• Heute erschien auf Übermedien.de ein kurzer Absatz, in dem die nette Redaktion erklärt, wie die letzte Ausgabe des ZDF Magazin Royale zu verstehen sei: Es handelt sich dabei um die Sendung, in der die FDP satirisch mit der RAF verglichen wird.

    In der Annahme, dass das relativ einfach zu verstehen sei und natürlich auch ohne die vermutlich sinnlose Diskussion dazu auf Twitter zu kennen, war ich doch schon relativ verwundert, dass erst ein paar Medienjournalisten kommen müssen, um ihrem Publikum zu erklären, wie eine Böhmermann-Satire zu verstehen sei.

    Wie auch immer, über den Kern der Satire geht der Übermedien-Artikel nicht hinaus; sicherlich, das mag man bewusst so gewählt haben, doch zu diesem Thema lässt sich noch viel mehr sagen.

    Warum spricht man beispielsweise nicht auch einmal den verschobenen Begriff von Radikalität und Extremismus an, den man in der aktuellen Debatte wieder und wieder antrifft?

    Es gibt eben keine feste Definition extremer Positionen; ein Politikverständnis nach dem Hufeisenschema ist schon seit Jahren veraltet: Extreme Positionen lassen sich nicht pauschal als solche einordnen und können selbst wenn sich jemand anmaßt, das doch zu tun, nicht in die Kategorien “links” und “rechts” eingeteilt werden.

    Das politische Spektrum ist und bleibt zu vielschichtig und vielfältig, eine solche General- und Pauschalisierung möglich zu machen.

    Radikal meint, so meine Definition, stark vereinfacht ausgedrückt, ein Problem an der Wurzel zu packen und eben nicht nur an der Oberfläche zu kratzen. Das sagt auch schon das Wort und vor allem sein Stamm “Radi-” aus.

    Wer die FDP ernsthaft als linke Partei bezeichnet, kann von mir aus getrost als politische Knalltüte bezeichnet werden; wer aber eine entsprechende Satire veröffentlicht, und das ist in einem Satiremagazin keine Seltenheit, kritisiert einen wichtigen Punkt der politischen Diskussionskultur dieser Tage valide:

    Die Mitte kann genauso extrem sein, wie Linke oder Rechte, sollte man darunter eine starke Veränderung gesellschaftlicher Strukturen verstehen. Ob das dann radikal ist, ist, wie ich bereits versucht habe, zu erklären, nicht sonderlich leicht zu beurteilen.

    Das Satire heute eine Erklärung braucht, lässt sich meiner Ansicht nach aber leicht einordnen: Das ist einfach traurig.


  • Gerade seitdem Musk Twitter in’s Chaos gestürzt hat, entdecken viele das Fediverse für sich; ich möchte die Geschichte hier nicht nocheinmal aufrollen, das habe ich schon oft genug auf meinen verschiedenen Kanälen im Fediverse.

    Doch während das Fediverse immer populärer wird und Twitter im Abgrund aus blauen Haken und Kündigungen versinkt, frage ich mich, ob wir nicht alle einmal eine Auszeit von allen Microblogging-Diensten nehmen sollten.

    Persönliche Sichtweisen…

    Ich für meinen Teil konnte noch nie wirklich gut Microbloggen, wenn ich nicht direkt lange Texte schreibe, blogge ich lieber im Stile eines zusammengewürfelten Tumblelogs als mich selbst auf künstliche Zeichenbegrenzungen herabzulassen.

    Ohne hier eine neue Diskussion über soziale Netzwerke vom Zaun brechen zu wollen: So richtig bin ich noch nie hinter das Konzept der verschiedenen Kurznachrichtendienste gestiegen.

    Für mich bedeutet ein Microblog Stress. Das mag subjektiv und unbegründet, an den Haaren herbeigezogen sein und doch: Ein Microblog ist von Natur aus schnell, dass ist sein Konzept. Ein Mastodon- oder Twitter-Feed dient vielen für winzige Statusupdates, kurze Nachrichten eben.

