Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Diese Aussage ist mir unlängst wieder in den Sinn gekommen, als ich über meinen Alltag nachgedacht habe: Nachdem ich mir angewöhnt habe, täglich zu schreiben, kann ich es mittlerweile anscheinend einfach nicht mehr lassen. Seitdem ich mir angewöhnt habe, eine ganz bestimmte Route regelmäßig spazieren zu gehen, pflege ich dieses Hobby ganz selbstverständlich. Da wird für mich deutlich: Die Macht der Gewohnheit ist vielleicht doch nicht zu unterschätzen.
Wenn ich schon von meinen eigenen Gewohnheiten überrascht sein kann, ist doch klar dass es manchmal gar nicht so einfach ist, fremde nachzuvollziehen. Aber im Grunde ist es dann doch ganz nachvollziehbar: Gewohnheiten können Halt geben, eine Form von Sicherheit vermitteln und eben auch das Gefühl, den eigenen Alltag unter Kontrolle zu haben. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – mal mehr, mal weniger: Manchmal kann man das durchaus unterschreiben.
Auch ich habe meine Gewohnheiten und möchte sie eigentlich nicht mehr missen. Aber an der Stelle muss doch eine Frage erlaubt sein: Wann wird die eigene Gewohnheit eigentlich zu einer Einschränkung? Klar, wenn ich etwas gewohnt bin, muss ich mich auch keiner neuen Herausforderung stellen. Aber im Grunde verweigere ich dann auch, Alternativen zu entdecken. Das wirkt ein bisschen stur, ein bisschen naiv – aber eben doch auch nachvollziehbar. Mir macht es Spaß, Neues zu entdecken, aber manchmal bin ich auch froh, nichts neues ausprobieren zu müssen.
Braucht es hier nicht eigentlich wieder dieses gewisse Gleichgewicht, um die Vorteile des Altbekannten und das Potential des neuen zu vereinen? Im Grunde lässt sich die ganz grundlegende Frage dahinter ja oftmals im Alltag, aber im Endeffekt auch nicht nur da stellen. Wann braucht es Mut, sich auf etwas neues einzulassen – und wann ist das einfach nicht zielführend? Zufriedenheit ist wichtig – aber die Offenheit gegenüber neuem muss man deswegen ja nicht ablegen, oder? Genauso ist Offenheit wichtig, aber die hedonistische Suche nach der neuen Attraktion auf Dauer auch irgendwie anstrengend, finde ich. Die Balance klingt da doch vielversprechend – aber in Worte lässt sie sich irgendwie nur schwer fassen.