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  • Studie: Viele Umweltbewegte kehren Twitter den Rücken

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    Es ist wieder Zeit für einen Artikel im inoffiziellen Twitter-Watchblog! Spaß beiseite, manchmal kann ich einfach nicht widerstehen und muss mich mit dem Dienst, der mittlerweile „X“ heißt, beschäftigen. Auf der Kaffeediffusion gehört dieses Thema schon irgendwie dazu. Denn seitdem Elon Musk den Mikroblogging-Service im Oktober 2022 übernommen hat, habe ich regelmäßig dazu geschrieben. Heute ist mir wieder eine interessante Schlagzeile aufgefallen, die damit im Zusammenhang steht: Spektrum.de berichtet, dass seit der Musk-Übernahme etwa die Hälfte der Klima- und Umweltaktivisten Twitter den Rücken gekehrt habe.

    In dem Artikel, der schon am 16. August 2023 veröffentlicht wurde, bezieht sich die Journalistin Karin Schlott dabei auf einer Forschergruppe des Pomena College um Charlotte Chang. Die Studie als solches ist ziemlich interessant und basiert auf einer Datengrundlage aus 2019 bis 2023. Ich empfehle euch, die genauen Daten auf Spektrum.de nachzulesen. Hier möchte ich mich stattdessen eher auf die prägnanteste Zahl beziehen: Die forschenden Wissenschaftler kommen in ihrer Untersuchung zu dem Schluss, dass seit der Übernahme 47,5 Prozent der Mikroblogger mit einem Fokus auf Umwelt, Natur und Klima inaktiv geworden wären.

    Als ich diese Ergebnisse zuerst gelesen habe musste ich unweigerlich an diesen einen Verdacht denken. Den, dass die Musk-Übernahme eben doch auch inhaltliche Auswirkungen haben könnte. Seine eigene politische Meinung stellt Musk selbst ja hin und wieder ganz offen öffentlich dar – und so wie ich sie wahrnehme, tendiert der Millionär zu einer neoliberal-rechten Weltsicht. Ich habe das Gefühl, dass es vor allem eher progressive Nutzerkreise von Twitter aus in die Flucht geschlagen hat, als der Dienst verkauft wurde. Zumindest konnte ich zum Beispiel im Fediverse manche mehr oder minder bekannte Gesichter Accounts aus meiner ehemaligen, tendenziell eher linken Twitter-Timeline wiederentdecken.

    Das alles waren aber bisher meist nur Vermutungen, genaue Daten konnte ich bisher nicht wirklich als Argument anführen. Denn aufgrund meiner persönlichen Einschätzungen kann ich schlicht keine statistische Richtigkeit annehmen. Jetzt, da die Ergebnisse der angesprochenen Studie vorliegen, wirkt das aber schon ein wenig anders. Denn Klima- und Umweltthemen sind meiner Einschätzung nach ein historisch eher links besetztes Themenfeld. Ich wage daher auch zu vermuten, dass sich die politische Diskussionskultur auf Twitter durchaus nach rechts verschieben könnte.

    In dem Spektrum-Artikel, auf den ich mich hier beziehe, wird in einem Nebensatz aber auch ein ganz anderer Aspekt angesprochen. Ich möchte hierbei direkt zitieren: „Zurzeit gebe es für diese Themen kein vergleichbares soziales Medium wie Twitter, das seit Juli 2023 X heißt.“ Ist das nicht mal eine diskussionswürdige These? Als Fediverse-Nutzer fällt es mir schwer, dieser Aussage zuzustimmen. Mit Mastodon existiert faktisch ein frei verfügbarer Dienst, der über eigentliche alle wichtigen (Grund-)Funktionen verfügt, die Twitter auch hat. Aber eine Sache muss ich natürlich zugeben: Ein soziales Netzwerk kann zwar durch gewisse Funktionalitäten Rahmenbedingungen für Diskussionen schaffen – aber wenn die nötige Nutzerbasis fehlt, können natürlich auch keine Diskussionen stattfinden.

    Twitter scheint sich aus meiner Perspektive in eine sehr merkwürdige und an unterschiedlichen Stellen irgendwie negative Richtung zu entwickeln. Aber hier liegt die Betonung eben auch auf „meiner Perspektive“. Denn wie genau Twitter sich demografisch entwickelt, lässt sich nicht aus einer persönlichen Wahrnehmung heraus ablesen – sondern anhand harter Fakten und Daten. Mein eigenes Urteil fällt daher immer so aus, wie es mein eigenes statistisches Sichtfeld zulässt – und das ist nun einmal begrenzt. Nichtsdestoweniger würde ich mich natürlich freuen, eure Meinung zu diesem Thema in den Kommentaren zu lesen.


  • Steckt das klassische Bloggen in einer Nische fest?

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    Ich schreibe viel, ich blogge gerne: Die Kaffeediffusion gehört mittlerweile zu meinem Alltag. Warum ich so gerne texte, habe ich schon in meinem gestrigen Blogeintrag beschrieben. Doch während ich mich dabei vorwiegend auf meine eigene Perspektive und meine Motivationen gestützt habe, möchte ich das Thema bloggen heute noch etwas anders angehen. Ich stelle mir nämlich schon länger eine Frage: Warum hat sich das Konzept des persönlichen Blogs nicht weiter durchgesetzt im Internet, wie wir es heute kennen?

    In meinem Umfeld nutzen viele ganz unterschiedliche soziale Netzwerke. Die meisten verwenden einen Instagram-Account, andere sind auch auf TikTok, vereinzelt findet man ein paar sporadische Twitter-Nutzer. YouTube kennt auch jeder. Ein paar wenige wissen auch vom dezentralen Fediverse – da habe ich vielleicht auch ein bisschen Mitschuld dran. 😉 Auf all diesen Plattformen gibt es die Möglichkeit, eigene Inhalte hochzuladen. Manche nutzen diese auch, vielleicht nicht gleich alle. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, wundert es mich schon, warum niemand einen eigenen Blog betreibt – außer mir.

    Ich kenne in meinem Bekannten- und Freundeskreis keinen aktiven Blogger. Natürlich sind Blogs im Netz nicht unüblich, aber zumindest in meinem Umfeld aus dem „realen Leben“ doch eine Seltenheit: Soziale Netzwerke zumindest zum Konsumieren anderer Inhalte zu verwenden, ist für die meisten selbstverständlich. Doch auch wenn es gewisse Parallelen gibt, zwischen einem klassischen Blog und bestimmten sozialen Netzwerken, ist die erstgenannte Möglichkeit für viele scheinbar einfach keine Option. Ich frage mich, woran das liegen könnte.

