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Schreiben Tagebuch

Rad finden, statt neu erfinden

Im vergangenen Jahr bin ich für mein Studium nach Leipzig gezogen: Eine tolle Stadt, vor allem, wenn man in einer ländlichen Region aufgewachsen ist. Natürlich habe ich da mein Fahrrad mitgenommen, in der großen Stadt kommt man damit einfach am besten vorwärts.

In den vergangenen Monaten habe ich aber nicht nur Leipzig für mich entdeckt – sondern leider auch ein ganz neues Problem: Wenn an einem Fahrradständer nicht fünf, sondern gefühlt fünzig Räder stehen – dann ist es manchmal gar nicht so leicht, das eigene wiederzufinden.

Schon in meiner ersten Woche in Leipzig habe ich deswegen eine ganze Weile zugebracht, mein Fahrrad zu suchen. Ich weiß, es wirkt bestimmt ein bisschen lächerlich. Aber ich habe eine Ausrede: Ich war im Stress, habe es schnell abgestellt, angeschlossen – ja, und dann sind eben ein paar Stunden vergangen. Bisher habe ich mein Fahrrad aber immer wieder aufspüren können.

Vor ein paar Tagen habe ich aber wieder eine Glanzleistung hingelegt: Ich bin mit dem Rad zur Uni gefahren. Abends ging es wieder zurück – allerdings mit der Straßenbahn. Bemerkt habe ich das erst, als ich heute wieder mit dem Fahrrad losfahren wollte, aber schlecht konnte.

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Netzkultur Schreiben

Ein Webring für die Blogosphäre: UberBlogr

Ende 2023 habe ich auf diesem Blog einen Beitrag veröffentlicht: Darin habe ich mir mehr Zusammenarbeit in der Blogosphäre gewünscht. Ich gebe zu, es hat ein bisschen gedauert – aber: Mittlerweile habe ich einen tollen Ort im Internet gefunden, der genau das möglich macht. UberBlogr!

Das ist ein Webring, dem sich verschiedene persönliche Blogs aus dem deutschsprachigen Raum angeschlossen haben. Seit ein paar Tagen ist auch die „Kaffeediffusion“ ein Teil des Rings. Das Konzept ist schon ziemlich bewährt, es stammt aus den frühen Tagen des Internets und geht so: Alle Mitglieder verlinken auf ihrer Webseite zwei andere Blogger, ihre Nachbarn im Webring sozusagen. Dazu noch ein Link auf die UberBlogr-Homepage – und schon ist man dabei.

Mittlerweile haben sich schon mehr als 170 Ring-Mitglieder gefunden. Mir hilft der Webring auch, neue Blogs und Beiträge zu entdecken. Wer nicht immer auf die UberBlogr-Homepage schauen möchte, kann dem Webring auch auf Mastodon folgen.

Ich finde: Der Webring ist ein absoluter Gewinn. Auf dieser Webseite findet ihr die UberBlogr-Links im Footer. Meine Ringnachbarn sind aktuell PuzzleWelt und Kümmerles Weblog. Gegründet hat den Webring Thomas Gigold. Schaut doch mal vorbei, die drei freuen sich bestimmt.

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Netzkultur

Social Media: Hat Bluesky Twitter abgelöst?

Seit über einem Jahr ist die Microblogging-Plattform Bluesky öffentlich zugänglich. Weil Elon Musk Twitter zu X umgebaut hat, haben viele Nutzer·innen ihre Profile zu Bluesky umgezogen. Auch ich habe mir einen Account angelegt und Bluesky ausprobiert. Anfang Februar haben die Entwickler·innen nun bekannt gegeben, dass ihre Plattform 30 Millionen Accounts zähle.

30M users 1B posts 🤝 bluesky milestone achieved this week

Bluesky (@bsky.app) 2025-02-01T21:56:48.783Z

Der Erfolg spricht für Bluesky – aber ist die Plattform wirklich schon zum neuen Twitter geworden? Und wie steht es eigentlich um Mastodon und Threads, also die großen Konkurrenten von Bluesky? Mehr dazu, in diesem Beitrag:

Bluesky kann technisch mithalten

Bluesky hat sich in den vergangenen Monaten stetig weiterentwickelt: Während anfangs noch Hashtags und Direktnachrichten fehlten, haben die Devs mittlerweile die meisten grundlegenden Funktionen nachgeliefert. Eine Trend-Seite steckt noch in der Entwicklung, aktuell werden nur wichtige Themen der englischsprachigen Community erfasst.

Blue Sky“ von Jeffrey Betts/ CC0 1.0

In der Aufmachung erinnert Bluesky stark an Twitter: Die Zeichenzahl für Posts ist begrenzt, pro Beitrag sind 300 Zeichen möglich. In die Beiträge lassen sich Bilder, Videos und mittlerweile auch GIF-Dateien einbinden. Auch das Farbschema haben die Entwickler·innen offensichtlich Twitter entlehnt: Auf Bluesky dominieren blau und weiß, wahlweise kann man die App aber auch in dunklen Farbmodi nutzen.

