Immer wieder höre ich, dass die klassische Nutzung eines Computers über einen Desktop-PC oder Laptop immer mehr an Bedeutung verliert. Und ohne das jetzt statistisch nachgeprüft zu haben, könnte da schon etwas dran sein. Der „Smartphone-Markt“ ist in aller Munde, insbesondere auch wenn es um das Internet und das World Wide Web geht. Als ich mich zum Beispiel über Themes für diesen WordPress-Blog informiert habe, konnte ich quasi nicht darum herumkommen, auch über die mobile Darstellung dieser Seite nachzudenken.
Manchmal wünschte ich, ich könnte das. Denn ich persönlich fühle mich zum Beispiel wohler, wenn ich einen klassischen Computer für meine täglichen Aufgaben verwenden kann. Hier habe ich was das Betriebssystem, die Software-Ausstattung und in Teilen auch die Hardware angeht, wesentlich mehr Kontrolle als auf einem mobilen Endgerät.
Aber natürlich lässt sich anhand einer persönlichen Vorliebe nicht abstreiten, dass mobile Plattformen heute auch ziemlich wichtig geworden sind. Sowohl für viele Nutzerinnen und Nutzer der Geräte, als auch für die Firmen, die mit den oder gegen die Nutzer Geld verdienen möchten. Egal ob auf Android oder iOS: Soziale Medien sind auf den Smartphones für viele Menschen wohl nicht mehr wegzudenken.
Ich habe hier meine ganz eigene Perspektive: Als ich noch Instagram und Twitter verwendet habe, landeten auch die mobilen „Apps“ auf meinem Smartphone. Bei Instagram zum Beispiel waren damals auch viele Funktionen nur über die Smartphone-Anwendung verfügbar. Wie das heute ist, weiß ich nicht, aber vermutlich wird sich da nicht viel geändert haben. Twitter nutze ich heute ebenso wenig wie Instagram, aber das war seinerzeit auch voll und ganz über einen Laptop oder Desktop-PC nutzbar.
Heute verwende ich primär die sozialen Netzwerke aus dem Fediverse, ferner habe ich auch noch Zugänge zu Reddit und Tumblr, aber die verwende ich derzeit auch nicht so oft. Was das Fediverse angeht, nutze ich momentan vor allem Mastodon. Und wer einige der letzten oder noch ältere Beiträge in diesem Blog verfolgt hat weiß: Ich mache mir sehr gern Gedanken über die einzelnen Aspekte des Fediverse.
Aber heute möchte ich mich ein bisschen zusammenreißen; hier soll es ja schließlich um soziale Netzwerke auf mobilen Endgeräten gehen. Jetzt, da ihr wisst, in welchen sozialen Netzwerken ich zur Zeit aktiv bin, möchte ich eine erste wichtige Unterscheidung treffen: Die zwischen mobilen Clients und offiziellen „Apps“.
Netzwerke wie Instagram, Twitter oder Facebook werden oft mit der analogie des „Walled Gardens“ beschrieben. Dieser Vergleich meint im Wesentlichen nur, dass die Nutzer dieser Plattformen von denen anderer Netzwerke abgekapselt sind. Konzerne wie Meta oder X konkurrieren nun einmal miteinander, und Geld machen diese Firmen mit den Daten ihrer Nutzer, die sich dann Werbung ansehen sollen.
Die großen sozialen Netzwerke sind geschlossene Systeme – und genau zu diesem Prinzip passen auch die offiziellen Anwendungen, die diese Firmen für mobile Plattformen zur Verfügung stellen: Die Apps für Twitter oder Instagram zum Beispiel sind genauso geschlossen, wie man es von diesen Diensten erwarten würde. Sie laufen als ein einzelnes Programm, obwohl das Netzwerk selbst ja über eine Webseite aufgerufen werden könnte.
Anders sieht das bei den dezentralen Diensten aus dem Fediverse-Umfeld aus, die sich häufig entweder direkt über die Webseite oder auch über einen sogenannten Client auf mobilen Endgeräten nutzen lassen. Für Mastodon zum Beispiel exisiteren ganz verschiedene Programme, die sich in der Aufmachung und im Funktionsumfang unterscheiden können. Ein solches System ist offen, wie ich das vom Fediverse kenne und liebe.
Ein Streitthema bleiben die Netzwerke, die einst mit Clients genutzt werden konnten, aber sich seitdem dagegen wehren. Neben Twitter ist hier wohl auch Reddit ein sehr aktuelles Beispiel. Nach dem das Unternehmen hinter dieser Internetikone den Preis für die Datenschnittstelle der Seite (die API) angehoben hat, mussten viele Drittanbieter-Apps ihre Entwicklung einstellen oder Nutzungsgebühren einführen. Denn wo einst jeder Daten die Daten aus dem Netzwerk abrufen und in einer App darstellen konnte, hat das Unternehmen nun eine Paywall gebaut. Die Auswahlmöglichkeiten bei den Clients sind so natürlich kleiner oder weniger attraktiv geworden und Reddit ist jetzt vielleicht ein bisschen mehr wie ein eingezäunter Garten.
So sieht die Lage eben aus: Für große Unternehmen ist es anscheinend oft sehr vorteilhaft, eine eigene App anzubieten. Dadurch können sie mehr Kontrolle auf dem mobilen Markt erlangen, als wenn sie ein Client-System zulassen. Clients ohne Werbung lassen sich über einen API-Preis ganz einfach ausschalten. Und schon müssen sich Nutzer entweder mit einer womöglich schlecht mobil-optimierten Webseite abfinden oder Werbung in einer Herstellerapp sehen.
Am Computer habe ich solche Probleme nicht: Hier kann ich über meinen Browser und etwaige Adblocker als Add-Ons immer noch mehr Kontrolle ausüben über die Darstellung meiner angesteuerten Seiten. Natürlich können mobile Apps Vorteile bergen, beim Microblogging vielleicht, oder wenn es um spontane Fotos geht.
Die Apps der Unternehmen hinter den kommerziellen sozialen Netzwerken sind aber oft vor allem eines: Anstrengend. Hier muss ich also die Chance nutzen und eine weitere Lanze für das Fediverse und ferner auch seine mobilen Clients brechen. Naja, vom Computer kann man mich ja auch nicht fernhalten. 🙂