    Versteht mich hier nicht falsch: Im Internet habe ich schon viele interessante Blogs gefunden, zu ganz unterschiedlichen Themen. Mir geht es hier eher um einen direkten Vergleich der Nutzerzahlen, auch wenn dieser bei mir natürlich subjektiv geprägt ist: In meinem Umfeld bin ich gefühlt der einzige aktive Blogger – und das wundert mich ein bisschen, weil ich das so gern mache. Ich könnte mir bei manchen Leuten aus meinem Freundeskreis gut vorstellen, dass sie auch selbst schreiben könnten. Vielleicht wollen sie es ja auch und trauen sich nicht? Aber woran könnte es liegen, dass das klassische Bloggen scheinbar im Schatten der großen sozialen Netzwerke steht – und sich immer ein klein wenig nach Nische anfühlt?

    Diese Fragen und das Thema als solches lassen sich natürlich nicht mit einem einzigen Text ausführlich genug beleuchten. Zumindest denke ich das und habe da so ein Gefühl. Aber trotzdem würde ich meine Gedanken dazu gern auf drei Faktoren herunterbrechen:

    • Das Bloggen erfordert eine eigene Motivation.
    • Zu bloggen braucht Zeit und ein bisschen Hingabe.
    • Um in die Blogosphäre einzusteigen, muss man von ihr wissen.

    Das sind die drei Aspekte, die mir beim erneuten Nachdenken in den Kopf gekommen sind. Natürlich sind diese drei Punkte nur Vermutungen – wir können darüber gern in den Kommentaren diskutieren. Zuvor möchte ich aber ein bisschen erklären, wie ich überhaupt zu diesem Schluss gekommen bin. Bitte bedenkt, dass ich das Bloggen hier mit den großen sozialen Netzwerken in Relation setzen möchte.

    Der erste wichtige Faktor ist für mich die Frage nach der Motivation: Wo soziale Netzwerke die immer Möglichkeit bieten, fremde Inhalte zu sehen, lebt ein Blog von eigenen Inhalten. Hier auf der Kaffeediffusion kann es zwar auch soziale Interaktionen geben, zum Beispiel in der Kommentarsektion. Aber am Ende liefere ich mit meinen Texten ja die Diskussionsfragen, Themen oder Denkanstöße, die hier dann diskutiert werden können. Im Grunde liegt das Augenmerk beim Bloggen darauf, auch wirklich eigene Inhalte veröffentlichen, oder zumindest sichern zu wollen. Und damit Eigenes entsteht, braucht es eben eine gewisse Motivation – die soziale Netzwerke im Gegensatz einfach nicht immer voraussetzen.

    Was die Hingabe und den Zeitfaktor angeht, können wir uns natürlich wieder streiten: Ich selbst habe mittlerweile ziemlich viele Stunden in diesen Blog gesteckt – und kümmere mich gerne weiterhin um ihn. Natürlich muss man nicht täglich bloggen, auch nicht wöchentlich. Man braucht gar keinen Rhythmus, man kann einfach schreiben, wann man möchte. Aber im Grunde lebt ein Blog in meinen Augen erst dann richtig, wenn er auch befüllt und gepflegt wird. Wenn nun manche diese Zeit und Widmung nicht aufbringen wollen, kann ich das irgendwie auch verstehen.

    Auch der Einstieg in die Blogosphäre ist für mich ein wichtiger Punkt. Denn wo die großen sozialen Netzwerke schon bekannt sind, gibt es in der Blogosphäre einfach nicht diese eine zentrale Anlaufstelle. Ich selbst finde das nicht schlimm. Aber wenn andere nicht durch irgendeinen Blog auf das Konzept aufmerksam werden – wer soll es ihnen da verübeln, es für sich selbst nicht in Betracht zu ziehen. Klar, hin und wieder stößt man im Netz auf verschiedene Blogs. Aber wenn man wirklich welche finden möchte, die persönlich interessant sein könnten, muss man anfangs wohl etwas suchen. Nach diesem Einstieg wird es vielleicht leichter, durch Verweise und Nennungen neuen Lesestoff zu finden. Auch ein Austausch zwischen Bloggern ist dann hilfreich und für mich sehr interessant. Allerdings sind die ersten Schritte in der Blogosphäre vielleicht nicht so leicht getan, wie in den sozialen Medien.

    Bevor ich nun die Kommentarsektion eröffne und mich auf eure Meinungen freue, hier noch ein paar abschließende Worte zum Thema: Ich würde mich freuen, wenn andere das Bloggen für sich entdecken würden. Denn mir selbst macht es wirklich viel Spaß. Zu sehen, wie mein Blog erreichbar ist und tatsächlich auch hin und wieder gelesen wird, freut mich. Der Gedanke daran, dass ich die Kaffeediffusion ja irgendwie selbst so gestaltet habe, wie sie ist, macht mich glücklich. Einen eigenen Blog zu betreiben, war schon lange Zeit mein Traum – und der ist mittlerweile in Erfüllung gegangen.


  • Mastodon: Welche Rolle spielt die Größe einer Instanz?

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    Hinweis: Das ist ein Meinungsbeitrag.

    Jeder, der dem Fediverse beitreten möchte, muss sich zu Anfang eine ganz grundlegende Frage stellen: Wie komme ich da überhaupt rein? Das Fediverse ist eben dezentral – und die eine Webseite, auf der man sich anmelden und loslegen kann, gibt es nicht. Stattdessen besteht das Fediverse aus einer Vielzahl sogenannter „Instanzen“. Diese können von Organisationen wie Vereinen, aber natürlich auch Einzelpersonen betrieben werden. Je nach dem, für welchen Fediverse-Dienst man sich interessiert, ist die Auswahl da mitunter ziemlich groß. Bestes Beispiel ist und bleibt hier wohl Mastodon, was heute sicherlich die bekannteste Fediverse-Software darstellt.

    Abhängig davon, was man sich für die eigene Nutzung verspricht, bieten sich unterschiedliche Instanzen an.

    Am Beispiel Mastodon möchte ich hier darstellen, welche Rolle die Größe einer Instanz-Gemeinschaft bei der Auswahl einer Instanz spielen kann – und welche Vorteile große und kleine Server bieten. Hier sollte aber auch gesagt sein, dass es insbesondere bei Mastodon recht einfach ist, die eigene Instanz zu wechseln. Falls ihr mit diesem Gedanken spielt, könnten die folgenden Überlegungen aber auch für euch interessant sein.

