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FLOSS

Etherpad: Einfach zusammen schreiben

Eine Software, die ich wirklich nicht mehr missen möchte, kann vielleicht als der Klassiker unter den Web-basierten Texteditoren angesehen werden: Das Etherpad ist einfach toll. Wer schon einmal mit Google Docs arbeiten musste, und die kollaborativen Funktionen halbwegs gut fand, der ist beim Etherpad wirklich gut aufgehoben. Wie die proprietäre Konkurrenz ermöglicht auch diese freie Software das gemeinsame Editieren eines Dokuments über den Webbrowser – und das in Echtzeit. Dabei bekommen alle Co-Autoren eine eigene Farbe zugewiesen und können sogar über eine integrierte Chat-Funktion miteinander schreiben.

Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das Etherpad entdeckt habe. Aber seitdem ich es kenne, finde ich es wirklich super. Und da scheine ich nicht allein zu sein. Wenn es beispielsweise daran geht, kooperativ einen Vortrag oder eine Präsentation auszuarbeiten, lässt sich die Materialsammlung wunderbar über einen Etherpad-Tab lösen. Und bisher hat noch jede und jeder, der von mir ein Etherpad vor die Nase gesetzt bekommen hat, sofort mit der Software losschreiben können: Das funktioniert so intuitiv, dass es fast schon ein bisschen erschreckend wirkt. Vielleicht liegt das an der Verbreitung von Diensten wie Google Docs, die gemeinsames Schreiben über den Browser schon von Haus aus mitbringen? Womöglich kann sich das auch das intuitive Design des Etherpad einstreichen – immerhin kommt diese Web-Anwendung wie ein ganz gewöhnlicher und einfacher Texteditor daher.

Auch wenn die Anwendung zu Beginn keinesfalls überfordert, fallen beim genaueren Hinsehen doch einige interessante Funktionen auf. Neben Formatierungsoptionen für Fettschrift, kursiven, unter- und durchgestrichenenen Text, finden sich auch Knöpfe zum Anlegen von Listen oder dem Ein- und Ausrücken von Text. Außerdem können die Zeilennummerierung, die Autorenfarben oder auch die Kommentare ein und ausgeblendet werden. Ja, richtig gelesen, selbst Textkommentare unterstützt das Etherpad. Auch die Schriftart und die Pad-Sprache lassen sich konfigurieren. Desweiteren stehen einige Funktionen zur Bearbeitungsgeschichte bereit. An Funktionalität für ein einfaches Kooperieren im Web fehlt es also wirklich nicht. Wenn man dann fertig ist, seine Gedanken aufzuschreiben, kann das Pad auch in verschiedenen Formaten exportiert, über einen Link mit vollem oder eingeschränktem Zugriff geteilt und somit einfach an andere weitergegeben werden. Natürlich lässt sich so ein Pad auch einfach auf einer eigenen Seite einbetten. Das funktioniert ganz einfach über einen IFrame.

Ihr merkt es mir sicherlich an: Das Etherpad begeistert mich. Sonst würde ich es ja auch nicht so regelmäßig und gerne nutzen. Meiner Meinung nach steht mit dem Etherpad eine tolle einfache und verständliche freie Software bereit, die sich beim gemeinsamen Sammeln von Ideen und Worten wirklich nicht in den Weg der Autoren stellt. Wenn ihr mir das nicht glauben wollt, ist das auch nicht so schlimm. Immerhin könnt ihr euch einfach auf einem der vielen öffentlich zugänglichen Etherpad-Servern mit der Software anfreunden. Bei Seiten wie pad.riseup.net oder yopad.eu lassen sich Etherpads mit unterschiedlichen Verfallsdaten, also mit einer Haltbarkeit von einem Tag, einem Monat oder auch einem Jahr anlegen. Diese werden gelöscht, sobald im angegebenen Zeitraum keine Bearbeitungen mehr stattgefunden haben. Man sollte nebenbei aber im Hinterkopf behalten, dass sich der Funktionsumfang je nach Server etwas unterscheiden kann, die Grundfunktionen gibt es aber immer. Die Instanz pad.riseup.net ist etwas einfacher, während die Instanz yopad.eu ein paar Funktionen mehr bietet. Spielt doch einfach mal damit, ihr werdet das Etherpad vermutlich ebenfalls lieben lernen.

Bild: Screenshot von yopad.eu.