An anderen Stellen setzt Bluesky eigene Akzente. Ein Beispiel hierfür sind die Feeds in der App: Darin können verschiedene Accounts gesammelt, oder auch Beiträge zu einem bestimmten Thema erfasst werden. Die Funktion ist recht umfangreich; für einfache Profil-Sammlungen bietet Bluesky auch klassische Listen an. Ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal ist die Technik hinter Bluesky. Mit dem „at-Protokoll“ möchte sich Bluesky in Zukunft dezentral weiterentwickeln.

Funktional kann Bluesky mittlerweile durchaus mithalten. Man merkt, dass die App noch weiterentwickelt wird. Vor allem eine deutschsprachige Trends-Sektion erwarte ich sehnsüchtig. Für einen einfachen Anwender sind die technischen Innovationen hinter Bluesky vermutlich weniger relevant. Zuspruch dürfte die optische Ähnlichkeit zu Twitter bekommen, damit wirkt Bluesky vertrauter.

Szene-Medium für Journalismus und Politik?

Genutzt wird Bluesky derzeit vor allem von Politiker·innen, Journalist·innen und anderen Medienschaffenden – so zumindest mein Eindruck. Im Gegensatz zu Mastodon finden sich auf Bluesky mittlerweile viele große Namen, auch wenn einige Accounts lange nicht aktiv waren. Manche Medien haben es nie auf Mastodon geschafft – auf Bluesky unterhalten sie offizielle Profile. Das trifft auf private Medienhäuser wie den Spiegel genauso zu, wie auf öffentlich-rechtliche Anstalten wie den RBB.

Dass jedes Medium bei Bluesky postet wie einst bei Twitter – das ist aber noch lange nicht der Fall.

Auch Politiker·innen haben Bluesky mittlerweile für sich entdeckt. Hier finden sich Parteiaccounts und auch individuelle Profile. Selbst Insitutionen wie das Finanz-, Wirtschafts- oder Verkehrsministerium sind vertreten. Auffällig ist, dass Parteien im linken Spektrum nach meinem Eindruck mehr Accounts aufgebaut haben, als etwa CDU, FDP oder gar AfD.

Bluesky wirkt insgesamt eher linksliberal. Anfangs wurden auch gezielt Nutzernamen von rechten Akteuren besetzt, damit sich diese vorerst nicht bei Bluesky beteiligen. Wirksam kann das aber nicht sein, weil auch einfach eine offizielle Webseiten-URL als Handle benutzt werden kann. Dennoch ist Bluesky weiter progressiv geprägt. Eher links denkende Menschen kehren wohl auch eher X den Rücken.

Bluesky hat sich zu einer Plattform für Medien und Politik entwickelt. Vor allem für Menschen, die mit Mastodon nie wirklich warm geworden sind. Ich nutze beide Plattformen auch entsprechend, so schreibe ich auf Mastodon eher technische Beiträge, zum Beispiel zu freier Software. Auf Bluesky diskutiere ich lieber über politische Themen, auch wenn sich das überschneidet.

Nutzerzahlen: Bluesky vor Mastodon, hinter Threads

Vermutlich spricht Bluesky also zumindest im deutschsprachigen Raum ein spezifisches Publikum an. Durch diese Zielgruppe kommt auf der Plattform auch keine Beitrags-Flaute auf: Nachrichten gibt es immer, und Diskussionen dazu auch.

Social media applications mobile screen“/ CC0 1.0

Mit 30 Millionen Nutzer·innen bleibt Bluesky weiterhin stark hinter X zurück. Die Musk-Plattform soll 2024 noch immer 388 monatlich aktive Nutzer·innen gehabt haben. Nutzerzahlen lassen sich aber nicht einfach mit monatlich aktiven Nutzer·innen vergleichen. Dennoch sollte der Maßstab bei diesen Zahlen klar sein. Wichtig ist aber: Bluesky wächst, X schrumpft offenbar.

In der breiten Bevölkerung war Twitter in Deutschland nie so verbreitet wie Instagram, Facebook oder TikTok. Bei Bluesky ist das auch so, und es wird sogar noch deutlicher. Auch hinter der Unterhaltungsplattform Threads von Meta bleibt Bluesky weit zurück. Threads kam vor gut vier Wochen auf 320 Millionen monatlich aktive Nutzende, wie aus einem Post von Insta-Chef Adam Mosseri hervorgeht. Instagram und Threads sind eng verwoben, das dürfte dem Microblogging-Dienst zugute kommen. Denn Instagram-Nutzer·innen brauchen nur wenige Klicks zum eigenen Threads-Account.