    Grundlegende Unterscheidungen

    Bevor ich hier irgendwelche Vor- und Nachteile diskutieren kann, möchte ich einige wichtige Eckpunkte abstecken. Denn wie man die Größe einer Instanz beurteilt bleibt natürlich zu einem gewissen Maße recht subjektiv. Grundlegend schlage ich eine Unterteilung in kleine, mittelgroße und große Mastodon-Instanzen vor. Server, die nur für eine sehr kleine Community, zum Beispiel für den privaten Gebrauch, betrieben werden, möchte ich hier auslassen. Mir geht es um öffentliche Instanzen, die aktiv an der Föderation im dezentralen sozialen Netzwerk teilnehmen:

    • kleine Instanzen hosten dutzende bis hunderte Profile
    • mittelgroße Instanzen hosten hunderte bis einige tausend Profile
    • große Instanzen hosten zehntausende Profile oder mehr

    So viel ersteinmal zu den groben Rahmenbedingungen, die ich für diesen Artikel stecken möchte. Natürlich kann man sich über diese Einteilung streiten – und die Übergänge sind an vielen Stellen wohl auch fließend. Falls ihr die Einteilung vollkommen anders setzen würdet, freue ich mich über eure Kommentare. Allerdings muss ich mich auf einen gewissen Rahmen festsetzen, sonst würden meine Überlegungen überhaupt keinen Sinn ergeben. Ach ja, wenn ich schon dabei bin, mich aus der inhaltlichen Verantwortung zu ziehen: Das, was ich hier in diesem Beitrag schreibe, basiert natürlich ganz grundlegend auf meinen eigenen Erfahrungen.

    Ich habe meinen Mastodon-Account selbst bereits einige Male umgezogen. Die größe der Instanzen war dabei oftmals ein Faktor, den ich zumindest im Hinterkopf hatte. Natürlich ist das, was ich auf meinen bisher genutzen Instanzen gesehen und erlebt habe, nicht repräsentativ – aber einen Einblick sollten diese Erfahrungswerte doch gewähren.

    Klein aber fein?

    Kleine Instanzen stehen meiner Ansicht nach in erster Linie für die Community, die sich auf ihnen tummelt. Vielleicht lässt sich das ein bisschen mit einer stereotypen Dorfgemeinschaft vergleichen, in der sich jeder kennt – und manche womöglich auch ziemlich gut leiden können. Gerade, wenn man auf die eigene lokale Timeline schaut, halte ich es für einfacher, in einer kleineren Gemeinschaft neue Kontakte zu knüpfen und dauerhaft zu halten. Wer auf einer kleinen Instanz die lokale Timeline beachtet, kann meiner Meinung nach schnell von einem durchaus positiven Gemeinschaftsgefühl eingeholt werden. Immerhin hat man ja mit den Leuten auf diesem Server schon ganz grundlegend etwas gemein – man hat sich die selbe Fediverse-Instanz ausgesucht. Solange sich derartige Communities nicht abkapseln und gar in eine elitäre Richtung abgleiten, würde ich das durchaus als einen Vorteil betrachten.

    Auch auf technischer Ebene sehe ich einige Vorteile in kleineren Instanzen. Denn wenn sich auf einem Server weniger aktive Profile befinden, lastet auf den Moderatoren dieser Instanz potentiell auch weniger Verantwortung. Im Internet eine Nutzergemeinschaft zu moderieren kann anstrengend sein, weil man auch bei Inhalten nicht wegschauen kann, die man eigentlich nicht sehen möchte. Ich habe zwar selbst noch nicht auf einem Mastodon-Server moderiert, aber gebe seit einiger Zeit im Team mit einigen anderen Kommentare auf GNU/Linux.ch frei. Das ist bekanntlich eine eher technik-fokussierte Seite, und doch finden sich immer wieder kontroverse Meinungen und unangenehme Aussagen, manchmal auch Beleidigungen. Und all diese Kommentare wollen ebenso moderiert werden. Bei Mastodon stelle ich mir das nicht anders vor, vielleicht sogar noch einen Zacken anstrengender, weil es dort oft um den direkten Austausch mit anderen geht.

    Wenn eine Mastodon-Community nun klein ist, ergibt sich wohl zwangsläufig etwas mehr Übersichtlichkeit für die Moderation – und das halte ich für sehr sinnvoll. Ja, im Grunde ist das einer der vielen Vorteile, die das Fediverse meiner Meinung nach gegenüber den großen kommerziellen Social-Media-Diensten bietet. Dezentralität kann eben nicht nur die Server-Last verteilen, sonder vielleicht auch die Belastung für einzelne Moderatoren mindern.

    Übersichtlichkeit ist ein gutes Stichwort. Gerade aus Nutzerperspektive finde ich es wichtig, auf die lokale Timeline eines Servers zu achten. Ganz persönlich lege ich Wert darauf, dass ich mich auf einer Instanz wohlfühlen kann. Kurz: Ich möchte keine Instanz nutzen, deren Inhalte ich selbst nicht mit ansehen kann. Dieser Wohlfühl-Faktor ist aber nur ein Aspekt dieser Frage. Ein weiterer wichtiger Punkt ist meiner Meinung nach, wie stark frequentiert eine lokale Timeline ist. Das ist die Übersichtlichkeit, die ich meine. Auf manchen kleinen Instanzen liegen die einzelnen Beiträge in den lokalen Timelines teils Stunden auseinander – auf größeren Servern bekommt man hier manchmal jede Minute neue Inhalte zu Gesicht.

    Ich habe die wenigen Beiträge in den lokalen Timelines allzu kleiner Instanzen oft mit Langeweile gleichgesetzt. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kann ich mich eigentlich damit anfreunden: Wenn die lokale Timeline scheinbar nie zur Ruhe kommt – wo bleibt denn da die Zeit, sich mit den eigentlichen Inhalten auseinanderzusetzen? Kann es nicht auch Vorteile haben, mit etwas weniger Hektik im Alltag umgehen zu müssen? Ich finde, dass es dem eigentlichen Austausch und der Diskussionskultur als solches durchaus gut tun könnte – aber das bleibt natürlich eine subjektive Einschätzung. Beiträge in den sozialen Netzwerke verstehe ich oft als Schall und Rauch. Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, auf den Schall zu hören und die Rauchzeichen zu entziffern.

    Kleine Instanzen stehen für mich für eine besonders vitale Form der Föderation im Fediverse. Denn je größer eine Instanz ist, desto mehr Verantwortung lastet auf deren Administratoren – und desto mehr Kontrolle fällt ihnen im Fediverse zu.

    Die goldene Mitte?

    Mittelgroße Server sind gerade bei Mastodon ziemlich verbreitet. Wenn eine Instanz einmal Fahrt aufgenommen und Beachtung geschenkt bekommen hat, ist es nachvollziehbar, dass sich das herumspricht. Ich habe lange zum Beispiel die Instanz social.anoxinon.de benutzt, oder den Server troet.cafe. Im Grunde sind beide Instanzen sehr interessant, in der Regel freundlich und auch gut moderiert. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob sich ab einer gewissen Instanzgröße nicht auch gewisse Nachteile ergeben könnten, sowohl für die Nutzerschaft als auch für die Moderation.