    Doch, wie das bei Menschen nuneinmal ist, sind nicht immer alle einer Meinung, die Diskussionen, die wir heute führen, werden nicht selten im digitalen Raum ausgetragen, in dem Kurznachrichtendienste eine nicht zu vernachlässigende Rolle einnehmen.

    …und Schlussfolgerungen

    Während auf Twitter also Anomie herrscht, frage ich mich, ob wir uns nicht doch einmal auf die ursprüngliche Form des langen, ungekürzten Bloggings rückbesinnen sollten:

    Ein Blog basiert darauf, so lang zu schreiben, bis man selbst glaubt, ausgeredet zu haben. Und nur, wenn Argumente ausformuliert werden, lassen sich auch tatsächliche Debatten führen. Der Rest wird zu einem Shitstorm.

    Sicherlich ist die Mastodon-Gemeinschaft zum überwältigenden Großteil sehr freundlich, zumindest nach meinen Erfahrungen. Trotzdem brauche ich von Zeit zu Zeit eine Pause von der schnellen Welt der Kurznachrichten und Microblogs.

    In Zukunft möchte ich mich also mehr auf das ursprüngliche und liebgewonnene Medium des langen Textes konzentrieren, Ideen niederschreiben. Das können Microblogs für mich, egal ob 240 oder 500 Zeichen nicht bieten.


  • Einer meiner liebsten GNU/Linux-Blogs hat seit langer Abstizenz mal wieder einen Artikel spendiert bekommen: Ich schreibe natürlich von Pinguinzubehör bei Knetfeder. Der Blog besteht schon sehr lange, mindestens seit 2005; die ersten Artikel liegen wesentlich länger zurück, als meine ersten Gehversuche mit GNU/Linux.

    So ist er immer wieder eine sehr interessante Quelle, was die Vergangenheit des Linux-Desktops angeht: Der Wechsel von GNOME 2 zu 3, die Merkwürdigkeiten der ersten Versionen von KDE 4 und vieles, vieles mehr (darunter übrigens auch Tests von alten Xfce-Versionen und LXDE in einem früheren Entwicklungsstadium). Pinguinzubehör ist sehr angenehm verfasst worden, auch die aktuelleren Artikel lesen sich wunderbar und sind immer wieder wirklich interessant. Daher war ich, nachdem ich die Seite immer wieder nach neuen Inhalten überprüft habe, sehr froh zu sehen, dass es nach knapp einem Jahr endlich wieder einen Artikel zu lesen gab.


  • Wer mich kennt, egal ob gut oder kaum, weiß, dass ich sehr, sehr gerne freie Software nutze — am liebsten natürlich alles, was mit dem GNU/Linux-Betriebssystem zusammenhängt.

    Alle, die mit mal mit GNU/Linux angefangen haben, können das Folgende sicher gut nachvollziehen: Distro-Hopping bis zum geht nicht mehr. Was, ich soll eine Distro über mehrere Monate lang verwenden? Ich soll aufhören, immer wieder auf Distrowatch und Konsorten vorbeizuschauen, nur um ein neues Betriebssystem zu finden? Lange Zeit ziemlich undenkbar für mich:

    Ich habe gefühlt alles mögliche ausprobiert. Damit ist übrigens auch klar, warum ich zum Beispiel Gentoo nicht ausprobiert habe, das war mir in vielerlei Hinsicht einfach nicht möglich. 😉

    Angefangen habe ich mit dem obligatorischen Linux Mint, danach ging es für mich weiter zu Manjaro, immer wieder habe ich auch mal openSUSE ausprobiert und bin mit der Zeit bei Debian gelandet, was ich rückblickend als eine meiner liebsten Distributionen ansehe — sowohl die stabilen, als auch die weniger stabilen Testing- und Sid-Versionen (wobei das bei Sid ja nicht wirklich zutrifft).

    Debian ist toll, gerade was die Philosophie angeht: Konsequent, den idealen freier Software und denen der eigenen Gemeinschaft verpflichtet und auch technisch wirklich gut. Debian läuft meistens auch einfach, wenn nicht, dann stehen immer noch die inoffiziellen Firmware-Abbilder bereit, auch wenn die Debian natürlich nicht so repräsentieren, wie es seine Rolle in der Free-Software-Community verlangen würde.

