Im letzten Blogeintrag habe ich ein paar erste Gedanken zu Gutenberg und dem klassischen Editor zusammengetragen. Und nachdem ich, wie versprochen ein wenig herumprobiert habe, kann ich tatsächlich feststellen: Das ist alles Gewohnheitssache.

Das sich der klassische Editor auf den ersten Blick schneller anfühlt, ist, denke ich, nachvollziehbar. Allerdings muss auch dazu gesagt werden, dass die Nutzerführung sich in Gutenberg vollkommen von einer klassischen Nutzerführung unterscheidet. Beide Ansätze haben meiner Meinung nach ihre Vorteile: Der klassische Editor hält grundlegend, was er verspricht, Gutenberg überrascht mit neuen Funktionen. Und um ehrlich zu sein, bin ich viel zu motiviert und begeistert von dieser ganzen bunten WordPress-Welt, die sich mir momentan auftut, als dass ich meine Finger von Gutenberg lassen könnte.

Mit dem klassischen Editor habe ich schon gearbeitet — und ja, der hält, was er verspricht. Mit Gutenberg macht das Schreiben aber auch Spaß, wie ich es bereits im vergangenen Eintrag thematisiert habe. Wenn ich aber länger über das Thema nachdenke, beschleicht mich ein wenig der Gedanke, dass ich Gutenberg womöglich vorschnell als eine moderne Webentwicklung abgetan habe, die nichts für einen eher klassischen Anwendungszweck als Blogger bietet. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr denke ich, dass für meinen Anwendungszweck durchaus Vorteile gibt, die mir der klassische Editor nicht bietet. Was zum Beispiel, wenn ich einen Text umstrukturieren möchte? Was, wenn ich doch einmal auf die Idee kommen sollte, ein gewisses Layout anlegen zu wollen?

Was die Nutzerführung angeht, muss ich Gutenberg schon dafür loben, dass es Fortschritt bringt, ohne Bestehendes umzuwerfen. Immerhin ist der klassische Editor ja als Plugin verfügbar, immerhin kann man darauf umschalten — so man denn will. Ich denke, hier sollte am Ende des Tages jeder für sich selbst testen, was denn besser passt.

Im letzten Beitrag habe ich auch den speziellen Anwendungsfall der taz Blogs skizziert. Jetzt, da ich mir den Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen lasse, beschleicht mich der Verdacht, dass Gutenberg doch ein reales Problem löst und verhindert, dass sich derartige Schwierigkeiten in Zukunft auftun: Das Layout der taz Blogs ist sehr strukturiert, dadurch aber auch von einem bestimmten Artikelschema abhängig geworden. Das muss nicht negativ interpretiert werden, bringt es doch auch eine gewisse Form der Kontinuität. Dennoch muss es auch nicht nur Vorteile bringen, immerhin ermöglicht Gutenberg in WordPress auch ein größeres Maß an Selbstverwirklichung. Dafür muss ich WordPress wirklich loben.

Das ist zwar ein Thema für einen anderen Beitrag, hier aber auch einmal ganz kurz: Ich habe, und da bin ich mir erstaunlich einig mit mir selbst, dass Gefühl, dass klassische Blogs, Text im Allgemeinen und insbesondere im Internet viel zu sehr unterschätzt wird. Für mich ist Text und klassisches Blogging sehr wichtig geworden, und eben auch zu einer wunderbaren Möglichkeit, mich selbst ohne eine verkopfte Abstraktionsebene ausdrücken zu können, in einer kreativen Form.

Text ist direkt, ohne zu direkt zu sein. Text ist diskret genug, um überdacht werden zu können und Text ist natürlich auch sehr flexibel, was ihn für mich persönlich ideal macht. Und der Witz ist: Gutenberg erleichtert zwar das Arbeiten mit multimedialen Inhalten, doch der Text fällt keines Falls „hinten ‚runter“. In WordPress ändert sich auch mit Gutenberg nicht, dass es sehr gut (aber nicht nur) für klassische Blogs geeignet ist. Gutenberg erleichtert hier vieles, gerade wenn es um die Ergänzung des Textes geht. Ich habe jetzt, da ich diesen Text in Gutenberg schreibe, nicht das Gefühl, dass es WordPress um eine Verschiebung des inhaltlichen bzw. medialen Fokus innerhalb des Systems gehe: WordPress ist für mich auch mit, in Zukunft vielleicht auch wegen Gutenberg noch immer WordPress.

Die Arbeit, die aus meiner Perspektive in Gutenberg erkennbar ist, lässt sich nicht herunterspielen. Gutenberg vereinfacht die Handhabung des CMS‘ bei der Beitragserstellung doch sehr angenehm — und kommt damit interessanter Weise wieder auf den klassischen Text zurück, als eine Konstante, die vermutlich auch konstant bleibt.

Im nächsten Beitrag möchte ich meine Erfahrungen mit dem Block-Editor auf Widget-Ebene darlegen.


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