    Denn wo mehr Nutzer unterwegs sind, finden potentiell auch vermehrt Diskussionen in der lokalen Timeline statt – und die Verantwortung bei den Moderatoren steigt. Natürlich ist es immer möglich, eine Instanz gemeinsam mit anderen zu moderieren, und nicht alleine. Aber trotzdem bleibt das Grundprinzip hier das gleiche. Meiner Meinung nach können Mastodon-Instanzen auch ein Stück weit als ein öffentlicher digitaler Raum verstanden werden. Dass Einzelpersonen oder Vereine diese ehrenamtlich oder spendenfinanziert bereitstellen, rechne ich ihnen hoch an. Allerdings denke ich auch, dass mit der Entscheidung, eine öffentliche Instanz zu betreiben, auch eine gewisse Verantwortung einhergeht.

    Aus der Nutzerperspektive können mittelgroße Instanzen auch ihre Vorteile bergen, immerhin ist es potentiell leichter möglich, unterschiedliche Leute in der lokalen Timeline kennenzulernen, wenn die Nutzerbasis größer ist. Ich möchte hier nicht auf die thematischen Ausrichtungen verschiedener Server eingehen, sondern nur auf die statistische Wahrscheinlichkeit hinweisen. Allerdings verschwinden mit steigenden Nutzerzahlen eventuell auch die potentiellen Vorzüge, die kleine Instanzen für den Austausch in einer Gemeinschaft bergen können.

    Ich habe selbst bisher eigentlich vermehrt positive Erfahrungen auf mittelgroßen Servern gemacht, auch wenn ich eher zu kleineren Instanzen tendiere. Am Ende des Tages muss das natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Um einen Server auszuprobieren, muss man nicht gleich den eigenen Account umziehen. Aber wenn man sich mit der lokalen Timeline eines Servers vertraut gemacht hat, ist das natürlich problemlos möglich.

    Groß und stark?

    Große Mastodon-Instanzen sind für mich ein zweischneidiges Schwert. Für mich überwiegen eigentlich eher die nachteile besonders großer Server wie etwa mastodon.social oder mstdn.social. Ich möchte hier gar nicht gegen die Communities oder die Moderatoren auf diesen Servern wettern. Mir geht es hier eher um prinzipielle Aspekte.

    Was die oben beschriebenen Punkte angeht, könnte man große Instanzen als das Gegenstück zu den kleinen Servern sehen, während die mittelgroßen Instanzen den Zwischenweg darstellen. Allerdings lassen sich meiner Ansicht nach bestimmte Vorfälle aus der Vergangenheit nicht einfach ausblenden, wenn wir über große Instanzen diskutieren wollen.

    Als Elon Musk beispielsweise Twitter gekauft hat, konnte man im Fediverse objektiv massive Nutzerwellen hin zum Flaggschiff-Server mastodon.social feststellen. Natürlich war es für mich als Fediverse-Enthusiasten schön mit anzusehen, dass Mastodon endlich mehr Aufmerksamkeit gewinnen konnte. Aber die Folge dieser konzentrierten Anstürme auf mastodon.social waren eben auch, dass die Performance des Servers deutlich gesunken ist. Technisch haben die vielen neuen Nutzer also mehr oder minder gemeinsam dafür gesorgt, dass ihre Nutzungserfahrung mit Mastodon schlechter war, als sie es hätte sein müssen. Wenn sich die Last auf mehrere Server verteilt hätte, wäre sie wohl leichter zu händeln gewesen.

    Noch heute ist mastodon.social eine der größten Fediverse-Instanzen überhaupt. Ich möchte hier auch niemandem absprechen, einen Account auf dem Server zu unterhalten; ich habe mich ja selbst schon einmal dort ausprobiert. Allerdings finde ich es schade, dass das grundlegende Konzept der Dezentralisierung hier so unbeachtet geblieben ist – vermutlich weil viele neue Nutzer damit noch keine Erfahrungen mit Aha-Effekt gesammelt hatten.

    Performance-Probleme sind aber nicht die einzige negative Folge, die sich meiner Meinung nach inkonsequente Dezentralisierung zurückführen lässt. Vor ein paar Monaten ging von mastodon.social auch eine Spam-Welle aus. Damals war der Server wohl schon groß genug, um für digitale Trickbetrüger interessant genug zu sein. Mit Crypto-Scam-Links versehen gingen damals Spam-Nachrichten auch an Nutzer anderer Server heraus. Wenn ich mich richtig erinnere, musste die Moderation meines damaligen Servers dresden.network die Föderation mit mastodon.social temporär kappen, um die eigenen Nutzer vor den Scam-Nachrichten zu schützen. Das finde ich ziemlich traurig.

    Hier zeigt sich wieder, welche Verantwortung den Admins und Moderatoren von öffentlichen Instanzen zukommt. Ich vermute, dass sich die digitalen Trickbetrüger nicht ohne Grund mastodon.social als Startserver ausgesucht haben, denn selbst wenn andere Instanzen derentwegen die Föderation mit mastodon.social kappen, wäre dann die Angriffsfläche auf dem eigenen Server noch groß genug gewesen.

    Natürlich sind das nur zwei Beispiele und gerade im zweiten Fall auch ein gutes Stück Vermutungen, die ich hier beschreibe. Allerdings zeigen sie zumindest mir, warum ich aktiv lieber auf kleineren oder wenn, dann mittelgroßen Servern unterwegs bin.

    Fazit

    Dieser Text spiegelt ganz klar meine persönliche Meinung. Es bleibt eben eine persönliche Entscheidung, welchen Server man nutzen möchte – und diese Entscheidung baut zumindest für mich auch massiv auf ein gewisses Vertrauen. Heute habe ich meinen Account von der größten deutschsprachigen Instanz troet.cafe zum wesentlich kleineren Server dizl.de umgezogen. Meine Beweggründe waren hier im Wesentlichen die Vorteile, die kleinere Instanzen für die Dezentralität des Fediverse bedeuten können und die Übersichtlichkeit, die sich mir als Nutzer in der lokalen Timeline bietet.

    Wie bereits erwähnt ist es gerade bei Mastodon eigentlich recht einfach, bestehende Accounts auf einen anderen Server umzuziehen. Allerdings kann ich verstehen, wenn sich manche Nutzer diesen Aufwand nicht machen wollen, vielleicht auch, weil sie die eigenen Beiträge nicht mitnehmen können. Deswegen empfehle ich es gerade Neulingen, auf den mittelgroßen Server troet.cafe zu setzen und im Zweifelsfall auf eine andere Instanz umzuziehen. Da dieser Server bereits von vielen genutzt wird, vermute ich, dass bei Neulingen so nicht der Anschein erweckt wird, im Fediverse wäre nur tote Hose – wenn sie auf ihre lokale Timeline schauen.

    Ich nutze das Fediverse und Mastodon aber nicht erst seit gestern und habe so schon einige Zeit damit verbringen können, verschiedene Server zu testen. Im Grunde waren meine Erfahrungen damit meistens eher positiv. Ich bin oft auch deswegen gewechselt, weil mich ein anderer Server seinerzeit mehr angesprochen hat. Also auch nicht unbedingt, weil ich mit meinem alten Server unglaublich unzufrieden gewesen wäre.

