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Social Media: Zwang zum Posten?

In den letzten Wochen habe ich meine Aktivität auf sozialen Netzwerken um einiges zurückgefahren. Viele der großen kommerziellen Plattformen verwende ich ohnehin nicht, und auch im Fediverse war ich in letzter Zeit nicht sonderlich aktiv. Dazu habe ich mich im Grunde nicht bewusst entschieden, ich bin einfach nicht dazu gekommen. Irgendwie fehlte mir die Motivation, etwas hochzuladen, mich aktiv zu beteiligen. Auch wenn ich hin und wieder meine Mastodon-Timeline durchgescrollt habe, selbst habe ich keine Inhalte erstellt. Ähnlich ging es mir mit Tumblr und Reddit, also den großen Netzwerken, bei denen ich einen Account habe.

Inhalte zu lesen und Inhalte zu erstellen – das ist eben ein großer Unterschied. Ich bin in den letzten Tagen und Wochen fast schon in einen Zustand gekommen, in dem ich mich hauptsächlich von fremden Inhalten habe berieseln lassen. Klar, manches finde ich interessant, anderes nicht. So wirklich relevante neue Erkenntnisse habe ich in den sozialen Netzwerken in letzter Zeit allerdings nicht gefunden. Was ich aber viel erschreckender finde ist, wie viel ich mir bereits darüber Gedanken gemacht habe, ob ich nicht doch etwas hochladen sollte. Fast habe ich das Gefühl, von einem gewissen Posting-Zwang auszugehen. Den hat natürlich niemand formuliert, aber trotzdem ist er da – zumindest gefühlt.

Man muss auf den sozialen Netzwerken nichts hochladen. Aber wenn man das nicht tut, kann schnell ein gewisses Gefühl von Teilnahmslosigkeit aufkommen. Eine Teilnahmslosigkeit, die einen hinterfragen lässt, ob man diese Netzwerke wirklich im Alltag braucht. Zumindest geht es mir so. Ich frage mich dann, ob Social Media wirklich so wichtig ist, wie ich es mir manchmal vorstelle. Hier muss man sicherlich auch die unterschiedlichen relevanten Perspektiven im Hinterkopf behalten: Wenn ich zum Beispiel Nachrichten vermitteln möchte, halte ich soziale Netzwerke für sehr wichtig. Wenn ich Menschen schnell und direkt erreichen möchte, kann ich die Funktion dahinter nachvollziehen. Aber ob ich persönliche Erlebnisse auf solchen Plattformen teilen möchte, das ist eben eine andere Frage.

Ob man nun journalistische Inhalte teilt oder eigene Erlebnisse, das ist für mich der vielleicht entscheidende Unterschied. Ich mag es, auf sozialen Netzwerken mit anderen zu bestimmten Inhalten ins Gespräch zu kommen, aber weniger, über mein eigenes Leben oder das von anderen zu reden. Manche Dinge gehören einfach nicht ins Internet, andere umso mehr. Momentan befinde ich mich anscheinend wieder in einer Phase, in der ich meinen Zugang zu den sozialen Netzwerken neu finden muss. Denn Vorteile bringen sie bestimmt – nur nicht für jeden einzelnen Lebensaspekt.

Ich finde, dass ich mir selbst keinen Zwang einreden sollte, auf Social Media zu posten. Denn aus einer persönlichen Perspektive sollten soziale Netzwerke für mich kein Muss sein. Aus einer inhaltlichen oder journalistischen Sicht halte ich es für sinnvoll, die Chancen derartiger Plattformen zu nutzen. Die Frage bleibt nur, wie das am sinnvollsten möglich ist.

Das Internet: Ein Raum der Möglichkeiten

Ja, ich gebe es zu: Manchmal glorifiziere ich das Internet. Ich gebe zu: Manchmal blende ich aus, was im Netz falsch läuft – weil ich denke, dass man eigentlich nur nach den richtigen Ecken suchen muss. Ich habe das Internet bisher immer als einen Raum der Möglichkeiten verstanden, insbesondere das Web.

Manchmal mache ich mir Gedanken, ob die Web-Trends rund um die sozialen Netzwerke der großen Firmen, der wachsende Einfluss Googles im Netz und auch der übergroße Marktanteil von Chrome bei den Browsern dem Web als ganzes gefährlich werden könnten. Und ja, an manchen Stellen komme ich nicht umhin und muss mir einfach Sorgen machen. Sorgen um das „freie Internet“, das ich in ganz unterschiedlicher Hinsicht liebgewonnen habe.