Der Fediverse-Dienst Mastodon ist hierbei weit abgeschlagen. Am 27. Februar vermeldet die Mastodon-Webseite etwas mehr als 980.000 monatliche aktive Nutzer·innen.

Social Media bleibt in Bewegung

Auch wenn ein Vergleich nicht immer leicht ist, die Tendenz ist klar: X wird noch immer viel benutzt, Bluesky ist eine aufstrebende Plattform. Mastodon und das Fediverse bedienen derzeit eindeutig eine Nische. Threads profitiert vermutlich von der Instagram-Userbase. Mastodon und Threads lassen sich aber über das ActivityPub-Protokoll verbinden. Und mittlerweile kann man auch eine Brücke zwischen Bluesky und Mastodon bauen.

Mit Threads scheint Meta eine Unterhaltungsplattform entwickelt zu haben. Mastodon und das Fediverse bleiben wohl die erste Anlaufstelle für Netzthemen und die FOSS-Community. X ist noch lange nicht tot, aber auch längst nicht mehr der Platzhirsch von einst. Bluesky ist noch nicht das neue Twitter. Für politische und journalistische Inhalte und Diskussionen wird der Dienst aber immer relevanter.

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FLOSS

Meine liebsten RSS-Reader unter GNU/Linux und Android

Wer viele Blogs verfolgen möchte, kommt um RSS-Reader nicht wirklich herum. Damit lassen sich RSS-Feeds sammeln, also sozusagen die Beitragsströme, die auf einer Webseite veröffentlicht werden. In dem Reader werden dann alle Beiträge in einer Liste dargestellt. Immer auf den einzelnen Webseiten nach Aktualisierungen zu suchen – das ist dann nicht mehr nötig.

Je nach Feed können die neuen Beiträge auch direkt in der Anwendung gelesen werden.

In diesem Beitrag möchte ich drei Feedreader vorstellen, die ich aktuell unter GNU/Linux und Android verwende.

Der Klassiker: Liferea

Liferea ist ein absolutes Urgestein unter den Feedreadern und wird schon seit 2003 entwickelt. Das Programm kann bei den meisten Linux-Distributionen einfach aus den Paketquellen installiert werden.

Neue Blog-Abos lassen sich direkt über die spezifische Feed-URL hinzufügen. Alternativ kann auch einfach die Adresse des Blogs angegeben werden, dann sucht sich Liferea selbst die konkrete Feed-Adresse. In den aller meisten Fällen läuft das reibungslos. Liferea bietet viele Einstellungen, zum Beispiel, wie oft nach neuen Beiträgen gesucht werden soll.

Auch das Lesen von Artikeln ist in Liferea sehr komfortabel: So bietet das Programm einen Lesemodus mit wenigen Ablenkungen. Ansonsten ist aber auch ein kleiner Browser auf Webkit-Basis integriert; damit lassen sich die Blogs auch direkt in Liferea aufrufen. Ein gesondertes Browser-Fenster muss man dann nicht mehr öffnen. Ich finde das wirklich praktisch, weil man nicht ständig zwischen Reader und Browser hin und her springen muss.

Der Flexible: Feedbro

Der Webbrowser ist das wichtigste Programm auf dem eigenen Rechner – zumindest für viele. Manche Menschen erledigen alles in Firefox, Chrome und Co. Auch Feeds lassen sich direkt im Browser lesen, dazu braucht es nicht einmal einen teuren Webdienst. Denn auch mit der Browser-Erweiterung Feedbro können Blogs und Nachrichtenseiten abonniert werden.

Feedbro bietet viele Optionen, die sich auch in klassischen Reader-Apps wiederfinden: eine Liste mit Abos, eine Liste mit neuen Beiträgen, einen Lese-Bereich. Wie bei Liferea können auch bei Feedbro neue Abos einfach hinzugefügt werden, indem man die Blog-Adresse angibt.

Praktisch sind auch die verschiedenen Anzeige-Modi, vor allem für den Lesebereich. Feedbro kann zum Beispiel Text und Bilder extrahieren, oder auch nur die Schlagzeilen anzeigen. Ich selbst nutze einen Modus, in dem die Blog-Seiten selbst als iframe eingebunden werden.

Feedbro lässt sich unter Firefox installieren und auch für Chromium-basierte Browser ist die Erweiterung verfügbar. Leider ist Feedbro aber nicht frei lizenziert, den Quellcode kann man also leider nicht einsehen.

Der Mobile: Feeder

Auf dem Android-Handy verwende ich den Reader „Feeder„. Die App ist quelloffen und kann über den freien F-Droid-Store installiert werden.

Auch Feeder verfügt über die grundlegenden Funktionen, die bei einem RSS-Reader dazugehören: Abos lassen sich angenehm verwalten und können in Ordnern organisiert werden. Die Einstellungen sind für den mobilen Einsatz optimiert, zum Beispiel kann man einstellen, ob Feeds auch unterwegs mit mobilen Daten aktualisiert werden dürfen.