    Sich im Fediverse umzusehen, genau darauf zu achten, welcher Community man beitreten möchte und welche Instanz individuell ansprechend ist: Das kann wohl nie schaden. Vielleicht helfen ja auch meine Überlegungen, die ich in diesem Beitrag formuliert habe, ein wenig bei der Auswahl. Ich freue mich jetzt jedenfalls auf meine Zukünftigen Erfahrungen mit und auf dizl.de. 🙂


    Bildnachweis: Eukombos, CC0, via Wikimedia Commons


  • Weitere Gedanken zu WordPress

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    Nicht einmal eine halbe Stunde ist es her, da bekam ich eine E-Mail-Benachrichtigung zu dieser WordPress-Seite: Mein Blog wurde automatisch auf die neue Version 6.3 des am weitesten verbreiteten Webseiten-CMS der Welt aktualisiert. Ich dachte heute morgen noch daran, dass ich irgendwann gelesen habe, die neue Version solle im August erscheinen – tja, das ist sie ja anscheinend auch. Ich freue mich ziemlich über die neue Veröffentlichung. Leider bin ich bisher noch nicht dazu gekommen, mir die neuen Funktionen anzusehen. Eigentlich wird es jetzt ja höchste Zeit dazu. So wirklich habe ich bisher nur von der Funktion mitbekommen, jetzt auch für Block-Themes einen Vorschaumodus verwenden zu können. Das finde ich richtig klasse: Vorbei sind die Tage, an denen ich möglichst schnell die nötigsten Änderungen vornehmen musste, wenn ich auf ein Block-Theme gewechselt bin. 🙂

    Naja, ich schweife schon wieder ab. Eigentlich wollte ich die Gelegenheit nutzen, wieder einmal ein paar Gedanken zu WordPress aufzuschreiben. Mir kommt es also eigentlich ganz gelegen, dass mich die neue Version daran erinnert hat. Ich finde, dass WordPress ein wirklich tolles Blog-System ist. Manchmal bin ich zwar ein bisschen traurig, dass sich die Entwickler nicht noch mehr auf dieses eigentlich ganz ursprüngliche Ziel der Software konzentrieren… Der Erfolg von WordPress gibt ihnen ja aber auch irgendwie Recht.

    Für mich ist WordPress in den letzten Monaten bekanntlich zu einem täglichen Begleiter geworden, immerhin nutze ich die Software ja täglich. Ich finde es noch immer unschlagbar, wie viel Kontrolle ich so über meinen Blog haben kann: Ein eigener Blog – das war lange Zeit mein Traum. Als ich mich durch die verschiedenen Angebote im Web gewühlt habe, konnte ich wirklich einiges sehen und testen. WordPress ist wirklich nicht ohne Grund die absolute Nummer eins unter den Blogsystemen, auch wenn ich manchmal an gewissen Stellen gerne meine Kritik üben würde. Ein Missstand ist meiner Meinung nach zum Beispiel das Angebot an wirklich gut gepflegten Themes, die sich primär an Blogger richten.

    Das Theme-Verzeichnis von WordPress ist voll mit so vielen tollen Seitendesigns. Aber das richtige zu finden ist doch nicht ganz einfach. Und da wo zum Beispiel Blogger.com eine einfache Standardauswahl an Blog-Themes bereithält, muss man bei WordPress ganz schön wühlen. Wühlen zwischen so vielen Themes für Unternehmens-Webseiten zum Beispiel. Wenn ich dann mal ein besonders schönes Theme gefunden habe, besteht eine gute Chance, dass dieses den Google Fonts-Dienst einbindet oder lange Zeit nicht aktualisiert wurde. Zwei Umstände, die ich eigentlich möglichst vermeiden möchte. Gut, wenn man lange genug sucht, findet man tolle Themes. Auch Twenty-Twenty Three, also das momentane Standard-Thema gefällt mir im Großen und Ganzen recht gut. Aber so wirklich zur Ruhe gekommen bin ich in dieser Hinsicht eben doch noch nicht.

    Eigentlich meckere ich hier aber auf einem sehr hohen Niveau: WordPress selbst wird stetig weiterentwickelt und das ist richtig klasse. Über die eigentliche Funktionalität kann ich mich ja im Grunde auch nicht beschweren. Übrigens bin ich was das angeht umso glücklicher, dass jetzt die Möglichkeit besteht, Block-Themes vor dem Aktivieren auszuprobieren. Denn jetzt kann ich mir ja einfach einmal ein bisschen Zeit nehmen, ein Block-Theme nach meinen Anpassen und so auch das Theme-Problem umgehen – denn wenn man sich zu helfen weiß, ist das vielleicht gar nicht so ein großes Problem.

    Ich finde, dass die vielen Blog-Systeme, die ich verwenden könnte und die ich mir bereits angesehen habe, alle ihre ganz eigenen Vorteile bieten. Da kann man dann wohl auch einmal über gewisse Schwächen hinwegsehen. Und da es bei WordPress wirklich nicht an Flexibilität mangelt, möchte ich das ganze hier auch gar nicht so schlimm darstellen. Eigentlich bin ich mit WordPress ziemlich zufrieden. Ich freue mich oft über die vielen Möglichkeiten, die mir dieses System bietet – und genau das ist womöglich auch dessen größte Stärke. Ich denke nicht, dass ich es in irgendeiner Art und Weise bereuen müsste, auf WordPress umgestiegen zu sein. Denn wie genau WordPress für mich ist, nun das hängt davon ab, wie ich die Software nutze. Ich glaube, auf eines kann ich mich hier festlegen: In den meisten Fällen nutze ich WordPress ziemlich gerne. 😀


  • Das Internet: Ein Raum der Möglichkeiten

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    Ja, ich gebe es zu: Manchmal glorifiziere ich das Internet. Ich gebe zu: Manchmal blende ich aus, was im Netz falsch läuft – weil ich denke, dass man eigentlich nur nach den richtigen Ecken suchen muss. Ich habe das Internet bisher immer als einen Raum der Möglichkeiten verstanden, insbesondere das Web.

    Manchmal mache ich mir Gedanken, ob die Web-Trends rund um die sozialen Netzwerke der großen Firmen, der wachsende Einfluss Googles im Netz und auch der übergroße Marktanteil von Chrome bei den Browsern dem Web als ganzes gefährlich werden könnten. Und ja, an manchen Stellen komme ich nicht umhin und muss mir einfach Sorgen machen. Sorgen um das „freie Internet“, das ich in ganz unterschiedlicher Hinsicht liebgewonnen habe.