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Netzkultur Schreiben

9. Juni 2023

Ich beschäftige mich gern mit den verschiedenen Aspekten rund um das Bloggen. Dabei stoße ich bei meinen Internetrecherchen teils auf sehr verschiedene, und manchmal irgendwie auch bizarre Inhalte. Bei meinem ausgiebigen Surfen durch das Netz habe ich bisher schon sehr viel über das Betreiben eines Blogs, den Aufbau, die Gestaltung und vieles mehr lernen können. Ob und wie sich diese Erkenntnisse hier niederschlagen, kann ich zwar nur schwer messen. Doch es sollte schon klar sein, dass jeder durch das beeinflusst wird, was er selbst sieht, lernt und versteht.

Bei manchen Konzepten und Ideen bin ich aber froh, nicht immer hörig zu sein: Ich meine hier natürlich genau diese bizarren Inhalte, die ich bereits angesprochen habe. Mir ist bei meinen Recherchen ein sehr interessanter, aber zugleich auch beängstigender Trend aufgefallen: Heute scheint das Bloggen für sehr viele nur eine weitere Einnahmequelle zu sein – mehr nicht. Ich habe das Gefühl, das vielen Internet-Gurus die kreative Seite am Bloggen verloren gegangen ist. Für mich ist das Bloggen eine Form der Selbstverwirklichung und Reflexion. Und ganz nebenbei lerne ich über das Schreiben auch sehr viel mehr über die Themen, die mich interessieren. Ich habe Spaß am Schreiben dieses Blogs. Doch bei anderen scheint dieser Spaß entweder verschwunden, oder nie da gewesen zu sein.

Was bei der Suchmaschinenoptimierung anfängt und bei unzähligen Werbebannern auf einer Seite endet, ist das, was mich immer ein wenig mulmig stimmt. Für mich war und ist das Bloggen auch immer ein Ausweg und ein Zufluchtsort gegenüber der schnellen Welt der Selbstdarstellung im Internet. Ich weiß nicht, ob ich diesbezüglich überreagiere. Doch gerade bei Tutorial-Videos und Anleitungen habe ich nur zu oft das Gefühl, es gehe eigentlich nur um das große Geld. Und das möchte ich nicht hinnehmen. Ich kann natürlich verstehen, dass Menschen mit ihren Texten und Beiträgen Geld verdienen möchten. Doch dann stellt sich auch die Frage, ob die Texte oder das Geld im Vordergrund stehen. Ich weiß, das ist eine persönliche Frage. Doch für mich ist es derzeit schlichtweg unvorstellbar, so über diesen Blog nachzudenken. Ich habe schon einmal davon geschrieben, zum „Selbstzweck“ zu bloggen. Ganz nebenbei macht es mir auch viel Mut, in den Kommentaren oder im Fediverse von Gleichgesinnten mitzubekommen.

Doch wenn ich mich über das Bloggen informiere, frage ich mich, wie es um die Mehrheitsverhältnisse in diesem Bereich steht: Ist das Bloggen heute für die meisten eher mit Selbstdarstellung oder doch mit Selbstverwirklichung zu vergleichen? Ja, ich werfe hier Fragen zusammen. Ja, wirklich differenziert kann man diesen Blogeintrag nicht nennen. Aber ich möchte trotzdem dazu stehen: Dieses Gefühl, dass es vielen nicht um das eigentliche Erstellen von Beiträgen geht, werde ich nicht mehr los. Vielleicht sollte ich mich auch einfach damit abfinden. Wenn Menschen derartig auf ihr digitales Geschäft konzentriert sind – na dann soll es ihnen doch gegönnt sein. Zum Glück erwartet ja niemand von mir, derartige Texte gut zu finden.

Ich muss es nochmals festhalten: Zwischen den Videos die ich mir angeschaut habe und den Texten die ich gelesen habe, waren die oben beschriebenen Blogger vermutlich ausnahmen. Es wirkt ja fast schon stereotyp, und ehrlich gesagt auch ein bisschen überzeichnet, wie ich diese Charaktere gerade gezeichnet habe. Es bleibt wohl doch eine Wahrnehmung, das, was ich hier beschrieben habe. Ist diese Wahrnehmung aus der Luft gegriffen? Ich würde mich freuen, eure Einschätzungen dazu zu hören.

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Netzkultur Politik

Digital Naives?