Auch das Design der App ist zeitgemäß. Die App-Farben können angepasst werden: Feeder verfügt über einen hellen, einen grau-gedimmten Farbmodus, und einen tiefschwarzen Darkmode. Ein nettes Detail ist, dass sich die Akzentfarbe der App auf Wunsch am eigenen Hintergrundbild orientiert. Das ist bei vielen modernen Android-Apps möglich und wirkt sehr konstitent.

Leider lassen sich Abos nur über die direkte Feed-Adresse hinzufügen, zumindest so weit ich weiß. Allerdings kann man die eigene Feed-Sammlung leicht importieren, wenn man sie vorher als OPML-Datei abgespeichert hat. Eine Funktion zur Synchronisierung von Feeds zwischen Geräten ist aktuell nur als Beta verfügbar. Ich habe sie selbst noch nicht ausprobiert.

Fazit

Liferea, Feedbro und Feeder: Diese drei Apps haben es mir angetan. Natürlich gibt es für GNU/Linux noch eine Vielzahl anderer Anwendungen, zum Beispiel den Akregator von KDE. Auch für Smartphones gibt es noch andere Apps. Mir gefallen die drei Anwendungen aber zum Beispiel deutlich besser als teure Online-Dienste.

Mich würde interessieren: Nutzt ihr auch Feedreader? Und wenn ja: welche? Schreibt es gerne in die Kommentare. 🙂

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Politik

Der Rand gewinnt

Die Union feiert, die SPD ist niedergeschlagen, ich selbst brauche noch ein bisschen Zeit, um die Ergebnisse der Bundestagswahl zu verarbeiten. Der Grund: Mehr als 20 Prozent für die AfD – das drückt auf den Magen.

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Reichstag building Berlin, Germany“/ CC0 1.0

Ich finde: Eigentlich kann sich die CDU nicht wirklich als Sieger dieser Wahl feiern. Ihr Ergebnis liegt nur etwas mehr als vier Prozentpunkte über dem von 2021. Im Osten Deutschlands konnte die CDU kein Direktmandat erringen, der Druck von rechts wächst. Nicht nur auf die CDU, auch auf die Demokratie. Selbst im westdeutschen Wahlkreis Kaiserslautern liegt die AfD vorn. Und verloren haben auch die anderen Parteien, die fest zur demokratischen Mitte stehen. Die SPD fährt ihr historisch schlechtestes Ergebnis ein, die Grünen verlieren auch an Rückhalt – wenn auch weniger als die anderen Parteien der Ampelkoalition.

Das Wahlergebnis scheint eine Rückmeldung zu sein. Eine Rückmeldung für Monate des Streits in einer vermeintlichen „Fortschrittskoalition“. Das, was die Ampel geschafft hat, wird meiner Ansicht nach nicht ausreichend gewürdigt: Im Wahlkampf wurde so viel über Migration debattiert – da sind Errungenschaften wie das Deutschlandticket, der Ausbau der erneuerbaren Energien und die deutlich verminderte Abhängigkeit gegenüber Russland schlicht unter den Tisch gefallen. Die Ampel hatte ein Kommunikationsproblem, nach innen und nach außen. Den Preis dafür hat sie gestern Abend bezahlt.

Einen Tag nach der Wahl deutet alles auf eine große Koalition hin. Keine schönen Aussichten, wenn man den Innovationsstau bedenkt, den wir den letzten GroKos verdanken. Keine schönen Aussichten auch für die Sozialdemokratie, die von Regierungsbeteiligung zu Regierungsbeteiligung immer weniger Stimmen einsammeln konnte.

Ob Deutschland mit dieser Bundestagswahl gewinnt, weiß ich nicht. Aber die Wahl steht fest. Klar ist auch: Der rechte Rand hat diese Wahl gewonnen. Das Aufstreben einer linken Oppositionskraft kann darüber nur schwer hinwegtäuschen.

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Sonstiges

Blogging vor 20 Jahren

Na, wer hat Lust auf eine kleine Zeitreise? Wer wissen möchte, wie Menschen vor 20 Jahren gebloggt haben, kann sich diese Umfrage hier mal anschauen. Unter der Frage „Wie ich blogge?!“ hat damals die Forschungsstelle „Neue Kommunikationsmedien“ Bamberg die deutschsprachige Blogosphäre befragt.

Blog Text“ von Words as Pictures/ CC0 1.0

Aufmerksam geworden bin ich auf die Umfrage, weil ich mir (mal wieder) einen hundealten Re:publica-Vortrag angesehen habe. Zu sehen, wie sich Blogs entwickelt haben – das finde ich einfach spannend. Auch wenn es natürlich ziemlich meta ist, auf einem Blog darüber zu schreiben, wie andere bloggen, gebloggt haben – und das vor 20 Jahren.