    Das Internet ist wohl eines der wichtigsten Projekte überhaupt, dass die Menschheit als ganzes über Ländergrenzen hinweg umgesetzt hat. Ich bin mit dieser internationalen Form des Internets groß geworden und freue mich nur zu oft, ein Teil davon sein zu können. Ich verstehe das Internet eben als einen Raum der Möglichkeiten, der nur darauf wartet, genutzt zu werden.

    Egal ob es hier um journalistische, kreative oder lehrreiche Inhalte geht: Im Web findet sich für so gut wie alles ein Raum – und das ist meiner Meinung nach einfach unglaublich beeindruckend. Ja, manchmal ist dieser freie Raum in Gefahr oder zumindest den Interessen profitorientierter Konzerne schutzlos ausgeliefert. Und in manchen Ecken des Netzes möchte man sicherlich auch nicht vorbeischauen. Es gibt hier aber zum Glück ein großes „Aber“:

    Aber am Ende des Tages kommt es immernoch darauf an, wie wir das Web nutzen. Und genau deswegen finde ich es auch wichtig, kleine und persönliche, individuelle Projekte ins Netz zu stellen. Das zeigt auch, dass das Web auch heute noch an manchen Stellen ungezähmt sein kann. Das Web sehe ich als einen öffentlichen Raum – und ich kann nur hoffen, dass dieser auch in Zukunft öffentlich bleiben wird.

    Was diese Hoffnung angeht, gibt es viele Projekte, die sich für ein freies Internet einsetzen. Und das ist gut so, ich bin auch sehr froh darüber. Die CreativeCommons-Lizenzen finde ich zum Beispiel sehr spannend. Ich nutze diese ja auch selbst für diesen Blog, um meine Inhalte für andere freier zugänglich zu machen. Das klingt nach einem guten Schlusswort: Vielleicht ist es genau dieser Blog, mit dem auch ich zu einem freien Internet beitragen kann – ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen: Jeden Tag entdecke ich unzählige spannende Inhalte im Netz. Da möchte ich auch einmal etwas zurückgeben.

    Hier lohnt sich sicher noch eine Frage an euch: Wie lebt ihr im digitalen Raum der Möglichkeiten?


  • Minimalistisches Webdesign: Fluch oder Segen?

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    Kennt ihr das? Manchmal habe ich gewisse Wahrnehmungen zu verschiedenen Trends, bin mir aber nicht sicher, ob sich diese auch statistisch nachweisen lassen. Ähnlich geht es mir auch mit dem Designgrundsatz des Minimalismus, wenn es um die Aufmachung von Webseiten angeht. Wer sich die verschiedenen Versionen bekannter Webseiten in ihrer zeitlichen Entwicklung vor Augen führt, kann oft krasse Unterschiede feststellen: Eine zwanzig Jahre alte Hobby-Webseite sieht mit Sicherheit anders aus, als wir das von einer heute durchschnittlichen Webpräsenz erwarten würden. Doch ich glaube nicht, dass es immer diese überdeutlichen Vergleiche sein müssen. Heute scheint der Trend im Webdesign ganz allgemein in eine eher minimale Richtung zu gehen.

    Mir ist das vor allem bei der Suche nach geeigneten WordPress-Themes aufgefallen: Themes, die sich bei WordPress wirklich primär an Blogger richten, scheinen schon an sich eine Seltenheit geworden zu sein. Und die, die sowohl aktuell unterstützt als auch auf diesen Verwendungszweck abgestimmt sind, gehen häufig in diese minimalistische Richtung: Themes wie „Geologist“ oder „Powder“ bergen viel Weißraum und wenig Platz für vermeintlich unprofessionelle Spielereien. Wo einst eine Seitenleiste zur Standardausstattung jedes Blogs gehörte, ist sie in vielen Blog-Themes heute wegreduziert.

    Im Web laufen laut Angaben der Entwickler über vierzig Prozent aller Webseiten über WordPress. Vielleicht ist es da gar nicht so fehlgeleitet, über Eindrücke vom WP-Theme-Angebot Rückschlüsse auf modernes Webdesign als solches zu ziehen. Und auch wenn ich mir andere Beliebte Webseiten anschaue, scheint Minimalismus oftmals an der Tagesordnung zu stehen: Viel Weißraum hier, große Bilder dort. Bei Google zum Beispiel kommt schnell ein sehr reduzierter Gesamteindruck auf.

    Ich weiß ja nicht, wie es euch geht. Aber mir kommt dieser gefühlt omnipräsente Minimalismus ein bisschen zu steril und wegen seiner „Beliebtheit“ fast schon erdrückend vor. Ja, ich habe auch für diesen Blog schon sehr minimale Themes verwendet. Und ich möchte auch nicht ausschließen, dass ich das in Zukunft nicht wieder einstelle. Aber selbst da habe ich schnell nach Mitteln und Wegen gesucht, diesem Blog etwas mehr Charakter zu verleihen.

    Minimales Webdesign hat seinen ganz eigenen Stil. Ich kann diesem ja auch etwas abgewinnen: Seiten mit minimalistischer Aufmachung wirken sehr konzentriert, professionell und natürlich auch nicht überladen. Minimalistisches Webdesign hat aber eben auch keine wirklichen Ecken und Kanten, die eine so strukturierte Seite ausmachen könnten. Minimalistische Layouts wirken schlicht aber manchmal eben auch ein bisschen unkreativ, langweilig und etwas zu steif.

    Nein, hiermit möchte ich keinen Designansatz schlechtreden. Nein, ich möchte mir auch nicht anmaßen, hier irgendetwas zu kritisch zu beurteilen. Denn wie gesagt: Minimalistische Designansätze können auch Vorteile bergen. Für manche Seiten ist es sicherlich logisch und nachvollziehbar, den eigenen Webauftritt derartig zu gestalten. Aber ich schreibe hier einen persönlichen Blog. Ich finde, hier muss auch ein bisschen Kreativität erlaubt sein, ein bisschen mehr als es nach minimalistischen Designgrundsätzen vielleicht nötig oder sinnvoll wäre.

    Hat es nicht auch etwas schönes, wenn ein Blog etwas verspielt wirkt? Das gehört doch auch irgendwie mit dazu. Derartiger Charakter und Minimalismus müssen sich ja auch nicht unbedingt ausschließen. Ich finde zum Beispiel die Bloggingsoftware writefreely wegen ihres simplen Erscheinungsbilds bewundernswert, dass sich trotz diesem Designprinzip nicht zu steril anfühlt. Ja, vielleicht ist es auch einfach dieser kommerziell geprägte, steife und grundlegend eben langweilige Designansatz, den ich nicht wirklich leiden kann. Wie steht ihr dazu?