Das Internet ist wohl eines der wichtigsten Projekte überhaupt, dass die Menschheit als ganzes über Ländergrenzen hinweg umgesetzt hat. Ich bin mit dieser internationalen Form des Internets groß geworden und freue mich nur zu oft, ein Teil davon sein zu können. Ich verstehe das Internet eben als einen Raum der Möglichkeiten, der nur darauf wartet, genutzt zu werden.

Egal ob es hier um journalistische, kreative oder lehrreiche Inhalte geht: Im Web findet sich für so gut wie alles ein Raum – und das ist meiner Meinung nach einfach unglaublich beeindruckend. Ja, manchmal ist dieser freie Raum in Gefahr oder zumindest den Interessen profitorientierter Konzerne schutzlos ausgeliefert. Und in manchen Ecken des Netzes möchte man sicherlich auch nicht vorbeischauen. Es gibt hier aber zum Glück ein großes „Aber“:

Aber am Ende des Tages kommt es immernoch darauf an, wie wir das Web nutzen. Und genau deswegen finde ich es auch wichtig, kleine und persönliche, individuelle Projekte ins Netz zu stellen. Das zeigt auch, dass das Web auch heute noch an manchen Stellen ungezähmt sein kann. Das Web sehe ich als einen öffentlichen Raum – und ich kann nur hoffen, dass dieser auch in Zukunft öffentlich bleiben wird.

Was diese Hoffnung angeht, gibt es viele Projekte, die sich für ein freies Internet einsetzen. Und das ist gut so, ich bin auch sehr froh darüber. Die CreativeCommons-Lizenzen finde ich zum Beispiel sehr spannend. Ich nutze diese ja auch selbst für diesen Blog, um meine Inhalte für andere freier zugänglich zu machen. Das klingt nach einem guten Schlusswort: Vielleicht ist es genau dieser Blog, mit dem auch ich zu einem freien Internet beitragen kann – ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen: Jeden Tag entdecke ich unzählige spannende Inhalte im Netz. Da möchte ich auch einmal etwas zurückgeben.

Hier lohnt sich sicher noch eine Frage an euch: Wie lebt ihr im digitalen Raum der Möglichkeiten?

8. Juni 2023

Ich habe schon in meinem Blogeintrag zu meinen Alltagshelfern angesprochen, dass ich mich von Zeit zu Zeit durch verschiedene RSS-Programme und andere Optionen zur persönlichen Nachrichten-Aggregation teste. Egal mit welchen Programmen man versucht, Nachrichten für sich selbst zugänglich zu machen: Jeder verarbeitet tagtäglich eine Flut an Nachrichten, vielleicht bewusst, vielleicht unbewusst. Doch den Nachrichtenstrom zu händeln kann manchmal gar nicht so einfach sein. Auch dazu habe ich schon einen Text geschrieben. Software-Programme hin oder her finde ich aber auch die Frage spannend, die hinter den RSS-Anwendungen, Diensten zur Speicherung interessanter Artikel und all der anderen Software in diesem Bereich steht.

Für mich würde es sich eigentlich sehr anbieten, endlich einen Nachrichtenstrom mit interessanten Quellen anzulegen. Doch so oft ich das bisher auch versucht habe, bisher ist es mir nicht wirklich gelungen. Sicher würde mir das einiges an Zeit ersparen, doch bisher konnte ich noch keinen großen RSS-Feed in meinen Alltag integrieren. Ich bin also ein Surfer geblieben, selbst wenn es darum geht, Quellen aus erster Hand zu hören. Eigentlich kann ich das nicht so stehen lassen, finde ich zumindest. Sicher, auch ich vereinfache mir das Arbeiten mit der Nachrichtenflut, indem ich themenspezifische „Planeten“, also Zusammenschlüsse verschiedener Feeds auf einer Webseite, lese. Auch soziale Nachrichtenaggregatoren wie Reddit oder Lemmy im Fediverse finde ich sehr interessant – und hier und da auch hilfreich. Selbst über soziale Medien wie Mastodon und Friendica bekomme ich einige interessante Informationen mit. Es ist also nicht so, als würde ich stets erst nach Quellen suchen, die mir dabei helfen könnten, am Ende des Tages doch irgendetwas zu finden.

