Vor etwa einer Woche habe ich meine ersten Eindrücke zur frischen Ubuntu-Version 23.04 „Lunar Lobster“ geteilt. Heute möchte ich festhalten, wie es mir in der letzten Woche so mit der Version 23.04 erging. So viel vorweg: Nicht ohne seine Probleme, aber trotzdem eine solide Distribution. Ich denke, so lassen sich meine bisherigen Erfahrungen mit dem Desktop-Hummer zusammenfassen.
Wie für eine Ubuntu-Zwischenveröffentlichung üblich, liefert der Mondliebhaber einige neue Pakete, das ist grundsätzlich eine gute Sache und für mich als Debian-Nutzer eine willkommene Abwechselung. Insgesamt bleibt Ubuntu dabei trotzdem recht stabil. Mir sind bisher zwei größere Probleme aufgefallen, eines davon ist ein Software-Bug, das andere hat mit der Sturheit von Canonical zu tun. Zunächst zur Software: Unter Ubuntu wird standardmäßig Firefox als Snap-Paket vorinstalliert, welches sich dann (so weit ich weiß) selbstständig und fortlaufend aktualisiert. In letzter Zeit ist der Snap-Firefox aber nach jedem Neustart des Systems zuerst bei einem schwarzen Fenster hängengeblieben. Das musste ich dann erst schließen und den Browser neu öffnen, bevor ich den Firefox nutzen konnte.
Ein bisschen Recherche und etwas großzügige Hilfe aus dem GNU/Linux.ch-Help-Kanal haben dann gezeigt, dass das Problem höchstwahrscheinlich durch Snap verursacht wird, oder vielmehr worden ist:
update.go:85: cannot change mount namespace according to change mount (/var/lib/snapd/hostfs/usr/share/gimp/2.0/help /usr/share/gimp/2.0/help none bind,ro 0 0): cannot open directory "/var/lib": permission denied
update.go:85: cannot change mount namespace according to change mount (/var/lib/snapd/hostfs/usr/share/xubuntu-docs /usr/share/xubuntu-docs none bind,ro 0 0): cannot open directory "/var/lib": permission denied
ATTENTION: default value of option mesa_glthread overridden by environment.
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20:54
Vor allem die ersten Zeilen haben mir dabei wenig Hoffnung gemacht. Beim zweiten Start lief der Browser dann zwar zuverlässig und auch die Startzeit hat sich weiter verbessert, aber insgesamt habe ich die Situation als etwas nervig empfunden. Daher habe ich mich entschieden, einen Browser über Flatpak zu installieren. Meine Tests diesbezüglich haben gezeigt, dass der Flatpak-Firefox die benannten Startprobleme nicht hat. Trotzdem habe ich mir überlegt, die Chance zu nutzen, um von Firefox auf LibreWolf zu wechseln. Das ist ein Firefox-Fork der sich mehr auf Privatsphäre, Sicherheit und Datenschutz konzentriert, als das Mutterprojekt. Leider hat mir der LibreWolf dann aber verweigert, die Standard-Seitensprache auf Deutsch umzustellen. Daher habe ich den LibreWolf wieder deinstalliert.
Ich habe mich dann dafür entschieden, bei Firefox zu bleiben, aber als Flatpak-Paket. Auf das deb-Paket aus dem mozillateam-PPA hatte ich keine Lust, da ich PPAs für eine relativ unschöne Lösung halte. Leider ist das offizielle deb-Paket ja vor einiger Zeit aus den Haupt-Paketquellen von Ubuntu geflogen, zu Gunsten des Snap-Pakets. Das ist einfach ein bisschen schade. Nachdem ich mir den Flatpak-Firefox installiert habe, muss ich sagen: Der läuft mindestens ebenso zuverlässig wie das hauseigene Snap-Paket und macht zudem ein Problem weniger. Daher bin ich mit der aktuellen Lösung über das Flatpak eigentlich ganz zufrieden.
Leider, und das ist mein zweites Problem, wird Flatpak etwas stiefmütterlich von den Ubuntu-Entwicklern behandelt, die ja noch immer ihr Snap-Format nach vorn bringen möchten. Was aus wirtschaftlicher Sicht zumindest erklärt, aber vielleicht nicht einmal da gutgeheißen werden kann, macht auf dem Desktop einfach keinen Spaß: Ubuntu Software ist ein Fork von Gnome Software. Im Gegensatz zum Gnome-Gegenstück kann Ubuntu Software aber nur deb-Pakete und vor allem Snap-Pakete installieren. Letztere stellen dabei den Standard. Und das lässt sich nicht umstellen, denn einige Konfigurationsmöglichkeiten wurden für Ubuntu Software einfach gestrichen. Auf meinem System nutze ich aber sowohl deb-Pakete, Snaps und eben auch Flatpaks. Die Flatpaks lassen sich aber überhaupt nicht über Ubuntu Software verwalten. Sie werden weder zur Installation vorgeschlagen, noch genannt, wenn Aktualisierungen anstehen. Wer Flatpaks grafisch verwalten möchte, kommt also nicht drumherum, Gnome Software mit den entsprechenden Plugins für Flatpak und Snap zu installieren:
sudo apt install gnome-software gnome-software-plugin-flatpak gnome-software-plugin-snap
Ich verstehe nicht wirklich, warum es einen Fork von Gnome Software braucht, nur um diesen mehr auf Snap zuzuschneiden. Gnome Software kann ebenfalls mit Snaps umgehen, und Nutzer die dies wünschen können sich den Flatpak-Support nachinstallieren. Daher wirkt das hauseigene Ubuntu Software nur noch wie ein sturer Entwicklungsaufwand durch Canonical, der nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
Bisher waren das meine größten Probleme mit Ubuntu 23.04. Hier muss man natürlich auch eines immer im Hinterkopf behalten: Kleinere Bugs gibt es immer, und gerade in einer regulären Ubuntu-Version muss man mit diesen rechnen können. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Stabilität des Systems. Für den Desktop-Gebrauch passt Ubuntu den Gnome-Desktop sinnvoll an und erweitert die Nutzungserfahrung sinnvoll. Sei es durch die Gnome-Erweiterungen, die vorinstallierte Software oder das verfügbare Paket-Angebot: Im Großen und Ganzen ist Ubuntu 23.04 eine solide Distribution, die „einfach läuft“. Das muss man Ubuntu zu Gute halten, auch wenn die Entwicklung hier und da ein wenig stur wirkt.
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