  • Werkzeuge der Digitalisierung

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    Gerade im digitalen Raum macht es mir Spaß, mich mit den Werkzeugen auseinanderzusetzen, die ich Tag für Tag nutze. Und das meine ich auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Obwohl man ja meinen könnte, dass man mit der Hardware und Software die man verwendet und den Webseiten die man ansteuert eigentlich in erster Linie einen bestimmten Zweck erfüllen und ein konkretes Ziel erreichen möchte. Und das ist natürlich auch ganz logisch und wohl bei jedem früher oder später so: Softwareprogramme, Webseiten und nicht zuletzt auch die Geräte auf denen das stattfindet, sind am Ende des Tages Werkzeuge. Werkzeuge im Zeitalter der Digitalisierung.

    Ja, um ein Ziel zu erreichen kann man oft verschiedene von diesen Werkzeugen verwenden – und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erreicht man dann auch das, was man möchte. Doch es kommt eben auch ein bisschen darauf an, welche Werkzeuge man wählt. Was zum Beispiel die Hardware eines Computers angeht, ist klar, dass manche Teile leistungsfähiger als andere sind. Was die Software angeht, ist klar, dass manche Programme besser geeignet sind als andere, um einer Aufgabe gerecht zu werden. Die Software-Seite dieses Themas haben wir übrigens auch in den letzten Folgen des „Captain it’s Wednesday“-Podcasts auf GNU/Linux.ch behandelt.

    Aber in diesem Beitrag möchte ich lieber auf etwas anderes Hinweisen: Darauf, wie wichtig es sein kann, bewusst über die eigenen Werkzeuge nachzudenken. Denn der Weg hin zum selbstgesetzten Ziel kann sich sehr unterscheiden. Wenn ein Programm viel zu komplex ist für eine Aufgabe, braucht man womöglich mehr Zeit als eigentlich notwendig. Wenn ein Programm zu wenige Funktionen hat, wird man vielleicht frustriert sein wegen diesem Rahmen. Und wenn einem Computer nicht genug Ressourcen zur Verfügung stehen, ist er schlicht nicht für bestimmte Probleme ausgelegt und scheitert vielleicht sogar an einem „Lösungsversuch“.

    Diese Umstände sind wohl alle halbwegs offensichtlich. Sie gelten für den Hardware- und den Softwarebereich des Werkzeugkastens, auf den wir in Zeiten der Digitalisierung und Technisierung zurückgreifen. Aber hin und wieder ist es dann eben doch nicht so einfach. Hinter der Funktionalität von Software stehen zum Beispiel auch noch andere Faktoren: Wie schnell wird ein Programm weiterentwickelt? Wie ist es lizenziert und inwiefern gewährt es die vier wichtigsten Nutzerfreiheiten? Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Das sind Fragen, die vielleicht erst auf den zweiten Blick sichtbar werden.

    Und bei Software, die wir über das Internet abrufen, wird es manchmal noch abstrakter. Denn eigentlich ist eine klassische Webseite nicht mehr als ein Dokument mit ein paar Festlegungen zur Darstellung, das von einem Webbrowser ausgelesen werden kann. Wie gesagt – im klassischen Sinne. Denn heute stecken hinter Webseiten oftmals hunderte Zeilen an Code, in PHP, JavaScript oder sonst welchen Sprachen. Das sind richtige Softwareprogramme, die wir manchmal vielleicht gar nicht so schnell als solche wahrnehmen. Wenn ich eine Webseite aufrufe, lasse ich sie also oftmals nicht mehr nur anzeigen sondern führe sie vielmehr aus – über meinen Browser.

    Wir können uns lange unterhalten über die neuesten Innovationen bei der Hardware, über die tollsten und modernsten Erfindungen und Geräte. Wir können lange darüber reden, welches Grafikprogramm wohl besser für die Bildbearbeitung oder welche Software besonders sinnvoll und nützlich ist, um Texte zu schreiben, Audiodateien zu bearbeiten oder Büroarbeiten zu verrichten. Und ich finde diese Diskussionen und den Austausch über solche Themen auch wichtig. Aber vielleicht lohnt sich an dieser Stelle auch dieser Hinweis: Auch die Webseiten, die wir ansteuern, können schnell zu unseren Werkzeugen der Digitalisierung werden.


  • Faszination Schriftart

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    Der Tag neigt sich wieder dem Ende zu. Ich finde, es wäre schade, diesen verstreichen zu lassen, ohne geschrieben zu haben. Ich schreibe bekanntlich sehr gerne – und weil ich gerne schreibe auch gerne viel. Auf diesem Blog könnt ihr in vielen Texten nachlesen, warum. Heute möchte ich mich einem Aspekt widmen, der mir lange Zeit nicht in seiner vollen Bedeutung bewusst war: Schriftarten! Wenn mich jemand vor ein paar Wochen nach Schriftarten gefragt hätte, hätte ich womöglich einfach abgewunken und auf die Voreinstellungen in den verschiedenen Textverarbeitungsprogrammen verwiesen. Eine Zeit lang habe ich das eigene Auswählen von Schriftarten fälschlicherweise nur für eine Ablenkung gehalten. Ich habe zwischenzeitlich gedacht, dass mich derartige Überlegungen nur vom eigentlichen Schreiben abhalten würden. Zum Glück hat sich meine Meinung diesbezüglich geändert. Zu faszinierend waren die verschiedenen Schriftarten für mich, als dass ich sie einfach weiterhin außen vor lassen könnte. Während ich mir zum Beispiel Gedanken um das visuelle Erscheinungsbild dieses Blogs gemacht habe, habe ich mehr und mehr auch über die einzelnen Buchstaben und deren Darstellung nachgedacht. Zum Glück! Während ich mich damit beschäftigt habe, konnte ich schnell feststellen, wie falsch ich mit meiner bisherigen Position zu den Schriftarten lag. Text lässt sich schlicht nicht ohne diese spezielle Färbung darstellen. Jeder Text erscheint in einer ganz bestimmten Form, der Schriftart. Und ablegen lässt sich diese ohnehin nicht: Ob Computerschrift oder Handgekrakel: Jedes Wort ist zwangsläufig dargestellt, wenn es nicht gesprochen wird. Doch selbst dann kommt es nicht wirklich um den Akzent herum, der sich vielleicht im eigenen Ausdruck niederschlägt.