Manchmal habe ich das Gefühl, dass es jungen Menschen nur zu leicht fällt, darüber zu schmunzeln, wie ältere mit der Technik kämpfen. Wo die Bedienung eines Rechners oder gar eines Smartphones für viele aus jüngeren Generationen zum Alltag gehört, ist das bei älteren Herrschaften oft nicht der Fall. Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto gefährlicher kommt mir die fast abgehobene Position vor, in der wir jüngeren wir uns oftmals sehen, wenn es um Technik und Digitalisierung im Alltag geht. Der Begriff der „Digital Natives“ also sozusagen der Ureinwohner des Informationszeitalters ist nicht ohne Grund sehr bekannt.

Ich weiß nicht ganz, was ich von diesem Begriff halten soll. Sicherlich, seit meiner frühen Kindheit ist die Digitalisierung irgendwie „immer da gewesen“, und an manchen stellen sicherlich auch zu einem Teil des Alltags geworden, den ich nicht anders kennengelernt habe. Ich denke, dass ich und vor allem noch jüngere heute mit Sicherheit in der Digitalisierung groß werden und Erfahrungen sammeln. Doch die Frage ist doch auch: Haben wir wirklich genug Erfahrungen im Umgang mit Technik gesammelt, so dass wir uns als Ureinwohner des digitalen Raums bezeichnen können? Für mich steht diese Frage heute beinahe offen im Raum, und damit meine ich nicht den digitalen. Wenn diejenigen, die sich selbst als „Digital Natives“ bezeichnen einmal in sich gehen – wo kommen wir dann raus?

Neben dem Begriff der „Digital Natives“ ist auch der Begriff der „Digital Naives“ populär – und diesen kann ich irgendwie besser nachvollziehen. Gerade bei (noch) jüngeren habe ich oft den Eindruck, als würde der Umstand der Technik im Alltag und der Digitalisierung überall gar nicht mehr hinterfragt. Wo ich hier sitze und darüber schreibe, kann ich mir das bei (noch) jüngeren manchmal gar nicht vorstellen. Ich finde es selbst irgendwie unangemessen, wenn ältere Semester behaupten, die Jungend sei verdorben. Und ich bin froh, dass dieses Klischee in der Realität wohl eine Ausnahme ist. Ich muss hier wirklich aufpassen, wie ich mich formuliere. Mir geht es nicht darum, zu beurteilen, wie bestimmte Generationen zur Digitalisierung stehen. Ich frage mich viel mehr, ob sich andere in dem Zusammenhang noch selbst hinterfragen.

Ich muss aufpassen, dass ich selbst hier nicht zu pessimistisch werde. Ich denke nicht, dass ich auch nur in Ansätzen den Selbsteinschätzungen älterer wie jüngerer Menschen gerecht werden könnte, wenn ich hier einfach drauf los schreibe. Für mich ist es ja sogar schon schwierig, mich selbst mithilfe dieser Begrifflichkeiten zu verorten. Ich möchte nicht naiv sein, und ich möchte auch nicht voreingenommen über andere urteilen. Ich möchte genau so wenig voreingenommen beurteilt werden. Aber ehrlich gesagt möchte ich auch nicht an die Teilnahmslosigkeit denken, die manche Nutzerinnen und Nutzer von digitalen „Angeboten“ auf mich machen. Ich möchte nicht vorschnell über technische Entwicklungen urteilen, diese aber auf gar keinen Fall unhinterfragt zurücklassen. Wie genau ich diese Haltung mit einem Begriff beschreiben würde, das weiß ich selbst nicht.

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Netzkultur

Der digitale Raum

In den letzten Wochen ist mir mein Blog immer weiter ans Herz gewachsen – noch mehr also, als das zuvor bereits der Fall war. Das klassische Bloggen an sich ist für mich zu etwas ganz besonderem geworden, was viele Internetnutzer heute zu unterschätzen scheinen. Instagram, Facebook und Konsorten sind sehr große Plattformen – und natürlich erzählen auch dort Nutzer ihre Geschichten, teilen Gedanken und Beiträge. Doch ein klassischer Blog ist meiner Meinung nach doch noch etwas ganz anderes, ganz besonderes. Ich selbst habe zum Beispiel Instagram auch schon genutzt – doch jetzt bin ich umso mehr froh, keine Zeit mehr auf dieser Plattform zu verbringen. Über die Zeit sind die kommerziellen „sozialen“ Medien, vor allem Twitter und Instagram, für mich irgendwie weniger erträglich geworden. Bis ich das Fediverse kennengelernt habe, war das mein Eindruck von dem, was andere ein soziales Netzwerk nennen. Doch seitdem ich mich mehr auf meinen Blog konzentriere, und meine Zeit statt auf Instagram und Twitter im Fediverse verbringe, hat sich meine Haltung insgesamt ein gutes Stück geändert.