Spannend ist, dass manche Trends der Blogosphäre scheinbar bis heute überdauert haben. So heißt es in der Auswertung:

„Etwas mehr als die Hälfte der Autoren führt eine Blogroll, in der sie vor allem auf solche Weblogs verweisen, die sie selber gerne lesen oder die Freunde von ihnen führen. Mit steigendem Alter des Weblogs wächst der Umfang der Blogroll, sinkt aber die Aktualisierungshäufigkeit.“ (S. 2)

Weniger gut gealtert ist eine Aufzählung zu Hosting-Providern. Von twoday.net habe ich nur einmal sporadisch mitbekommen, und myBlog.de und blog.de sind mir gar kein Begriff. Interessant zu lesen war eine Beschreibung des durchschnittlichen Bloggers:

„Das soziodemographische Profil dieser Gruppe entspricht in etwa dem von Pioniernutzern neuer Internet-Technologien (hohe formale Bildung; um die 30 Jahre alt; oft noch in einer schulischen oder studentischen Ausbildung), weist aber ein vergleichsweise ausgeglichenes Geschlechterverhältnis auf. Unter den Weblog-Autoren im Teenager-Alter sind Frauen gegenüber Männern sogar deutlich in der Überzahl.“ (S. 2)

Von Bloggern im Teenager-Alter zu lesen, finde ich auch spannend, bei der aktuellen Dominanz der großen Social Media Plattformen. Insgesamt hat die Auswertung der Umfrage übrigens 27 Seiten: Das lädt doch zum Stöbern ein. 😉

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Sonstiges

#Blogfragen

Über einen Beitrag auf LinuxNews bin ich heute auf eine Community-Aktion unter Bloggern aufmerksam geworden: Auf jansens-pott.de hat Herr Tommi ein paar Fragen an die deutschsprachige Blogosphäre gestellt. Mit diesem Beitrag möchte ich einige persönliche Antworten geben – bezogen auf die „Kaffeediffusion“. Die Aktion gefällt mir gut, jeder kann mitmachen.

Warum hast Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?

Der Gedanke daran, eine eigene Webseite mit Inhalten zu füllen, der hat mich schon immer fasziniert: So ein ganz eigenes Plätzchen im Internet – das ist doch mal was! Ein bisschen dazu beigetragen haben auch Social-Media-Plattformen: Die sind ja meistens nicht auf lange Texte ausgelegt, oft werden die Zeichenzahlen der Beiträge ja auch begrenzt. Für die Themen, die mich interessieren, brauche ich aber auch mal mehr als 500 oder gar 240 Zeichen. Und tolle Fotos zu schießen – das ist nicht so meine Stärke.

Auf diesem Blog habe ich über mehrere Monate hinweg täglich Texte veröffentlicht. Das war nicht nur eine Art Fingerübung, es hat mir auch geholfen, zu einem verständlicheren Schreibstil zu kommen. Denn gut und lesbar zu schreiben – das lernt man nur, indem man sich daran versucht. Ich habe hier also über alles Mögliche und Unmögliche geschrieben. Für Leser:innen vielleicht nicht immer interessant – für mich selbst aber sehr hilfreich.

Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?

Dieser Blog läuft auf WordPress. Das CMS hat meiner Meinung nach so einige Vorteile: Es ist einfach aufzusetzen und zu pflegen – auch für Laien. Es ist angenehm handzuhaben – auch wenn man oft Texte veröffentlichen möchte. Und es ist sehr weit verbreitet – besonders hilfreich, wenn man mal ein Problem hat.

Mein Blog wohnt bei einem relativ kleinen, klima-neutralen Hoster – und damit bin ich sehr zufrieden.

Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?

Bevor ich meinen Blog auf WordPress umgezogen habe, habe ich auch mit anderen Blogging-Plattformen experimentiert. Ausprobiert habe ich zum Beispiel writefreely, eine tolle Software: Damit kann man die eigenen Beiträge direkt im dezentralen Fediverse veröffentlichen. WordPress bietet mir allerdings mehr Freiheiten bei der Aufmachung meines Blogs. Und dazu hat man die eigenen Texte auch eher „selbst in der Hand“, als das bei großen Bloggingplattformen der Fall ist.

Auch eher unbekannte Methoden habe ich mal getestet: Einen Blog per Hand zu schreiben, direkt als html-Datei auf neocities.org – das war mir langfristig zu aufwendig. Und auch Plattformen wie dreamwidth.org haben mich langfristig nicht überzeugt.

Was Inhalte anbelangt habe ich auch schon Texte auf GNU/Linux.ch veröffentlicht. Dazu bin ich in den vergangenen Monaten leider nicht mehr so häufig gekommen. Aber vielleicht ändert sich das ja bald wieder – sofern ich mehr Zeit dazu finde.

Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?

