Schlagwort: Zufriedenheit

25. September 2023

Mir schwirren gerade wieder einige Gedanken über Zufriedenheit im Kopf herum. Das ist für mich einer dieser Begriffe, die man so schlecht definieren kann – aber trotzdem für irgendwie selbstverständlich hält. Klar weiß ich, was ich unter Zufriedenheit verstehe! Oder? Stimmt diese Annahme wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher, denn so ganz konkret kann man sich bei diesem Thema wohl nicht festlegen. Und da ich hier von meiner eigenen Vorstellung schreibe, ist natürlich auch die Frage, inwiefern sich diese in der Zukunft vielleicht noch ändert.

Heute habe ich mich gefreut, einen früheren Bus nehmen zu können, um schneller nach Hause zu kommen. Ganze vierzig Minuten wäre ich so schneller gewesen als sonst in meinem Alltag. Ich bin sogar extra ein bisschen zeitiger losgegangen, um diesen Bus auch nicht zu verpassen. Als ich so an der Bushaltestelle stehe, schaue ich einmal auf das Handy, wieder hoch und: Der Bus ist an mir vorbeigefahren. Ich habe auch nicht versucht, diesem noch nachzulaufen, der war eben weg. Natürlich hätte ich mich an dieser Stelle aufregen können – aber irgendwie war es doch lustig. Denn jetzt musste ich doch die andere Buslinie nehmen, mit der ich sonst auch mitfahre.

Im Grunde war also alles wie immer. Ich bin zur gleichen Zeit daheim angekommen, wie das sonst in der Regel der Fall ist. Der Unterschied bleibt eigentlich nur, dass ich eine Chance, eher nach Hause zu gelangen, nicht nutzen konnte – obwohl ich das wollte. Vielleicht stand ich zu weit hinten an der Bushaltestelle? Vielleicht hat mich der Busfahrer nur übersehen? Absicht war das ja hoffentlich keine, warum auch. Mir geht es hier um etwas anderes: Ich hätte mich natürlich darüber aufregen können, den Bus verpasst zu haben. Ich konnte mich aber auch daran erinnern, dass eigentlich alles wie sonst auch in meinem Alltag war. Und spätestens mit diesem Text habe ich das ja auch getan. Ist das nicht auch eine Form von Zufriedenheit?

Gewohnheitstier

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Diese Aussage ist mir unlängst wieder in den Sinn gekommen, als ich über meinen Alltag nachgedacht habe: Nachdem ich mir angewöhnt habe, täglich zu schreiben, kann ich es mittlerweile anscheinend einfach nicht mehr lassen. Seitdem ich mir angewöhnt habe, eine ganz bestimmte Route regelmäßig spazieren zu gehen, pflege ich dieses Hobby ganz selbstverständlich. Da wird für mich deutlich: Die Macht der Gewohnheit ist vielleicht doch nicht zu unterschätzen.

Wenn ich schon von meinen eigenen Gewohnheiten überrascht sein kann, ist doch klar dass es manchmal gar nicht so einfach ist, fremde nachzuvollziehen. Aber im Grunde ist es dann doch ganz nachvollziehbar: Gewohnheiten können Halt geben, eine Form von Sicherheit vermitteln und eben auch das Gefühl, den eigenen Alltag unter Kontrolle zu haben. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – mal mehr, mal weniger: Manchmal kann man das durchaus unterschreiben.

Auch ich habe meine Gewohnheiten und möchte sie eigentlich nicht mehr missen. Aber an der Stelle muss doch eine Frage erlaubt sein: Wann wird die eigene Gewohnheit eigentlich zu einer Einschränkung? Klar, wenn ich etwas gewohnt bin, muss ich mich auch keiner neuen Herausforderung stellen. Aber im Grunde verweigere ich dann auch, Alternativen zu entdecken. Das wirkt ein bisschen stur, ein bisschen naiv – aber eben doch auch nachvollziehbar. Mir macht es Spaß, Neues zu entdecken, aber manchmal bin ich auch froh, nichts neues ausprobieren zu müssen.

Braucht es hier nicht eigentlich wieder dieses gewisse Gleichgewicht, um die Vorteile des Altbekannten und das Potential des neuen zu vereinen? Im Grunde lässt sich die ganz grundlegende Frage dahinter ja oftmals im Alltag, aber im Endeffekt auch nicht nur da stellen. Wann braucht es Mut, sich auf etwas neues einzulassen – und wann ist das einfach nicht zielführend? Zufriedenheit ist wichtig – aber die Offenheit gegenüber neuem muss man deswegen ja nicht ablegen, oder? Genauso ist Offenheit wichtig, aber die hedonistische Suche nach der neuen Attraktion auf Dauer auch irgendwie anstrengend, finde ich. Die Balance klingt da doch vielversprechend – aber in Worte lässt sie sich irgendwie nur schwer fassen.