Werbung hier, Selbstdarstellung da, und überall Menschen, von denen man glaubt, befreundet zu sein, obwohl man es vielleicht gar nicht ist – das war der Eindruck, den Instagram und Twitter bei mir hinterlassen haben. Im Fediverse dagegen lerne ich fast täglich Menschen kennen, die sich für ähnliche Themen wie ich interessieren. Dabei kann ich dann auch über die Themen selbst lernen, konstruktive Diskussionen führen, und es kommt eben nicht darauf an, wer den verzerrenderen Bild-Filter verwendet hat. Das Fediverse hat mir gezeigt, das soziale Medien tatsächlich Spaß machen können. Und mein Blog hat mir gezeigt, wie kreativ sich das Web nutzen lässt, zwischen all den Unternehmens-Webseiten. Für mich ist mein Blog über die Zeit immer wichtiger geworden, auch weil es für mich eine Art inhaltlichen Zufluchtspunkt darstellt. Diese Webseite ist meine kleine Ecke im Netz, über die ich meine Texte, Ideen und Gedanken teilen kann. Und ich freue mich jeden Tag wieder, diese Chance nutzen zu können.

Ich glaube, dass das Web mehr sein kann, als kommerzielle Plattformen vermitteln. Wer nur danach sucht, findet schnell kreative Mittel und Wege, wie Menschen das Potential des Internets ausschöpfen, ohne das es dabei um Werbung, SEO oder sonstige kommerzielle Interessen geht. Auch der Kommerz hat seinen Platz im Web gefunden, und der Erfolg mag diesem Ansatz vielleicht Recht geben. Trotzdem bin ich froh, dass der ursprüngliche Gedanke eines freien Internets bis heute fortbestand hat. Ich freue mich auch, ein Teil davon sein zu können. Denn nur indem ich teilnehme, kann ich selbst dazu beitragen, das Web zumindest in Teilen mitzugestalten. Die Zugänglichkeit, die im Internet hier und da, wenn auch nicht immer Vorherrscht, ist dabei beachtlich. So viele, die nur genug danach suchen, können heute Wege finden, am und im Web teilzunehmen. Das ist eigentlich schon faszinierend.

Übrigens nutze auch ich hier und da „große“ Plattformen – denn es kommt immer auch darauf an, wie man diese nutzt. Richtig damit umgegangen finde ich beispielsweise Reddit sehr interessant, weil es aufzeigen kann, was Menschen interessiert, weil es Menschen interessiert. Ich habe auch einen Account auf Tumblr, weil ich mitverfolgen möchte, wann und wie die Plattform das Fediverse-Protokoll ActivityPub implementiert, die das vor ein paar Monaten versprochen worden ist. Das Internet ist für mich ein sehr interessanter digitaler Raum, und ich freue mich Tag für Tag, darin wohnen zu dürfen. Das schöne ist: Jede noch so kleine Gemeinschaft, und irgendwie auch jedes Individuum im Web kann dieses mitgestalten. Und ich bin froh, dass auch andere diese Möglichkeiten nutzen. Kleine Webseiten, Blogs oder auch das dezentrale Fediverse haben gezeigt, dass das möglich ist. Und ich bin gespannt zu sehen, wohin sich das Web vor dem Hintergrund einer Nutzergemeinschaft weiterentwickeln kann.

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Netzkultur Schreiben

Matomo – MatoNo?

Bloggen zum Selbstzweck – so könnte man die Kaffeediffusion wohl zusammenfassen. Ich schreibe hier nicht, um Geld zu verdienen. Ich schreibe hier nicht, um berühmt oder in den Himmel gelobt zu werden. Nein, mir geht es vor allem um das Bloggen selbst: Ich möchte Texte und Recherchen teilen, Ideen und Gedanken festhalten, nicht zuletzt aber auch meinen Schreibstil verbessern. Daher schreibe ich täglich – und je länger ich das „durchhalte“, desto lieber schreibe ich, desto mehr wird das Schreiben ein Teil meines Alltags. Ich habe hier schon oft von diesem Experiment berichtet und schon oft darüber getextet, dass ich regelmäßig schreibe. Mit dieser Grundhaltung gehen aber auch andere Aspekte und Meinungen einher: Zum Beispiel kümmere ich mich nicht wirklich um die Suchmaschinen-Optimierung dieses Blogs, bei den Kategorien und Schlagworten auf dieser Seite hört es dann nämlich schon ganz schnell auf. Wenn jemand meine Texte lesen möchte, dann ist das eine schöne Sache, keine Frage. Wenn mir jemand einen Kommentar schreibt, dann freue ich mich darüber und antworte. Doch dafür muss ich nicht der erste in der Liste bei Google sein.