Da habe ich schon so einiges ausprobiert: Von einem Entwurf in LibreOffice bis hin zu Blogartikeln im Markdown-Format. Mittlerweile finde ich es aber praktischer, direkt in WordPress zu schreiben – das erspart mir ja auch das Händeln der einzelnen Textdateien. Als ich diesen WordPress-Blog gestartet habe, fiel mir eine Entscheidung gar nicht so leicht: Soll ich den Gutenberg-Editor verwenden, oder doch die klassische Variante des WordPress-Editors.

Durchgesetzt hat sich für diesen Blog der Gutenberg-Editor. Gutenberg macht es leicht, einfach drauf los zu schreiben, einfach den Gedanken freien Lauf zu lassen. Und natürlich bietet er auch viele Möglichkeiten, die eigenen Artikel (optisch) aufzupeppen. Nutzen muss man die natürlich nicht – streckenweise sieht mein Blog ja auch ein bisschen aus wie eine Bleiwüste. Aber auch für Nutzer wie mich bringt Gutenberg einige Vorteile, immerhin kann man auch die eigenen Schreibumgebung ordentlich anpassen: Diesen Artikel schreibe ich gerade zum Beispiel im ablenkungsfreien Modus. Schaltet man den an, fliegen die Worte nur so auf den Bildschirm – ein tolles Gefühl.

Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?

Eine feste Zeit habe ich dazu noch nicht wirklich gefunden. Als ich hier täglich Texte veröffentlicht habe, sind sie meistens Abends entstanden – einfach, weil ich dann ausreichend Zeit zum Schreiben gefunden habe. Tendenziell bin ich eher eine Nachteule als ein Frühaufsteher – mitten in der Nacht zu schreiben, das kann also durchaus mal vorkommen. Aber natürlich ist auch hier der entscheidende Faktor: Zeit.

Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?

Es gibt Texte, da schreibe ich einfach vor mich hin und klicke am Schluss auf „veröffentlichen“. Es gibt aber auch Beiträge, die ich nicht sofort herausgeben möchte. Das sind in der Regel Texte, an die ich selbst einen höheren inhaltlichen Anspruch habe. Wenn ich etwas politisches schreibe, dann ist mir wichtig, nicht falsch verstanden zu werden. Wenn ich ungenau beschreibe, wie ich einen Kuchen backe – naja, dann ist das etwas anderes.

Dieser Blog hat etwas persönliches, Ecken und Kanten eingeschlossen. Herumzuschwafeln kann ich mir hier eher erlauben, als wenn ich einen Text für eine größere Öffentlichkeit schreibe. Das heißt aber nicht, dass mir die Qualität der Texte hier egal wäre. Im Gegenteil: Mir geht es beim Schreiben ja auch darum, an meinem eigenen Stil zu feilen. Und das gelingt eben besser, wenn man manche Texte noch einmal Korrektur liest.

Natürlich können aber auch Änderungen im Nachhinein vorkommen. Manchmal, da ist dieser Blog für mich eben auch eine Art Sammelstelle für viele unterschiedliche Texte die ich schreibe, zu unterschiedlichen Gelegenheiten. Und das wirkt sich eben auch darauf aus, wie viel Zeit und Mühsal in die einzelnen Beiträge fließt.

Über welche Themen schreibst Du generell?

Das ist ganz unterschiedlich: Mal veröffentliche ich hier politische Meinungen, mal etwas persönlichere Gedanken. Mal gebe ich ein kleines Update zu diesem Blog, mal beschäftige ich mich mit Netzthemen oder freier Software. Auf diesem Blog landen ganz unterschiedliche Texte, zu ganz unterschiedlichen Themen. Und mich begeistert immer noch, dass ich mich hier ausprobieren kann, vor mich hin schreiben kann. Wenn jemand meine Texte ließt, freut mich das umso mehr. Wenn sich keine Leser:innen finden, habe ich sie wohl trotzdem nicht umsonst geschrieben.

Für wen schreibst Du?

Das ist eine gute Frage. Persönliche Texte schreibe ich meistens für mich selbst, für mich ist mein Blog hin und wieder das, was für andere vielleicht ein Tagebuch ist. Privat werde ich dabei eigentlich nie, aber durchaus mal persönlich. Und das hilft, über Themen zu reflektieren, die bewegen.

Wenn ich einen Text hier und gleichzeitig auch auf einer anderen Plattform veröffentliche – dann sieht das schon ganz anders aus. Ein Tutorial oder ein Review zu freier Software – das richtet sich natürlich auch an eine interessierte Leserschaft. Auf anderen Plattformen bekommt so ein Text dann wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit als hier – trotzdem möchte ich hier auch sammeln, was mir wichtig ist.

