Ist es eine Kunst, sich selbst zu hinterfragen? Manchmal kommt es mir so vor. Über andere zu urteilen – das geht schnell, das geht einfach. Doch über sich selbst zu urteilen, und das auch noch fundiert? Da scheint es schon schwieriger zu werden. Ich möchte mich da gar nicht ausnehmen: Mal ehrlich, wie oft hatten wir schon einen vorschnellen Gedanken im Kopf, bei dem wir uns selbst gefragt haben, was er denn eigentlich soll? Klar, Vorurteile sind verpönt. Aber so wirklich abzulegen, wer traut sich das schon?
Vielleicht geben Vorurteile Sicherheit. Die Sicherheit, eine andere Person anders, weniger gut einschätzen zu können, um sich selbst aufzuwerten. Vielleicht ist das eine Absicherung, die manche brauchen, von der andere sich lossagen. Doch manchmal ertappen sich vielleicht auch letztere bei einem Gedanken, den sie selbst nach Sekunden bereuen. Ich möchte hier nicht über irgendeine menschliche Natur schreiben: Ich bin kein Psychologe. Ich habe zwar meine Meinung – aber ist diese wirklich Wert, einfach so heraus posaunt zu werden? Ich weiß es nicht. Manchmal kommt es mir wie eine Kunst vor, sich selbst zu hinterfragen. Vielleicht müsste ich mich einmal selbst fragen, warum.
Jetzt habe ich meine tägliche Dosis „vielleicht“ und „manchmal“ abgeladen – wieder ein Tag mehr, den ich täglich geschrieben habe. Noch ein paar rhetorische Fragen ins Internet abgeladen – Ziel erreicht. Doch die Frage, warum es uns hier und da schwer fällt, uns selbst zu hinterfragen, diese Frage bleibt. Braucht es immer eine rhetorische Frage, um aus den Menschen herauszubekommen, dass auch sie nicht immer „richtig“ handeln? Und was ist eigentlich dieses ominöse „richtig“? Fragen über Fragen, wie jeden Tag. Um philosophisch zu bleiben: Jede Frage eröffnet die Möglichkeit einer Antwort. Hin und wieder wird diese Antwort sogar provoziert. Wenn ich mir vorstelle, mich selbst häufiger zu hinterfragen – ich frage mich jetzt schon, ob ich dann vollkommen in Gedanken versinken, oder auf die Gedankenberge heraufsteigen könnte.
Irgendwie habe ich es heute mit merkwürdigen Sätzen. Aber das muss wohl auch mal sein. Manchmal. Vielleicht. Wer weiß das schon? Ich?