Schlagwort: Netzkultur

  • Minimalistisches Webdesign: Fluch oder Segen?

    Kennt ihr das? Manchmal habe ich gewisse Wahrnehmungen zu verschiedenen Trends, bin mir aber nicht sicher, ob sich diese auch statistisch nachweisen lassen. Ähnlich geht es mir auch mit dem Designgrundsatz des Minimalismus, wenn es um die Aufmachung von Webseiten angeht. Wer sich die verschiedenen Versionen bekannter Webseiten in ihrer zeitlichen Entwicklung vor Augen führt, kann oft krasse Unterschiede feststellen: Eine zwanzig Jahre alte Hobby-Webseite sieht mit Sicherheit anders aus, als wir das von einer heute durchschnittlichen Webpräsenz erwarten würden. Doch ich glaube nicht, dass es immer diese überdeutlichen Vergleiche sein müssen. Heute scheint der Trend im Webdesign ganz allgemein in eine eher minimale Richtung zu gehen.

    Mir ist das vor allem bei der Suche nach geeigneten WordPress-Themes aufgefallen: Themes, die sich bei WordPress wirklich primär an Blogger richten, scheinen schon an sich eine Seltenheit geworden zu sein. Und die, die sowohl aktuell unterstützt als auch auf diesen Verwendungszweck abgestimmt sind, gehen häufig in diese minimalistische Richtung: Themes wie „Geologist“ oder „Powder“ bergen viel Weißraum und wenig Platz für vermeintlich unprofessionelle Spielereien. Wo einst eine Seitenleiste zur Standardausstattung jedes Blogs gehörte, ist sie in vielen Blog-Themes heute wegreduziert.

    Im Web laufen laut Angaben der Entwickler über vierzig Prozent aller Webseiten über WordPress. Vielleicht ist es da gar nicht so fehlgeleitet, über Eindrücke vom WP-Theme-Angebot Rückschlüsse auf modernes Webdesign als solches zu ziehen. Und auch wenn ich mir andere Beliebte Webseiten anschaue, scheint Minimalismus oftmals an der Tagesordnung zu stehen: Viel Weißraum hier, große Bilder dort. Bei Google zum Beispiel kommt schnell ein sehr reduzierter Gesamteindruck auf.

    Ich weiß ja nicht, wie es euch geht. Aber mir kommt dieser gefühlt omnipräsente Minimalismus ein bisschen zu steril und wegen seiner „Beliebtheit“ fast schon erdrückend vor. Ja, ich habe auch für diesen Blog schon sehr minimale Themes verwendet. Und ich möchte auch nicht ausschließen, dass ich das in Zukunft nicht wieder einstelle. Aber selbst da habe ich schnell nach Mitteln und Wegen gesucht, diesem Blog etwas mehr Charakter zu verleihen.

    Minimales Webdesign hat seinen ganz eigenen Stil. Ich kann diesem ja auch etwas abgewinnen: Seiten mit minimalistischer Aufmachung wirken sehr konzentriert, professionell und natürlich auch nicht überladen. Minimalistisches Webdesign hat aber eben auch keine wirklichen Ecken und Kanten, die eine so strukturierte Seite ausmachen könnten. Minimalistische Layouts wirken schlicht aber manchmal eben auch ein bisschen unkreativ, langweilig und etwas zu steif.

    Nein, hiermit möchte ich keinen Designansatz schlechtreden. Nein, ich möchte mir auch nicht anmaßen, hier irgendetwas zu kritisch zu beurteilen. Denn wie gesagt: Minimalistische Designansätze können auch Vorteile bergen. Für manche Seiten ist es sicherlich logisch und nachvollziehbar, den eigenen Webauftritt derartig zu gestalten. Aber ich schreibe hier einen persönlichen Blog. Ich finde, hier muss auch ein bisschen Kreativität erlaubt sein, ein bisschen mehr als es nach minimalistischen Designgrundsätzen vielleicht nötig oder sinnvoll wäre.