Politische Texte wiederum veröffentliche ich auch, um mit anderen Menschen darüber ins Gespräch zu kommen. Über nichts lässt sich besser streiten als über Politik. Und bei keinem anderen Themenfeld ist das wichtiger. Über Kommentare freue ich mich daher riesig – bei der bescheidenen Leserzahl hier sind diese aber leider (noch) eine absolute Rarität.

Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?

Diese Frage lässt sich natürlich nicht einfach beantworten – vor allem, weil sie ja eine Selbsteinschätzung verlangt. Ein Beitrag ist mir selbst aber sehr wichtig: Mein FAQ zum Fediverse. Ich möchte den Text nicht zu hoch bewerten, aber ich glaube doch, dass der Beitrag einen gewissen Mehrwert bietet. Und dazu kommt noch, dass mir das Fediverse als Thema durchaus am Herzen liegt. Vermutlich ist das also mein Lieblingsbeitrag – ob er auch überzeugen kann, das müssen natürlich andere beurteilen.

Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?

Blogpausen habe ich schon öfter eingelegt. Wie es der Zufall will, ist auch dieser Blog erst vor kurzem aus einer ziemlich langen Pause wiedererwacht. Natürlich habe ich in der Zwischenzeit auch Texte geschrieben. Auf diesem Blog sind sie aber oftmals nicht erschienen. Hin und wieder lässt es meine Zeit im Alltag nicht so sehr zu, viele Texte zu schreiben. Missen möchte ich das Bloggen aber nicht. Und vielleicht hilft mir dieser Beitrag auch, wieder ein bisschen Routine zu finden, hier zu veröffentlichen. Immerhin denke ich mit diesem Beitrag ja auch ein bisschen über diesen Blog an sich nach – klar, das ist ziemlich Meta, aber vielleicht auch ein bisschen interessant.

Blogs ganz aufgegeben habe ich, wenn ich eine Plattform gewechselt habe. So ist es zum Beispiel sehr unwahrscheinlich, dass ich auf der Vorgänger-Seite der „Kaffeediffusion“ noch etwas veröffentliche: Die writefreely-Version dieses Blogs ist ein Archiv. Die Texte, die ich seinerzeit dort veröffentlicht habe – die lassen sich mitterweile auch über diese Webseite hier abrufen. Ein anderes Projekt, „Politische Perspektiven“, ruht aktuell.

Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?

Probiert euch aus, und lasst euch nicht entmutigen. Blogging bedeutet mehr, als Aufrufe zu sammeln. Blogging bedeutet mehr, als Werbeeinnahmen zu generieren. Blogging ist auch eine der schönsten Formen, am Internet teilzuhaben – zumindest für mich. Wichtig ist hierbei auch, sich den eigenen Anspruch bewusst zu machen. Möchte man einen Blog starten, kann es vermutlich auch nicht schaden, im Voraus über die #Blogfragen nachzudenken.

Neben der inhaltlichen Seite lohnt es auch, ein bisschen über die Technik hinter Blogs nachzudenken: Möchte ich eine große Blogging-Plattform nutzen? Wie möchte ich meine Texte schreiben? Wie versiert bin ich, wenn es um technische Fragen geht? Für mich lag die Antwort auf solche Fragen auch im Ausprobieren.

Und davon, dass Blogs heute vielleicht nicht mehr so viel öffentliche Aufmerksamkeit genießen, wie vor zwölf Jahren – davon sollte man sich nicht abschrecken lassen.

Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?

Ich bin zu neugierig, als dass ich mich heute auf ein Blogdesign für die nächsten fünf Jahre festlegen könnte. WordPress bietet so viele Möglichkeiten, den eigenen Blog zu gestalten – die möchte ich auch entdecken. Bei neuen Features ist das ähnlich, auch wenn ich hierbei immer sehr auf einen hohen Datenschutz achte.

In Zukunft möchte ich meinen Blog noch etwas professioneller führen: Ich möchte mich mehr auf Inhalte konzentrieren, an denen auch andere Menschen interessiert sein könnten. Ich möchte einen guten Ausgleich finden, zwischen Reflexionen, die mich selbst weiterbringen und Artikeln, die ich vor allem für eine breitere Leserschaft schreibe. Denn gelesen zu werden – das motiviert, das bringt auch dem Autor der Texte etwas: Ich würde mich freuen, über diesen Blog mehr mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Und auch in der Blogosphäre würde ich mich gern ein bisschen mehr einbringen. Vielleicht kann dieser Beitrag ein erster Schritt dahin sein. 😀

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Sonstiges

Statify

Vor langer, langer Zeit, da habe ich die Besuche auf diesem Blog gezählt. Damals habe ich dazu Matomo eingesetzt, ein WordPress-Plugin. Leider hat Matomo sehr viele Ressourcen verbraucht, so viele sogar, dass dieser Blog zeitweise nicht erreichbar war. Deshalb habe ich Matomo recht schnell wieder deaktiviert und bis jetzt auf ein Statistik-Tool für diesen Blog verzichtet.