Diese Grundhaltung macht das Bloggen für mich auch zu einer viel angenehmeren Möglichkeit, das Internet zu nutzen. Weil es mir weniger um Aufmerksamkeit geht, muss dieser Blog nicht viel Aufmerksamkeit bekommen. Ich kann zum Selbstzweck bloggen, weil ich mich dafür entschieden habe. Und diese Freiheit, eine eigene Idee ohne Einschränkungen umsetzen zu können, kommt mir wie etwas sehr besonderes vor. Heute habe ich oft das Gefühl, dass es viel zu oft um die Effekte der eigenen Präsenz geht, als um die Präsenz selbst. Heute hinterlassen so viele ihre Spuren im Internet. Doch der digitale Fußabdruck vieler scheint sich nicht durch Inhalte zu definieren – stattdessen geht es oft um die Person selbst. Vielleicht ist „Person“ schon zu viel gesagt. Vielleicht sollte ich hier gar nicht von einer Person ausgehen, sondern vielmehr von einem Charakter. Einem Avatar des eigenen Selbst.

Ich habe mich schon in meinem Artikel zur Suchmaschinenoptimierung gefragt, ob ich eben diese wirklich brauche. Heute geht es mir ähnlich, und zwar mit dem Statistik-Werkzeug Matomo. Als WordPress-Plugin ist Matomo auf dieser Seite dafür verantwortlich, fleißig mitzuzählen, wenn Besucher auf diesen Blog stoßen, Artikel lesen, Links teilen und wieder wegsurfen. Matomo ist für mich das, was für andere Google Analytics ist – ein Statistik-Zähler. Der Clou bei Matomo ist indes, dass die Software frei lizenziert und wesentlich Datenschutz-freundlicher ist, als das Konkurrenzprodukt von Google. Genau deswegen habe ich mich auch für Matomo entschieden, als ich diesen Blog aufgesetzt habe. Matomo schreibt sich selbst auf die Fahnen, „ethische Statistiken“ liefern zu können. Im Vergleich zu Google Analytics ist das sicherlich gelungen: Ist es nicht schade, dass ein Produkt ethische Aspekte als Werbemittel verwenden kann? Nicht schade, weil es das falsche wäre – sondern schade, weil es so nötig erscheint. Da Matomo quelloffen ist, ist es von Grund auf schon viel transparenter als die proprietären Wettbewerber. Doch das Prinzip bleibt: Brauche ich wirklich ein Werkzeug, dass die Benutzerzahlen zählt? Egal, wie ethisch die Umsetzung sein mag – die grundlegende Frage bleibt die selbe.

Vor kurzem hatte ich einmal mehr ein Problem mit der Seitenerreichbarkeit dieses Blogs. Ich habe dann auf Mastodon darüber informiert; so hat auch mein lieber Webhoster davon mitbekommen. Nach Angaben des Hosters sei Matomo sehr ressourcenhungrig, daran könnte es also liegen. Dieser Zwischenfall, der übrigens nicht der erste seiner Art war, hat mich zum Nachdenken gebracht. Brauche ist Matomo wirklich so dringend, dass es die zugeteilten Ressourcen meines Webhostings übersteigt? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Antwort „Nein!“ lauten sollte. Die Statistiken, die Matomo liefert sind sehr interessant. Manchmal sind sie vielleicht auch ganz hilfreich. Aber ich traue mich nicht, hier von einer Notwendigkeit zu sprechen. Ich erwäge ernsthaft, das Matomo-Plugin zu deaktivieren und darauf auch zu deinstallieren. Nicht nur, dass ich es nicht zwingend brauche: Klar ist auch, dass eine Seite ohne einen Besucherzähler datenschutzfreundlicher ist. Ich glaube, daran lässt sich nicht viel rütteln. Die Kaffeediffusion ist für mich ein digitaler Zufluchtspunkt geworden, an dem ich mich bewusst von den Schwierigkeiten und vom moralischen „Geschmäckle“ lossagen kann, die so viele moderne Webseiten plagen. Ein Statistik-Zähler ist hier nicht unbedingt nötig. Und ich habe das Gefühl, dass es ohne auch für Leserinnen und Leser irgendwie angenehmer werden könnte.

