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  • Ist das menschlich?

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    Die „künstliche Intelligenz“ ist in aller Munde und aus den täglichen Diskussionen nicht mehr wegzudenken. So oft finden sich Meinungen zu ChatGPT, den Firmen, die das alles verzapft und den Investoren, die neuesten Entwicklungen mitzuverantworten haben. Zu behaupten, dass künstliche neuronale Netzwerke überall mit offenen Armen empfangen werden, ist ziemlich realitätsfern. Stattdessen scheinen sich momentan eher wieder die allzu typischen Lager der Befürworter und Gegnern „des Neuen“ herauszubilden. Das ist nicht das erste mal, dass die Gesellschaft mit einer vermeintlich extrem neuen, hochmodernen Technologie konfrontiert wird, und sich uneins ist. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass manchmal – nicht immer natürlich – aber doch hin und wieder anders über das Thema der künstlichen Intelligenzen diskutiert wird, als das bei anderen neuen, gesellschaftlichen Entwicklungen der Fall war.

    Ich möchte hier nicht die technischen Aspekte hinter den künstlichen neuronalen Netzen diskutieren. Auch wenn ich dazu im Hinblick auf die Softwarefreiheit und die Macht der Tech-Firmen hinter den modernen KI-Systemen starke Meinungen habe – wirkliche Expertise möchte ich mir in diesem Bereich nicht anmaßen. Stattdessen stellen sich mir auch ganz andere Fragen. Die hängen natürlich auch mit der Technik zusammen – aber nicht nur. Um es herunterzubrechen: Ist das menschlich – und was ist menschlich? Diese Fragen kommen mir nur zu oft in den Sinn, wenn ich an künstliche Intelligenz denke.

    Interessanterweise lässt sich diese Fragestellung auf unterschiedliche Weisen beantworten, die Antworten selbst lassen sich damit aber auch nicht schneller finden: Ist das menschlich? Diese Frage lässt sich natürlich auf die künstliche Intelligenz selbst anwenden: Ist ChatGPT menschlich? Wir können mit dieser KI interagieren – aber auf welcher Ebene? Auf welcher Gesprächsebene unterhalten wir uns mit einem Chatbot, der sich bisher eigentlich nur aus veralteten Quellen gespeist und diese bestenfalls zusammengemischt hat? Ich kann diese Frage nicht beantworten, möchte sie aber zumindest einmal im Raum stehen lassen. Denn damit umzugehen, ist sicherlich nicht nur für mich schwierig – aber für viele in der Zukunft womöglich nötiger denn je. Die Entwicklungen der KI-Industrie schienen in den letzten Jahren einen Rekord nach dem anderen zu brechen. Fragt sich nur warum, und wie. Und vielleicht auch warum genau jetzt.

    Damit geht sicherlich auch die zweite wichtige Frage einher: Ist unser Verhalten als Menschheit gegenüber der KI menschlich? Und was genau meinen wir eigentlich damit? Das Wort „menschlich“ erfordert bei der Interpretation wieder ein gutes Stück Sprachakrobatik. Natürlich sind unsere Reaktionen auf die Chatbots menschlich, denn wir sind ja die Menschen. Das könnte man meinen, sich einer sehr plausiblen Argumentation bedienen und das ganze Thema für sich selbst ad acta legen. Könnte man. Muss man aber nicht. Wenn es doch nur so einfach wäre, denke ich manchmal. Mir geht es auch um die Reaktionen in sich und nicht nur um die Perspektive, aus der sie kommen: Ich habe das Gefühl, dass der kometenhafte Aufstieg der künstlichen Intelligenz auch Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung dieser Technologie gehabt hat. Und genau diese Auswirkungen sind es, die ich nicht wirklich einschätzen kann. Bin ich damit allein? Vermutlich nicht. Vielleicht ist es ja genau diese Unsicherheit, die uns einmal mehr von der künstlichen Intelligenz unterscheidet. Vielleicht.

    Einen weiteren interessanten Text zu künstlichen neuronalen Netzwerken und dem Umgang damit findet ihr hier: https://gnulinux.ch/zum-wochenende-menschlichkeit-qualitaet-bestimmt