Ein RSS-Feed würde sich hier sicherlich anbieten. Während das (kostenfreie) Angebot an RSS-Diensten im Netz alles andere als rosig aussieht, stünde mir am Rechner eigentlich nichts im Wege. Desktopprogramme wie Liferea sind frei lizenziert und eignen sich entsprechend einiger Testläufe auch gut zum „Nachrichten-Sammeln“ an sich. Klar, mit einer Internet-basierten Synchronisation hört es dann schon schnell auf. An Serverprogramme zum selbst Hosten traue ich mich wegen mangelnder Erfahrung (noch) nicht heran. Auch die Firefox-Erweiterung „FeedBro“ wurde mir empfohlen. Ich zögere noch ein wenig, einen Blick darauf zu werfen, da mir die Lizenzsituation des AddOns noch nicht ganz schmeckt. Aber vielleicht muss ich mich auch nur noch ein wenig weiter damit beschäftigen. Doch egal, welche Möglichkeit ich hier beschreibe: Vollkommen zufrieden stellt mich derzeit eigentlich keine. Das Interessante ist, dass das nicht nur an den Lösungen selbst. Ich könnte mich zum Beispiel tierisch darüber aufregen, dass manche RSS-Feeds Texte nur gekürzt ausliefern, andere in voller Länge. Manche RSS-Vertreiber heißen selbst bei großen Medien manchmal einfach nur „Neue Nachrichten“, oder sind ähnlich uneindeutig. Derartige Tatsachen trüben meine RSS-Nutzung doch sehr: Hier einen Browser öffnen, dort herausfinden, welches Portal hinter einem Artikel steckt; das macht auf Dauer keinen Spaß.

Bei sozialen Nachrichten-Aggregatoren kommt neben dem reinen Sammlungs- und Ballungseffekt, den derartige Dienste bieten können, auch eine Diskurskomponente hinzu. Natürlich hängt diese auch immer davon ab, wer sich in einer betreffenden Gemeinschaft oder Subkultur im Internet bewegt – doch ingesamt halte ich das für einen spannenden Faktoren. RSS kann – und will – etwas derartiges vermutlich nicht bieten. Vielleicht muss ich mich auch noch einmal neu in RSS einarbeiten und einen eigenen Weg finden, derartige Feeds für meine Zwecke zu nutzen. Ich habe zum Beispiel überlegt, ob es nicht sinnvoller wäre, den eigentlichen Reader nur für die Überschriften zu nutzen und dann standardmäßig jeden Text im Browser zu öffnen.

Hinzu kommt natürlich auch ein ganz banaler Fakt: So ein RSS-Feed will aufgebaut, gepflegt und gewartet werden. Was wenn Seiten ihren Feed zerschießen, umziehen oder schlicht nicht mehr bespielen? Für mich stellt sich dann oft die Frage, was ich überhaupt in meinem Feed bündeln möchte. Und von Kategorien und ähnlichen Verwaltungswerkzeugen möchte ich da noch gar nicht reden. Für mich jedenfalls würde es momentan einiges an Arbeit bedeuten, einen Feed weiter und weiter an meine Bedürfnisse anzupassen, da ich mir selbst teils unsicher bin, wo diese genau liegen. Klar, ich sehe welche Vorteile mir ein gebündelter Feed bieten könnte – und wenn dieser einmal steht, muss er vielleicht auch nicht weiter verwaltet werden. Trotzdem stellen sich dann Fragen: Wie würde ich zum Beispiel neue Seiten finden, wenn ich den ganzen Tag nur in denen lese, die ich ohnehin bereits kenne.

Ich finde RSS sehr spannend, sowohl von der Idee her, aber auch was die standardmäßige Verbreitung dieses offenen Standards angeht. Ich möchte auch nicht davon ablassen. Vielleicht muss ich meine Suche nach einer halbwegs perfekten (man beachte das Oxymoron 😉 ) Lösung für dieses Problem fortsetzen. Wie regelt ihr euren Nachrichtenstrom? Lasst ihr euch treiben oder surft ihr auf diesen Wellen? Nutzt ihr RSS, und wenn ja: Wie?