Momentan läuft das Matomo-Plugin noch und zählt fleißig. Sollte ich mich dazu entscheiden, dass Plugin zu deaktivieren, werde ich darüber schreiben. Das gilt auch für weitere Datenschutz-Fragen zu diesem Blog. Hierbei übrigens noch ein kleiner Hinweis: Dieser Artikel richtet sich nicht gegen Matomo. Im Gegenteil würde ich es meilenweit bevorzugen, eine Seite mit Matomo anstelle von Google Analytics nutzen zu können. Ich denke aber, dass ich sowohl auf die unethische Google-Software als auch auf das ethischere Matomo verzichten kann. Wie gesagt, ich werde über Änderungen in diese Richtung informieren.

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Netzkultur Sonstiges

5. Mai 2023: Wikipedia

„Jeder“ kennt und „jeder“ nutzt die Wikipedia. Egal, ob man nur kurz etwas nachschlagen, oder sich tiefer in ein Thema einlesen möchte: Im Internet ist die freie Enzyklopädie meistens die erste Wahl. Auch ich nutze die Wikipedia ständig. Wenn ich eine Wartezeit überbrücken oder mir die Zeit vertreiben möchte. Wenn ich in ein Thema einsteigen möchte. Wenn ich Wissen auffrischen oder finden möchte: Die Wikipedia ist zu meiner Anlaufstelle der Wahl geworden. Umso interessanter ist es für mich, darüber nachzudenken, wie es eigentlich um das freie Wissenswerk unserer Zeit steht.

Immer wieder gibt es den Vorwurf, die Wikipedia könne nur bedingt seriös sein: „Da kann ja jeder reinschreiben!“ – So etwas wird nur zu oft behauptet. Natürlich stellt das die Wikipedia in einem ziemlich schlechten Licht dar. Zumindest auf den ersten Blick. Was nämlich, wenn dieser erste Eindruck täuscht? Ich wage zu hinterfragen, ob die Wikipedia wirklich als so unseriös gelten sollte, wie sie heute dasteht. Sicher bin ich bei diesem Thema etwas parteiisch, weil ich die Wikipedia derartig oft in meinem Alltag unterbringe. Und ein Faktencheck zu den Informationen der Enzyklopädie wird das hier auch nicht: Natürlich kann man der Wikipedia vorwerfen, dass das umgesetzte Modell Schwachstellen birgt.

Klar ist sicherlich auch, dass diese Schwachstellen tatsächlich existieren: Jeder kann mehr oder minder einfach auf die Wikipedia Einfluss nehmen. Und auch wenn die einzelnen Beiträge stets gegen geprüft werden, werden Hintertüren immer wieder genutzt. Unternehmen, Parteien und Politiker können auf die Wikipedia Einfluss nehmen. Das streite ich nicht ab. Trotzdem birgt die freie Enzyklopädie ein Potential: Eine womöglich seltene Möglichkeit der demokratischen Teilnahme.

So wie Unternehmen und Parteien daran interessiert sein können, die Wikipedia zu verunstalten, können wir daran interessiert sein, sie faktisch richtig und seriös zu halten: Die Wikipedia hängt von den Menschen ab, die sich an ihr beteiligen. Und das kann jeder sein. Natürlich kann nicht jeder alles wissen – und genau hier kommt die eigentliche Stärke hinter der Wikipedia zum Tragen: Genau hier zeigt sich, warum die Wikipedia in einem entscheidenden Punkt den klassischen Lexika voraus ist. Die Wikipedia kann als eine Wissenssammlung angesehen werden, zu der jeder beitragen kann. Und wer etwas zu einem Thema weiß, der informiert andere darüber.

Eigentlich klingt das wie eine Binsenweisheit, doch in der Realität ist gegenseitige Hilfe oft eine Seltenheit: Mit der Wikipedia wird Wissen in einem Umfang archiviert, der mit einem klassischen Lexikon schlicht nicht zu vergleichen ist. Und das alles über eine Gemeinschaft, an der sich jeder beteiligen kann. Egal mit welchen Mitteln, egal in welcher Sprache: Die Wikipedia ist zu einem Gemeinschaftsprojekt der Menschheit im digitalen Raum geworden. Dabei entwickelt sie sich natürlich stets weiter.