    Hat es nicht auch etwas schönes, wenn ein Blog etwas verspielt wirkt? Das gehört doch auch irgendwie mit dazu. Derartiger Charakter und Minimalismus müssen sich ja auch nicht unbedingt ausschließen. Ich finde zum Beispiel die Bloggingsoftware writefreely wegen ihres simplen Erscheinungsbilds bewundernswert, dass sich trotz diesem Designprinzip nicht zu steril anfühlt. Ja, vielleicht ist es auch einfach dieser kommerziell geprägte, steife und grundlegend eben langweilige Designansatz, den ich nicht wirklich leiden kann. Wie steht ihr dazu?

  • Digital Naives?

    Digital Naives?

    Manchmal habe ich das Gefühl, dass es jungen Menschen nur zu leicht fällt, darüber zu schmunzeln, wie ältere mit der Technik kämpfen. Wo die Bedienung eines Rechners oder gar eines Smartphones für viele aus jüngeren Generationen zum Alltag gehört, ist das bei älteren Herrschaften oft nicht der Fall. Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto gefährlicher kommt mir die fast abgehobene Position vor, in der wir jüngeren wir uns oftmals sehen, wenn es um Technik und Digitalisierung im Alltag geht. Der Begriff der „Digital Natives“ also sozusagen der Ureinwohner des Informationszeitalters ist nicht ohne Grund sehr bekannt.

    Ich weiß nicht ganz, was ich von diesem Begriff halten soll. Sicherlich, seit meiner frühen Kindheit ist die Digitalisierung irgendwie „immer da gewesen“, und an manchen stellen sicherlich auch zu einem Teil des Alltags geworden, den ich nicht anders kennengelernt habe. Ich denke, dass ich und vor allem noch jüngere heute mit Sicherheit in der Digitalisierung groß werden und Erfahrungen sammeln. Doch die Frage ist doch auch: Haben wir wirklich genug Erfahrungen im Umgang mit Technik gesammelt, so dass wir uns als Ureinwohner des digitalen Raums bezeichnen können? Für mich steht diese Frage heute beinahe offen im Raum, und damit meine ich nicht den digitalen. Wenn diejenigen, die sich selbst als „Digital Natives“ bezeichnen einmal in sich gehen – wo kommen wir dann raus?

    Neben dem Begriff der „Digital Natives“ ist auch der Begriff der „Digital Naives“ populär – und diesen kann ich irgendwie besser nachvollziehen. Gerade bei (noch) jüngeren habe ich oft den Eindruck, als würde der Umstand der Technik im Alltag und der Digitalisierung überall gar nicht mehr hinterfragt. Wo ich hier sitze und darüber schreibe, kann ich mir das bei (noch) jüngeren manchmal gar nicht vorstellen. Ich finde es selbst irgendwie unangemessen, wenn ältere Semester behaupten, die Jungend sei verdorben. Und ich bin froh, dass dieses Klischee in der Realität wohl eine Ausnahme ist. Ich muss hier wirklich aufpassen, wie ich mich formuliere. Mir geht es nicht darum, zu beurteilen, wie bestimmte Generationen zur Digitalisierung stehen. Ich frage mich viel mehr, ob sich andere in dem Zusammenhang noch selbst hinterfragen.

    Ich muss aufpassen, dass ich selbst hier nicht zu pessimistisch werde. Ich denke nicht, dass ich auch nur in Ansätzen den Selbsteinschätzungen älterer wie jüngerer Menschen gerecht werden könnte, wenn ich hier einfach drauf los schreibe. Für mich ist es ja sogar schon schwierig, mich selbst mithilfe dieser Begrifflichkeiten zu verorten. Ich möchte nicht naiv sein, und ich möchte auch nicht voreingenommen über andere urteilen. Ich möchte genau so wenig voreingenommen beurteilt werden. Aber ehrlich gesagt möchte ich auch nicht an die Teilnahmslosigkeit denken, die manche Nutzerinnen und Nutzer von digitalen „Angeboten“ auf mich machen. Ich möchte nicht vorschnell über technische Entwicklungen urteilen, diese aber auf gar keinen Fall unhinterfragt zurücklassen. Wie genau ich diese Haltung mit einem Begriff beschreiben würde, das weiß ich selbst nicht.