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  • Solus: Die totgeglaubte Distribution lebt

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    Solus ist eine rollende GNU/Linux-Distribution. Die Betonung liegt hier auf dem ist. Denn nachdem es in den letzten zwei Jahren recht still um dieses Rolling-Release-System aus Irland geworden ist, haben die Entwickler erst kürzlich neue Installationsabbilder veröffentlicht. Darüber freue ich mich natürlich sehr, immerhin bin ich gerade in Distrohopping-Laune. Ich habe mir heute Solus 4.4 mit dem Gnome-Desktop auf dem Laptop installiert. Das sind meine ersten Eindrücke zur Distribution.

    Immer wenn ich beginne, eine solche Review zu schreiben, frage ich mich, was die Distribution für genau mich besonders macht. Die harten Fakten könnt ihr schließlich auch in den offiziellen Veröffentlichungshinweisen nachlesen; außerdem sind diese bei einem rollenden System ohnehin nur temporär aktuell. Das gilt natürlich auch für Solus.

    Was macht die Distribution also genau für mich interessant? Nun, einerseits ist es spannend, eine Distro auszuprobieren – und zu nutzen – die einige schon abgeschrieben haben: Das ist natürlich auch nachvollziehbar, immerhin war es zeitweise sehr unklar, ob Solus überhaupt weiterbestehen könnte. Vor ein paar Monaten war zum Beispiel die Webseite des Projekts nicht zu erreichen und durch die GNU/Linux-Medien ging schon dieses gewisse Raunen, dass nun wohl das Ende von Solus zu erwarten sei. Tja, die Entwickler waren da wohl anderer Meinung. Unter der Leitung von Joshua Strobl ist Solus vielleicht eines der anfängerfreundlichsten Rolling-Releases geblieben.

    Ja, Solus sind auch die Erfinder des Budgie-Desktops, der sich bisher stets im Gnome-Umfeld bewegt, aber eher traditionelle Bedienkonzepte umgesetzt hat. Da ich aber eher daran interessiert war, wieder einmal Gnome zu verwenden, habe ich direkt auf diesen Spin zurückgegriffen. Nutzer können aber auch eine Version mit KDE Plasma oder sogar mit dem Mate-Desktop installieren. Die Mate-Edition soll aber laut den Entwicklern in Zukunft einer Xfce-Ausgabe weichen. Als ich Solus vor einiger Zeit das erste mal ausprobiert habe, landete bei mir auch ein Gnome auf der Platte. Da ist es schon ein bisschen nostalgisch, Solus wieder mit dieser Arbeitsumgebung zu nutzen.

    Die Installation der Distro lief (wie erwartet) problemlos. Nachdem das Live-Medium gestartet war, stellte der Installer die üblichen Fragen; nach einer relativ kurzen Zeit hatte Solus dann die ganze Platte für sich, so wie ich mir das vorgestellt hatte. In der Version 4.4 liefert Solus einen wenig angepassten Gnome-Desktop mit einigen zusätzlichen Anwendungen aus. Die Adwaita-Symbole aus dem Gnome-Projekt ersetzen die Entwickler mit den Papirus-Icons; man setzt außerdem auf den Breeze-Cursor und das Adwaita-GTK-Thema in dunklen Tönen. Insgesamt ergibt das ein stimmiges Gesamtbild, was nicht zu sehr vom puren Gnome abweicht.

    Neben ein paar Gnome-Werkzeugen und anderen Tools werden auch Firefox, die wichtigsten LibreOffice-Programme, Thunderbird und Celluloid sowie Rhythmbox für multimediale Inhalte mitgeliefert. Die Softwareauswahl ist also nicht übermäßig, aber definitiv ausreichend für einen ersten Start. Ich würde sogar sagen, dass man hier einen sehr guten Mittelweg gefunden hat; das ist aber Geschmackssache. Mit dem eigenen Paketmanager „eopkg“, der auch über ein grafisches Desktopprogramm verfügt, lassen sich neue Anwendungen aus den Paketquellen hinzufügen, entfernen und natürlich auch aktualisieren. Neueinsteiger können also theoretisch auch auf die Kommandozeile verzichten und ohne auskommen.

    Die Solus-Paketquellen, die hier „Depots“ heißen, gelten als eher begrenzt. Mir ist das bisher aber nicht aufgefallen. Entweder ich nutze einfach Software, die nicht sonderlich exotisch ist, oder die Repositorien reichen doch aus. Selbst Element und FocusWriter, zwei Anwendungen bei denen ich mir nicht sicher war, ob diese in den Quellen enthalten sind, finden sich und sind schnell installiert. Sogar die kleine und leider seltene Python-IDE Thonny habe ich gesehen. Schade ist lediglich, dass es Adwaita-Qt als Stil für Qt-Anwendungen scheinbar nicht in die Repos geschafft hat. Kurz nach der Installation standen noch keine Aktualisierungen zur Verfügung, weswegen ich dazu noch keine Aussagen machen kann.

    Bei Solus laufen ganz nebenbei auch die Basics: Das WLAN funktioniert, der Klapprechner kann Krach machen über seinen Lautsprecher und auch der Drucker wird erkannt. Da kann ich mich eigentlich nicht beschweren, wenn da nicht diese eine Kleinigkeit wäre: Manchmal, nur ganz selten, flackert ein schmaler Streifen am unteren Bildrand, noch seltener auch ein anderer Teil des Bildes. Das ist komisch, aber tatsächlich gar nicht so neu für mich. Bei Siduction GNU/Linux hatte ich einmal ein sehr ähnliches Problem. Nachdem ich in der Siduction-Community nachgefragt habe, ließ sich dieses aber mit einem Kernelparameter („intel_iommu=intgpu_off“) lösen. Ich habe diesen Trick auch bei Solus versucht, und zum Setzen des Bootparameters die Dokumentation herangezogen. Diese gefällt mir ganz gut. Allerdings konnte ich nach dem Setzen des Parameters – so gut es ging nach Anleitung – noch immer das gelegentliche Flackern bemerken. Da werde ich wohl mal im Solus-Forum nachfragen müssen. Eigentlich freue ich mich da schon ein wenig drauf, immerhin kann ich so die Distribution etwas besser kennenlernen.

    Solus wirkt für mich wie eine sehr behutsam zusammengestellte Distribution, die sich auf dem Desktop wirklich gut macht. Ich bin jetzt in vielerlei Hinsicht gespannt: Wird sich mein Flacker-Problem lösen lassen? Wie verhält sich Solus langfristig, gerade bei Aktualisierungen? Und wie sieht es mit verzögerten Updates aus? Das sind Fragen, die sich nur über die Zeit beantworten lassen. Meine ersten Eindrücke von Solus sind aber sehr positiv, und falls ihr euch darauf einlassen wollt, kann ich die neue Solus-Version nur weiterempfehlen.