Fakt ist auch: Jeder kann etwas in die freie Enzyklopädie schreiben. Aber bevor etwas tatsächlich veröffentlicht wird, muss es erst geprüft werden. Gute Belege gehören in der Wikipedia zum guten Ton. Ich habe das Gefühl, dass dieser Fakt oftmals vergessen wird. Die Wikipedia besteht nicht aus Willkür. Wer doch darauf stößt, kann sich daran beteiligen, diese Willkür zu beseitigen.

Wer die Wikipedia vorverurteilt, sollte einen Blick darauf werfen. Gerade als ein Überblick kann die Wikipedia oft sehr gut weiterhelfen. Sie lädt aber auch dazu ein, sich tiefer mit einem Thema auseinanderzusetzen. Überall finden sich Verweise zu Quellen und Fachliteratur, in den Diskussionssektionen zu einzelnen Einträgen wird Tag für Tag diskutiert. Sollte man das wirklich ausblenden? Und dann auch noch unter dem Vorwand, dass „da ja jeder etwas reinschreiben“ könnte? Würdigt das nicht auch die Stunden an Arbeit herab, die Autoren, Fotografen und Korrekturleser – kurz Wikipedianer – investiert haben, um Wissen zugänglicher zu machen?

Sicherlich sollte man keine Facharbeit anhand eines Wikipedia-Artikels schreiben. Aber hattet ihr das wirklich vor, als ihr euch das letzte mal über die Wikipedia beschwert habt? Am Ende bleibt da auch eine gewisse Frage: Die des eigenen Anspruchs. Darf man denn auch den Anspruch haben, Wikipedia als offenes Gemeinschaftsprojekt zu betrachten? Fakt ist: Jeder kann helfen, die Wikipedia zu verbessern. Und auf der Wikipedia bräuchte ich für diese Aussage vermutlich einen Quellenbeleg.

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FLOSS

HTML-Renderer: Keine Qual der Wahl. Leider.

So gut wie jeder nutzt irgendeinen Web-Browser, doch so richtig beschäftigt haben sich viele mit ihrer Wahl anscheinend noch nicht: Google Chrome ist zum Beispiel Marktführer mit Abstand, obwohl der Browser bekanntermaßen massenweise Nutzerdaten sammelt und die Monopolstellung Googles maßgeblich unterstützt. Der wohl bekannteste freie Browser bleibt zwar noch immer Firefox, aber der heiße Fuchs verliert stetig an Marktanteilen und fristet nunmehr eher ein Randdasein.

Doch selbst, wer einen Blick auf die aktuellen Nutzerzahlen der einzelnen Browser wirft, kennt noch nicht das gesamte Problem. Das steckt nämlich viel tiefer, in der Basis der Browser selbst. Jeder Webbrowser hat im Grunde genau eine Aufgabe: Die korrekte Darstellung von Webseiten, also von HTML und CSS mit JavaScript und manchmal etwas mehr. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, greift jeder Browser auf eine sogenannte Rendering-Engine, auch HTML-Renderer genannt, zurück. Und genau hier sitzt das Problem. Über die Jahre hat sich Google immer weiter durchgesetzt. Da wo einst einige verschiedene Renderer waren, verdrängt das Google-Produkt „Blink“ jetzt die Konkurrenz vom Markt.

Schockierend wird das ganze dann, wenn man bedenkt, dass die Vielfalt der Browser in diesem Sinne eigentlich nur ein Schein ist: Brave, Vivaldi, Edge, Opera und viele mehr setzen heute auf Chromium bzw. Blink auf. Damit greifen sie auf Google-Technologien zurück. Chromium und Blink sind zwar frei und quelloffen lizenziert, doch sie unterstehen der absoluten Kontrolle Googles. Wer also einen Chromium-basierten Browser nutzt, der muss sich zumindest ein Stück weit auf Google-Technik verlassen. Auch die Konkurrenz ist in dieser Lage dahin: Auf dem Markt dominieren momentan die Renderer Blink, „Gecko“ (von Mozilla) und „WebKit“ (von Apple). Da WebKit aber als sehr rückständig gilt, bleibt nur Gecko als eine letzte ernstzunehmende Konkurrenz.

