Manchmal muss ich mich wirklich selbst disziplinieren, wenn ich etwas schaffen möchte. Selbst, wenn ich ein Ziel den ganzen Tag nicht aus den Augen verlieren möchte, kann es doch schnell sein, dass ich mir unbewusst Zeit nehme, die ich mir nicht nehmen wollte. Versteht mich nicht falsch: Vermutlich ist es wichtig, nicht immer dem hinterherzurennen, von dem man glaubt, es erreichen zu müssen. Doch manchmal steckt dahinter auch eine gewisse Berechtigung. Manchmal möchte ich Zielen hinterherrennen, egal wie weit entfernt sie scheinen. Ich kann mich manchmal ziemlich über mich selbst ärgern: Wenn ich mir selbst gesteckte Ziele nicht erreiche, gebe ich mir schnell selbst die Schuld. Jeder ist sich wohl selbst am nähesten – vielleicht kann man sich daher so schnell selbst verurteilen.
In den letzten Wochen habe ich hier und da tägliche Routinen in meinen Alltag eingebaut. Und als hätte ich das so gewollt, kann ich bis heute meiner Routine, täglich einen Text zu schreiben, folgen. Als hätte ich das so geplant, habe ich in den letzten Tagen täglich das Zehnfingersystem geübt. Natürlich habe ich das gewollt. Doch die täglichen Routinen haben mich auch daran gehindert, ständig abzuwägen, ob ich dieses Ziel wirklich ausreichend erreichen möchte. Weil ich mir selbst die Routine, täglich zu schreiben, auferlegt habe, ist sie jetzt Teil meines Alltags geworden. Wäre das nicht der Fall, würde ich jetzt vielleicht nicht diesen Text schreiben. Für mich scheinen gewisse Routinen, die auch in sich einen gewissen Spielraum erlauben, gut zu funktionieren: Ich möchte ja nicht zu streng mit mir sein. Also habe ich mir kein Ziel gesetzt, wie lange ich schreiben, oder tippen üben möchte. Die Offenheit meiner Routinen und der Interpretationsraum dieser macht sie für mich umso effektiver.
Vielleicht hat das schon etwas von einer Art Selbstfindungstendenz. Je länger ich darüber nachdenke, desto stärker bemerke ich, wie sich meine Routinen bei einer bestimmten Ausprägung einpendeln – obwohl ich diese zu Anfang eben nicht festgelegt habe. Während ich versucht habe, meinen Alltag ein wenig umzugestalten, habe ich bemerkt, wie ich das am günstigsten umsetzen kann. Und das vollkommen ohne eine theoretische Überlegung im Hinterkopf. Die Gedanken die ich hier gerade zu diesem Thema aufschreibe, sind also vielmehr Feststellungen. Ich habe mir nicht im Voraus ein (unerreichbares) Ziel gesetzt, sondern nur einen Plan angelegt und das Ziel offen gelassen. Ich hätte auch vor einem Monat nicht gedacht, dass ich diesen Plan wirklich zu einer Gewohnheit machen könnte. Vor ein paar Monaten habe ich Menschen bewundert, die täglich Texte geschrieben haben. Jetzt weiß ich, dass ich das nur einmal selbst ausprobieren musste, um festzustellen, wie gut mir das tun kann.
Am Ende eines solchen Blogartikels erwartet mancher vielleicht eine Handlungsaufforderung. Aber ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie ich diese formulieren sollte. Vielleicht sollten wir uns alle nur einen Plan setzen und die ungefähre Richtung festlegen, zu der wir hinsteuern? Vielleicht funktioniert diese Methode auch nur für mich. Und vielleicht war dieser Text nur eine verkorkste Wahrnung dessen, was andere Disziplin nennen würden? Ich bin froh, mich selbst vor einem Monat herausgefordert zu haben, täglich zu schreiben. Und umso mehr freue ich mich, nunmehr täglich Texte veröffentlicht zu haben. Morgen ist der letzte Tag im Mai 2023 – also auch der Tag, an dem ich voraussichtlich den gesamten Mai „durchgeschrieben“ werden habe. Wie genau ich dieses Experiment bewerte, werde ich also morgen aufschreiben. Doch schon heute kann ich festhalten: Ich möchte versuchen, auch über den Mai hinaus weiter täglich Texte zu schreiben.
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