsinne – vielleicht gut getan. Doch zu lernen, nicht sofort ja, und vielleicht auch einmal nein sagen zu können – das ist das eine. Doch das Nachdenken über Probleme, die sich so auch nicht lösen, das ist für mich etwas anderes. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mein Bauchgefühl zwar oft genug bereue, doch dann auch feststellen kann, dass ich es gar nicht hätte bereuen müssen. Hin und wieder sind Termine, denen man vorschnell zusagt, auch nicht so schlimm, wie man sie sich ausmalt. Und wo da vielleicht ein weiterer Gedanke im Voraus sinnvoll gewesen wäre, da hat ein panischer Gedanke im Gewusel auch nicht viel beigetragen. Zumindest geht es mir manchmal so.

    Für mich ist es nicht immer leicht, die schwere eigener Entscheidungen rechtzeitig einzuschätzen. Manchmal überschätze ich Probleme und bin im Nachhinein erleichtert – manchmal unterschätze ich Herausforderungen oder rede mir das zumindest so ein. Doch selbst dann muss ich ja irgendwie damit umgehen. Irgendwann gibt es oft diesen Moment, an dem ich einfach nicht mehr herum komme um das, was ich mir schrecklich vorstelle. Wenn es dann gar nicht so schlimm ist – umso besser. Wenn es wie erwartet abläuft, naja – selbst dann geht der Moment vorbei. Selbst dann weiß ich, dass ich mich irgendwann an diesen Moment zurückerinnern werde. Der Gedanke, dass dieses „Irgendwann“ auch näher rückt, kann doch ein bisschen unter die Arme greifen, wo man das braucht.

    Auch ein gutes Gespräch kann dabei helfen, irgendwie mit einer Situation klar zu kommen. Ich jedenfalls denke oft, dass ich mich schon hier und da darin verliere, was ich selbst als ein „Nachdenken“ ansehen würde. Wenn die Probleme scheinbar immer größer werden, je länger man darüber nachdenkt, dann kann ein gutes Gespräch auch sehr hilfreich sein. Ein guter Zuhörer weiß oft schon deswegen zu helfen, weil er in einer Situation auch außen stehen kann – und das ist manchmal ein großer Vorteil, finde ich. Wenn ich mit guten Freunden über Dinge Rede, die mich bewegen, dann bin ich hinterher oft froh, doch einmal losgelassen zu haben. Losgelassen zu haben, was mir zuvor oftmals als zu privat, zu intim, irgendwie zu kompliziert oder auch zu banal vorgekommen ist. Ich denke, dass man sich schnell selbst in eine Sache hineinfressen kann, ohne zu merken, wann man damit besser aufhören sollte. Vielleicht ist vorheriges Nachdenken besser als verzweifeltes Überdenken im Nachhinein. Doch das ist oft natürlich auch einfacher, schneller und leichter gesagt, als getan. Sich selbst dazu bewegen zu können, auch einmal hinnehmen zu können. Vielleicht ist es das, wonach ich mit diesem Text suche.


  • 25. Mai 2023

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    25. Mai 2023

    Manchmal habe ich das Gefühl, Dinge und Umstände, Probleme und Fragen, Diskussionen und Alltägliches etwas zu ernst zu nehmen. Oft denke ich, dass sich so vieles ins Negative entwickelt – und weiß am Ende des Tages nicht ganz damit umzugehen. Nicht, dass das die Regel wäre. Nicht, dass ich bei mir irgendein psychisches Problem vermuten würde. Ich habe nur festgestellt, dass ich manchmal eine sehr negative Sicht auf die (eigene) Zukunft einnehme. Hin und wieder bin ich dann selbst davon überrascht, dass doch nicht alles schlecht ist. Hier und da kommt dann nach Tagen an denen ich von mir selbst denke, nicht ganz „auf der Höhe“ sondern eher neben der Spur zu sein doch irgendetwas positives heraus. Und genau dann frage ich mich, wie auch heute, ob die Negativität wirklich gerechtfertigt war.

    Das ist das eine. Denn natürlich gibt es auch negative Tatsachen – Tatsachen, die sich schlicht nicht umkehren lassen. Ich mache mir häufig Gedanken um die Aussagen, die ich einst getätigt und die Dinge, die ich einst in die Tat umgesetzt habe. Das, was ich hier jetzt als „einst“ abstempele hat oft auch direkte Auswirkungen auf die Situationen, mit denen ich in der Gegenwart umgehen muss. Und so denke ich auch, dass das meine Zukunft beeinflussen kann. Das ist nicht egoistisch gemeint. Denn die eigene Zukunft ist immer auch zu einem Teil die Zukunft des eigenen Umfelds. „Die Welt ist klein“, vielleicht auch nicht. Aber in jedem Fall ist die Welt vernetzt, hängt zusammen und ist abhängig von denen, die sie ausmachen.

    Manchmal fällt es mir schwer, kurzfristig eine Entscheidung zu treffen – manchmal muss ich das aber und kann mich dann auch irgendwie überwinden. Noch viel schwieriger ist es für mich hingegen, ehemalige Entscheidungen vor mir selbst zu rechtfertigen. Im Nachhinein hinterfrage ich mich sehr oft selbst, dann kommen auch selbst Zweifel auf. Damit ist vielleicht auch klar, warum ich hin und wieder überrascht bin von den Tatsachen, die irgendwann die Realität stellen.

    Ich möchte es weniger verkopft ausdrücken: Manchmal weiß ich nicht sofort, wie ich mit Erlebtem umgehen soll. Auch wenn ich das könnte, wäge ich oft für und wider ab. Manchmal fällt es mir schwer, das was geschehen ist, Vergangenheit sein zu lassen. Diejenigen, die mit sich selbst im Reinen sind, haben meine absolute Bewunderung – weil ich es so oft nicht bin.