Doch diese letzte Konkurrenz auf dem Browser-Gebiet verliert immer weiter an Einfluss: Da wo Firefox an Marktanteilen verliert, gewinnen Google und Blink mit ihren Browserprodukten Chrome und Chromium. Sicher mag Chromium technisch kein unfassbar scheußlicher Browser sein. Und doch bleibt die Frage, wann Google sein Monopol endgültig ausweitet allgegenwärtig. Allein das es schon so weit gekommen ist zeigt, wie gefährdet das freie Web heute ist. Ich kann gut mit Firefox und anderen nicht-Blink-Browsern leben. Nur leider gibt es von diesen nicht mehr sonderlich viele. Vielleicht sollten einfach mehr Menschen (wieder) Firefox ausprobieren?

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Netzkultur Politik

Die Nachrichtenflut, Teil 1

Es ist schwer, mit der täglichen Nachrichtenflut angemessen umzugehen: Einerseits möchte ich besser nichts verpassen, andererseits fehlen mir manchmal schlicht und ziemlich ergreifend Zeit und Energie, mich mit der gesamten Nachrichtenlage auseinanderzusetzen — in einem Maße, nach dem ich nicht nur mit Halbwissen um mich werfen könnte, würde ich einmal danach gefragt werden.

Eine naheliegende Lösung für dieses Problem scheinen mir RSS-Feeds und -Reader zu sein, immerhin sind meine Anforderungen nicht sonderlich hoch: Einige Feeds sollen sich möglichst nach frei wählbaren Kategorien sortieren und chronologisch anzeigen lassen, so weit, so trivial. Doch wenn es um einen Web-Zugriff, Speicherfunktionen und das Lesen im Feed-Reader selbst geht, scheinen sich zumindest die kostenfreien Angebote der bekannten Dienstleister immer um durch den einen Wehrmutstropfen, die eine Beschränkung selbst auszuschließen.

Am Desktop habe ich kein Problem mit irgendwelchen Feedreadern: Liferea und Akregator bieten mir alles, was ich mir nur wünschen könnte, sind aber nicht Web-basiert. Sprich: Von einem dritten Gerät darauf zuzugreifen, kann ich mir zumindest mit diesen Optionen schoneinmal abschminken.

Die kommerziellen Feedreader im Web bewerben gerade heutzutage oftmals ihre Premium-Pläne mit fehlenden Funktionen der Testversionen: Die Suche wird dadurch natürlich alles andere als einfacher.

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FLOSS Netzkultur Schreiben

Gedanken zum Web: Vertrauen und Selbst-Hosten

Wer sich nicht nur passiv, das heißt konsumierend am Internet, konkret dem Web beteiligen möchte, der scheint heute kaum drumherumzukommen, Menschen zu vertrauen.

Einen eigenen Server aufzusetzen ist natürlich nicht sonderlich schwierig, sich langfristig um die Sicherheit zu kümmern scheint aber zeitintensiv werden zu können.

Wenn ich mir überlege, einen eigenen Webserver aufzusetzen, sprich einen alten Laptop zweckzuentfremden, machen sich in meinem Kopf vor allem Gedanken der Unwissenheit breit: Bin ich überhaupt bewandert genug, dauerhaft für einen Server sorgen zu können?

Kann ich modernen Sicherheitsstandards gerecht werden oder zumindest potentielle Seitenbesucher nicht in digitale Gefahr bringen?

Fragen über Fragen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie allesamt richtig beantworten könnte. Sicherlich wäre es ein sehr lehrreiches Unterfangen, doch mal einen Server zu pflegen anstatt immer auf fremden Diensten rumzulungern.

Mit dem System an sich hätte ich auch kein Problem, immerhin benutze ich Debian, was ein wunderbares Serversystem abgeben kann, auch täglich auf dem Desktop.

Im Gegenteil: Mit Debian bin ich an sich schon vertraut, und das eben nicht nur mit der grafischen Oberfläche. 😀 Nur die darüber liegenden Softwareebenen verunsichern mich, gerade was die verschiedenen Webserver angeht.

Vielleicht kennt jemand hier eine gute Webseite, auf der ein paar nützliche Informationen aufgezählt sind. Gerade, da ich gerne statische Websites schreibe, möchte ich mich noch nicht vollständig von dem Thema verabschieden.

Bei Ideen freue ich mich über elektronische Post.