Schlagwort: Informationszeitalter


  • Twitter und die Trump-Daten

    Einsortiert in: ,

    Wie heise online berichtet, haben die Betreiber des Kurznachrichtendiensts X, vormals Twitter, umfassende Daten des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, einschließlich gelöschter Direktnachrichten, Tweet-Entwürfen und IP-Adressen an einen „US-Sonderermittler“ herausgegeben. Dass Trump von vielen Seiten in der Kritik steht, geht ja immer wieder durch die Nachrichten, hier ging es wohl vor allem um seine mögliche Beteiligung am Sturm auf das Kapitol in Washington Anfang 2021. Schon als Trump noch US-Präsident war, habe ich meine Meinung zu ihm in einem kritischen Blogartikel auf „other society“ festgehalten. Hier möchte ich mich deswegen eher auf die Rolle konzentrieren, die Twitter hier spielt.

    Denn auch wenn die Schlagzeile „Twitter gibt Trump-Daten heraus“ erst einmal so klingt, als würde der Musk-Konzern voll und ganz hinter den Ermittlungen gegen Trump stehen, kann man das nach dem heise-Artikel doch in Frage stellen: Denn anscheinend wollte Twitter die Daten nicht auf Anhieb (wiederherstellen und) herausgeben und habe wohl auch vorgeschlagen, Trump selbst darüber zu informieren. Bei heise ist zu lesen, dass das von Seiten der Ermittler als schädlich für ihre Untersuchungen erachtet wurde.

    Ich möchte hier nicht nur den heise-Text wiedergeben, den könnt ihr ja selbst nachlesen. Mir geht es auch darum, wie sich das Verhalten Twitters in dieser Angelegenheit einordnen lässt. Auch der gute Fefe hat auf seinem Blog schon dazu kommentiert – und sich gefragt, warum nach der Herausgabe derartiger Daten nicht direkt viele Twitter den Rücken kehren. Erst hat mich diese Meinung ein wenig stutzig gemacht, aber im Grunde hat er wohl recht: Wer sich auf Twitter an einem vertrauenswürdigen Diskussionsort und bei den Direktnachrichten in einem privaten Raum wähnt, sollte hier dringend noch einmal über die eigene Nutzung nachdenken. Denn Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind diese Nachrichten anscheinend ja auch nicht.

    Twitter ist ein öffentlicher Raum und sollte wohl auch als solcher verstanden werden. Dass die US-Ermittler nun gegen Trump Anfragen an den Dienst stellen, überrascht eigentlich auch wenig. Ich bezweifle aber, dass der vielleicht nötige Großteil der Twitter-Nutzerinnen und -nutzer die AGB oder auch die Datenschutzerklärung des Dienstes gelesen hat. Ich bezweifle, dass die meisten wissen, inwiefern etwa die Direktnachrichten auf Twitter privat sind. Und Twitter ist hier ja sicherlich keine Ausnahme – das Kleingedruckte setzt man ja nicht ohne Grund oft mit „überlesen“ gleich.

    Eigentlich stellt sich hier ja die Frage, ob Twitter in seinem digitalen Raum ein Hausrecht ausüben darf. Zumindest wäre das meine Nutzerperspektive. Und auch wenn ich erwarte, dass man mich offen darüber aufklärt, wo meine Privatsphäre aufhört, kann ich hier einfach nicht auf derartig große Social-Media-Konzerne hoffen. Verdienen diese Angebote nicht eigentlich ihr Geld mit dem brechen gewisser privater Räume und dem Sammeln persönlicher Daten. Nunja, dieses Geschäftsmodell ist natürlich noch etwas anderes als die Herausgabe ähnlicher Informationen an Ermittler – aber wer keine Daten sammelt kommt eben auch nicht in die ethische Klemme, ob man diese nun herausgeben sollte.