    Nichtsdestotrotz ist leider auch Debian nicht ganz perfekt, sodass ich mich wegen eines Problems auch mal anderen Distributionen zugewendet habe: Ich spreche hier von einer unsäglichen Problematik, die scheinbar irgendwo zwischen der Hardware des Laptops, den ich nutze, irgendwelchen Treibern und Firmware-Blobs aber auch den Versionsständen von Pulseaudio, Pipewire und so weiter liegt. Es ist wirklich nicht schön, wenn aus der regulären Debian 11 Veröffentlichung einfach kein Ton kommt und selbst die Firmware rumeiert, wenn ich einmal Kopfhörer, und dann wieder nicht verwende.

    Das Problem ist ziemlich merkwürdig, scheint die aktuelle Debian Stable Version aber etwas unglücklicher getroffen zu haben, als andere Distributionen. Ich bin noch nicht ganz sicher, was die genaue Ursache war, aber ich forsche weiter..

    Auf meinem erneuten Wandeln durch die Distrolandschaft, die hat in der Zwischenzeit übrigens nie ganz aufgehört, habe ich einige neue Bekanntschaften gemacht, was Distros angeht — ich meine, da kann man wirklich nur zulernen:

    Ein älterer Laptop lief beispielsweise einige Monate mit Slackware problemlos durch — wer Zeit mitbringt und Bock hat, was neues zu lernen, kann sich das System gerne mal anschauen, ich jedenfalls kann es zum Lernen nur empfehlen.

    Slackware war aber nicht die einzige Distro, die ich in den letzten Monaten installiert habe: Mit dabei waren unter anderem Devuan, openSUSE, Fedora, Arch, Artix — wer weiß, was ich wohl alles vergesse, ich jedenfalls nicht (sonst hätte ich das ja auch nicht vergessen).

    Eine Distro stach bei meinen Tests aber dann doch angenehm heraus: Void GNU/Linux — eine Distro, die sich doch eher in der Nische befindet. Das finde ich aber nicht schlimm, sondern viel eher spannend: Void bringt einen eigenen Satz an Paketverwaltungswerkzeugen mit: xbps heißt das Ganze und ist unglaublich schnell, auch wenn es einiges an Einarbeitungszeit braucht, wie gesagt, ich lerne noch. Void hat aber nicht nur einen Paketmanager, sondern auch noch einige andere Merkmale, die es wirklich auszeichnen:

    Zum einen ist die Distro wirklich schnell und leichtgewichtig, es gibt hier keinen Bloat oder sowas, als init-System kommt runit zum Einsatz, was mal eine erfrischende Abwechslung ist. Anders als bei anderen KISS-Distros wie etwa Arch ist die Installation von Void wirklich sehr einfach, gerade wenn man das Xfce-Live-Abbild benutzt. Am Anfang hatte ich ein bisschen zu kämpfen mit der Tastaturbelegung und dem Display Manager, das hat sich mit einigen Einstellungen aber schnell gelegt. Genauere Infos finden sich bei meiner Tildeverse-Seite envs.net/~fab, wobei ich das alles in die gemini-Seite geschrieben habe. Dazu kommt hier sicherlich auch bald mal ein Text.

    Naja, Void ist jedenfall ziemlich cool und läuft jetzt auf beiden Laptops — und das bisher ziemlich gut. 😉


  • Immer auf der Suche nach interessanten GNU/Linux-Distros scrolle ich regelmäßig durch Distrowatch.com – ob diese Seite sonderlich aussagefähig ist, darüber lässt sich sicherlich streiten. Aber eine Sache gibt es auf der Seite, mit der sie sich selbst noch viel lächerlicher macht, als mit fragwürdigen Einschätzungen der Verbreitung von diversen Distros: Kommerz.

