Heute habe ich Ubuntu 23.04 installiert. Ich habe also mein stabiles Debian verlassen und mich der Versuchung aktueller Pakete untergeben: Die regulären Versionen von Ubuntu werden zwar nur neun Monate unterstützt, liefern dafür aber auch halbjährlich neue Software-Stände auf den Desktop. In der Vergangenheit war ich bei Ubuntu immer sehr konservativ und habe hauptsächlich die LTS-Versionen eingesetzt, oder aber Linux Mint, was auf diesen aufsetzt. Daher ist die 23.04 als eine STS-Version schon etwas neues für mich.
Interessanterweise schwingt bei den meisten Rezensionen zum mondlichen Hummer immer ein gewisser Unterton mit: „Bleibt bei der LTS-Version, 23.04 lohnt sich nicht“. Das mag sein, trotzdem konnte ich so auf den Zug der Ubuntu-STS-Veröffentlichungen aufspringen und bin gespannt, was da auf mich zukommt. Insgesamt darf man aber so weit ich weiß zuversichtlich sein, immerhin gelten die Versions-Sprünge bei Ubuntu als relativ zuverlässig. Ich klopfe mal auf eine Spanplatte und hoffe auf das Beste.
Bei der neuen Ausgabe „Lunar Lobster“ scheinen sich die Entwickler in erster Linie auf den neuen Flutter-Installer konzentriert zu haben. Obwohl ich auch negative Ersteindrücke dazu gehört habe, lief die Installation damit zumindest auf meiner Festplatte gut durch. Von der Aufmachung her ähnelt der neue Installer stark dem alten Ubiquity. Einerseits ist das natürlich eine gute Sache, immerhin kennen die Nutzer ja das Layout des alten Installers. Andererseits stellt es aber auch in Frage, warum es überhaupt einen neuen Installer braucht. Der alte hat ja ebenfalls funktioniert.
Neu ist eigentlich nur die Option, direkt im Installationsprozess zwischen dem hellen und dunklen Fenster-Thema auszuwählen. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Irgendwie kommt es mir so vor, als hätte man diese Wahlmöglichkeit nur eingebaut, um etwas neues vorweisen zu können. Denn die reine Portierung könnte manchen Endnutzern schon etwas öde vorkommen – habe ich zumindest das Gefühl. Meiner Ansicht nach hätte man diese Einstellung auch getrost auslassen oder auch in den Willkommens-Dialog verlagern können. So hat man nun aber einen weiteren Installationsschritt geschaffen. Ob es diesen nun braucht oder nicht, muss am Ende jeder für sich selbst abschätzen.
Ansonsten lief die Ersteinrichtung wie erwartet durch. Keine Probleme, keine Besonderheiten. Schade ist, dass Ubuntu Software (weiterhin) Flatpaks verweigert. Da ich dieses Paketformat aber im Alltag nutze, darf ich nun regelmäßig über die Kommandozeile aktualisieren. Das ist und bleibt einfach schade. Gnome Software unterstützt mittlerweile ein Snap-Plugin, das im wesentlichen die selbe Funktionalität bereitstellt wie Ubuntu Software. Braucht es da wirklich einen Fork? So kommt es mir eher so vor, als wolle Canonical akktiv verhindern, dass irgendjemand Flatpak unter Ubuntu verwendet. Von mir aus muss das nicht vorinstalliert sein, aber sich aktiv gegen die Implementierung durch den Nutzer zu stellen schafft nur einen neue Ebene an Komplikationen. Anfänger sollten nicht auf die Kommandozeile angewiesen sein, und auch nicht direkt einen zweiten Software-Store installieren müssen. Das ist einfach unelegant und kommt ein bisschen bockig rüber.
Was Snap angeht kann ich Canonical ein bisschen mehr loben: Der vorinstallierte Snap-Firefox startet zumindest gefühlt genau so schnell wie ein klassisches Deb-Paket. Mein Hauptkritikpunkt an Snap, das proprietäre Server-Backend bleibt zwar noch immer erhalten, im Großen und Ganzen kann ich aber mit Snap auf dem Desktop einigermaßen leben.
Auch wenn sich wenig geändert zu haben scheint: Ubuntu 23.04 scheint mir ein solides Release zu sein. Ich bin gespannt, wie sich die Distribution so im Alltag schlägt. Momentan habe ich zwar noch ein bisschen Sorge vor dem schnellen Aktualisierungsrhythmus, aber ich denke, dass sich das alles mit der Zeit geben wird.
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