Manchmal frage ich mich, ob ich im Alltag wirklich genug Zeit habe, täglich für diesen Blog zu schreiben. Mir macht das viel Spaß, keine Frage. Sonst würde ich das auch nicht schon seit Wochen, oder Monaten machen. Immer wieder. Aber ich frage mich doch, ob es das wirklich wert ist. Ich habe angefangen, täglich zu schreiben, weil ich meinen Schreibstil verbessern wollte. Weil ich mir aneignen wollte, gut mit Worten umgehen zu können. Aber hin und wieder fällt es eben schwer, das zu beurteilen. Ich bin sehr kritisch gegenüber mir selbst, wenn es um meinen Schreibstil geht. Inhaltliche Aspekte sind da noch etwas anderes. Ich bin allerdings mit der Motivation an das tägliche Schreiben herangegangen, verständlicher zu schreiben. Weniger verkopft.
Früher wurde mir oft gesagt, dass ich zu komplizierte Sätze bauen würde. Zu viele Kommas, zu viele Einschübe, gerne auch mit Gedankenstrichen und allem, was die Grammatik herzugeben hatte. Ich hoffe, dass ich dieses Problem heute nicht mehr habe. Ich hoffe, dass mein Schreibstil nicht zu einer Barriere wird, die man überwinden muss, um den Inhalt zu verstehen. Hier muss ich eben auch zugeben: So wirklich nachvollziehen, warum ich damals so geschrieben habe, kann ich selbst nicht. Ich erkenne Bandwurmsätze, wenn ich sie tippe. Und auch damals sind sie mir aufgefallen. Aber wo ich mich heute eher daran störe, waren sie mir vor einiger Zeit gleichgültig.
Mir war es beinahe egal, wie schwer mein Text zu lesen war. Frei nach dem Motto: Wenn ich das verstehe, schaffen das auch andere. Dass ich damit nur unnötige Mauern um das Textverständnis aufgebaut habe, ist mir erst später bewusst geworden. Irgendwann habe ich darüber nachgedacht, wie ich selbst schreiben möchte. Da bin ich rückblickend wohl zu einem besonders wichtigen Schluss gekommen: Sprache ist für Kommunikation da – und bei Texten ist das nicht anders. Natürlich kann man auch für sich selbst schreiben. Aber mittlerweile wirkt es auf mich fast ein bisschen abgehoben, zu umständlich zu formulieren.
Das, was ich sagen möchte, sollte auch für sich sprechen können. Wenn ich schreibe, möchte ich damit etwas zu Papier bringen, festhalten. Ist es nicht irgendwie ein bisschen elitär, da ständig die volle Konzentration vom Leser abzuverlangen? Manchmal scheint ein Schreibstil mit einem Schachtelsatz nach dem anderen genau die zu Erfordern: Aufmerksamkeit. Irgendwie einen gewissen Willen, sich auch wirklich mit dem Text auseinanderzusetzen. Dabei geht es einigen vielleicht vielmehr um den Inhalt.
Da kommt mir ein Gedanke: Sollte sich ein idealer Schreibstil nicht eigentlich eher im Hintergrund bewegen? Wortwiederholungen fallen auf und lenken vom Inhalt ab. Also sollten sie vermieden werden. Ein Wald von Kommata schafft Verwirrung. Und die kann man beim Versuch, einen Text zu verstehen, nicht gebrauchen. Also sollte man unnötig viele Hypotaxen vermeiden. Viele Ellipsen, also unvollständige Sätze, wirken zerstückelt und abgehackt. Unvermeidlich. Zwangsläufig. Zweifellos. Sollte man sie da nicht besser vermeiden?
Klar, es kommt im Endeffekt darauf an, wo ein Artikel, Beitrag oder Kommentar erscheinen soll. Welche Leser er erreichen soll. Aber ganz grundlegend denke ich, dass es keinen Sinn macht, extravagant zu schreiben – nur damit man extravagant schreibt. Ich möchte für mich selbst einen ausgewogenen Schreibstil finden, den ich im Alltag nutzen kann. Und in meinem Alltag gehören Texte eben dazu. Ich mag es, mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich mag es, über das Schreiben zu schreiben. Ich mag es mit Worten zu spielen und sehe sie doch manchmal einfach als Werkzeug der Kommunikation.
Natürlich kann ich beim Formulieren bestimmte Absichten im Hinterkopf behalten. Für wen ich schreiben möchte. Ob mein Schreibstil zum Thema passt. Oder ob ich den richtigen Ton treffe, obwohl ich ihn nicht kenne. Aber ein Stück weit schreibt man doch immer auch für sich selbst. Wenn ich einen Text mehr verfasse und dazu eine Rückmeldung erhalte, kann mir diese auch beim nächsten helfen. Ich veröffentliche meine Texte und freue mich, wenn sie gelesen werden. Dabei denke ich aber eben auch daran, wie ich doch für mich selbst übe. Irgendwie.
Wenn ich für meinen Blog schreibe, nehme ich oft kaum Änderungen an den Texten vor, nachdem ich sie fertigstelle. Wenn mir also zum Beispiel ein Rechtschreibfehler nicht während des Schreibens auffällt, korrigiere ich ihn vielleicht auch nicht. Manchmal schon, aber womöglich auch nur als nachträgliche Änderung.
Ich schreibe, weil ich das gerne mache. Ich schreibe, weil ich etwas beschreiben möchte, erklären oder analysieren – um es anderen näher zu bringen oder Themen aufzugreifen, die Menschen bewegen. Ich schreibe gerne, und ich schreibe gerne viel. Wenn ich dazu keine Zeit finden würde, fände ich das sehr schade. Deswegen muss ich mir die Zeit vielleicht auch einfach nehmen, weiterhin.