    Hat man (noch) keinen Adblocker im Browser der Wahl aktiviert, ist die Seite nur so gespickt von seltsamen Werbeflächen, die sonst so gar nicht zu deren Inhalt passt. Doch neben diesen Werbeflächen gibt es jetzt scheinbar eine andere nervenaufreibenden Sinnlosigkeit: Pop-up-Fenster, die Firefox nicht mal im Datenschutz-Modus “streng” blockiert.

    Eine davon war heute besonders dreist zu mir. Das Pop-up gab vor, von “Avira”, einer Firma, die Antivirensoftware vertickt, zu stammen. Angeblich habe man via “Web-App” einen gewissen “Zeus21-Trojaner” gefunden – wohlgemerkt auf einem Debian-Testing-System, dass noch nicht einen Tag alt und dessen ISO-Datei (konkret war das die Debian 11-Xfce-Live-ISO) sha___sum-geprüft war. Inzwischen habe ich ublock-origin installiert und schwupps: die Popup-Fenster waren weg.

    Nach kurzer Recherche war ich dann doch erheitert: Laut der Antivieren-Firma Kaspersky war der sog. Zeus-Trojaner eine Malware die Windows- (!), Symbian-, BlackBerry- und Android-Betriebssysteme angreifen kann/konnte (immerhin ist das ganze schon fast eine Dekade her..): Nichts also mit Debian- oder GNU/Linux-Desktop-Systemen im Allgemeinen. Außerdem hat sich folgendes herausgestellt: Wie heise.de im Jahr 2013 (!) berichtete, hat sich Avira 2013 von allen Linux-Produkten, die je angeboten wurden getrennt und entsprechende Installationen nur bis 2016 unterstützt. Lächerlicher geht es nicht mehr.

    Aber eine Sache habe ich während meinen Ausführungen doch vorenthalten: Nachdem ich den Tab vor der Installation von ublock-origin mit den strengen Datenschutzeinstellungen von Firefox neu geladen hatte, waren die Popups noch nicht weg – statt Avira begrüßte micht im exakt (!) selben Stil ein typisches Sexbot-Popup, wie man sie sonst (nur) von den Schmuddelecken des WWW kennt. Lächerlichkeit hat einen Namen: Distrowatch.com.


  • Nachdem Elon Musk Twitter ein Angebot gemacht zu haben scheint, was sie nicht ausschlagen können (wollen?), ist Twitter verloren. Was soll schon schiefgehen, wenn der reichste Mensch des Planeten einen Webdienst besitzt, der die politische Debatte im Netz maßgeblich geprägt hat? {Ironie: off;} Twitter ist eigentlich vollkommen ungeeignet für jedes Maß an Diskussion. Gerade die Debatten und Argumente einer komplexen wie komplizierten Gesellschaft lassen sich nicht in 240 Zeichen abbilden.

    Twitter ist vollkommen toxisch; bei einem Eigentümer, der unterm Strich ein unglaublich arroganter, nervenaufreibender, rechter Troll ist, wird sich das nicht ändern. Bisher war Twitter ein Spielball der Börse, jetzt ist der Dienst der persönliche Spielball von Musk.

    Musk hat in den letzten Tagen allerdings auch für eine positive Entwicklung gesorgt: Twitter schrumpft zu Gunsten von Mastodon – dem arroganten Verhalten Musks sei dank. Ich kann nur hoffen, das die Suchbewegung, die momentan über das geliebte Fediverse rollt, zu einer Bewegung von Findenden wird: Natürlich ist das Fediverse nicht die bedingungslose Antwort auf alle netzpolitischen Fragen zum Thema Social Media. Während andere soziale Netwerke eher asoziale Netzwerke genannt werden sollten, ist Mastodon im Moment das freundliche Gesicht des Fediverse. Diese Position möchte ich Mastodon ausdrücklich gönnen.

    Natürlich wechseln viele Leute momentan wegen Musk von Twitter zu Mastodon – wie lange das anhält, bleibt zunächst einmal abzuwarten (Daumen drücken!); zum anderen wechseln viele eben (noch) nicht wegen der Aspekte freier Software, das wäre zwar schon jetzt nötig und gut, kann ja noch werden.