    Sich tiefgehender mit den Techniken, die ich täglich nutze, zu beschäftigen, macht mir in vielen Alltagssituationen großen Spaß. Sei es die Software, die meinen Computer antreibt. Sei es der Stift, mit dem ich handschriftliche Texte verfasse. Sei es eben die Schriftart, in der ich meine eigenen digitalen Texte setze. Spätestens in Hinblick auf meinen Blog bin ich mir bewusst geworden, wie wichtig Schriftart sein kann. „Art“ ist englisch für Kunst. Ist Schrift-Art also auch eine Kunst? Für mich klingt das schon plausibel. Und das hat ja auch einen Grund. Ich schaue täglich so oft auf Buchstaben, dass die Bedeutung von Schriftart für mich eigentlich unausweichlich ist. Das finde ich nicht schlimm. Die verschiedenen Seiten, die man bei diesem Thema betrachten kann, sind einfach so spannend. In den letzten Tagen habe ich mich oft zwischen Serifen und humanistischen Schriften, Antiquas und Grotesken verloren. Diese kleinen Exkurse in die weite Welt der Schriftarten waren oft wirklich interessant, lehrreich und auch ziemlich nerdig. Das hat sie für mich vielleicht auch so fesselnd gemacht. Mittlerweile weiß ich um die Bedeutung, die Typografie haben kann. Und das ist gut zu wissen. Ich bin froh, mich mit diesem Themengebiet auseinandergesetzt zu haben, und bin noch immer neugierig. Natürlich bin ich kein professioneller Typograf, aber auch als Amateur und Laie lasse ich mir mein Interesse nicht nehmen. Schriftarten sind allgegenwärtig, schon hunderte Male gesehen und von manchen doch zu selten wahrgenommen.

    Zu meinem besonderen Steckenpferd sind die freien Schriftarten geworden. Also solche, die ähnlich wie „freie Software“ libertär lizenziert sind. Frei zugängliche Schriftarten dienen natürlich auch dem Gemeinwohl, und das macht sie noch spannender. Proprietäre Schriftfamilien sind manchen wohl noch bekannt, weil diese oft die Standardschriften in proprietärer Software stellen. Die „Arial“ zum Beispiel ist bekannt, aber nicht frei zugänglich. Die „Times New Roman“ ist elegant, unterliegt aber unfreien Lizenzbestimmungen. Versteht mich nicht falsch: Ich finde auch die ikonischen proprietären Schriftarten faszinierend, bin aber wie bei Software ebenso froh, wenn ich keine Nutzungsbedingungen abnicken oder halbe Verträge unterzeichnen muss, um eine Schrift frei nutzen zu können. Freie Schriftarten für alle – da bleibe ich manchmal einfach idealistisch. Kennt ihr die freien Alternativen zu den proprietären Wettbewerbern? Und kennt ihr die freien Schriften, zu denen sich proprietären Pendant findet? Schriften wie beispielsweise die der „Bitstream Vera“- oder der „Liberation“-Reihe und die vielen weiteren freien Schriftarten für den Druck und das Digitale sind allesamt sehenswert – und für mich auch eine Welt, die entdeckt werden will. Vielleicht geht es euch ja auch so. Der erste Schritt ist wohl allenfalls zu hinterfragen, wie der Text im Alltag eigentlich dargestellt wird.


  • Etherpad: Einfach zusammen schreiben

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    Eine Software, die ich wirklich nicht mehr missen möchte, kann vielleicht als der Klassiker unter den Web-basierten Texteditoren angesehen werden: Das Etherpad ist einfach toll. Wer schon einmal mit Google Docs arbeiten musste, und die kollaborativen Funktionen halbwegs gut fand, der ist beim Etherpad wirklich gut aufgehoben. Wie die proprietäre Konkurrenz ermöglicht auch diese freie Software das gemeinsame Editieren eines Dokuments über den Webbrowser – und das in Echtzeit. Dabei bekommen alle Co-Autoren eine eigene Farbe zugewiesen und können sogar über eine integrierte Chat-Funktion miteinander schreiben.

    Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das Etherpad entdeckt habe. Aber seitdem ich es kenne, finde ich es wirklich super. Und da scheine ich nicht allein zu sein. Wenn es beispielsweise daran geht, kooperativ einen Vortrag oder eine Präsentation auszuarbeiten, lässt sich die Materialsammlung wunderbar über einen Etherpad-Tab lösen. Und bisher hat noch jede und jeder, der von mir ein Etherpad vor die Nase gesetzt bekommen hat, sofort mit der Software losschreiben können: Das funktioniert so intuitiv, dass es fast schon ein bisschen erschreckend wirkt. Vielleicht liegt das an der Verbreitung von Diensten wie Google Docs, die gemeinsames Schreiben über den Browser schon von Haus aus mitbringen? Womöglich kann sich das auch das intuitive Design des Etherpad einstreichen – immerhin kommt diese Web-Anwendung wie ein ganz gewöhnlicher und einfacher Texteditor daher.

    Auch wenn die Anwendung zu Beginn keinesfalls überfordert, fallen beim genaueren Hinsehen doch einige interessante Funktionen auf. Neben Formatierungsoptionen für Fettschrift, kursiven, unter- und durchgestrichenenen Text, finden sich auch Knöpfe zum Anlegen von Listen oder dem Ein- und Ausrücken von Text. Außerdem können die Zeilennummerierung, die Autorenfarben oder auch die Kommentare ein und ausgeblendet werden. Ja, richtig gelesen, selbst Textkommentare unterstützt das Etherpad. Auch die Schriftart und die Pad-Sprache lassen sich konfigurieren. Desweiteren stehen einige Funktionen zur Bearbeitungsgeschichte bereit. An Funktionalität für ein einfaches Kooperieren im Web fehlt es also wirklich nicht. Wenn man dann fertig ist, seine Gedanken aufzuschreiben, kann das Pad auch in verschiedenen Formaten exportiert, über einen Link mit vollem oder eingeschränktem Zugriff geteilt und somit einfach an andere weitergegeben werden. Natürlich lässt sich so ein Pad auch einfach auf einer eigenen Seite einbetten. Das funktioniert ganz einfach über einen IFrame.

    Ihr merkt es mir sicherlich an: Das Etherpad begeistert mich. Sonst würde ich es ja auch nicht so regelmäßig und gerne nutzen. Meiner Meinung nach steht mit dem Etherpad eine tolle einfache und verständliche freie Software bereit, die sich beim gemeinsamen Sammeln von Ideen und Worten wirklich nicht in den Weg der Autoren stellt. Wenn ihr mir das nicht glauben wollt, ist das auch nicht so schlimm. Immerhin könnt ihr euch einfach auf einem der vielen öffentlich zugänglichen Etherpad-Servern mit der Software anfreunden. Bei Seiten wie pad.riseup.net oder yopad.eu lassen sich Etherpads mit unterschiedlichen Verfallsdaten, also mit einer Haltbarkeit von einem Tag, einem Monat oder auch einem Jahr anlegen. Diese werden gelöscht, sobald im angegebenen Zeitraum keine Bearbeitungen mehr stattgefunden haben. Man sollte nebenbei aber im Hinterkopf behalten, dass sich der Funktionsumfang je nach Server etwas unterscheiden kann, die Grundfunktionen gibt es aber immer. Die Instanz pad.riseup.net ist etwas einfacher, während die Instanz yopad.eu ein paar Funktionen mehr bietet. Spielt doch einfach mal damit, ihr werdet das Etherpad vermutlich ebenfalls lieben lernen.

    Bild: Screenshot von yopad.eu.