Gestern habe ich über meine Erwartungen an PeppermintOS geschrieben; am Abend habe ich die Distribution dann auch auf meinem Laptop installiert. Jetzt ist es an der Zeit, ein wenig zurückzuschauen auf das, was ich bisher so mit Peppermint erlebt habe – denn so ganz hat das Betriebssystem meinen Geschmack doch nicht getroffen.
Zunächst aber möchte ich positiv bleiben: Die Installation von Peppermint mit dem Calamares-Installer verlief eigentlich problemlos. Über das grafische Erscheinungsbild des Installationsprogramms, das jetzt in grau und rot daherkommt, lässt sich natürlich streiten. Insgesamt ist Calamares aber recht intuitiv. Hier und da ließen sich sicherlich noch Kleinigkeiten verbessern – aber im alles in allem geht die Installation einfach, und dazu noch schnell von der Hand.
Nach der Installation begrüßt der Willkommensbildschirm von PeppermintOS neue Nutzer. Neben dem Peppermint Hub zur Systemverwaltung, der Dokumentation oder dem „Build Log“ sowie ein paar wenigen Weblinks zur Distribution lässt sich eine Auswahl vorgestellter Pakete anzeigen. Diese können dann mit einem Klick installiert werden kann. Das sind die „Suggested packages“ von PeppermintOS, welche sich ausschließlich aus den offiziellen Paketquellen speisen.
Insgesamt lassen sich so 14 Pakete aus den Quellen installieren, man spart sich also eigentlich nur einen Einzeiler auf der Kommandozeile. Natürlich könnte das Einsteigern entgegenkommen. Aber wirkliche Erleichterungen wie das Beziehen von Paketen, die nur außerhalb der offiziellen Repositorien zugänglich sind, sucht man hier vergeblich. Versteht mich nicht falsch: Es ist gut, dass die Entwickler derartige Vorschläge machen, aber irgendwie wirkt das noch etwas unfertig: So sind allein sieben der Vorschläge Browser, ein Bildbetrachter oder Musikspieler findet sich gar nicht. Daneben können Nutzer auch die Containerformate Snap oder Flatpak installieren. Bei letzterem wird aber nur das Paket aus den Quellen bezogen, das Flathub-Repositorium wird zum Beispiel nicht eingebunden. Deswegen ist es selbst nach dieser Installation noch nicht möglich, Flatpaks zu installieren. Will sagen: Die vorgestellten Pakete scheinen noch am Anfang zu stehen. Aber es ist gut, dass es diese gibt, damit Neulinge nicht sofort aufgeschmissen sind.
Denn nach einer Installation der neuen PeppermintOS-Version landet nur eine sehr beschränkte Paketauswahl überhaupt auf der Platte: Die Entwickler liefern in erster Linie den Xfce-Desktop mit einigen Themen aus, dazu kommen ein paar Eigenentwicklungen zur Systemverwaltung. Eine Bürosoftware-Suite wie LibreOffice, Multimedia-Anwendungen, einen E-Mail-Client oder gar einen Webbrowser sucht man hier vergeblich. Einerseits ist das ein Vorteil für diejenigen, die sich ihr System von Grund auf zusammenstellen möchten. Aber diejenigen, die noch gar nicht wissen, was sie eigentlich installieren sollten – oder können – schauen schnell in die Röhre.
Ein Programm, auf das ich viele Hoffnungen gesetzt hatte, ist „Kumo“, welches PeppermintOS standardmäßig mitinstalliert. Diese Anwendung zur Verwaltung von Webapps ist der Nachfolger der Eigenentwicklung ICE, welche mittlerweile nicht mehr mitinstalliert wird. In Kumo lassen sich Anwendungen aus Webseiten erstellen, welche dann über den „SSB-Manager“ gestartet werden können. Wie im unteren Screenshot zu sehen ist, können diese dann über Kumo auf Basis von „Luakit“ wie reguläre Anwendungen gestartet werden und sehen auch so aus:
Im Vergleich zu ICE ist Kumo zwar einfacher und vielleicht auch intuitiver zu bedienen. Leider lassen sich diese „SSBs“ aber nur über Kumo verwalten. Anstatt wie beim Vorgängerprogramm Starter im Anwendungsmenü abzulegen, soll hier zunächst Kumo gestartet werden, um eine SSB öffnen zu können. Das ist meiner Meinung nach unnötig kompliziert und ein klarer Rückschritt gegenüber dem Vorgängerprogramm.
Ihr merkt sicherlich: So wirklich überzeugt mich PeppermintOS in seiner neuen Version noch nicht wirklich. Selbst die stabile Debian-Basis kann das nicht wieder herausreißen, da PeppermintOS seit dem letzten Update Probleme damit hat, eine neue Version des Linux-Kernels zu konfigurieren:
Ja, bei PeppermintOS kann man aus den üppigen Debian-Paketquellen schöpfen, und ja: Diese Pakete funktionieren auch. Ich verstehe auch, dass sich die Peppermint-Entwickler derzeit wohl in einer Art Selbstfindungsphase finden, immerhin hat man sich einerseits von einer Lubuntu-basierten Distribution hin zu einer Debian- und Devuan-Basis entwickelt und andererseits mit dem neuen Release auch noch das grafische Erscheinungsbild der Distribution über den Haufen geworfen erneuert. Ich denke, dass PeppermintOS das Potential hätte, eine einfaches Derivat für Debian-, vor allem aber Devuan-Anfänger zu sein.
Derzeit habe ich aber das Gefühl, dass wir uns damit noch ein wenig gedulden müssen. Die Ansätze sind da, und PeppermintOS steht sicherlich auch auf einer guten Basis. Abgesehen von meinen Aktualisierungsproblemen bezüglich des Kernels kommt mir die neue Version auch wie ein grundsolides Release vor – aber den eigenen Charme, den ich mir von PeppermintOS versprochen habe, konnte ich noch nicht finden. Vielleicht ändert sich das ja noch bei den zukünftigen Veröffentlichungen der Distribution, man kann es den Entwicklern nur wünschen. Mal sehen, wie die nächste Version auf Devuan-Basis wird.
9. Juli 2023 um 15:44 Uhr
I think the goal of the team is to provide maximum choice, I like the way that Kumo centralizes the SSB’s than trashing the system with files all over the place. That’s a huge step in the right direction, If people wanted launcher they should just use PWAs. You hits the point correctly Peppermints Goal is to give choice to all not just focus on new users, its inclusive of the veteran user, having bloat packages is just crazy to me…. Having avery clean working starting point is the value add for both time, learning and enjoyment, is it perfect No but it is a much better starting point that vanilla debian