    Ich bin wirklich kein Trump-Fan, im Gegenteil. Ich finde den Anschein, dass Musk offenbar mit seinem Verhalten aktiv auf den ehemaligen US-Präsidenten zugehen wollte, gruselig. Hier zeigt sich eben auch, wie sehr Musk Twitter eigentlich (inhaltlich) kontrollieren, ja lenken kann. Doch auch aus der Sicht eines (ehemaligen) Twitter-Nutzers zeigt sich für mich einmal mehr: Auf Plattformen wie Twitter ist man eigentlich auf Gedeih und Verderb den Plattformen selbst ausgeliefert. Da ist das eigentliche Nutzerangebot das eine. Das andere ist ein möglicher Verlust von Kontrolle über die eigenen Daten, über das was man gern vergessen möchte, über ein Stückchen Privatsphäre.


  • Digital Naives?

    Einsortiert in: ,
    Digital Naives?

    Manchmal habe ich das Gefühl, dass es jungen Menschen nur zu leicht fällt, darüber zu schmunzeln, wie ältere mit der Technik kämpfen. Wo die Bedienung eines Rechners oder gar eines Smartphones für viele aus jüngeren Generationen zum Alltag gehört, ist das bei älteren Herrschaften oft nicht der Fall. Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto gefährlicher kommt mir die fast abgehobene Position vor, in der wir jüngeren wir uns oftmals sehen, wenn es um Technik und Digitalisierung im Alltag geht. Der Begriff der „Digital Natives“ also sozusagen der Ureinwohner des Informationszeitalters ist nicht ohne Grund sehr bekannt.

    Ich weiß nicht ganz, was ich von diesem Begriff halten soll. Sicherlich, seit meiner frühen Kindheit ist die Digitalisierung irgendwie „immer da gewesen“, und an manchen stellen sicherlich auch zu einem Teil des Alltags geworden, den ich nicht anders kennengelernt habe. Ich denke, dass ich und vor allem noch jüngere heute mit Sicherheit in der Digitalisierung groß werden und Erfahrungen sammeln. Doch die Frage ist doch auch: Haben wir wirklich genug Erfahrungen im Umgang mit Technik gesammelt, so dass wir uns als Ureinwohner des digitalen Raums bezeichnen können? Für mich steht diese Frage heute beinahe offen im Raum, und damit meine ich nicht den digitalen. Wenn diejenigen, die sich selbst als „Digital Natives“ bezeichnen einmal in sich gehen – wo kommen wir dann raus?

    Neben dem Begriff der „Digital Natives“ ist auch der Begriff der „Digital Naives“ populär – und diesen kann ich irgendwie besser nachvollziehen. Gerade bei (noch) jüngeren habe ich oft den Eindruck, als würde der Umstand der Technik im Alltag und der Digitalisierung überall gar nicht mehr hinterfragt. Wo ich hier sitze und darüber schreibe, kann ich mir das bei (noch) jüngeren manchmal gar nicht vorstellen. Ich finde es selbst irgendwie unangemessen, wenn ältere Semester behaupten, die Jungend sei verdorben. Und ich bin froh, dass dieses Klischee in der Realität wohl eine Ausnahme ist. Ich muss hier wirklich aufpassen, wie ich mich formuliere. Mir geht es nicht darum, zu beurteilen, wie bestimmte Generationen zur Digitalisierung stehen. Ich frage mich viel mehr, ob sich andere in dem Zusammenhang noch selbst hinterfragen.

    Ich muss aufpassen, dass ich selbst hier nicht zu pessimistisch werde. Ich denke nicht, dass ich auch nur in Ansätzen den Selbsteinschätzungen älterer wie jüngerer Menschen gerecht werden könnte, wenn ich hier einfach drauf los schreibe. Für mich ist es ja sogar schon schwierig, mich selbst mithilfe dieser Begrifflichkeiten zu verorten. Ich möchte nicht naiv sein, und ich möchte auch nicht voreingenommen über andere urteilen. Ich möchte genau so wenig voreingenommen beurteilt werden. Aber ehrlich gesagt möchte ich auch nicht an die Teilnahmslosigkeit denken, die manche Nutzerinnen und Nutzer von digitalen „Angeboten“ auf mich machen. Ich möchte nicht vorschnell über technische Entwicklungen urteilen, diese aber auf gar keinen Fall unhinterfragt zurücklassen. Wie genau ich diese Haltung mit einem Begriff beschreiben würde, das weiß ich selbst nicht.