Ich muss aber ehrlich zugeben: Ich bin zu neugierig, um das weiter durchzuhalten. Klar, Besuche zu zählen – das lohnt sich nur, wenn auf diesem Blog auch neue Beiträge erscheinen. Aber zu wissen, dass die eigenen Texte auch gelesen werden: Das ist auch eine Motivation, überhaupt neue Beiträge zu schreiben.

Deshalb habe ich ein neues Plugin installiert: Statify. Nach Angaben der Entwickler:innen zählt ihr Plugin Aufrufe – also keine Besucher. Statify soll daher DSGVO-konform und besonders Datenschutz-freundlich sein. Personenbezogene Daten, IP-Adressen zum Beispiel, werden laut Entwickler-Angaben nicht gespeichert. Ich finde: So eine Art Zählpixel – das kann ein guter Kompromiss sein zwischen meiner Neugier und dem notwendigen Datenschutz.

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Politik

Taktisch wählen?

Das ist ein Meinungsbeitrag.

Die Bundestagswahl steht vor der Tür, ich bin wahlberechtigt im ostsächsischen Bundestagswahlkreis Görlitz. Hier tritt AfD-Chef Tino Chrupalla an – in einer Hochburg seiner Partei. Eine Prognose der Webseite Zweitstimme.org schreibt dem radikal-populistischen AfD-Politiker derzeit ein mögliches Erststimmen-Ergebnis von 41 bis 59 Prozent zu.

Hand voting clipart, election vintage“/ CC0 1.0

Für mich ist es bedrückend, dass möglicherweise jede:r zweite in meinem Wahlkreis für den Chef einer derart radikalen Partei stimmen könnte. Ja, auch bei vergangenen Wahlen waren die Ergebnisse für die AfD in Ostsachsen ebenfalls dramatisch hoch. Mittlerweile hat sich die Lage aber derart verschärft, dass der alte Leitspruch „auch in Sachsen sind die Demokrat:innen in der Mehrheit“ langsam ins Wanken gerät.

Déjà-vu

Während in anderen Wahlkreisen über die Sache gestritten werden kann, fragt man sich als demokratischer Wähler im Osten Sachsens oft viel mehr: Wie lässt sich der AfD-Kandidat noch verhindern? Anders ausgedrückt: Muss ich taktisch wählen? Schon bei den Landtagswahlen 2024 stand das für mich auf der Tagesordnung. Auch in dem kleineren Landtagswahlkreis Görlitz 3 lief es damals auf ein Duell zwischen CDU und AfD hinaus.

Besonders kapp war das Rennen zur Landtagswahl allerdings auch nicht: Mit 46 Prozent der Erststimmen landete der AfD-Kandidat Roman Golombek noch immer annähernd sieben Prozentpunkte vor dem Kandidaten der CDU. CDU-Mann Conrad Clemens ist heute sächsischer Kultusminister – wenn auch ohne Direktmandat. Im Wahlkampf war der CDU-Kandidat meiner Wahrnehmung nach wesentlich präsenter als sein Kontrahent von der AfD. Dennoch war der Rückhalt für die Rechtsaußen-Partei stärker.

Die Landtagswahl wurde für mich zu einer Lose-lose-Situation: Meine Stimme für den CDU-Kandidaten konnte das Direktmandat des AfD-Manns nicht verhindern. Und auch die CDU ist mit ihren Einstellungen sehr weit von meinen persönlichen Ansichten entfernt. Eine Partei die mir näher steht, hat das bei der Landtagswahl also nur über die Zweitstimme erfahren.

Schmerzgrenze

Wo bei der Landtagswahl noch eine Funke Hoffnung schien, mache ich mir für die Bundestagswahl keine Illusionen: Chrupalla wird den Bundestagswahlkreis Görlitz gewinnen. Und selbst wenn sich alle demokratischen Kräfte gegen ihn auf eine Kandidatur geeinigt hätten – der Kampf um das Direktmandat wäre wohl gleich ausgegangen.

Chancen hin oder her – dazu kommt noch: Auch die CDU macht taktisches Wählen derzeit wirklich nicht einfacher. Noch immer liegt die Union als zweitstärkste Kraft hinter der AfD. Doch spätestens mit den Abstimmungen über den Fünf-Punkte-Plan und über das „Zustrombegrenzungsgesetz“ der Union kann ich meine Stimme an die CDU vor mir selbst schwerlich rechtfertigen: Warum sollte ich für die CDU stimmen, um die AfD zu verhindern – nur damit die Union im Bundestag gemeinsam mit Rechtsradikalen abstimmt?

Taktisch zu wählen, birgt nur begrenzte Möglichkeiten gegen rechts. Und eine Schmerzgrenze besteht für mich dabei auch. Zur anstehenden Bundestagswahl scheint diese für mich erreicht.